Quelle: Insidekino
Es war ein starkes Wochenende für die deutschen Kinocharts. Immerhin haben zwei Filme mehr als 300,000 Besucher von Donnerstag bis Sonntag in die Kinos gelockt, das hat man schon lange nicht gesehen.
Madagascar 3 – Flucht durch Europa hat problemlos den Box-Office Thron an seinem zweiten Wochenende verteidigt und dürfte zumindest eine weitere Woche auf Platz 1 verbringen. Am zweiten Wochenende gab der Film lediglich um 26% nach und lockte weitere 610,000 Zuschauer deutschlandweit in die Kinos. Nach 13 Tagen steht das Animations-Sequel bereits bei über 2,3 Mio Zuschauern und wurde somit zum 10. Film von 2012, der es jenseits der 2 Mio Zuschauer geschafft hat. Mit etwas Glück könnte bereits nächstes Wochenende die 3 Mio-Grenze und damit eine Goldene Leinwand erreicht werden. Madagascar 3 wird erst der fünfte Film dieses Jahr sein, dem das gelingen würde (nach Ziemlich beste Freunde, Ice Age 4 – Voll verschoben, Ted und The Dark Knight Rises). Dennoch kommt Madagascar 3 verglichen zu seinen beiden Vorgängern etwas schleppender voran. Obwohl er sogar zwei Tage Vorsprung hat (man erinnere sich, der Film startete bereits am 2. Oktober), liegt er nach seinem zweiten Wochenende doch etwa 400,000 Zuschauer hinter dem zweiten und fast 700,000 Zuschauer hinter dem ersten Teil. Die ersten beiden Madagascar-Filme haben jeweils mehr als 6 Mio Zuschauer in Deutschland erreicht. Dies erscheint für Madagascar 3 eher unwahrscheinlich, insbesondere angesichts der kommenden Konkurrenz. Bereits kommendes Wochenende wird er es mit Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät und Agent Ranjid rettet die Welt aufnehmen müssen. Eine Woche später steht direkte Animationskonkurrenz an mit Hotel Transsilvanien. Nur eine weitere Woche später kommt dann Niko – Kleines Rentier, großer Held in die Kinos. Somit wird das Familien-Publikum reichlich bedient werden. Unweigerlich werden dabei einige der Filme nicht ihr Potenzial ausschöpfen können man denke doch an Der Lorax, der im Sommer zwischen Ice Age 4 und Merida starten durfte), doch auch Madagascar 3 wird darunter leiden. Momentan sehe ich knapp 5 Mio Zuschauer als das bestmögliche Szenario für den Film, was natürlich für ein zweites Sequel auch beachtlich ist.
Der wahre Gewinner letztes Wochenende war 96 Hours – Taken 2. Während der erste Film in den USA zu einem Box-Office Phänomen wurde und Liam Neesons Karriere als Actionstar startete, verhielt sich der Film in den meisten europäischen Ländern (darunter auch in Deutschland) wie die anderen typischen von Luc Besson produzierten Actionstreifen. In Deutschland startete 96 Hours mit etwas mehr als 125,000 Besuchern. Insgesamt wurden es knapp 442,000. Doch scheinbar haben die Kinogänger den Film auf DVD und BluRay für sich entdeckt oder es ist der US-Hype, der hier über den Ozean herüberschwappte. So oder so eröffnete das Sequel mit bombastischen 381,000 Zuschauern zum Start (inkl. Previews) und wird somit innerhalb von weniger als einer ganzen Woche schon die Gesamtbesucherzahl des ersten Films übertreffen. Der Film erreichte auch mit 791 Zuschauern pro Kino bei weitem den besten Schnitt der Woche. Es ist eine beachtliche Verbesserung, die man in solch einem Rahmen in Deutschland nicht häufig erlebt. Die actionhaltige Konkurrenz gibt es erst mit Skyfall, dem neuen Bond, ab dem 1. November. Bis dahin dürfte sich der Film einer großen Beliebtheit in den Kinos erfreuen und wird es wahrscheinlich als erster Actionstreifen der Marke Luc Besson seit Transporter 3 über die 1 Mio-Zuschauermarke schaffen. Respekt!
Die deutsche Komödie Mann tut was Mann kann eröffnete auf Platz 3 ebenfalls etwas über den allgemeinen Erwartungen und fuhr einschließlich Previews 185,000 Zuschauer zum Start ein. Die Resonanz scheint gut zu sein und deutsche Komödien genießen in er Regel einen Langlebigkeits-Bonus. Hier sind insgesamt nicht weniger als 700,000 Zuschauer zu erwarten.
