Batman v Superman: Dawn of Justice, USA 2016 • 152 Min • Regie: Zack Snyder • Mit: Henry Cavill, Ben Affleck, Jesse Eisenberg, Amy Adams, Gal Gadot, Jeremy Irons, Diane Lane, Holly Hunter, Laurence Fishburne • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 24.03.2016 • Deutsche Website
Handlung
Nachdem die verheerende Schlacht zwischen Superman (Henry Cavill) und General Zod halb Metropolis in Schutt und Asche gelegt hat, ist das Stimmungsbild gegenüber dem Mann aus Stahl sehr zwiegespalten. Ist er wirklich ein Retter der Menschheit und ein strahlender Held oder stellt er für die Welt eine große Bedrohung dar? Der Milliardär und Selbstjustizfan Bruce Wayne (Ben Affleck), der seine Nächte damit verbringt, als Batman Verbrecher zu verprügeln und zu brandmarken, ist felsenfest vom Letzteren überzeugt. Schließlich hat er die Zerstörung und das Leid, die der Kampf in Metropolis hinterlassen hat, hautnah miterlebt. Seitdem hat er ein klares Ziel vor Augen: Superman ein für alle Mal Einhalt gebieten. Doch auch Superman kann sich nicht mit Batmans zunehmend brutalem Vorgehen anfreunden und nimmt als Clark Kennt seine Aktivitäten in Gotham sehr kritisch unter die Lupe. Währenddessen schmiedet der exzentrische Multimilliardär Lex Luthor (Jesse Eisenberg) seine eigenen perfiden Pläne und die Antipathien beider Superhelden kommen ihm da ganz gelegen. Eine Konfrontation scheint unvermeidbar, wenn die unterschiedlichen Ideologien aufeinander prallen. Wird die unbeirrbare Reporterin Lois Lane (Amy Adams) die Wahrheit hinter dem augenscheinlichen Komplott gegen Superman herausfinden und so das Schlimmste verhindern? Und welche Rolle spielt dabei eigentlich eine geheimnisvolle, wunderschöne Frau (Gal Gadot), die Bruce Wayne immer wieder über den Weg läuft?
Kritik
"Warum muss eigentlich so gut wie jeder Superheldenfilm mit einer ewig langen Schlacht enden?" Diese Frage stellte mir kürzlich meine Freundin, die meine Vorliebe für Comicadaptionen (sei es in Film oder in Serie ) trotz mehrerer Versuche meinerseits, sie ihr nahezubringen, nur bedingt teilt. Noch nie konnte ich ihren Kritikpunkt so sehr nachempfinden wie bei Zack Snyders Batman v Superman: Dawn of Justice. Tatsächlich scheint ein bombastischer Showdown bei den meisten modernen Comicverfilmungen eine Grundvoraussetzung zu sein, sogar bei Filmen wie Guardians of the Galaxy, die sich ansonsten durch ihre Andersartigkeit gegenüber vergleichbaren Filmen hervorgetan haben. Solche Schlachten sind auch keineswegs immer negativ zu werten. Sie sehen auf der Leinwand meist toll aus und erlauben es den Helden, ihre Fähigkeiten im vollen Umfang unter Beweis zu stellen. Letztlich kommt es auf die Inszenierung an. Die Schlacht um New York in Marvel’s The Avengers litt zwar an relativ schwachen Gegnern, doch sie war sehr knackig in Szene gesetzt und es war eine reine Freude, endlich die verschiedenen Superhelden Seite an Seite kämpfen zu sehen. Doch nach einem Dutzend solcher "Größer! Lauter! Explosiver!"-Showdowns reißen sie auch die Blockbuster-freudigen Kinogänger nicht mehr vom Hocker. Bereits bei Snyders Man of Steel war der in die Länge gezogene Showdown zwischen Superman und Michael Shannons General Zod auf Dauer eher ermüdend als überwältigend, denn das Begeisterungspotenzial von zwei unkaputtbaren Übermenschen, die sich von einem Wolkenkratzer zum nächsten prügeln, ist begrenzt. Das gilt in einem noch höheren Maß für den Endkampf gegen das kryptonische Ork-ähnliche Monster Doomsday, der mit voller Wucht alle Sinne angreift und abstumpft. "Wie soll ich das am besten beschreiben?" entgegnet Jeremy Irons’ Alfred auf Batmans Bitte um einen Lagebericht und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Dabei fängt alles noch gut an. Nachdem der Film zu Beginn im stylischen Zeitraffer à la Zack Snyder die mittlerweile sehr bekannten prägenden Erlebnisse aus Bruce Waynes Kindheit rekapituliert (der Mord an seinen Eltern, die Begegnung mit den Fledermäusen), bringt uns der Film an den Ground Zero in Metropolis während Supermans Kampf gegen Zod. Diesmal erleben wir die Ereignisse jedoch aus Bruce Waynes Sicht, der die Massenzerstörung machtlos mit ansehen muss. In dieser erfreulichen Wendung wird dem Kollateralschaden aus dem Vorgängerfilm Rechnung getragen und ein überzeugender Grundstein für Batmans Wut auf Superman gelegt. Das funktioniert auch dank Ben Afflecks intensiver Performance, der entgegen den frühen Zweifeln die ikonische Rolle sehr gut ausfüllt und auch körperlich eine wuchtige Präsenz ist, wie der Film in einer Trainingsmontage eindrucksvoll unter Beweis stellt (Stichworte: Hammer und Reifen). Seine Desillusion und die daraus resultierende Obsession mit Superman unterscheiden diese Darstellung Batmans von den vorherigen.
