Quelle: Insidekino
Der Negativtrend an den deutschen Kinokassen hielt nicht lange an, denn vier Neustarts mit insgesamt fast 1 Mio Besuchern sorgten für frischen Wind in der Top 10 und brachten deren Gesamtbesucherzahl auf 1,792,000 – 22% mehr als in der Vorwoche. Was noch beeindruckender ist, ist der Zuwachs von 2% gegenüber dem selben Wochenende von 2013 als Django Unchained mit knapp 750,000 Besuchern an der Spitze überraschte. Zwar gab es letztes Wochenende keinen Überflieger in dieser Größenordnung, doch es war wieder ein langer oscarnominierter FSK16-Film von einem umjubelten Regisseur, der über den Erwartungen anlief und die Zuschauer in Massen begeisterte. Es scheint als wäre das Erfolgsrezept für das dritte Wochenende eines neuen Jahres gefunden! Doch es waren die anderen drei Neustarts, dank denen sich die Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr verbesserten, allen voran die zwei deutschen Filme. Nach einem extrem erfolgreichen Jahr für den deutschen Film gelingt hier wieder ein vielversprechender Auftakt.
Martin Scorseses The Wolf of Wall Street belegte den Spitzenplatz mit fantastischen 520,000 Besuchern bis Sonntag. Ausgenommen der Sneaks und Previews, hat der Film am reinen Wochenende fast 512,000 Besucher für sich begeistert und das in nur 502 Kinos, womit ihm ein Schnitt von 1012 Zuschauern pro Kino gelungen ist. Das ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Film aufgrund seiner dreistündigen Laufzeit in vielen Kinos weniger Spielzeiten hatte als die Konkurrenz. Für Scorsese ist dieser Start ein persönlicher Rekord. Sein bisheriger Startrekord lag bei 340,000 Besuchern zum Start von Shutter Island. In weniger als vier Wochen wird The Wolf of Wall Street auch die Gesamtbesucherzahl von Shutter Island (1,5 Mio) übertreffen und damit zum besucherstärksten Scorsese-Film aller Zeiten in Deutschland werden. Eigentlich ist es schon traurig, dass trotz seiner langen Karriere und seiner vielen Filmklassiker, Scorsese noch keinen einzigen wirklich großen Hit in Deutschland hatte. The Wolf of Wall Street wird dies aber ändern und das ist nicht zuletzt Leonardo DiCaprios Zugkraft zu verdanken, die bereits Der große Gatsby letztes Jahr mehr als 1,3 Mio Zuschauer bescherte. The Wolf of Wall Street ist für Scorsese das, was Django Unchained letztes Jahr für Tarantino in Deutschland war – der große Mainstream-Durchbruch, ein wirklich großer Hit. In nur zwei Wochen wird The Wolf of Wall Street zum 12. Millionenhit für DiCaprio in Deutschland werden und wird den ganzen Februar lang vom Oscar-Hype profitieren. Auch wenn der Film weniger die Massen befriedigt als der actionreiche Django Unchained, sollten ihm mindestens 2 Mio Besucher sicher sein. Sollte er bei den Oscars tatsächlich gut abschneiden, wären sogar mehr als 2,5 Mio drin. Seit Django Unchained wird es auch der erste ab 16 Jahren freigegebene Film sein, der in Deutschland mehr als 2 Mio Besuchern in die Kinos locken wird.
Trotz dieser riesenhaften Konkurrenz, konnte sich Der Medicus ganz gut behaupten und fiel lediglich um 29% auf 272,000 Besucher und Platz 2 der Kinocharts. Insgesamt hat der Film nach vier Wochen 2,673,000 Zuschauer eingesammelt und wird in weniger als drei Wochen die Goldene Leinwand erhalten. Er wird auch dafür sorgen, dass die deutschen Filme von 2013 insgesamt mehr als 30 Mio Besucher für sich begeistert haben werden – zum ersten Mal seit 2008! Der Medicus spricht primär ein älteres Publikum an und wird daher noch eine lange Laufzeit genießen. Außerdem erwarte ich ein Wiedersehen mit dem Film in der Open-Air-Saison, die noch einige Tausende Zuschauer einbringen sollte. Insgesamt sollte Der Medicus bei etwa 3,5 Mio Besuchern landen.
