Bait, AUS 2012 • 89 Min • Regie: Kimble Rendall • Mit: Xavier Samuel, Sharni Vinson, Phoebe Tonkin, Julian McMahon, Alex Russell, Dan Wyllie, Adrian Pang • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universum Film • Heimkino-Start: 19.07.2013 • Offizielle Facebook-Seite
Handlung
Eine Kleinstadt an der australischen Küste wird von einem verheerenden Tsunami überrollt. Während die gesamte Stadt in Trümmern liegt, sind zwei kleine Gruppen Überlebender in einem überfluteten unterirdischen Einkaufsmarkt eingeschlossen – eine in der Tiefgarage und eine weitere im Supermarkt selbst. Unter ihnen befinden sich zwei Kriminelle (Dan Wyllie und Julian McMahon), die just dabei waren, den Supermarkt zu überfallen, als dieser vom Tsunami verschlungen wurde. Doch die beiden sind nicht die größte Gefahr, die unter den Überlebenden weilt. Der Tsunami hat nämlich noch zwei ungebetene Gäste mit angespült – zwei hungrige, dreieinhalb Meter lange Weiße Haie und mit diesen ist bekanntlich nicht zu spaßen. Da der Wasserpegel langsam aber sicher steigt und die Haie somit der Beute immer näher kommen, müssen sich die Überlebenden einen Weg einfallen lassen, um der brenzligen Situation zu entkommen. Als möglicher Retter in Not könnte sich dabei Josh (Xavier Samuel) entpuppen, ein ehemaliger Rettungsschwimmer, der aber noch von dem durch einen Hai verursachten Tod des Bruders seiner ehemaligen Verlobten (Sharni Vinson) traumatisiert ist. Auch sie ist unter den Überlebenden im Supermarkt. Josh muss sich seinen Ängsten und Schuldgefühlen stellen und so nicht nur die anderen retten, sondern vielleicht auch die alte Liebe wieder aufflammen lassen.
Kritik
Ich stehe offen zu der Tatsache, dass ich Tierhorrorfilme mag. Zu schade, allerdings, dass es heutzutage nur selten Vertreter dieser Filmgattung ins Kino schaffen und noch seltener sind diese Filme gut. Der beste Hai-Film (und Tierhorror-Streifen überhaupt) bleibt Der weiße Hai. An die Brillanz von Steven Spielbergs oscarnominiertem Blockbuster kam weder eins der drei immer schlechter werdenden Sequels heran noch die unzähligen Nachahmer, die in den Jahrzehnten darauf folgten. Das müssen sie auch nicht. Alexandre Aja hat 2010 mit Piranha 3D bewiesen, dass auch heute tolle Tierhorrorfilme entstehen können, die eben eine andere Richtung einschlagen als Spielbergs Meisterwerk der Spannung. Mit viel Blut, Gore, nackter Haut und Selbstironie gewürzt, kann sich Ajas Film neben den besten Vertretern des Subgenres „Tierhorror“ behaupten. Dass auch der neuste australische Ausflug in diese Filmgattung, Bait – Haie im Supermarkt, nicht versucht, Spielberg nachzuahmen, merkt man schon an dem deutschen Titel. Dieser legt allerdings nahe, dass es sich bei dem Film um eine Horrorkomödie handelt und auch das Konzept spricht dafür (ich meine es sind Haie im Supermarkt, verdammt noch mal!), doch Bait (der Originaltitel wird nämlich nur so kurz gehalten) ist einem Deep Blue Sea deutlich ähnlicher als einem Snakes on a Plane, einem Piranha 3D oder gar einem Sharknado (wer beim letzteren nicht weiß, wovon ich rede, bitte unbedingt recherchieren!). Trotz der absurden Ausgangslage geht der Film mit der Situation größtenteils ernsthaft um und zu meiner großen Überraschung gelingt ihm das sogar zum Teil ganz gut. Weit von den Perlen des Genres entfernt, schafft der Regisseur Kimble Rendall (dessen letzte Regiearbeit, der Horrorslasher Cut, bereits 13 Jahre zurückliegt) es tatsächlich, in diversen Momenten glaubwürdige Spannung aufzubauen, obwohl (und nicht weil!) hier Haie durch die Tiefgarage bzw. zwischen den Müsliregalen schwimmen. Es gehört eine gute Portion Naivität oder Mut dazu, ein solches Konzept zu nehmen und mit ernster Miene durchzuziehen. Ich setze auf eine Mischung aus beiden.