Auch ganz anders alle bisherigen Inkarnationen der Figur ist Jesse Eisenbergs Darstellung von Lex Luthor als exzentrischer, manischer Antagonist, bei dem es ständig unter der Oberfläche brodelt. Es ist eine Mischung aus Eisenbergs neurotischen Markenzeichen und unübersehbaren Anleihen von Heath Ledgers Joker, der offenbar für alle Ewigkeiten als Archetyp eines genialen Bösewichts stehen wird. Man stelle sich Eisenbergs Mark Zuckerberg mit einer zusätzlichen Spur an Verrücktheit als Comic-Bösewicht vor und voilà, hier ist der neue Lex Luthor. Wie keine andere Figur in dem Film wird Eisenbergs Luthor die Zuschauer spalten, denn er wandelt stets auf dem sehr schmalen Grat zwischen bedrohlich und unerträglich nervig. Der Schauspieler verdient jedoch Anerkennung dafür, die Figur in eine ganz neue Richtung zu bringen und alle Szenen mit ihm wirken belebend. Leider wird das Drehbuch seinen schauspielerischen Ambitionen kaum gerecht, denn Luthor ist hier weder ein komplett unberechenbarer Psychopath wie der Joker, bei dem sich die Frage nach seiner Motivation erübrigt, noch werden die Beweggründe für sein Handeln in jeglicher Weise erklärt. Er ist einfach nur altmodisch böse, machtgeil und schmiedet seine finsteren Pläne ohne ein erkennbares Ziel dahinter.
Hier werden schon die Schwächen des Drehbuchs deutlich, die sich über die zweieinhalbstündige Laufzeit des Films häufen. Zack Snyder und oscarprämierter Autor Chris Terrio (Argo) wollen zu viel, greifen nach den Sternen und schießen dabei leider über das Ziel hinaus. Der Film wäre schon mehr als gut genug ausgefüllt, wenn er sich nur auf die wachsende Antipathie seiner Titelhelden und Lex Luthors Machenschaften konzentriert hätte, doch er soll auch Gal Gadots Wonder Woman ins Geschehen einführen, das große DC-Comicfilmuniversum durch zahlreiche Verweise, Anspielungen, Easter Eggs und Cameos etablieren und den Zuschauern neben dem Kampf der beiden Superhelden auch den besagten großen Mega-Showdown liefern. Die Handlung schwankt zwischen Bruce Waynes Nachforschungen, Clark Kents Selbstzweifeln, Lois Lanes journalistischer Arbeit, Lex Luthors Größenwahn und den nett umgesetzten, aber dennoch aufgezwungen wirkenden Cameo-Auftritten anderer Superhelden und erst nach einer Stunde ergibt sich daraus ein halbwegs roter Faden, der jedoch durch einige fragwürdige Einschübe, wie Bruce Waynes unerklärbare prophetische Albträume (oder Visionen?) immer wieder unterbrochen wird. Dadurch werden zwar sehr viele Themen abgedeckt, doch es geht selten in die Tiefe, sodass viele Geschichten halbgar wirken und manche Charaktere nur zweidimensionale Schablonen bleiben, die den Zweck haben, die Handlung von einem bildgewaltigen Höhepunkt zum nächsten voranzutreiben.
