Quelle: Insidekino
Wie auch an den internationalen Kinokassen war das Rennen um den ersten Platz der deutschen Kinocharts letztes Wochenende sehr knapp. Sowohl Der große Gatsby als auch Star Trek into Darkness und, überraschenderweise, Evil Dead hatten durchaus alle zwischendurch eine Chance auf die Pole Position. Insbesondere beim letzteren wäre es ein beinahe schockierender Ausgang geworden. Lange hat schon kein FSK18-Film mehr die deutschen Kinocharts angeführt. Doch schließlich ist es so nicht gekommen und obwohl weniger als 28,000 Besucher den erstplatzierten Film vom drittplatzierten trennten, gab es natürlich einen Sieger, auch wenn dieser nicht so klar war. Mal wieder war die deutsche Nummer 1 nämlich zweigeteilt: nach Besuchern ging Der große Gatsby als Sieger hervor, doch nach Umsatz hatte Star Trek into Darkness (möglicherwiese aufgrund der geringeren Zahl von "billigeren" 2D-Spielzeiten) die Nase vorne. Insgesamt ging es trotz drei solider Neustarts für die Top 10 gegenüber der Vorwoche um 10% runter. Auch verglichen zum Vorjahr gab die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um 1% nach. Das lag daran, dass während in der vorherigen Woche die meisten Filme zulegen konnten bzw. nur leicht fielen, letztes Wochenende die meisten älteren Filme starke Rückgänge einstecken mussten. Nur ein einziger Film in der gesamten Top 10 fiel weniger als 50%.
Es war unter anderem der sehr erfolgreiche Einsatz des Films in den Arthouse-Kinos, dank welchem Der große Gatsby mit 292,000 Zuschauern (inkl. Previews) bis Sonntag der besucherstärkste Film am Wochenende wurde. Mit etwa 263,000 Zuschauern von 562 Kinos erreichte er einen soliden, wenn auch nicht überragenden, Schnitt von 468 Besuchern pro Kino. Wie auch in den anderen Ländern hat der Film von dem Werbeeffekt von Cannes profitiert. Außerdem ist Baz Luhrman mit seinen Filmen hierzulande üblicherweise erfolgreich. Romeo + Julia (2,4 Mio Besucher), Australia (1,6 Mio) und Moulin Rouge (1,35 Mio) haben allesamt hier gut abgeschnitten. Bedenkt man noch die Starpower von Leonardo DiCaprio, so ist Gatsbys Start bestenfalls ordentlich, doch keineswegs so toll wie in Nordamerika. Man kann jedoch davon ausgehen, dass er, u.a. dank dem Arthouse-Publikum, sich in den kommenden Wochen noch gut halten wird und zum 11. "Besuchermillionär" für DiCaprio hierzulande werden wird.
Star Trek into Darkness musste sich mit dem Sieg nach Umsatz zufrieden geben und belegte nach Zuschauern mit 247,000 neuen Besuchern Platz 2. Dabei ging er um 45% zurück und hielt sich damit immerhin besser als jeder andere Film in der Top 10. Nach 11 Tagen hat Star Trek into Darkness bereits knapp 906,000 Zuschauer vorzuweisen und liegt damit fast 150,000 Besucher vor seinem Vorgänger von 2009. Jener Film hat es auf insgesamt etwa 1,27 Mio Besucher gebracht, eine Zahl, die der neue Streifen mit etwas Glück innerhalb der nächsten zwei Wochen schon übertreffen wird. Durch Fast & Furious 6 und Hangover 3 wird er sicherlich Kapazitätsverluste in den Kinos erleiden und auch ein großer Teil seines Publikums wird ihm durch die heftige Konkurrenz abhanden kommen. Auch das Champion’s League-Finale kommendes Wochenende wird nicht helfen. Deshalb hat er aller Wahrscheinlichkeit nach keine Chance mehr auf ein Gesamtergebnis jenseits von 2 Mio Zuschauern. Jedoch sieht es weiterhin danach aus, als könnte er zumindest 1,5 Mio Besucher erreichen, was ihn bereits zu einem der fünf erfolgreichsten Star-Trek-Filme hierzulande erheben wird. Da die Mundpropaganda, wie schon beim Vorgänger, sehr gut ist, wird der unvermeidliche nächste Film wahrscheinlich noch besser abschneiden und dann vielleicht auch 2 Mio Zuschauer packen.
