Quelle: Insidekino
Am fünften Wochenende in Folge herrschte in Deutschland hochsommerliches Wetter und ließ die Kinobesitzer und die Verleiher gleichermaßen aufstöhnen. Lediglich den Betreibern von Open-Air-Filmveranstaltungen ergeht es derzeit blendend. Die beiden breiten Neustarts legten solide Zahlen am Startwochenende hin und führten dazu, dass sich die Gesamtbesucherzahl der Top 10 gegenüber der Vorwoche immerhin um 11% verbesserte. Verglichen mit dem selben Wochenend im Vorjahr ging es jedoch wieder heftig runter – diesmal um bittere 46%.
Seit fünf Wochen werden die deutschen Kinocharts von Kinderfilmen regiert, was angesichts der Sommerferien auch nicht sonderlich überraschend ist. Die vierwöchige Herrschaft von Ich – Einfach unverbesserlich 2 wurde letztes Wochenende durch den Release von Die Schlümpfe 2 beendet, der es sich problemlos auf Platz 1 bequem machte. Etwa 317,000 Zuschauer lockte das Familiensequel in seine 678 Kinos, einschließlich Previews hat er bis Sonntag sogar bereits 364,000 Zuschauer vorzuweisen. An und für sich ist es ein ordentlicher Start, doch sein Vorgänger kam vor zwei Jahren noch mit 545,000 Zuschauern aus den Startlöchern. Die Verschlechterung ist nicht alleine dem Sommerwetter zuzuschreiben, denn auch der erste Film hatte mit warmen Temperaturen zum Start zu kämpfen. In der Tat hat Die Schlümpfe 2 an seinem Startwochenende weniger Besucher erreicht als Teil 1 an seinem zweiten Wochenende. Der Start in Deutschland spiegelt einen ähnlichen Einbruch wider, wie in den USA. Insgesamt sieht es jedoch besser aus, da die Schlümpfe-Marke hierzulande einfach populärer ist. Obwohl also Die Schlümpfe 2 deutlich schlechter angelaufen ist als der erste Film, sind es dennoch ordentliche Zahlen, die er vorweisen kann. Die nächsten drei Wochen erwartet den Film keine neue Konkurrenz um das Familienpublikum. Erst am 29. August startet Disneys Planes in den deutschen Kinos. Diese Umstände sollten dafür sorgen, dass Die Schlümpfe 2 durchaus ein ordentlichiches Durchhaltevermögen an den Tag legen sollte. Zwar wird er die 2,7 Mio Besucher von Teil 1 nicht erreichen, jedoch sollten ihm 1,5 Mio sicher sein und, mit etwas Glück, vielleicht sogar auch 2 Mio.
Ich – Einfach unverbesserlich 2 hat es letztes Wochenende zum ersten Mal seit seinem Start mit direkter Konkurrenz zu tun gehabt und fiel dementsprechend um 34% (schlechtester Rückgang in der Top 10) auf 167,000 Zuschauer und Platz 2 der Wochenendcharts. Dank Sommerferien kann das Animationssequel momentan auch während der Woche mit hohen Besucherzahlen rechnen, weshalb er seine Gesamtbesuicherzahl trotz des schwächlichen Wochenendes auf tole 2,480,000 gebracht hat. Damit fehlen ihm jetzt weniger als 30,000 Besucher bis zum Gesamtergebnis von Teil 1 und der Film ist noch weit davon entfernt, die Charts zu verlassen. Außerdem hat der Streifen Die Croods überholt und ist somit der erfolgreichste Animationsfilm de Jahres in Deutschland. In den Jahrescharts ging es für das Sequel hinauf auf Rang 6, wo er nur knapp for Der Schlussmacher steht. Mit etwas Glück wird Ich – Einfach unverbesserlich 2 noch vor Ende des Monats die 3-Mio-Zuschauermarke knacken. Insgesamt rechne ich mit mindestens 3,2 Mio Zuschauern. Bei kinofreundlicherem Wetter in den letzten fünf Wochen wären deutlich mehr möglich gewesen.
