Battle of the Year, USA 2013 • 110 Min • Regie: Benson Lee • Mit: Josh Holloway, Chris Brown, Josh Peck, Caity Lotz, Laz Alonso • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 28.11.2013 • Deutsche Website
Handlung
Der Battle of the Year steht wie jedes Jahr wieder vor der Tür und verlangt nach den besten Breakdance-Crews der Welt. Zu eben diesen besten Crews zählt das Team der USA schon lange nicht mehr – Seit nun schon 15 Jahren ist der Titel nicht mehr auf amerikanischem Boden heimisch gewesen. Medienmogul und Sponsor des Nationalteams Dante Graham möchte das ändern und klopft bei seinem Jugendfreund Jason Blake an die Tür. Dieser war einst ein grandioser Basketballcoach und hat nach Dantes Meinung das Zeug, jedes Team in jeder Sportart bis zum Sieg zu führen. Doch diese ruhmreichen Zeiten sind lange vorbei und Jason ist zu einem Schatten seiner selbst geworden. Nach einigem Rangen mit sich selbst nimmt er sich der Herausforderung jedoch an und begibt sich an die schwierige Aufgabe, eine komplett neue Crew aufzubauen, die beim Battle of the Year nicht nur bestehen, sondern auch gewinnen kann.
Kritik
Im Jahre 2007 hat Regisseur Benson Lee einen Dokumentationsfilm gedreht, der in Fan-Kreisen sehr beliebt ist. „Planet B-Boy“ beschäftigt sich, wie der Name schon vermuten lässt, mit dem Breakdancen und seiner Geschichte. Wer diesen Film gesehen hat, weiß, welchen Stellenwert B-Boying und Tanzen im Allgemeinen im Leben vieler Tänzer hat.
Sechs Jahre später versucht sich Lee nun an einer weiteren Aufarbeitung des Themas, diesmal jedoch in Form eines Spielfilms. Die Idee ist sicherlich nicht verkehrt, da es nicht viele Filme gibt, die sich ganz speziell mit Breakdance befassen. Auch das Ziel des Films ist gut gewählt, denn immerhin ist der Battle of the Year eine real existierende Veranstaltung, die sowas wie die Weltmeisterschaft im Breakdancen darstellt. Und doch, trotz eigentlich guten Voraussetzungen, schafft es der Film nicht, einen Funken überspringen zu lassen, geschweige denn ein Feuer der Begeisterung zu entfachen.
Das liegt zum einen an den Charakteren des Films. Dante Graham (Laz Alonso) war früher selbst einmal B-Boy und hat es sich als Sponsor des heutigen Nationalteams, den LA’s Finest, zur Aufgabe gemacht, Amerika wieder zu altem Ruhm zu verhelfen. Das ist an sich ja eine nette Einstellung, doch seine Motivation geht noch weiter. Denn seiner Meinung ist Breakdance in Amerika schlicht und ergreifend nicht mehr in Mode. Und wenn breakdancen schon nicht mehr hip ist, dann ist es um den Hip Hop nicht gerade besser bestellt. Immerhin ist die Charakterzeichnung des Protagonisten Jason Blake (Josh Holloway) ein wenig, wenn auch nicht viel, glücklicher gelungen. Nach einem Unfall hat er Frau und Kind verloren und hat sich dem Alkohol hingegeben. Als Dante dann vor seiner Tür steht und ihn als Coach für seine Dance-Crew gewinnen will, muss dieser erst mit sich ringen, bevor er in dem Job einen möglichen Ausweg aus seinem Trott zu sehen scheint. Im schauspielerischen Sektor trägt Holloway den Film, wenn auch nicht sonderlich gut. Er spielt Blake eher unmotiviert und wirkt daher auch nicht besonders motivierend. Immerhin kauft man ihm ab, dass er so rein gar nichts mit Breakdancen zu tun hat.
So macht sich Blake also daran, mit seinem Assistenten Franklyn (Josh Peck), der immerhin etwas Ahnung von der Materie hat, ein neues Team auf die Beine zu stellen, da die Tänzer von LA’s Finest schlicht und ergreifend nicht mehr steigerungsfähig sind. Bei einer Freestyle-Session werden neue Mitglieder zusammengecastet, die sich dann – ganz originell – in einer Besserungsanstalt zum trainieren einfindet. Während des Trainings sieht sich Blake anscheinend immer wieder den zu Beginn erwähnten „Planet B-Boy“ auf DVD an, um sich selbst in das Thema einzuarbeiten. Anscheinend wird man durch diese Doku also zum Experten auf dem Gebiet des Breakdancens. Nach und nach trennen also Blake und Franklyn (mit Ypsilon, wie mehrfach betont wird) die Spreu vom Weizen und haben, auch mit Hilfe der gutaussehenden Choreografin Stacy (Caity Lotz), tatsächlich eine brauchbare Truppe vor sich.
Die Tänzer sind Segen und Fluch zugleich. Man sieht sofort, dass es sich bei der Auswahl um echte Tänzer handelt, die das Breakdancen wahrlich beherrschen und teilweise auch eigene Stile entwickelt haben. Bei den Tanzszenen kann also die Kamera lange auf den einzelnen Personen bleiben, ohne mit hektischen Schnitten oder seltsamen Einstellungen Bodydoubles zu kaschieren. Allerdings ist der Großteil der Truppe einfach nicht besonders gut im darstellerischen Bereich, so dass Szenen, in denen die Jungs mehr sprechen als tanzen, eher steif wirken. Zu einer der Ausnahmen zählt erstaunlicherweise Chris Brown, der seinen „Rooster“ ziemlich natürlich spielt. Da seine Rolle jedoch überheblich und arrogant ist, ist das auch nicht weiter verwunderlich.
Das gleiche Problem mit Segen und Fluch hat auch das Finale des Films. Der Battle of the Year wird ausgiebig gezeigt und immer wieder mit kurzen Einblendungen verschiedenster Reportern unterlegt, um die Authentizität der Veranstaltung zu untermauern (Für deutsche Zuschauer sorgt dies garantiert für ein Schmunzeln mit ein paar kurzen Gastauftritten von Joko und Klaas). Die Inszenierung des Events ist wirklich gelungen und man spürt die Energie, die vom Publikum und den Tänzern ausgeht. Es macht Spaß, den Crews zuzusehen, besonders dem amerikanischem Dream Team. Die Choreografie ist originell, spiegelt den Werdegang des Breakens dar und endet in einer grandiosen Choreografie, die die Tänzer mit verbundenen Augen ausführen. Als es danach jedoch zu den Battles geht, sieht die Sache schon wieder anders aus, denn auch wenn die einzelnen Parts nett anzusehen sind, so will man doch nicht ganz warm damit werden. Das Problem daran ist das Breakdancen selbst, denn die Battle-Kultur ist etwas, das man nur sehr schwer zum Zuschauer transportieren kann.
Fazit
Am Schluss bleibt Battle of the Year ein Tanzfilm, der gute Tänzer und tolle Choreografien bietet, jedoch an eindimensionalen Charakteren und rückblickend relativ wenigen „langen“ Tanzszenen erkrankt. Der Motivationsgedanke des Machwerks von Benson Lee bleibt leider stark hinter den Erwartungen zurück. Fans des B-Boying werden aber bestimmt ihre Freude an dem Film haben.