Wie beim ersten Mal beeindruckt weiterhin mit hervorragendem Durchhaltevermögen. Für die Komödie mit Meryl Streep ging es nur um einen Platz runter auf #4, während der Film bloß 17% der Zuschauer von der Vorwoche verlor. Die Komödie lockte zusätzliche 90,000 Zuschauer in die Kinos, sodass sie bei insgesam fast 470,000 Besuchern steht. Beeindruckend ist auch, dass der Film (als einziger unter den ersten fünf) bislang immer nur in weniger als 300 Kinos gezeigt wurde. Die 632,000 Zuschauer von Die eiserne Lady wird Wie beim ersten Mal mit absoluter Sicherheit überholen. Hier sind schlechtestenfalls 700,000 Besucher drin, doch wahrscheinlich wird es eher in Richtung von 900,000 gehen, denn ich erwarte auch eine sehr lange Laufzeit unterhalb der Top 10.
Nach dem enttäuschenden Start vor zwei Wochen konnte sich Til Schweigers Schutzengel etwas berappeln und steht nach weiteren 86,000 Zuschauern (-37%) bei über 550,000 Besuchern. Dass er 1 Mio Zuschauer erreicht, halte ich immer noch für ausgeschlossen, aber er dürfte näher drankommen, als man es ursprünglich vermutet hätte. Trotzdem dürfte dieses Projekt für Schweiger, der sich hier als Regisseur zum ersten Mal seit langer Zeit eines ersten Themas annehmen wollte, eine Enttäuschung sein.
Mit Previews und Sneaks brachte es Oliver Stones Savages auf knapp über 100,000 Zuschauer bis Sonntag. Am reinen Wochenende wurden es etwa 83,000, was für den 6. Platz der Charts gereicht hat. Eine lange Laufzeit würde ich aber angesichts der sehr gemischten Reaktion seitens der Zuschauer nicht erwarten, mehr als 300,000 Zuschauern sind nicht drin.
In der zweiten Woche ging es für Looper um 45% runter auf Platz 7 und etwa 52,000 Zuschauer. Der Film durchbrach die 200,000-Grenze, doch angesichts der kommenden vielfältigen Konkurrenz erwarte ich hier keine großen Zahlen mehr. Im besten Fall werden etwa 400,000 Kinogänger für den Film zusammenkommen. Schade.
Der beste Rückgang in der ganzen Top 20 gelang Gregs Tagebuch 3 – Ich war’s nicht!. Das zweite Sequel in der Kinderfilmserie zeugt von der stetig wachsenden Popularität der Reihe. Nur 16% verlor der Streifen und erreichte 40,000 Zuschauer am Wochenende. Damit steht er bei insgesamt 305,000 Besuchern und hat den zweiten Film auch überholt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Film auch 400,000 Besucher erreichen wird und somit etwa 33% besser als sein Vorgänger abschneiden wird.
Platz 9 gehörte mit knapp unter 40,000 Zuschauern (-52%) Abraham Lincoln: Vampirjäger, der bislang von knapp mehr als 190,000 Zuschauern gesehen wurde. Die Top 10 wurde von dem Arthouse-Erfolg Die Wand abgerundet, der 42,000 Zuschauer (einschließlich Previews) in nur 60 Kinos erreichen konnte! Hier steht eine lange Laufzeit bevor.
Auch außerhalb der Top 10 gibt es einiges zu berichten. Step Up: Miami Heat steht bei mittlerweile über 940,000 Zuschauern (am Wochenende waren es etwa 16,000 Besucher) und kämpft weiterhin um die 1 Mio. Merida – Legende der Highlands hält sich angesichts der vielen Konkurrenz ganz solide und hat mittlerweile zumindest 1,4 Mio Besucher erreicht. Dennoch benötigt der Film noch fast 200,000 Besuchern, um nicht der am wenigsten erfolgreichste Pixar-Film in Deutschland zu werden.
The Expendables 2 hat am Wochenende 1,2 Mio Zuschauer erreicht und steht nur knapp 10,000 Zuschauer hinter Sin City, dem letzten FSK18-Film, der mehr als 1,2 Mio Zuschauer erreicht hat. Sollte The Expendables 2 irgendwie auf insgesamt mehr als 1,24 Mio Zuschauer kommen, so wird er zum erfolgreichsten Film ohne Jugendfreigabe in Deutschland seit Kill Bill: Vol. 1. Seth MacFarlanes Ted hat mittlerweile fast 3,35 Mio Besucher erreicht und dürfte auf lange Zeit auch 3,4 Mio schaffen.
Etwas Bewegung gab es auch wieder in den oberen Rängen der erfolgreichsten Filme seit 1968 in Deutschland. Ziemlich beste Feunde konnte nach langem Stillstand endlich wieder einen Platz vorrücken und ließ mit knapp über 8,68 Mio Zuschauern Findet Nemo hinter sich. Der französische Überflieger steht hierzulande auf nun auf Platz 24 der erfolgreichsten Filme der letzten 34 Jahre. Einfach unglaublich, doch ich glaube kaum, dass wir hier bald ein Ende sehen werden.