Zwar teilten sich Der große Gatsby und Star Trek into Darkness die Nummer 1 am Wochenende, doch der größte Gewinner im Geiste und eine der größten Überraschungen des Jahres wurde das Remake von Evil Dead. Der ultrabrutale FSK18-Film lief, einschließlich Sneaks und Previews, mit 277,000 Zuschauern bis Sonntag an. Am eigentlichen vier-Tage-Wochenende wurden es 236,000 Kinogänger von lediglich 254 Kinos, was ihm einen unglaublichen Besucherschnitt von 928 pro Kino verschafft hat. Ein solcher Erfolg ist heutzutage für jeden Horrrfilm unglaublich, doch für einen, der ab 18 Jahren freigegeben ist, ist er einfach nur gigantisch. Damit schlug er sogar alle Saw-Sequels ab Teil 5 (wobei auch diese hierzulande für FSK18-Filme enormen Erfolg genossen). Der letzte Horrorfilm mit einer solchen Freigabe, der noch erfolgreicher gestartet ist, war Final Destination 4, der 2009 mit etwa 322,000 Besuchern anlief. Dazu muss man fairerweise aber auch sagen, dass jener Film auch stark vom 3D-Novum profitiert hat. Dieser Start von Evil Dead alleine schlug bereits die Gesamtergebnisse anderer Horror-Remakes wie Freitag, der 13. und Halloween. Dass Evil Dead hierzulande so großartig anlief, ist vor allem Sonys hervorragender Marketing-Kampagne zu verdanken, die die schockierende Härte des Films immer und immer wieder betont hat. Neben Mama ist Evil Dead bereits der zweite große Überraschungserfolg im Horrorgenre, welches seit Jahren in Deutschland bestenfalls mittelmäßige Ergebnisse erfährt, wenn man von Franchises wie Saw und Paranormal Activity absieht. Wie es dem Genre meist inhärent ist, wird Evil Dead sich wahrscheinlich als ziemlich frontlastig entpuppen und schnell abfallen. Dennoch traue ich ihm momentan mindestens 700,000 Zuschauer als Gesamtergebnis zu, was in etwa das Doppelte von den allgemeinen Erwartungen darstellt.
Iron Man 3 fiel um zwei Plätze auf Rang 4 und lockte an seinem dritten Wochenende weitere 181,000 Zuschauer (-52%) in die Kinos. Nach 19 Tagen steht der dritte Iron-Man-Streifen damit bei knapp mehr als 1,6 Mio Besuchern und belegt schon Platz 5 der erfolgreichsten Filme des Jahres. Marvel’s The Avengers hat im gleichen Zeitraum etwa 40,000 Besucher mehr gehabt und dürfte den Abstand in den kommenden Wochen weiter vergrößern, da Iron Man 3 noch unter der Ankunft von Fast & Furious 6 sowie unter dem Champion’s League-Finale am Samstag zu leiden haben wird. Dennoch wird er immer noch mit Sicherheit mehr als 2 Mio Besucher erreichen. In den nächsten vier Wochen sollte es dann soweit sein. Insgesamt traue ich ihm etwa 2,1 Mio Besucher zu, sodass er nur knapp hinter The Avengers landen wird.
Der dritte breite Neustart der Woche, Epic – Verborgenes Königreich, belegte mit unspektakulären 164,000 Besuchern am regulären Wochenende Platz 5 und legte einen Schnitt von 245 Besuchern pro Kino in seinen 671 Kinos hin. Einschließlich der Previews hat der Animationsfilm bis Sonntag knapp mehr als 199,000 Beushcer vorzuweisen gehabt. Bis 200,000 fehlten ihm noch genau 573 Besucher. Es ist irgendwo überraschend, dass Epic nicht besser anlief. Schließlich gab es seit Die Croods, der bereits im März anlief, keinen weiteren großen Animationsfilm für die Familien, sodass Epic eigentlich weitgehend konkurrenzfrei gestartet wurde. Hier hofft der Verleiher nun mit Sicherheit auf Langlebigkeit in den Kinos. Neue Animationskonkurrenz kommt erst am 20. Juni in Form von Die Monster Uni. Bis dahin wird der Film ohne ernstzunehmende Gegner bleiben und könnte deshalb noch die 1 Mio-Zuschauermarke knacken. Dennoch wäre das deutlich unter dem Schnitt für die Animationsschmiede BlueSky (Ice Age). Noch kein Animationsfilm von BlueSky hat hierzulande weniger als 1,7 Mio Besucher gehabt, eine Zahl, von der Epic nach diesem doch relativ bescheidenen Start nur träumen kann.
