Big Hero 6, USA 2014 • 102 Min • Regie: Don Hall, Chris Williams • Mit Originalstimmen von: Scott Adsit, Ryan Potter, Jamie Chung, T.J. Miller, Genesis Rodriguez, Damon Wayans Jr., Alan Tudyk • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 22.01.2015 • Deutsche Website
Handlung
Der technikbegeisterte Roboter-Liebhaber Hiro aus der futuristischen Stadt San Fransokyo muss sich nach einem schweren Verlust der wohl größten Aufgabe seines jungen Lebens stellen. Als sich eine mysteriöse Bedrohung in seiner Heimatstadt anbahnt, bilden Hiro und der liebevolle Knuff-Roboter Baymax mit ihren Freunden eine High-Tech-Superhelden-Gruppierung, um das Böse zu bekämpfen…
Kritik
Auch das Animations-Genre bleibt nicht unberührt von dem Superhelden-Hype und so schnappte sich niemand Geringeres als Disney die Rechte für die fast komplett unbekannte Comic-Reihe „Big Hero 6“. Fernab vom Marvel Cinematic Universe verschlägt es uns diesmal in die abgedrehte und knallige Mischung aus San Francisco und Tokyo („San Fransokyo“), die den außergewöhnlichen visuellen Spagat des Films – zwischen frischer Manga- und gewohnter Comic-Optik – noch einmal unterstreicht, und in der das junge Superhirn Hiro Hamada (im Original gesprochen von Ryan Potter) bei seiner Tante lebt. Dies tut er zusammen mit dem knuffigen, von seinem Bruder entwickelten Gesundheitsroboter Baymax (Scott Adsit, in deutscher Fassung Bastian Pastweka), der versucht, Hiro nach einem tragischen Ereignis wieder aufzumuntern und ihn mit seinen Freunden zusammenzuführen.
Dabei ist der Film zuweilen so traurig, dass es einem schwerfällt, in der Schnelligkeit des Films wieder aus diesem emotionalen Loch herauszukommen und Spaß an den Witzen zu haben. Das liegt weniger daran, dass es wirklich niederschmetternd ist, sondern weil man solch einen emotionalen Einschlag in einem Film wie diesem nicht unbedingt kommen sieht. Nicht mehr ganz so überraschend, aber trotzdem effektiv wirken die – im Gegensatz zum restlichen, leider sehr vorhersehbaren Film – Handlungen und Emotionen des kleinen Genies Hiro im weiteren Verlauf. Wirklich spaßig anzusehen ist die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Baymax entwickelt. Der große, knuddelige Sympathieträger sorgt dabei durchgehend für Unterhaltung, auch wenn sich der Film nicht einfach auf ihm ausruht. Neben ihm und Hiro sind auch die vier anderen Charaktere interessant gestaltet und sorgen durch ihre Unterschiedlichkeiten für die nötige Abwechslung.
Zusammen wollen die fünf Nerds und der Roboter nun gegen den unheimlichen Bösewicht vorgehen und stürzen sich so in ein zwischen Disney-typischer Lockerheit und an „The Avengers“ erinnernder Marvel-Ernsthaftigkeit sehr gekonnt ausbalanciertes Abenteuer. Hier funktioniert der Film wohl am besten. Das gute Zwischenspiel der Figuren lässt den zwar eher kindlichen aber zuckersüßen Humor durch gutes Timing nicht langweilig werden. Hiro sorgt durch das technische und ästhetische Aufbessern von Baymax für viel Spaß und das starke 3D, sowie die detailverliebte Ausgestaltung der fiktiven Stadt werden in ihrem Potential voll und ganz ausgenutzt. Die Begegnungen mit dem finsteren Bösewicht sind sehr actionreich und reißen den Zuschauer mit.
Während der Film bis etwas über die Hälfte hinaus aber noch genau weiß, wo seine Stärken liegen, und er diese gut in Szene setzt, hält er sich danach einige Male zu oft mit aufgezwungen ernsten Actionszenen und Superhelden-Quatsch auf, wodurch am Ende alles in einer (wer hätte es gedacht) großen Schlacht endet, die nur so vor Marvel-Einfluss trieft und mit einem viel zu kitschigem und vorhersehbaren „Hach ja“-Moment ausgeht. Den aufgebauten positiven Eindruck kann er aber zum Glück auch dadurch nicht vermiesen.
Fazit
„Baymax – Riesiges Robowabohu“ sticht mit Mut aus der Masse der Superhelden-Filme heraus, verliert sich zum Ende hin aber doch zu sehr in gerade diesem Einheitsbrei. Ansonsten kann er mit seiner Andersartigkeit in Bezug auf Disney und Marvel-Filme überzeugen. Animationsfans werden sich an der Detailsverliebtheit nicht sattsehen können, Kinder werden ein unglaublich spaßiges Abenteuer erleben und auch Erwachsene sowie Marvel-Verächter, kommen total auf ihre Kosten. Übrigens lohnt es sich mal wieder nach dem Hauptfilm sitzen zu bleiben, denn wie in jedem Marvel-Film gibt es auch hier wieder eine Post-Credit-Szene mit einem ganz besonderen Cameo.