Quelle: Insidekino
Kein Film wird Anfang dieses Jahres ein solcher Erfolg hierzulande werden wie Ziemlich beste Freunde (8,9 Mio Zuschauer), doch das Jahr fängt für die deutschen Kinobetreiber dennoch hervorragend an. In der zweiten Woche hielt sich Django Unchained unglaublich gut und ging lediglich um 12% gegenüber der Vorwoche zurück. Das ist insbesondere deshalb beeindruckend, da der Film es mit sechs breiten Neustarts zu tun hatte und davon zumindest Gangster Squad, Movie 43 und Flight ein ähnliches Publikum ansprachen. Mit bärenstarken 663,000 Zuschauern am zweiten Wochenende verteidigte er problemlos die Spitze der Charts und lieferte damit auch das beste zweite Wochenendergebnis für einen FSK16-Film seit Matrix Reloaded vor knapp zehn Jahren! Nach 11 Tagen im Kino hat Tarantinos Western-Hommage annährend 1,8 Mio Besucher in für sich begeistert und damit bereits das Gesamtergebnis aller seiner Filme, mit der Ausnahme von Inglourious Basterds, getoppt. Zu einem solch bemerkenswerten Rückgang trug sicherlich auch die Tatsache bei, dass der Film letztes Wochenende in fast 170 Kinos mehr gespielt wurde als in der Vorwoche. Beeindruckend bleibt aber, dass der Film sogar am zweiten Wochenende einen Schnitt von mehr als 1000 Besuchern pro Kino vorweisen konnte. Nächstes Wochenende kommt dann der wahre Test, wie gut sich der Film ohne viele zusätzliche Locations halten kann, doch das Mundpropaganda lässt Gutes erahnen. Mit seinem vorläufigen Gesamtergebnis ist dem Film die erste Goldene Leinwand des Jahres so gut wie sicher. Der Film liegt knapp vor dem ebenfalls mit der FSK16-Freigabe versehenen Ted im gleichen Zeitraum und dieser hat es deutlich jenseits von 3,3 Mio Besuchern geschafft. Ich traue ihm aber eine noch etwas längere Spielzeit zu und erwarte mindestens 3,5 Mio Besucher. Sollte aber kommendes Wochenende wieder deutlich über den Erwartungen liegen, dann hätte er vielleicht Chancen auf 4 Mio Zuschauer. So oder so kann sich 2013 dank Django Unchained und Der Schlussmacher jetzt schon mit zwei Millionenerfolgen rühmen, während es letztes Jahr bis März gedauert hat. Mit Kokowääh 2 steht auch ein dritter Millionenfilm vor der Tür
Auch Der Schlussmacher zeigte sich auf Platz 2 von der vielfältigen Konkurenz gänzlich unbeeindruckt und fiel um 20% auf knapp über 300,000 Zuschauer in der dritten Woche. Der Film kann natürlich momentan enorm davon profitieren, die einzige romantische Komödie auf dem Markt zu sein und zudem steht Schweighöfers Stern höher denn je. Mit 1,4 Mio Zuschauern in 18 Tagen liegt der Streifen etwa 250,000 Besucher vor What a Man und 400,000 vor Friendship! im gleichen Zeitraum. Hier ist ein Ergebnis oberhalb der 2 Mio-Grenze gesichert. Es sieht auch ganz danach aus, dass Der Schlussmacher die 2,1 Mio Besucher von Rubbeldiekatz überholen und zum erfolgreichsten Film mit Schweighöfer in der Hauptrolle werden wird, es sei denn die direkte Konkurrenz seitens Kokowääh 2 trifft ihn hart in zwei Wochen.
Der dritte Rang der Charts ging mit 158,000 Zuschauern (inkl. Sneaks) an Flight, Robert Zemeckis' langerwartete Rückkehr zu Realfilmen. Das Drama, für das Denzel Washington aktuell für den Oscar nominiert ist, hat mit 424 Zuschauern pro Kino den besten Kinoschnitt unter den sechs breiten Neustarts erzielt. Mit Flight gelang Denzel Washington sein bester Start in Deutschland seit American Gangster im Jahre 2007 und einer der besseren Starts seiner gesamten Karriere hierzulande. In Deutschland ist Washington, im Gegensatz zu Nordamerika, nicht immer ein Hitgarant, doch hin und wieder landet er einen soliden Erfolg und Flight scheint einer davon zu sein. Er könnte knapp eine halbe Million Besucher erreichen und damit Washington-Filme wie Unstoppable, Mann unter Feuer, The Book of Eli und Der Manchurian Kandidat überholen.