Angesichts des fehlenden Feiertags am Donnerstag, der Familienkonkurrenz von Epic und des weniger kinofreundlichen Wetters, überrascht der heftige 58%-Rückgang von Hanni & Nanni 3 in der zweiten Woche weniger. Der Film rutschte um drei Ränge runter auf Platz 6 und erreichte von Donnerstag bis Sonntag 84,000 neue Zuschauer. Nach 11 Tagen steht der deutsche Kinderfilm bei 327,000 Besuchern. Sein Vorgänger hat letztes Jahr im gleichen Zeitraum nur knapp 221,000 Besucher gehabt und es auf insgesamt mehr als 850,000 gebracht. Ich erwarte, dass Hanni und Nanni 3 sich in den kommnden Wochen stabilisiert und eine lange Ausdauer in den Sommermonaten zeigt. Trotz des starken Drops schließe ich 1 Mio Zuschauer weiterhin nicht aus. Deutsche Familienfilme sind ja für ihre immense Langlebigkeit an den Kinokassen bekannt.
Scary Movie 5 verlor 56% seiner Zuschauer von der Vorwoche und fiel um drei Plätze auf #7. Mit weitere 53,000 Zuschauern am Wochenende, packte er die 700,000-Marke und steht nun bei etwa 714,000 Besuchern nach vier Wochen. Auch wenn das in keinster Weise an die Erfolge der ersten vier Filme herankommt (der schwächste hat immer noch mehr als 1,3 Mio Besucher gehabt), so hat er sich doch länger in den Charts gehalten als man vermutet hätte und angesichts des schwachen Starts es doch auf ein sehr solides Gesamtergebnis gebracht. Zumindest 800,000 Zuschauer wird er noch erreichen.
Platz 8 gehörte am Wochenende mit 32,000 Besuchern (-53%) der britischen Romcom Das hält kein Jahr…!, die nun weniger als 20,000 Zuschauer von der halben Million entfernt steht und die Marke dieses Wochenende schon erreichen wird. Auf Platz 9 gab Mama ewartungsgemäß um 56% nach, da die Horrrofans am Wochenende zu Evil Dead flüchteten. Insgesamt hat der Film am Wochenende 28,000 Zuschauer deutschlandweit das Fürchten gelehrt und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 544,000. Mit etwas Glück und dank Fronleichnam nächste Woche wird er es noch auf 600,000 Besucher bringen – ein t0lles Ergebnis für einen Horrrofilm, auch wenn Evil Dead es gerade in den Schatten stellt.
Die Top 10 wurde mit 23,000 Besuchern von Die Croods abgerundet, der einen furchtbaren 69%-Rückgang erlitt. Insgesamt steht er nun bei mehr als 2,15 Mio Besuchern. Hier hat natürlich die Konkurrenz seitens von Epic direkt zugeschlagen. Wie bei Hanni und Nanni 3 erwarte ich aber eine Stabilisierung in den kommenden Wochen und einen Rebound. So könnte er immer noch 2,3 Mio Besucher erreichen.
Oblivion verließ in der 6. Woche die Top 10, knackte aber 800,000 Besucher, sodass er jetzt bei etwa 822,000 Zuschauern steht. Einen neuen Meilenstein erreichte auch der deutsche Dauerbrenner Ostwind, der die 700,000-Marke überschritt. Wie auch Hanni und Nanni 3 sollte er in den kommenden Sommermonaten noch ganz gut laufen und früher oder später sogar 900,000 Besucher erreichen.
Nachtzug nach Lissabon konnte derweil insgesamt mehr als 650,000 Besucher für sich verbuchen und hat damit sogar Oscarhits wie Lincoln und Les Misérables hinter sich gelassen. Schließlich sollte man noch G.I. Joe – Die Abrechnung erwähnen, der ebenfalls die 800,000-Zuschauerbarriere überquerte und somit bereits annähernd das Doppelte von der Gesamtbesucherzahl seines Vorgängers verbuchte.