Man muss dem Film zugute lassen, dass er im Gegensatz zum Vorgänger trotz seiner langen Laufzeit eigentlich nie zu lang wirkt. Im Gegenteil lässt die gefühlte Inkohärenz und Sprunghaftigkeit der Erzählung, die gerne auf einem halben Dutzend Hochzeiten tanzen möchte, darauf hoffen, dass die versprochene 30 Minuten längere Heimkinofassung einige Makel der Kinoversion ausbügeln wird. So hat Gal Gadot als Wonder Woman durchaus Potenzial, darf aber nur in wenigen beliebigen Szenen auftreten, nur um ohne jegliche Motivationsentwicklung am Ende an der Seite der großen Jungs mit Schwert und Korsett in die CGI-überflutete Schlacht zu ziehen. Immerhin macht der Auftritt Lust auf ihren eigenen Film, der nächsten Sommer in die Kinos kommt. Den anderen Damen ergeht es in dem Film leider nicht besser. Amy Adams, in Man of Steel noch als starke, emanzipierte Hauptfigur eins der Highlights des Films, ist hier sträflich unterfordert und darf hauptsächlich von einer Gefahrensituation in die nächste stolpern (manche auch sehr konstruiert), damit Superman heraneilen und sie retten darf. Diane Lanes Rolle ist kaum der Rede wert und obwohl Holly Hunter als Senatorin, die Superman zur Rechenschaft ziehen will, anfangs in ihren Szenen ebenfalls Potenzial zeigt, ist auch sie lediglich Mittel zum Zweck. Falls Ihr Euch wundert, warum die Rede noch gar nicht auf Henry Cavills Superman kam – es liegt daran, dass er zwar nicht wenig Screentime hat, neben den deutlich theatralischeren Performances von Affleck und Eisenberg mit seiner dem Charakter entsprechenden stoischen Darbietung im Hintergrund zu verschwinden droht.
Erfreulich wird es für DC-Fans sein, dass Zack Snyder sich in vielerlei Hinsicht – von kleinen Details bis zu den großen Momenten, die hier allesamt nicht verraten werden sollen, relativ eng an Comicvorlagen gehalten hat. Viele Leser werden sich darüber freuen, wie manche Seiten aus den Comics auf der Leinwand in starken Bildern zum Leben erweckt werden, auch wenn nicht alles, was in den Comics funktioniert, es im Film auch tut. Stilistisch lässt Batman v Superman keine Zweifel, dass hier Zack Snyders Vision (was auch immer man von ihr hält) ungehindert umgesetzt wurde, samt ungesättigter Farben und sehr sehr viel Zeitlupe. Der titelgebende Kampf zwischen den beiden Helden enttäuscht nicht und gehört zu den Höhepunkten des Films. Im Gegensatz zum Finale ist die Action zwischen Batman und Superman gut inszeniert. Der Film vermittelt auch allen Zweiflern gut nachvollziehbar, wie Batman als Mensch sich im Kampf gegen den allmächtigen Superman behaupten kann (Comicfans werden wohl kaum überrascht sein). Doch obwohl der Kampf halbwegs glaubwürdig vorbereitet und eingeleitet wird, sorgt dessen Ausgang für hochgezogene Augenbrauen.
Was all die Bilder und zum Teil gute Action aber nicht ersetzen können ist ein emotionaler Kern. Gerade wenn man wie Snyder auf triste Ernsthaftigkeit setzt, die sich mit jedem Holocaust-Drama messen könnte, und auf leichtfüßige Momente gänzlich verzichtet, ist es wichtig, dass der Film einem nicht nur Exposition, Action und Effekte um die Ohren schlägt, sondern auch die Figuren menschlich nahe bringt. Was Man of Steel noch mit der Beziehung von Clark zu seinen Eltern (und später zu Lois) gelang, daran scheitert Batman v Superman trotz eindeutiger Versuche. Was bleibt ist ein elaboriertes Feuerwerk, das laut und in schönen Funken explodiert, aber am Ende in Schall und Rauch aufgeht, ohne etwas zu hinterlassen. Wer jedoch schon am Krawall-Finale von Man of Steel großen Spaß hatte, wird von Batman v Superman vermutlich nicht enttäuscht sein.
Fazit
Zack Snyder hat aus den Fehlern von Man of Steel nicht gelernt. Batman v Superman will ganz großes, episches Kino mit symbolträchtigen Bildern sein. Das gelingt zwar zunächst über weitere Strecken, doch der Film wird im finalen Akt unter seinem eigenen visuellen Bombast und seinen übergroßen Ambitionen erdrückt. Ben Afflecks Einstand als Batman ist immerhin gut gelungen und Jesse Eisenbergs macht Lex Luthor zu einem sehr einprägsamen Bösewicht, auch wenn seine Herangehensweise die Fans spalten wird. Insgesamt ist Batman v Superman ein Film aus vielen guten Einzelelementen, die in der konfusen und überladenen Geschichte jedoch nie zu einem kohärenten Ganzen zusammenkommen und stattdessen wie ein holpriger Prolog zu Justice League wirken.
ich wusste es. an den übertrieben trailern sah man, dass das nix wird
Kurz gesagt: Kann man sehen, muss man nicht
[…] Arthur A. (Filmfutter) – 3/5 […]