Quelle: Insidekino
Die Kinobetreiber und die Verleiher gehören zu den wenigen in Deutschland, die sich über das wochenlange kalte Wetter freuen, denn dieses beschert ihnen dieses Jahr auch in Abwesenheit eines Megahits wie Ziemlich beste Freunde ein tolles Geschäft. Es war auch ein reges Treiben in den deutschen Kinos über das Osterwochenende. Auch wenn dieses Jahr nicht wie über Ostern 2012 ganze neun Filme mehr als 100,000 Besucher erreichten, kann man sich trotzdem nicht beklagen. Dank Feiertagen am Freitag und am Montag (was Sonntag mehr oder weniger zu einem "zweiten Samstag" werden ließ), konnten sich die älteren Filme extrem gut halten und einige wenige sogar zulegen. Die Top 10 steigerte sich um 32% gegenüber dem vorherigen Wochenende. Verglichen mit dem Vorjahr ging es leider um 8% runter. Es gab zum zweiten Mal dieses Jahr zwei Charts-Sieger. Die Croods behauptete sich nach Besuchern problemlos an der Spitze, doch dank Abendpreisen (und fehlenden Familien-Rabatten) gewann G.I. Joe – Die Abrechnung mit mehr als €400,000 Vorsprung nach Umsatz. Das letzte Mal trat die Situation ein, als Kokowääh 2 in der zweiten Woche nach Besuchern knapp vorne blieb, Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben aber nach Umsatz die Nase vorne hatte. Eine tolle Erfolgsmeldung gab es übrigens für den deutschen Film. Nach nur drei Monaten haben deutsche Filme (inkl. Koproduktionen) insgesamt 10 Mio Zuschauer erreicht – das ist bereits 60% von dem Gesamtergebnis der deutschen Filme 2012!
Die Croods erfreute sich erneut großer Beliebtheit und verteidigte seinen Spitzenplatz in den deutschen Charts am zweiten Wochenende. Dabei legte er sogar am regulären Wochenende um 4% gegenüber dem Startwochenende auf 370,000 Zuschauer zu. Es war wohl die Kombination von kinofreundlichem Wetter, positiver Mundpropaganda und den Osterferien, die dem Film zu einem so tollen Hold verhalf, denn sogar über Ostern ist ein Zuwachs an Zuschauern nicht die Norm. Vor drei Jahren fiel Drachenzähmen leicht gemacht am zweiten Wochenende (welches ebenfalls auf Ostern fiel) um 14%. Nach 11 Tagen in den Kinos, hat Die Croods bereits als 7. Film von 2013 die 1 Mio-Zusachauermarke erreicht. Letztes Jahr gab es zum gleichen Zeitpunkt lediglch drei Filme, denen dies gelungen war. Mit insgeamt 1,050,00 Besuchern im Gepäck, hat Die Croods schon Die Hüter des Lichts, den letzten DreamWorks Animation-Streifen, locker überholt und auch den Disney-Film Ralph reicht’s getoppt. Auich liegt Die Croods nach 11 Tagen mehr als 400,000 Besucher vor Drachenzähmen leicht gemacht im selben Zeitraum. Da Drachenzähmen insgesamt mehr als 1,6 Mio Besucher in die Kinos locken konnte, sollte Die Croods mit ziemlicher Sicherheit mehr als 2 Mio Besucher am Ende vorweisen können. Damit wäre Die Croods der erfolgreichste Original-Animationsfilm von DreamWorks seit Kung Fu Panda und der erfolgreichste Original-Animationsfilm (von allen Studios) seit Rapunzel – Neu verföhnt vor mehr als zwei Jahren. Sehr hilfreich wird der absolute Mangel an direkter Familienkonkurrenz in den kommenden Wochen sein. Momentan sieht es nach einem Endergebnis im Bereich von 2,2-2,5 Mio Besuchern aus. Da werden Ich – Einfach unverbesserlich 2 und Die Monster Universität ein ganzes Stück Arbeit vor sich haben, um diese Zahlen zu toppen.
