Bastians Jahresrückblick und Top 10 von 2012

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Liebe FILMFUTTER-Leser,

ein frohes 2013 wünsche ich euch allen!

 

Kurz und streng persönlich kommen hier zum Auftakt des neuen Jahres die zehn besten Filme, die ich 2012 auf der großen Leinwand erleben durfte.

Als kleine Einstimmung aber vorher noch einmal schnell meine Top 5 von 2011:

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5. Dame, König, As, Spion (Regie: Tomas Alfredson)

4. Shame (Regie: Steve McQueen)

3. Hugo Cabret (Regie: Martin Scorsese)

2. The Guard – Ein Ire sieht schwarz (Regie: John Michael McDonagh)

1. Drive (Regie: Nicolas Winding Refn)

 

Und jetzt geht’s los – wieder von unten nach oben:


10. Django Unchained (Regie: Quentin Tarantino)

Die Kunst des Zitierens hat Q&T noch immer nicht verloren – doch das ist nicht alles, was seinen Frontalangriff auf den Italowestern so unwiderstehlich macht: Im Mittelpunkt stehen natürlich wieder die Schauspieler, die der Kultregisseur mit seinen knackigen Dialogen erneut zum Äußersten treibt. Christoph Waltz ist herausragend wie eh und je, Foxx findet zu alter Stärke zurück und Leonardo diCaprio glänzt in seiner ungewöhnlichen Rolle als fieser Sklaventreiber. Für Anhänger der früheren Genrewerke gibt es einen markanten Gastauftritt von Original-"Django" Franco Nero und Klänge von u.a. Riz Ortolani und Ennio Morricone. Was aber noch viel wichtiger ist: Im Gegensatz zum streckenweise arg zähen Inglourious Basterds macht dieser "Tarantino" einfach wieder verdammt viel Spaß!

Djangohitlist


9. Lincoln (Regie: Steven Spielberg)

In Steven Spielbergs Historiendrama wird der größte Kampf nicht mit Gewehren auf dem Schlachtfeld ausgetragen, sondern findet in den Hinterzimmern des Weißen Hauses statt, in welchen der 16. Präsident der Vereinigten Staaten mit vollem Einsatz gegen die Sklaverei antritt. Der zweifache Oscar-Preisträger Daniel Day-Lewis geht in der Titelrolle völlig auf, während das insgesamt starke Ensemble aus u.a. Sally Field, David Strathairn, Joseph Gordon-Levitt und Tommy Lee Jones dem Werk den letzten Schliff verpasst. Nein, hier zählt nicht das Spektakel, sondern das Thema – ein packend erzählter und wichtiger Blick zurück in die Geschichte.

Lincolnhitlist


8. Looper (Regie: Rian Johnson)

Zeitreisen sind in der Realität nicht möglich. Das gibt Autor/Regisseur Rian Johnson die Möglichkeit, seiner Fantasie bei diesem cleveren Science Fiction-Thriller völlig hemmungslos freien Lauf zu lassen. Versatzstücke aus Klassikern wie "Terminator" oder "Scanners" werden verwendet, aber hier auf äußerst spannende Weise wieder zusammengesetzt. Interessant ist vor allem Johnsons Vision einer postmodernen Zukunft, in der die technischen Errungenschaften oft nicht so wie ihre Besitzer wollen und in der Auftragskiller ihre Opfer bereits fertig verpackt vor die Mündung gesetzt bekommen. Außerdem erwähnenswert: Joseph Gordon-Levitt verkörpert gekonnt eine junge Ausgabe von Superstar Bruce Willis.