Dafür dass hier nicht alles bitterernst bleibt, sorgt das in ihrem Auto gefangene Pärchen (Lincoln Lewis und Cariba Heine), welches sich wegen Gucci-Imitate und nerviger Hunde streitet, während der Hai seine Kreise um das Auto zieht. In diesen Momenten beschleicht den Zuschauer dann doch leider das Gefühl, dass die Macher sich nicht ganz festlegen wollten, ob der Film die offensichtlich komödiantischen Aspekte seiner Ausgangslage ausspielen soll oder ernst bleiben soll. Das Ergebnis liegt irgendwo in der Mitte und bleibt deshalb auch weniger befriedigend als wenn man sich eindeutig für eine Herangehensweise entschieden hätte. Zu weiteren Mängeln gehören die teilweise doch sichtlich mittelmäßigen CGI-Effekte von Haien und dem Tsunami sowie die kläglichen Versuche, einigen Charakteren Tiefe zu verleihen. Der Twilight-Star Xavier Samuel hat mit dem seinem Charakter aufgezwungenen persönlichen Trauma zu kämpfen, vermag es aber angesichts seiner Ausdruckslosigkeit nicht wirklich vermitteln. Sharni Vinsons Charakter wird mit einer Nahaufnahme von ihrem Hintern im Bikini eingeführt, was so ungefähr alles über die Funktion ihrer Figur im Film aussagt (zugegeben, sie macht schon eine gute Figur!). Dan Wyllie übertreibt es als einer der Kriminellen, hat aber immerhin viel Spaß an dem Part und fühlt sich eindeutig nicht als Teil eines ernsthaften Films, während sein krimineller und trotzdem viel netterer Partner Julian „Nip/Tuck“ McMahon vor allem gelangweilt wirkt.
Doch zum Glück schaut sich niemand diesen Film an in Hoffnung auf interessante Charaktere, sondern vor allem wegen der Hai-Action und diese überzeugt (trotz der oben erwähnten holprigen Computereffekte) durchweg und geizt auch nicht mit einigen gelungenen blutigen Schockmomenten (wobei er in dieser Hinsicht Ajas Piranha 3D bei weitem nicht das Wasser reichen kann). So unterhält Bait die Zuschauer und Fans des Tierhorrors deutlich mehr als der vor zwei Jahren erschienene und schrecklich dröge Shark Night 3D. Erfreulich war auch zu sehen, dass die Macher sich nicht dazu verleiten ließen, unglaubwürdig riesige Haie auf die Charaktere loszulassen, sondern dass deren Größe im Film durchaus realistisch erscheint. Womit der Film höchstwahrscheinlich noch gut punkten kann, sind die 3D-Effekte. Leider bekam ich nur die 2D-Fassung zu sehen, doch in dieser war eindeutig zu sehen, dass Bait ganz klar auf 3D ausgelegt ist. Von Haien über Fische, Seeschlangen, Meereskrabben und Vögel bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen fliegt und schwimmt hier alles auf den Zuschauer zu. Da der Film auch in 3D gedreht und nicht erst nachträglich konvertiert wurde, lohnt sich wahrscheinlich für die Fans durchaus der Griff zur 3D-Fassung, welcher mich vielleicht dazu verleitet hätte, noch ein halbes Pünktchen draufzusetzen. Doch auch so ist Bait trotz seiner zahlreichen Makel gut genug für einen unterhaltsamen Filmabend unter Genrefans.
Fazit
Bait – Haie im Supermarkt kann sich nicht ganz entscheiden, ob er ein ernsthafter Horrorthriller oder eine (dem deutschen Titel angemessenere) Komödie sein möchte, aber er bietet während seiner gesamten Laufzeit genug Spannungsmomente, blutige Schockeffekte und kurzweilige Unterhaltung, um den Genrefan stets bei Laune zu halten.
DVD-Extras
Hier kann die DVD (bzw. auch die 3D Blu-Ray, da die Ausstattung identisch ist) wirklich punkten. Anstelle von einem zehnminütigen Making Of, bei welchem alle Beteiligten sich gegenseitig lobpreisen und letztlich wenig über die Hintergründe verraten, erhält der Zuschauer hier einen fast 45 Minuten langen, ausführlichen Blick hinter die Kulissen, der die Entstehung des Films in Detail beleuchtet, aber auch nicht mit humoristischen Momenten geizt (so „verhandelt“ einer der Darsteller mit dem Produzenten, ob sein Charakter nicht doch am Leben bleiben kann). Sehr genau wird auf den Aufbau des gefluteten Supermarkts sowie die Konstruktion der Filmhaie eingegangen (ursprünglich hätten es Tigerhaie sein sollen statt die üblichen Großen Weißen). Außerdem wird über die Tücken und die Freuden des 3D-Drehens erzählt, was mich noch mehr wünschen ließ, ich hätte den Film in der dritten Dimension gesehen.
Die elf Interviews mit den Darstellern und dem Produktionsteam, die in ihrer Gesamtlänge sogar das Making Of übertreffen, sind hingegen zu vernachlässigen, weil deren Informationsgehalt nicht über den der Making Ofs hinausgeht und sich auf die üblichen Wegwerf-Kommentare beschränkt. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn das Making Of lässt eigentlich kaum Wünsche offen.
Information zur Veröffentlichung
Die deutsche DVD, 3D BluRay (samt 2D-Version) von Universum Film sind ab dem 19.07.2013 im Handel erhältich. Zudem ist der Film als Video-on-Demand verfügbar.
Neben dem ungekürzten Film in der deutschen und englischen Sprachfassung liegen bei den Veröffentlichungen folgende Extras vor:
• Making Of (44 Min)
• Interview mit Cast & Crew (56 Min)
• Deutscher Trailer
(© Universum Film)