Box-Office Deutschland – Oz zaubert sich den Weg an die Spitze

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Box-Office Deutshland - 7.-10.03.2013

Quelle: Insidekino

Es war ein relativ ruhiges Wochenende an den deutschen Kinocharts. Der positive Effekt der Oscars hat sich größtenteils gelegt und keiner der Neustarts eröffnete über den Erwartungen. Dennoch ging es für die Top 10 zumindest um 5% gegenüber dem Vorjahr hinauf.

Auf Platz 1 startete problemlos Die fantastische Welt von Oz, der hierzulande allerdings nicht mit seinem phänomenalen Debüt in Nordamerika ($79,1 Mio) mithalten konnte. Etwa 273,000 Zuschauer sahen das 3D-Märchen-Spektakel am Wochenende in den Kinos. In seinen 548 Kinos resultierte dabei ein Besucherschnitt von 499 pro Location. Damit lag der Start deutlich unter den ersten vier Tagen von Hänsel & Gretel: Hexenjäger letzte Woche und das trotz einer weitaus milderen Altersfreigabe. Interessant ist, dass der Markt für Familienfilme eigentlich weit offen war, Oz aber dennoch nicht davon stark profitieren konnte. Alice im Wunderland lockte vor drei Jahren etwa doppelt so viele Besucher zum Start. Für das schwächere Abschneiden von Oz gibt es vielerlei Gründe. Einerseits ist die Marke "Tim Burton" in Deutschland nun einmal populär und der Film wurde am Höhepunkt des 3D-Hypes (dank Avatar) herausgebracht. Für viele Familienfilme in Deutschland ist 3D mittlerweile mehr ein Hindernis, denn ein Schlüssel zum Erfolg. Zu teuer sind die 3D-Kinopreise (auf die es häufig nicht einmal Familienrabatt gibt), sodass sich viele Familien einfach keine häufigen Kinobesuche leisten können. Zudem genießen L. Frank Baum und Der Zauberer von Oz in Nordamerika einen ganz eigenen Bekanntheitsstatus und erlangten in Deutschland niemals diese Popularität. Unter normalen Voraussetzungen würde ich trotzdem mindestens 1 Mio Besucher als gesichert ansehen, doch die Zukunft sieht für Oz nicht einfach aus. In den nächsten zwei Wochen wird er nicht zu unterschätzende Konkurrenz von Warner Bros.' Jack and the Giants, Concordes Rubinrot und Fox' Die Croods bekommen, die ihm sein Familienpublikum streitig machen werden. So könnte er letztlich 1 Mio verfehlen und sich mit 800,000-900,000 Besuchern begnügen müssen. Alle Hoffnung ruht jetzt auf den kommenden Osterferien.

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Extrem gut hielt sich im Angesicht mangelnder direkter Konkurrenz Hänsel & Gretel: Hexenjäger. Die actionlastige Märchenvariante gab lediglich um 33% nach und lieferte mit 243,000 Zuschauern ein beeindruckendes zweites Wochenende ab. Jeder, der beim Film Frontlastigkeit vermutet hat, wurde also eines Besseren belehrt. Scheinbar hilft das positive Mundpropaganda dem Film sehr. Nach 11 Tagen hat der Film fast 742,000 Zuschauer erreicht und wird spätestens in zwei Wochen zum fünften Hit von 2013, der mehr als 1 Mio Besucher für sich begeistern konnte. Das stark familienorientierte Angebot der kommenden Wochen wird Hänsel & Gretel nicht viel anhaben können, sodass ich ab jetzt weiterhin zumindest solide Rückgänge erwarte. Daher sind für den Film mindestens 1,2 Mio Besucher drin, wobei ich im bestmöglichen Szenario auch 1,5 Mio nicht gänzlich ausschließen würde. Jedes Ergebnis jenseits von 1 Mio Besucher ist schon toll für den FSK16-Film. Dieses Jahr hat mehr als jedes andere in letzter Zeit bereits bewiesen, dass eine FSK16-Freigabe dem Erfolg nicht zwingend hinderlich ist. Auch Django Unchained und Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben schrieben mit dieser Freigabe tolle Zahlen.

Mit einem Rückgang von 38%, fiel Kokowääh 2 auf Platz 3 zurück und lockte weitere 139,000 Zuschauer in die deutschen Kinos. Der achte Film von Til Schweiger wurde bereits von fast 2,25 Mio Menschen im Kino gesehen. Damit liegt er mehr als 200,000 Besucher vor Der Schlussmacher im gleichen Zeitraum. Die beiden Filme sind zwei große Erfolgsgeschichten für den deutschen Film, denn beide werden letztendlich mehr Kinogänger erreichen als der erfolgreichste deutsche Film letztes Jahr (Türkisch für Anfänger mit knapp unter 2,4 Mio Besuchern). Eine goldene Leinwand wird Kokowääh 2 verwehrt bleiben, doch auch 2,7 Mio, auf die er Kurs aufgenommen hat, bedeutet ein durchaus ansehnliches Ergebnis und bestätigt Til Schweiger als den zugkräftigsten Star Deutschland (lässt sich ja auch an der "Tatort"-EInschaltquote sehen).