Auf Platz 4 fiel in der 7. Woche Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, der 103,000 weitere Zuschauer (-37%) in die Kinos locken konnte und mittlerweile bei fast 6,25 Mio Besuchern steht. Der Film wird bald viele Leinwände und Kinos verlieren und nur noch schleppend vorankommen. Damit sind 7 Mio Zuschauer endgültig außer seiner Reichweite, doch 6,5 Mio könnte er durchaus noch erreichen und so zumindest unter die Top 50 besucherstärksten Filme seit 1968 in Deutschland einziehen. Nach Umsatz sieht es ganz anders aus. Mit €65 Mio in der Bank steht der Film kurz davor, auf Rang 8 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Deutschland aufzusteigen und wird es spätestens nächstes Wochenende auch tun.
Knapp dahinter lag am Wochenende nach einem Rückgang von 38% Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger. Die Bestsellerverfilmung erreichte 88,000 Zuschauer am Wochenende und hat bereits mehr als 1,75 Mio Zuschauer insgesamt erreicht. So langsam wird’s eng für den Film, was 2 Mio Zuschauer betrifft. Es wird ein steiniger Weg sein, doch ich glaube immer noch daran, dass er es (wenn auch ziemlich knapp) packen wird. Hierzulande ist Life of Pi bereits der erfolgreichste Film in Ang Lees langer Karriere.
Der zweitstärkste Neustart der Woche war Gangster Squad, der sich mit soliden 83,000 Zuschauern (einschließlioch Sneaks und Previews) auf Rang #6 breit gemacht hat. Allerdings wird der Film wohl keine lange Laufzeit haben und in Konkurrenz zu The Last Stand und Zero Dark Thirty kommendes Wocheende schnell untergehen. Es würde mich wundern, wenn der Film gar eine Viertelmillion Zuschauer insgesamt in die Kinos locken würde.
Etwas besser sieht es schon bei Lincoln aus, der immerhin den Oscarbonus genießt. Der Historienfilm von Steven Spielberg landete mit 69,000 Zuschauern bis Sonntag auf Platz 7 der Charts, wies aber in seinen 160 Kinos einen soliden Schnitt von mehr als 400 Besuchern pro Kino auf. Für einen Film, der so sehr in der US-amerikanischen Geschichte verwurzelt ist, ist es sicherlich ein angemessener Start. Der Film wird sich über die kommenden Wochen in den Arthouse-Kinos gut halten, vor allem dank dem Oscarhype, der zumindest bis Ende Februar andauern wird. Auch wenn der Film nicht als Bester Film ausgezeichnet werden wird, traue ich ihm 400,000 Zuschauer zu, wenn doch, dann mehr als eine halbe Million.
Ein weiterer Newcomer, Movie 43, platzierte sich trotz riesiegem Staraufgebot mit 57,000 Zuschauern auf Rang 9. Ebenso wie Gangster Squad wird Movie 43 schnell aus den Kinos verschwinden und keinen sonderlichen Eindruck hinterlassen.
Die letzten beiden breiten Neustarts liefen unterhalb der Top 10 an. Quartett, das Regie-Debüt von Dustin Hoffman, landete mit 50,000 Besuchern (inkl. Sneaks) auf Platz 12. Der Start mag an und für sich wenig beeindruckend aussehen, doch er ist nicht weit von dem Start von Best Exotic Marigold Hotel entfernt. Dieser erreichte letztlich einen Multiplikator von 11,5 nach seinem Startwochenende und endete mit mehr als 700,000 Besuchern. Solches Durchhaltevermögen erwarte ich bei Quartett nicht, doch sein vorwiegend älteres Publikum wird schon für eine lange Laufzeit sorgen. Mit etwas Glück sind zumindest 300,000 Zuschauer vielleicht noch drin.
Viel schlechter erging es Frankenweenie. Der schwarzweiße 3D-Animationsfilm von Tim Burton hat es mit 22,000 Besuchern mit Sonntag, von denen knapp 11,000 auf das eigentliche Wochenende entfielen, nicht einmal in die Top 20 geschafft. Hier hat mit Sicherheit die FSK12-Freigabe geschadet – ein Todesstoß für Animationsfilme in Deutschland.
Weiterhin gut läuft es für den deutschen Arthousehit Hannah Arendt, der um 25% nachgab und nach drei Wochen schon knapp 185,000 Zuschauer erreicht hat. Hir steht noch eine sehr lange Laufzeit mit einer Aussicht auf mehr als 400,000 Besucher bevor. Neues zu vermelden gibt es auch von einer anderen Arthouse-Überraschung aus deutschen Landen. Die schwarzweiße Berlin-Ballade Oh Boy erreichte nach 13 soliden Wochen nun mehr als 225,000 Zuschauer und es ist kein Ende in Sicht.
Der Psycho-Thriller House at the End of the Street mit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle brach zwar am 2. Wochenende um 50% ein, erreichte aber immerhin schon mehr als 100,000 Zuschauer in 11 Tagen.
Schließlich wurde 2012 um einen weiteren Millionerfolg reicher. Pitch Perfect überschritt die 1 Mio-Zuschauermarke am Wochenende und wird wohl früher oder später noch 1,1 Mio erreichen. Damit kann man Pitch Perfect sicher zu einem der kleinen Überraschungserfolge vom letzten Jahr zählen.