Das Familien-Sequel Fünf Freunde 3 stieg auf Platz 3 in die Charts ein und legte mit 227,000 Zuschauern von 495 Kinos (ein Schnitt von 459 Besuchern pro Kino) den besten Start der Reihe hin. Das Startwochenende lag 48% vor dem ersten Film und 9% vor dem zweiten. Der Erfolg sollte einen vierten Film garantieren. Die ersten beiden Teile kamen auf jeweils mehr als 1 Mio Besucher und auch dem dritten dürfte das nicht schwer allen, insbesondere angesichts der kaum vorhandenen Konkurrenz für das Familienpublikum in den nächsten Wochen. Erst Tarzan sollte ab dem 20. Februar wirklich große Konkurrenz darstellen, doch bis dahin wird Fünf Freunde 3 das Familienpublikum größtenteils für sich abgreifen könnte. Offen bleibt noch, ob er die 1,1 Mio Besucher vom zweiten Film übertreffen kann.
Peter Thorwarths Krimikomödie Nicht mein Tag belegte zum Start Platz 4, fuhr aber ebenfalls ordentliche 185,000 Besucher von Donnerstag bis Sonntag ein. Samt Previews und Sneaks waren es sogar 202,000 bis Sonntag. Das ist bei weitem das beste Startergebnis für den Regisseur der Ruhrpott-Kulthits Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding und Was nicht passt, wird passend gemacht. Das liegt wohl an der Starbesetzung von Moritz Bleibtreu und Axel Stein sowie an der von Sony effektiver Marketingkampagne, an der man seit Monaten nicht vorbeikam. Zwar sollte auch Nicht mein Tag die Besuchermillion nicht erreichen, doch ich erwarte mindestens 750,000 Zuschauer, was ebenfalls sehr solide ist. Für Moritz Bleibtreu wird es höchstwahrscheinlich der erfolgreichste Film seit Soul Kitchen sein.
Fack Ju Göhte! rutschte in der 11. Woche auf Platz 5 der Charts ab, gab aber lediglich um 19% nach. Das ist insbesondere angesichts der direkten deutschen Comedy-Konkurrenz seitens Nicht mein Tag beeindruckend. Mit 161,000 Zuschauern gelang ihm das zehntbeste 11. Wochenendergebnis aller Zeiten und er erhöhte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 6,439,000 Besucher. Damit stieg er in die Top 10 der erfolgreichsten deutschen Filme seit 1968 auf und zog an Keinohrhasen vorbei. Bereits nach dem kommenden Wochenende könnte er auf Rang 6 stehen. Eine Gesamtbesucherzahl von mehr als 7 Mio ist ihm ebenso sicher wie der Spitzenplatz von 2013 an den deutschen Kinokassen. Der Film ist ein Phänomen und was den Überraschungsfaktor angeht kann unter deutschen Filmen der letzten 20 Jahre nur noch Der Schuh des Manitu mithalten. Mich würde es nicht überraschen, wenn Fack Ju Göhte! dank Open-Air-Vorstellungen im Sommer noch einmal kräftig zulegt und sich insgesamt mit mehr als 7,2 Mio Besuchern wiederfindet.
Der Hobbit – Smaugs Einöde musste dafür einen herben Rückgang von 43% einstecken und taumelte auf Rang 6 mit 138,000 Besuchern. Bis dato hat der Fantasy-Streifen ewa 5,72 Mio Zuschauer vorzuweisen und damit etwa 380,000 weniger als Der Hobbit – Eine unerwartete Reise im gleichen Zeitraum. Der Abstand wird sich immer weiter vergrößern, denn ich bezweifle, dass Smaugs Einöde auf mehr als 6,1 Mio Besucher kommen kann. Das sind gute Zahlen, aber gleichzeitig auch leicht enttäuschende.