Das kontroverse Natascha-Kampusch-Drama 3096 Tage baute 33% ab und verbrachte die zweite Woche erneut auf Rang 4 der Charts. Mit 97,000 neuen Besuchern übers Wochenende, brachte der Film seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 292,000 nach 11 Tagen. Mit einem Dschungelkind-Fiasko haben wir es hier also nicht zu tun, ein Riesenhit wird 3096 Tage aber auch nicht werden. An die 1,1 Mio von Sherry Hormanns Wüstenblume wird der Film nicht kommen, jedoch hat er das Gesamtergebnis von Hormanns letzten Film, Anleitung zum Unglücklichsein, mittlerweile mehr als dreifach übertroffen. Ich erwarte bei 3096 Tage etwa 600,000 Besucher am Ende seiner Laufzeit, was weder ein schlechtes noch ein bemerkenswertes Ergebnis ist.

Die Top 5 wurde am Wochenende durch den Dauerbrenner Django Unchained abgerundet, der nach 96,000 zusätzlichen Besuchern (-37%) an seinem 8. Wochenende die 4 Mio-Zuschauermarke durchbrach. Das  gelang dem Rache-Western von Quentin Tarantino als erstem FSK-16 Film seit Matrix Reloaded vor fast 10 Jahren! Dabei läuft der Film immer noch ziemlich gut und liegt mehr als 250,000 Besucher vor dem ersten Matrix im gleichen Zeitraum. Gegenüber Matrix Reloaded liegt Django nur noch knapp über 500,000 Besucher hinten und nur noch ca. 300,000 hinter Mission: Impossible 2 – allesamt ab 16 Jahren freigegebene 4+ Mio-Zuschauerhits. Mit wahrscheinlich häufigen Open-Air-Kinoeinsätzen im Sommer in petto, dürfte der Film keine Schwierigkeiten haben auf insgesamt etwa 4,4 Mio Besucher zu kommen und somit einer der hierzulande meistbesuchten FSK16-Streifen aller Zeiten zu werden.

Nur knapp dahinter platzierte sich Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, der mit 50% den schwächsten Hold der Top 10 hinlegte und von weiteren 90,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag gesehen wurde. Seine Gesamtbesucherzahl beläuft sich mittlerweile auf etwa 1,37 Mio. Damit liegt er nun hinter den anderen Stirb-langsam-Sequels. An und für sich ist es aber immer noch eine tolle Zahl für die von den Zuschauern und Kritikern bestenfalls mäßig angenommene Fortsetzung. Dass der Film es mit Leichtigkeit jenseits von 1,5 Mio Besuchern schaffen wird, verdient eindeutig Respekt.

Platz 7 gehörte Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht, der zwar einschließlich Sneaks und Previews 130,000 Zuschauer bis Sonntag für sich interessieren konnte, am eigentlichen Wochenende aber von knapp weniger als 90,000 gesehen wurde. Im Vergleich dazu wurde die letzte Nicholas-Sparks-Verfilmung, The Lucky One – Für immer der Deine, letztes Jahr mit 161,000 Zuschauern gestartet (121,000 am 4-Tages-Wochenende). Dieser hatte mit Zac Efron allerdings einen in Deutschland durchaus bekannten Star zu bieten, etwas womit Safe Haven nicht aufwarten konnte. Sollte Safe Haven den gleichen Verlauf haben wie The Lucky One, so wird er jenseits von 400,000 Besuchern enden. Ich erwarte allerdings ein schwächeres Durchhaltevermögen und maximal 350,000 Besucher.

Mit 92,000 Zuschauern (inkl. Previews) am Startwochenende, belegte die europäische Produktion Nachtzug nach Lissabon Platz 8 der Wochenendcharts. Mit 482 Besuchern/Kino von seinen 179 Kinos erreichte die Bestsellerverfilmung den zweitbesten Schnitt vom Wochenende. Hier ist eine sehr lange Laufzeit, insbesondere in den Arthouse-Kinos, zu erwarten. Ich gehe von mindestens einer halben Million Zuschauer aus.