Looperhitlist


7. Frankenweenie (Regie: Tim Burton)

Ein Herz für Zombiehunde: Tim Burtons Stop Motion-Kinoadaption seines eigenen Kurzfilms von 1984 entpuppt sich als teils spaßiges, teils rührendes Abenteuer, das sich aber nicht unbedingt für die gesamte Familie eignet. Denn tatsächlich gibt es hier neben mannigfaltigen Genreanspielungen kleine – aber echte! – Horroreinlagen zu entdecken, die für die wirklich jungen Zuschauer bereits zu viel des Guten sein könnten. Das morbide Trickfest hat sich zumindest bei mir gegen harte Animationskonkurrenten wie Merida – Legende der Highlands und Ralph reicht’s durchgesetzt.

Frankenweeniehitlist


6. Liebe (Regie: Michael Haneke)

Das Alter wird die meisten von uns irgendwann einholen – diese Tatsache hält uns Michael Haneke in seinem neuen Werk schonungslos vor Augen. Als Ehepaar am Lebensabend liefern Jean-Louis Trintignant (82) und Emmanuelle Riva (85) phänomenale Leistungen ab. Es ist wahrlich keine leichte Kost, die uns hier serviert wird und Liebe ist vermutlich alles andere als der perfekte Datefilm für Teenager. Er erinnert uns daran, wie kostbar doch die vergängliche Jugend ist, und tröstet uns mit einem Porträt von zwei alten Menschen, die ihren Weg bedingungslos gemeinsam bis zum bitteren Ende gehen.

Amourhitlist


5. The Master (Regie: Paul Thomas Anderson)

Kunst liegt immer auch im Auge des Betrachters: Hat ein Künstler sein Werk vollendet, liegt es weiterhin an uns, ob er mit diesem einen Effekt erzielt hat. Berührt es uns, verstört oder erfreut es vielleicht? Hinterlässt es überhaupt einen bleibenden Eindruck? An Paul Thomas Andersons aktueller Arbeit nach dessen Meisterwerk There Will Be Blood scheiden sich die Geister – ein weiterer Geniestreich oder ein Haufen von "prätentiösem Mist"? Wie immer gibt es auf diese Frage keine objektive Antwort. Es geht um zwei Menschen auf der Suche nach Wahrheit – ein Motiv, das einem aus dem eigenen Leben möglicherweise bekannt vorkommt. The Master bietet uns letztlich nur einen dunklen Pfad an, an dessen Ende kein funkelnder Goldschatz wartet. Ich zumindest bin diesem mit Faszination und Interesse gefolgt. In den Hauptrollen brillieren Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman.

Masterhitlist

https://youtu.be/ssue5_BfI2E


4. Argo (Regie: Ben Affleck)

Als Schauspieler einst mild belächelt, hat sich Ben Affleck spätestens mit seinen gefeierten Regiearbeiten Gone Baby Gone und The Town – Stadt ohne Gnade hohes Ansehen auch bei engstirnigen Kritikern verdient. Sein neuer Film präsentiert den Oscar-Preisträger erneut vor und hinter der Kamera. Es ist die wahre Geschichte einer unglaublichen Rettungsaktion: Sechs Menschen gelingt mit Hilfe des CIA, der kanadischen Regierung sowie Hollywoods Einfallsreichtum die Flucht aus dem chaotischen Teheran während der Iranischen Revolution. Affleck jongliert mit Spannung und Humor und bringt beides meisterhaft in Einklang – Argo ist ein erfrischend klassischer Politthriller und sein Schöpfer darf sich nun mit Nachdruck zu den wirklich Großen im Geschäft zählen.

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3. Life Of Pi – Schiffbruch mit Tiger (Regie: Ang Lee)

Es soll eine Geschichte sein, die einen an die Existenz Gottes glauben lässt: In Ang Lees Romanadaption erzählt der Inder Pi diese einem erstaunten Zuhörer. Nur soll sie sich am Ende wirklich als wahr herausstellen? Im Kern geht es vielleicht um das, was wir Menschen selbst aus unseren Erfahrungen machen – wie wir Geschichten erschaffen, durch die wir unsere Seele retten. Es ist auch ein fantastisches Abenteuer, ja, aber selbst in der atemberaubenden 3D-Gestaltung steckt mehr als bloße Trickserei um ihrer selbst willen. Wir bekommen ein Gefühl für den Raum, in dem sich das mitreißende wie wundersame Drama zuträgt – auf einer Ebene zwischen einer schwarzen, undurchdringlichen Tiefe und der Unfassbarkeit des Himmels.

