Quelle: Insidekino
Ich beginne mit der positiven Nachricht. Nachdem vorletztes Wochenende, dank sommerlich schönem Wetter in der Bundesrepublik, nur ein einziger Film mehr als 100,000 Zuschauer in die Kinos locken konnte und das deutsche Box-Office den vorläufigen Tiefstand von 2013 erreicht hatte, ging es letztes Wochenende wieder bergauf – und war um 12% für die Top 10. Hier endet es auch, denn gut waren die Box-Office-Zahlen auch letztes Wochenende nicht und gegenüber dem letzten Jahr ging es wieder runter, diesmal um 23%. Obwohl diesmal zumindest drei Filme sich mit jeweils mehr als 100,000 Zuschauern rühmen konnten, hatten wir dieses Jahr noch keine Nummer 1, die so schwach war wie letztes Wochenende. Auch von den fünf (!) breiten Neustarts konnten nur zwei wirklich überzeugen. Zumindest die Familienfilme konnten sich nach grauenhaften Rückgängen in der Vorwoche wieder erholen.
Oblivion verteidigte mühelos die Spitze mit knapp 170,000 Besuchern am zweiten Wochenende, wobei sein milder 30%-Rückgang mehr einem kinofreundlicheren Wetter und weniger einer tollen Mundpropaganda zu verdanken ist. Nach 11 Tagen steht das Sci-Fi Epos mit Tom Cruise etwa 8,000 Besucher von einer halbem Million entfernt. Es zeigt sich, dass Cruise auch in Deutschland offensichtlich noch ein Kassenmagnet ist, aber andererseits bin ich mir auch sicher, dass ein großer Sci-Fi Blockbuster wie dieser, mit Cruise in der Hauptrolle, vor 10 Jahren noch deutlich erfolgreicher gewesen wäre. So haben beispielsweise Minority Report und Krieg der Welten in Deutschland jeweils etwa 2,7 Mio Besucher in die Kinos gelockt. Natürlich hat dort auch Steven Spielbergs Name eine große Rolle gespielt, aber dieser alleine erklärt nicht den deutlichen Unterschied. Oblivion wird während seiner gesamten Laufzeit nicht die Besucherzahl erreichen, die jene beiden Filme in ihrer Startwoche für sich verbuchen konnten. Immerhin Jack Reacher wird er schon im Laufe der kommenden Tage hinter sich lassen. Doch sogar 1 Mio scheint momentan außer Reichweite für Oblivion zu sein. Im Mai wird er es zunächst mit Iron Man 3 und nur eine Woche später mit Star Trek into Darkness zu tun bekommen, die ihm beide viele Zuschauer kosten werden. Mit der Ankunft der Mai-Blockbuster wird Oblivion nicht nur direkte Konkurrenz zu spüren bekommen und viele Leinwände verlieren, sondern auch sein Status als Event-Film wird verloren gehen. Mit etas Glück sind vielleicht insgesamt 850,000 Zuschauer drin. Ein ordentliches Ergebnis, keine Zweifel, und doch hätte auch mehr drin sein können. Knight and Day und Operation Walküre schnitten hierzulade besser ab, obwohl sie nicht als Blockbuster gehypet wurden.
Eine echte Überraschung lieferte am Wochenende hingegen der Horrorstreifen Mama ab. Auf Platz 2 erreichte er 166,000 Zuschauer (inkl. Sneaks und Previews) von 328 Kinos. Am regulären Wochenende waren es immerhin 140,000, sodass ihm mit 427 Besuchern/Kino der beste Schnitt am Wochenende gelang. Normalerweise würde man einem solchen Start keine große Bedeutung zumessen. Für einen Horrorfilm ist er allerdings enorm beeindruckend. In Deutschland haben es Horrorfilme immer schwer in den Kinos. Mamas Start ist der beste Start für einen Originalhorrorfilm (also Sequels ausgeschlossen) seit etwa fünf Jahren! Locker hat er Streifen wie Devil Inside, Die Frau in Schwarz, Paranormal Activity und Insidious zum Start geschlagen. Auch wenn er sich als frontlastig entpuppen sollte (was bei Horrorfilmen ja häufig der Fall ist), ist Mama jetzt schon als ein kleiner Überraschungserfolg hierzulande zu werten. Insgesamt sollte er es auf mindestens 400,000 Zuschauer bringen, aber sogar eine halbe Million schließe ich nicht aus.
Die britische Komödie Das hält kein Jahr…! belegte zum Start Rang 3 mit 153,000 Besuchern bis Sonntag, wobei fast ein Drittel (!) davon aus Sneaks und Previews stammte. Am eigentlichen Wochenende knackte er trotzdem, wenn auch knapp, die 100,000-Marke in 317 Kinos und legte einen ordentlichen Schnitt von 331 Besuchern pro Kino hin. Im Gegensatz zu Mama sollte Das hält kein Jahr…! über gutes Durchhaltevermögen verfügen und da für die Pärchen in den nächsten Wochen keine Date-Film-Alternativen zu erwarten sind, kann allein diese "Monopolstellung" dem Film zu besserer Ausdauer verhelfen. Auch hier ist deshalb eine halbe Million möglich.