Les Misérables verlor am dritten Wochenende 39% und fiel auf #9 mit 65,000 Besuchern. Nach 18 Tagen hat das dreifach oscarprämierte Musical die 400,000-Marke durchbrochen. Wie schon 3096 Tage, wird auch Les Misérables ein solides, aber kaum besonderes Ergebnis von etwa 600,000 Zuschauern erreichen. Dennoch würde das den Film bereits erfolgreicher machen als die meisten der diesjährigen Bester-Film-Nominees. Lediglich Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger, Django Unchained und, vielleicht, Lincoln werden am Ende ein besseres Ergebnis vorweisen können.

Schließlich landete Fünf Freunde 2 mit dem besten Rückgang in der Top 10 auf Rang 10. Lediglich 14% weniger Zuschauer wollten den Film am Wochenende sehen als in der Vorwoche. Von Donnerstag bis Sonntag waren’s etwa 55,000 Besucher, sodass der Kinderfilm bereits bei knapp über 890,000 Zuschauern steht. Das Sequel ist knapp 150,000 Zuschauer davon entfernt, das Endergebnis des ersten Teils zu toppen und dies sollte ihm irgendwann im April gelingen. Allerdings wird die harte Konkurrenz durch Rubinrot, Jack and the Giants und Die Croods dem Film deutlich zu schaffen machen. Der Markt ist zwar in der Regel großzügig zu den Familienfilmen während der Osterferien, doch Fünf Freunde 2 wird sicherlich auch viele Kinos und Leinwände in den kommenden Wochen verlieren. So oder so ist aber ein Ergebnis jenseits von 1 Mio und über Teil 1 beeindruckend für die deutsche Produktion. Fünf Freunde 2 wird damit zum erfolgreichsten Kinderfilm aus hiesigen Landen seit Wickie auf großer Fahrt (ca. 1,8 Mio Besucher).

Der Actionkracher Shootout – Keine Gnade mit Sylvester Stallone zeigte, dass der Altstar des Genres keine neue Popularität durch seine Expendables-Filme gewinnen konnte. Der Streifen eröffnete außerhalb der Top 10 auf Platz 12 und brachte bis Sonntag nur traurige 53,000 Besucher (einschließlich Previews) in die Kinos. Dise Zahl liegt fast 30% unter dem Start von The Last Stand, der seinerseits eigentlich auch enttäuscht hat und mehr als 50% unter Parker. Von seinen 227 Kinos erreichte er am eigentlichen Startwochenende (Donnerstag bis Sonntag) einen mittelmäßigen Schnitt von 200 Zuschauern/Kino. Wie bereits bei The Last Stand, wird Shootouts Laufzeit relativ kurz sein und der Film wird wahrscheinlich sogar an der 150,000-Marke scheitern. Die Ergebnisse von Parker, The Last Stand und Shootout lassen den Erfolg von Stirb langsam 5 noch beeindruckender aussehen.

Ghost Movie erreichte nach 18 Tagen 100,000 Besucher, verliert aber sehr schnell seine Kinos und wird ich mit maximal 125,000 Zuschauern zuefrieden stellen müssen.

Ein überraschender Dauerbrenner fand am Wochenende seinen Weg wieder in die Top 20. Dank Schulkinowochen verbesserte sich Ziemlich beste Freunde in seiner 62. (!!!) Woche um 642% auf etwa 13,000 Besucher und stieg auf #19 der Charts vom Wochenende auf. Mittlerweile wurde der Film hierzulande von etwa 8,963,000 Besuchern im Kino gesehen. Damit überholte Ziemlich beste Freunde die Gesamtbesucherzahl von Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung (samt 3D-Wiederaufführung) und stieg auf Platz 19 der erfolgreichsten Filme in Deutschland seit 1968 auf! Wir haben aber sicherlich nicht das Letzte von dem Film gesehen, der sich kommenden Sommer bestimmt wieder bei den Open-Air-Kinos sehen lassen wird. Bereits vorher erwarte ich aber, dass er als erster Film seit Avatar 9 Mio Besucher und damit die dritte goldene Leinwand ergattern wird.

Flight erreichte am Wochenende die 600,000-Zuschauermarke und wurde somit zum erfolgreichsten Denzel-Washington-Film in Deutschland seit American Gangster im Jahre 2007. Parker erreichte derweil 300,000 Zuschauer, was sicherlich nicht sonderlich beeindruckend ist, aber immerhin schon fast 50% mehr als Safe – Todsicher letztes Jahr.

Seit September spielt schon Michael Hanekes schwer zugängliches Drama Liebe in den deutschen Kinos, erreichte aber dank der großen Aufmerksamkeit seitens der Oscars letztes Wochenende erst die 300,000-Marke. Das ist zwar immer noch weniger als die Hälfte von Hanekes Das weiße Band, aber angesichts des Themas kein schlechtes Ergebnis.

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