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2. Zero Dark Thirty (Regie: Kathryn Bigelow)

Am 2. Mai 2011 hat die erbitterte Jagd auf den al-Qaida-Führer Osama bin Laden ein spektakuläres Ende gefunden. Die Tötung des Terroristen ist ein Thema in Kathryn Bigelows brisantem Thriller – noch mehr allerdings, wie es letztlich dazu kam: Eine Dekade der qualvollen Suche umspannt Zero Dark Thirty, der vor unseren Augen langsam ein Puzzle an Informationen zusammensetzt. Keine leichtsinnigen Abschusskommandos, sondern brutale Verhöre und strategisches Vorgehen führten zum Erfolg. Das hier ist ein kühler und weitgehend nüchterner Film, der uns als einzige Identifikationsfigur eine Ermittlerin vorstellt, die wir selten außerhalb ihrer Arbeit erleben. Er funktioniert dennoch hervorragend, eben weil er uns Facetten offenbart, die man so wohl noch nicht gesehen hat. Einen Blick in die Maschine. Man verliert sich wie die junge Maya in dieser erbarmungslosen und nervenzerfetzenden Menschenjagd.

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1. Beasts Of The Southern Wild (Regie: Benh Zeitlin)

Mit einem bescheidenen Budget von etwa 1,8 Millionen US-Dollar, einer 16mm-Kamera und Laiendarstellern gelingt dem Newcomer Benh Zeitlin ein kleines Wunderwerk: Sein Beasts Of The Southern Wild strotzt vor Energie und Einfallsreichtum, entführt einen in seine eigentümliche Welt und nimmt einen mit auf eine abenteuerliche Reise. Im Zentrum steht die Sechsjährige Hushpuppy, die nach der Erkrankung ihres Vaters und der Überflutung ihrer Heimat furchterregenden Monstern in die Augen blicken muss. Wer nun ein Fantasyepos oder einen Horrorschocker erwartet, liegt damit falsch: Dieser Film handelt davon, seinen Ängsten zu widerstehen und Verantwortung zu übernehmen. Wie Zeitlin hier seine Botschaft vermittelt, ist schlicht wunderschön und inspirierend. Auf seine Folgearbeit darf man bereits gespannt sein. Eine absolute Entdeckung ist übrigens die junge Hauptdarstellerin Quvenzhané Wallis.

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Das ist sie also – die Spitze meines Kinojahres 2012. Obwohl auch Actionkost der Marke The Dark Knight Rises oder Skyfall durchaus ihren Reiz besaß, habe ich mich nun abschließend für diese zehn Titel entschieden. Warum? Ganz einfach: Weil mich diese Filme aus völlig unterschiedlichen Gründen am nachhaltigsten begeistert haben. Da es mir terminlich leider nicht möglich gewesen ist, ein Screening zu Jacques Audiards Der Geschmack von Rost und Knochen zu besuchen, muss dieser aus der Bestandsaufnahme herausfallen. Knapp an der Top 10 vorbeigeschrammt sind übrigens Pixars wunderbares Animationsmärchen Merida – Legende der Highlands und Ken Loachs eigenwillige Mischung aus Sozialdrama und Komödie, Angels' Share – Ein Schluck für die Engel.