Um zwei Ränge auf Platz 4 fiel letztes Wochenende Die Croods mit fast 85,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag. Dabei ging der Animationshit lediglich um 12% zurück und brachte damit seine Gesamtbesucherzahl auf hervorragende 1,875,000 nach fünf Wochen. Damit hat er bereits Pixars Cars 2 hinter sich gelassen, ebenso wie jeden Animationsfilm vom letzten Jahr, der keine Fortsetzung war. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird als 28. CGI-Animationsfilm überhaupt in Deutschland die 2 Mio-Zuschauermarke knacken. So wird er auch zum vierten Film von 2013, dem dies gelang. Bis Epic am 16. Mai hat Die Croods keinerlei direkte Konkurrenz zu befürchten. Nur das warme Wetter wird dem Film weiterhin zusetzen. Andererseits wird er von den Maifeiertagen stark profitieren, sodass ich etwa 2,3 Mio Besucher weiterhin für möglich halte.
Ostwind hielt sich wacker auf Rang 5 und blieb mit 44,000 Besuchern auf Vorwochenniveau. Damit hielt sich der deutsche Familienfilm bereits besser als jeder andere Film in der gesamten Top 20. Seit seinem Start vor fünf Wochen wurde Ostwind mittlerweile von etwa 565,000 Menschen im Kino gesehen. Wie bereits mehrfach erwähnt, kommt der Film bei seinem Zielpublikum scheinbar extrem gut an und sein Erfolg wird nicht bald ein Ende finden. Der Film ist bislang relativ konkurrenzresistent gewesen und ich erwarte, dass auch die Mai-Filme ihm nicht viel anhaben werden. Mindestens 800,000 Zuschauer sollten hier auf jeden Fall drin sein. Wenn das Wetter mitspielt, kann ich mir auch eine höhere Zahl vorstellen.
Für G.I. Joe – Die Abrechnung ging es um drei Plätze runter auf Rang 6, wo er 39,000 neue Zuschauer für sich begeistern konnte und so seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 742,000 brachte. Gegenüber der Vorwoche ging es dabei um 41% runter. Der Film nähert sich dem Ende seiner Laufzeit und das ziemlich schnell. Am Ende wird er die Besucherzahl von G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra verdoppeln, doch an die erhoffe 1 Mio wird er nicht einmal nah herankommen. Es wird letztlich ein knappes Rennen zwischen dem G.I. Joe-Sequel und Oblivion sein, um den erfolgreicheren Actionblockbuster des Frühjahres.
Voll abgezockt litt deutlich unter der Ankunft von Das hält kein Jahr…! und gab um ganze 46% nach. Dabei rutschte er mit 33,000 Zuschauern auf Rang 7, überquerte aber immerhin nach vier Wochen die 500,000-Zuschauermarke. Bis zur Gesamtbesucherzahl von Kill the Boss (671,000) fehlen ihm noch etwa 140,000 Zuschauer und trotz eines viel stärkeren Starts, sieht es momentan nicht so aus als könnte er es schaffen. Bei maximal 650,000 Besuchern wird Schluss sein.
Der Thriller Broken City startete unauffällig auf Platz 8 mit 42,000 Zuschauern (einschließlich Sneaks) von 170 Kinos. Der Streifen mit Mark Wahlberg und Russell Crowe in den Hauptrollen wird hier sehr schnell von der Bildfläche verschwinden und bestenfalls gerade noch 100,000 Besucher erreichen.
Der Arthousehit Nachtzug nach Lissabon gab nur um 16% nach und machte es sich letztes Wochenende auf Platz 9 bequem. Nach zusätzlichen 27,000 Besuchern kann die Bestselleradaption jetzt mehr als 550,000 Zuschauer vorweisen. Der Film wird noch tief in den Sommer hinein in vielen Arthouse-Kinos weiterlaufen und womöglich insgesamt mehr als 800,000 Zuschauer erreichen.
Auf Platz 10 startete ein deutscher Film. Der umjubelte Das Leben ist nichts für Feiglinge schrieb solide Zahlen und erreichte am Wochenende 26,000 Besucher in nur 90 Kinos. Einschließlich Sneaks waren es sogar 38,000 bis Sonntag. Da ich hier eine gute Mundpropaganda erwarte, wird der Film zumindest 150,000 Zuschauer früher oder später erreichen.
Deutlich schlechter erging es den zwei weiteren breiten Neustarts am Wochenende. Die Nordsee – Unser Meer verfehlte knapp 13,000 Zuschauer bis Sonntag, während Unterwegs mit Mum inkl. Sneaks auf gerade einmal 17,000 Besucher kam, am regulären Wochenende aber keine 10,000 Zuschauer in 101 Kinos locken konnte.
In der Zwischenzeit hat Steven Spielbergs Lincoln mehr als 550,000 Besucher erreicht und steuert langsam aber sicher auf 600,000 zu.