Wie erwähnt, gewann nach Umsatz am Wochenende G.I. Joe – Die Abrechnung, der deutlich besser anlief als sein Vorgänger vor vier Jahren. Das Actionsequel hat bis Sonntag knapp 344,000 Zuschauer in die Kinos gelockt (einschließlich Previews) von 461 Kinos. Das ist nahezu das Doppelte von dem, was G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra zum Start hatte. Das Sequel hat jetzt schon 83% der Gesamtbesucherzahl von seinem Vorgänger erreicht. Dwayne "The Rock" Johnson aber vor allem auch Bruce Willis ziehen in Actionfilmen eben hervorragend in Deutschland und auf 3D fährt man hierzulande im Gegensatz zu vielen anderen Märktenn immer noch stark ab. Starkes Marketing und günstige Konkurrenzlage (erster großer Actionfilm seit vier Wochen) taten den Rest. G.I. Joe 2 ist zudem ein weiterer Erfolg für die FSK16-Filme. Große Ausdauer würde ich von dem Film nicht erwarten, dennoch besteht eine kleine Chance auf 1 Mio Besucher. Vor drei Jahren kam am Osterwochenende Kampf der Titanen in die Kinos und lief mit etwa 515,000 Besuchern zum Start an. Insgesamt wurden es etwa 1,35 Mio Zuschauer. Sollte G.I. Joe 2 diesem Beispiel kommen, wird er "nur" 900,000 Zuschauer erreichen. Allerdings hatte Kampf der Titanen mit schönem Wetter zu kämpfen und das ist jetzt erst einmal nicht in Aussicht.
Platz 3 ging an Voll abgezockt, den neuen Film des Regisseurs von Kill the Boss. Samt Sneaks und Previews hat die Komödie bis Sonntag 204,000 Besucher für sich begeistert. Dieser Start liegt etwa 63% über dem von Kill the Boss, welcher letztendlich bei insgesamt etwa 670,000 Besuchern landete. Voll abgezockt wird es mit relativer Sicherheit noch darüber hinaus schaffen, allerdings nicht allzu viel weiter. Eine sehr positive Mundpropaganda, welches Kill the Boss genießen konnte, erwarte ich bei dem Film nicht. Dennoch sollte man von mindestens 700,000 Zuschauern ausgehen.
Ein weiterer Film erreichte am Wochenende mehr als 100,000 Zuschauer. Die fantastische Welt von Oz rutschte auf Rang 4 ab und legte mit einem Rückgang von 17% ebenfalls einen tollen Hold hin, obwohl es zugleich auch der größte Rückgang in der gesamten Top 10 war. Nach zusätzlichen 106,000 Zuschauern m Wochenende erreichte der Fantasyfilm 900,000 Besucher – ein solides, wenn auch nicht überragendes vorläufiges Ergebnis. Nächstes Wochenende sollte Oz zum achten Besuchermillionär von 2013 werden. Das letzte Mal kam es 2009 vor, dass so viele Filme noch vor Mai mehr als 1 Mio Besucher für sich verzeichnen konnten. Wie Die Croods wird auch Oz in den kommenden Wochen vom Konkurrenzmangel stark profitieren und am Ende seiner Laufzeit die Kinos mit mindestens 1,2 Mio Zuschauern verlassen.
Hänsel & Gretel: Hexenjäger fiel in der 5. Woche um 12% auf 88,000 Zuschauer und Platz 5 der Wochenendcharts. Insgesamt hat der Horror-Actioner bislang etwa 1,226,000 Zuschauer in die Kinos gelockt, weit mehr als ihm alle im Vorfeld zugetraut hätten. Hier ist vor allem auch die große Ausdauer des Films beachtenswert. Er erwies sich nämlich überhaupt nicht als frontlastig und profitiert enorm von positiver Resonanz bei den Zuschauern. Sogar G.I. Joe – Die Abrechnung konnte ihm nicht sonderlich schaden. Mit etwas Glück könnte Hänsel & Gretel es noch auf 1,5 Mio Besucher bringen.
Die deutsche Produktion Ostwind konnte sich in der zweiten Woche ebenfalls sehr gut behaupten und baute lediglich 4% ab. Nach zusätzlichen 84,000 Zuschauern brachte der Film seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf mehr als 270,000 nach nur 11 Tagen. Eine halbe Million liegt definitiv in der Reichweite des Films.
Ein Mordsteam fiel um einen Rang auf #7 und verlor dabei 11% seiner Zuschauer von der Vorwoche. Mit weiteren 58,000 Kinogängern am Wochenende wurde die Actionkomödie mittlerweile von 173,000 Menschen in den deutschen Kinos gesehen. Nicht gerade überwältigend für den neuen Film mit dem Hauptdarsteller von Ziemlich beste Freunde, doch ohne Omar Sy wäre es ihm sicherlich noch deutlich schlechter ergangen. So wird er zumindest oberhalb von 300,000 Zuschauern landen.