Die Eiskönigin – Völlig unverfroren schrieb ebenfalls sechsstellige Zahlen und belegte mit 107,000 Besuchern (-32%) #7 der Charts. Der Film hat eine Gesamtbesucherzahl von mehr als 4,2 Mio erreicht und wird dank schwacher Konkurrenz auf mehr als 4,6 Mio kommen, bevor seine Zeit in den Kinos abläuft.
Das erstaunliche Leben des Walter Mitty fiel um drei Plätze auf Rang 8 und verlor dabei 48% seiner Zuschauer, sodass er nach 19 Tagen bei 610,000 Besuchern steht. Der Film hat ein deutlich schlechteres Durchhaltevermögen an den Tag gelegt, als ich angesichts der positiven Mundpropaganda erwartet hätte und wird maximal 800,000 Zuschauer erreichen.
Ein erfolgreicher Start gelang dem neunfach oscarnominierten Drama 12 Years a Slave auf Rang 9. Der Film holte in seine 91 Kinos fast 68,000 Besucher am Wochenende und schrieb damit einen Schnitt von 756 Zuschauern pro Kino. Samt Previews hat er bis Sonntag sogar 75,000 Zuschauer erreicht. Das ist ein deutlich besserer Start als der letztjährige Oscargewinner Argo an seinem ersten Wochenende hatte (34,000 Besucher ohne Previews). 12 Years a Slave belegte auf direkt Platz 1 der Arthouse-Cahrts und dürfte bis in den März hinein sehr erfolgreich laufen. Sollte er bei den Oscars so gut abschneiden, wie ich erwarte, so wird er mindestens eine halbe Million Besucher erreichen.
Paranormal Activity – Die Gezeichneten baute 49% ab und rundete mit 48,000 Zuschauern die Top 10 ab. Nach 18 Tagen kann der Ableger der Horror-Reihe 459,000 Besucher verzeichnen – mehr als die ersten beiden Paranormal-Activity-Filme insgesamt hatten. Bei etwa 550,000 Besuchern sollte aber Schluss sein. Für einen Horrorfilm ist es aber trotzdem ein tolles Ergebnis.
Der Arthouse-Sieger der Vorwoche, All Is Lost, fiel um 27% und verabschiedete sich aus der Top 10 mit weiteren 32,000 Besuchern. Insgesamt hat der Film bislang 116,000 Besucher für sich begeistern können und wird mindestens 250,000 insgesamt erreichen.
Michael Bully Hebrigs Buddy knackte nach vier Wochen die 700,000-Besuchermarke, wird aber schon sehr bald von der Bildfläche verschwinden und wahrscheinlich nicht einmal 800,000 Zuschauer erreichen. Nach seinem soliden Startwochenende ist das doch ziemlich enttäuschend.
Zwei vom alten Schlag brach in der zweiten Woche extrem stark ein und verlor 66%. Insgesamt kamen letztes Wochenende zusätzliche 24,000 Besucher hinzu, sodass er jetzt bei 118,000 Zuschauern steht und sogar von 200,000 weit entfernt landen wird. Ein weiterer Flop für Stallone in Deutschland…
Der dritte "Bester Film"-nominierte Neustart letztes Wochenende startete nicht annähernd so gut wie die beiden anderen. Nebraska landete mit 12,000 Besuchern (17,000 einschließlich Previews) auf Rang 17 und wird nicht einmal 100,000 Zuschauer knacken können…
Der türkische Erfolg Dügün Dernek setzt seinen Siegeszug in der Top 20 erfolgreich fort und ist mit 271,000 Besuchern bereits auf Platz 10 der erfolgreichsten türkischen Filme aller Zeiten in Deutschland aufgestiegen. Wenn es so weitergeht, sollte sogar 300,000 möglich sein.
Gravity erreichte derweil 1,3 Mio Besucher in Deutschland und sollte dank seinen zehn Oscarnominierungen noch eine Zeitlang in den Kinos laufen.
Blau ist eine warme Farbe knackte 100,000 Besucher und wird auf lange Sicht wohl auch mehr als 150,000 einsammeln.