Wie jedes Jahr waren in dem bunten Kinoobstsalat auch faule Äpfel ausfindig zu machen, von denen ich mir ebenfalls eine kleine Auswahl herausgepickt habe:

Julian Pölslers Adaption von Marlen Haushofers Die Wand: Es beginnt fast wie ein dümmlicher Teenieslasher aus den Achtzigern mit einer Gruppe deutlich älterer Figuren, die zu schlechter Popmusik hinaus zu einer abgelegenen Berghütte fährt. Der möglicherweise anwesende, Hockeymasken-tragende Unhold mit der Machete entgeht jedoch noch gerade dem Unheil einer unsichtbaren Wand, die die letztlich – abgesehen von diversen Tieren – vereinsamte Protagonistin in der malerischen Landschaft einschließt. Es sollte wohl ein packendes Charakterdrama werden, herausgekommen ist allerdings ein kruder Mysterythriller, der in etwa so wirkt, als habe sich Lars von Trier an "Heidi" versucht. Zum Teil Hörbuch mit Bildern, zum Teil Waldspaziergang mit Hund – jedoch gänzlich spannungsarm und ohne Sympathie für die von Martina Gedeck engagiert gespielte Hauptfigur. Besser direkt vergessen!

Krieg ist geil! – zumindest in Dan Bradleys peinlichem Remake des ’84er Actioners Red Dawn spricht nichts gegen einen zünftigen Kampf gegen die bösen Nordkoreaner, die mal eben am hellichten Tag die USA besetzt haben. Das Militär und die Erwachsenen sind offensichtlich machtlos und/oder blöd, also müssen Chris Hemsworth und der Nachwuchs ein wenig mit dicken Wummen herumspielen – und die Kids beweisen durchaus Talent für’s blutleere Töten. Wäre die Botschaft des Werkes nicht so überaus grenzwertig, könnte man fast schon laut über diesen ranzigen Filmkäse lachen. Wie gesagt: Fast.

Meta am laufenden Meter präsentiert uns Drew Goddards bereits kultisch verehrter The Cabin in the Woods. An dieser Stelle werde ich mir wohl einige Feinde machen – aber was soll’s. Wer sich über jedes noch so beliebige Genrezitat und ein Spektakelfinale aus CGI- und Kunstblut erfreuen kann, muss hier allerdings noch so einige Strecken an flachem Humor ertragen, um schließlich zu seinem "Glück" zu gelangen. Wenn der Autor und der Regisseur übrigens so vermeintlich clever die Horrorklischees zu enttarnen vermögen, warum legen sie uns nicht gleich einen wirklich neuartigen Schocker vor, der nicht bloß den Kollegen die lange Nase zeigt und sonst nicht viel zu sagen hat? Wes Craven konnte das beim ersten Scream deutlich besser – und der war obendrein noch spannend!

Eine Videospieldemo kann ganz schön langweilig sein – oder war das vielleicht gar keine?! Pete Travis' Dredd 3D wirkt wie ein brutales Playstationgame, zu dem vergessen wurde, den Anwesenden ein Joypad bereitzustellen. In den Zwischenszenen knurrt Karl Urban in der Rolle des Titelhelden, es gibt einige gekonnte 3D-Einlagen und der Soundtrack bringt die Boxen zum Beben. Ansonsten wird geballert, geballert und … geballert. Und das ist nicht cool, sondern auf die Dauer schlichtweg ermüdend.

2012 hat mit unterdurchschnittlichen bis schlechten Werken wahrlich nicht gegeizt, dennoch soll der Blick nun abschließend wieder hoffnungsvoll nach vorn gelenkt werden, mit einigen zukünftigen Titeln, auf die ich mich in diesem Jahr bereits freue: Wie zum Beispiel J.J. Abrams' Enterprise-Sequel Star Trek Into Darkness, Sam Raimis 3D-Abenteuer Die fantastische Welt von Oz, die beiden Ryan Gosling-Vehikel The Place Beyond The Pines und Only God Forgives, sowie Guillermo del Toros Regiecomeback Pacific Rim. Da könnte bereits guter Stoff darunter sein – aber warten wir es lieber erstmal ab.

Auf ein gutes Kinojahr 2013!

 

Und was sind nun eure persönlichen Favoriten und Gurken von 2012 gewesen? Teilt sie uns einfach per Kommentar mit!

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