Der Arthousehit Nachtzug nach Lissabon baute nur 6% ab und führte erneut die deutschen Arthouse-Charts an. Mit 57,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag brachte er sene Gesamtbesucherzahl auf mehr als 380,000. Ich sehe hier noch eine strahlende Zukunft. Der Streifen wird in den Arthouse-Kinos noch bis in den Sommer hinein spielen und könnte auch 700,000 Besucher erreichen.
Auf Platz 9 machte es sich mit fast 54,000 (-3%) gelösten Kinotickets der deutsche Hit Kokowääh 2 gemütlich. Am Wochenende erreichte er 2,5 Mio Zuschauer und überholte damit Matthias Schweighöfgers Der Schlussmacher. Damit ist Kokowääh 2 der zweiterfolgreichste Film des Jahres in Deutschland bislang und der erfolgreichste deutsche Film seit seinem eigenen Vorgänger vor zwei Jahren. Hier sind noch mindestens 200,000 weitere Zuschauer drin.
Die Top 10 wurde am Wochenende durch Django Unchained abgerundet, der in der 11. Woche, nach einer Woche Auszeit, wieder unter den ersten zehn mitmischte. Dabei legte er um unglaubliche 16% gegenüber der Vorwoche zu und lockte ca. 52,000 Besucher in die deutschen Kinos. Insgesamt hat Quentin Tarantinos Western mehr als 4,25 Mio Besucher für sich begeistert. Bei dem Durchhaltevermögen dieses Films kann ich momentan nicht einmal 4,5 Mio als Endergebnis ausschließen, insbesondere da er sicherlich sehr erfolgreich in den Open-Air-Kinos im Sommer laufen wird.
Bei all den vielen deutschen Erfolgen dieses Jahr, musste es natürlich auch eine richtige Enttäuschung geben und diese scheint Rubinrot zu sein. Im Gegensatz zu den meisten Filmen konnte sich der deutsche Fantasyfilm nicht sonderlich gut halten am Osterwochenende, fiel um 35% und verließ bereits in der dritten Woche mit insgesamt etwa 340,000 Zuschauern die Top 10. Mit etwas Glück wird er auf eine halbe Million kommen (wobei das überhaupt nicht sicher ist), doch es ist sicherlich kein vielversprechender Start für ein geplantes Franchise.
Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht hat nach vier Wochen bereits annähernd 350,000 Zuschauer erreicht, was bei hierzulande relativ unbekannten Stars definitiv als Erfolg zu werten ist. Der Film steht kurz davor die andere Nicholas-Sparks-Adaption von Lasse Hallström, Das Leuchten der Stille, zu überholen und wird sich am Ende mit etwa 450,000 Zuschauern wiederfinden.
Spring Breakers hielt sich mit einem Drop von 8% beachtlich und knackte nach seinem zweiten Wochenende schon die 100,000-Marke.
Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben knackte nach sieben Wochen in den Kinos die 1,5 Mio-Marke. Er wird zwar deutlich unter seinem Vorgänger (und den beiden Sequels davor) enden, doch ein Gesamtergebnis von 1,6 Mio ist angesichts der schwachen Qualität und der FSK16-Freigabe auch ganz gut.
Fünf Freunde 2 erreichte kurz vor dem Wochenende schon als 6. Film von 2013 die 1 Mio-Zuschauermarke und ist jetzt weniger als 10,000 Besucher davon entfernt, den ersten Film zu überholen. Ich erwarte, dass er ebenfalls gut in den Sommer hinein spielen wird und dabei vielleicht sogar 1,2 Mio Zuschauer erreichen wird.
Das in Cannes letztes Jahr prämierte Drama Die Jagd startete auf Rang 20 mit 23,000 Zuschauern (inkl. Previews) von nur 58 Kinos. Das ist eine gute Ausgangslage, um mindesens 100,000 Besucher zu erreichen.
Eins der größten Box-Office-Ereignisse am Wochenende geschah allerdings unterhalb der Top 20. Ziemlich beste Freunde, der im Januar letzten Jahres gestarte war, erreichte unvorstellbare 9 Mio Zuschauer und somit die dritte Goldene Leinwand. In den letzten neun Jahren hat das nur ein einziger weiterer Film geschafft – Avatar. Dass eine französische Feel-Good-Komödie das erreichen würde, hätte sich wirklich niemand jemals in den kühnsten Träumen vorgestellt. Man kann ohne Zweifel behaupten, das es sich bei dem Film um den größten Überraschungserolg der letzten zehn Jahre (wenn nicht mehr) handelt.
Hannah Arendt packte am Wochenende 400,000 Zuschauer und wird sich noch bis zur halben Million durchkämpfen. Hitchcock erreichte derweil nach 18 Tagen 100,000 Zuschauer.