Wolverine – Weg des Kriegers fiel um einen Platz auf Rang 3 am Wochenende, legte aber mit einem Rückgang von nur 31% bei weitem einen besseren Hold hin als die letzten drei X-Men-Streifen in der zweiten Woche. So fiel zum Beispiel X-Men Origins: Wolverine an seinem zweiten Wochenende um 57%, X-Men – Der letzte Widerstand um 55% und X-Men – Erste Entscheidung um 41%. Das ist immer noch ein schwacher Trost, denn Wolverine – Weg des Kriegers ist auch deutlich schwächer gestartet als sein direkter Vorgänger, doch es zeigt, dass das Startwochenende wegen warmen Wetters deutlich unter dem eigentlichen Potenzial lag. Mit 154,000 Besuchern am Wochenende hievte Wolverine seine vorläufige Gesambesucherzahl auf 546,000. Das ist zwar 19% höher als die Zahlen von X-Men – Erste Entscheidung im selben Zeitraum, liegt aber auch etwa 29% unter X-Men Origins: Wolverine. Geholfen hat dem Film letztes Wochenende unter anderem die Tatsache, dass die beiden neuen Filme kein Blockbuster-Massenpublikum ansprechen (einmal Familienfilm und einmal Horrorfilm). Das wird sich aber mit dem Start von Lone Ranger kommendes Wochenende ändern und auch Elysium wird mit Wolverine direkt um die Zuschauer konkurrieren. Deshalb wird für Wolverine spätestens bei etwa 850,000 Zuschauer Schluss sein,. Doch das ist immerhin besser als das Ergebnis von Man of Steel und auch besser als das, was sein Startwochenende vorletzte Woche urpsrünglich nahelegte. Gegenüber X-Men – Erste Entscheidung wäre das eine deutliche Steigerung, während er gegenüber dem ersten Wolverine nur ca. 15% einbüßen würde.
Kindsköpfe 2 bewies auf Rang 4, dass die deutschen Kinogänger Komödien weiterhin über alles lieben, egal wie dämlich diese sind. Nur 26% verlor der Film gegenüber der Vorwoche und brachte zusätzliche 141,000 Menschen in die deutschen Kinos. Nach 18 Tagen wurde das Sequel mit Adam Sandler und Kevin James bereits von 870,000 Kinogängern in Deutschland gesehen. Der Film liegt weiterhin hinter den meisten vergleichbaren Adam-Sandler-Streifen im vergleichbaren Zeitraum, holt jedoch nach und nach auf. Der erste Kindsköpfe hat nach 18 Tagen bereits mehr als 1,5 Mio Zuschauer für sich verbucht. Kindsköpfe 2 wird das wahrscheinlich als Gesamtergebnis nicht erreichen. Jedoch halte etwa 1,4 Mio Zuschauer für möglich. Das würde Kindsköpfe 2 zum 11. Film mit Adam Sandler machen, der in Deutschland mehr als 1 Mio Zuschauer erreicht hat (bereits kommendes Wochenende sollte es soweit sein!) und zu seinem fünfterfolgreichsten Flm hierzulande überhaupt. Er wäre damit in einer ähnlichen Liga wie Die Wutprobe und Chuck und Larry. Sandler hat sich eben auch in Deutschland zu einem zuverlässigen Kassenmagneten entwickelt.
Platz 5 ging an das Horror-Phänomen Conjuring – Die Heimsuchung, der allerdings in Deutschland nicht eine ähnliche Überraschung gelungen ist wie in den USA. Mit 86,000 Zuschauern (inkl. Sneaks nd Previews) von 228 Kinos legte er einen sehr soliden Start für einen FSK16-Horrorfilm, war jedoch nicht weiter auffällig. Dieses Jahr hat sich in Deutscland gegenüber Horrorfilmen sehr gnädig erwiesen. Sowohl Evil Dead als auch Mama schnitten deutlich über den Erwartungen ab und auch The Purge – Die Säuberung lief nach einem schwachen Start noch sehr gut. Bei Conjuring kann man noch auf tolle Mundpropaganda hoffen. Außerdem starten in den kommenden Wochen keine weiteren Horrorfilme, was ebenfalls helfen sollte. Deshalb rechne ich mit mindestens 300,000 Zuschauern, hoffe jedoch auf mehr.
Pacific Rim lockte am Wochenende weitere 54,000 interessenten in die Kinos und fiel dabei um zwei Plätze und 31% gegenüber dem vorigen Wochenende. Insgesamt steht Guillermo del Toros Streifen nun bei etwas mehr als 400,000 Zuschauern und sollte bald eine halbe Million erreichen. Viel mehr wird’s aber angesichts der kommenden Konkurrenz durch Elysium nicht werden. Das hat sich Warner Bros. bestimmt anders vorgestellt.
Der fast ausschließlich in bayerischen Kinos gestartete Dampfnudelblues bewies erneut, dass die Erfolgswelle der Mundartfilme in Deutschland weitergeht. In nur 97 Kinos erreichte er am Wochenende 35,000 Zuschauer und kam so zu einem Schnitt von 365 Besuchern pro Kino. Samt Previews und Sneaks wurden es sogar 48,000 bis Sonntag. Bei solchen lokalen Hits kann man in der Regel von einer langen und ertragreichen Laufzeit ausgehen, sodass ich momentan auf ein Endergebnis von mindestens 250,000 Besuchern tippe.
Der französische Arthouse-Überflieger Paulette blieb in der dritten Woche standhaft auf Platz 9 und steigerte sich sogar um 17% gegenüber dem vorletzten Wochenende. Damit hat Paulette 28,000 Zuschauer von Donnerstag bis Sonntag erreicht – mehr als am Startwochenende des Films! Insgesamt haben schon 147,000 Kinogänger den Film über die drogendealende Rentnerin gesehen, der zum dritten Mal in Folge Platz 1 der Arthousecharts belegte. Ich sehe hier noch eine sehr vielversprechende Zukunft, sodass der Film bei mindestens 300,000 Zuschauern landen sollte, bevor alles vorbei ist.
World War Z verließ an seinem sechsten Wochenende die Top 10, erreichte aber immerhin schon fast 1,33 Mio Besucher, was für eine FSK16-Film über Zombies hervorragend ist. Der Brad-Pitt-Streifen sollte insgesamt etwa 1,4 Mio Zuschauer erreichen, bevor er die Kinos verlässt.
Scheinbar laufen Komödien bei dem heißen Sommerwetter ganz gut, denn nach einem tollen Hold vorletztes Wochenende, ging es diesmal für Hangover 3 wieder nur um winzige 3% runter. Damit ergatterte das Sequel am Wochenende 11,000 Zuschauer und steht nun bei insgesamt etwa 3,07 Mio. Das ist zwar immer noch knapp 1 Mio weniger als für Teil 2, aber es hätte ja auch schlimmer kommen können. Hangover 3 belegt weiterhin Platz 2 der Jahrescharts in Deutschland.
Der Indie-Liebling Frances Ha lief mit knapp 18,000 Besuchern (einschließlich Sneaks und Previews) von nur 59 Kinos an. Am regulären Wochenende waren es etwa 11,000. Ein durchaus solider Start.
Nach 29 Wochen stieg Django Unchained wieder in die Top 20 ein, auf Rang 19. Dank erfolgreichen Open-Air-Vorstellungen legte der Film um etwa 102% zu und erreichte am Wochenende fast 5,000 neue Besuicher. Insgesamt steht der Film bei 4,416,000 Zuschauern in Deutschland.
Einige Filme erreichten außerhalb der Top 20 neue Meilensteine. So steht Man of Steel beispielsweise nach dem letzten Wochenende bei 750,000 Besuchern. Das ist zwar deutlich besser als das Ergebnis von Superman Returns, doch angesichts der starken Zahlen aus vielen anderen Ländern dennoch irgendwie enttäuschend. Ähnlich schwach dürften auch die 550,000 Zuschauer von After Earth sein.
Alles andere als enttäuschend sind dafür die Zahlen des deutschen Hits Der Schlussmacher, der letztes Wochenende die 2,5 Mio-Besuchermarke erreicht hat. Auch Positives aus Deutschland – der Animationsstreifen Ritter Rost hat insgesamt schon mehr als 600,000 Zuschauer für sich verbucht.