Quelle: Boxofficemojo
Man kann die US-Box-Office-Ergebnisse vom letzten Wochenende von zwei Standpunkten aus beurteilen. Einerseits konnte die Top 12 insgesamt $127,3 Mio einspielen und somit einen Rückgang von nur 4,3% gegenüber der Vorwoche verbuchen. Verglichen zum Vorjahr ging es sogar um satte 20% nach oben. Ganze sieben Filme haben am Wochenende die $10 Mio-Marke geknackt, ein weiterer verfehlte diese um weniger als $1 Mio. Dennoch bleibt auch ein leicht bitterer Geschmack der Enttäuschung auf der Zunge liegen. Trotz vier vielversprechender Neustarts, die diverse Genres abdeckten, konnte kein Neuzugang richtig beeindrucken. Drei der vier neuen Filme, insbesondere The Expendables 2, blieben hinter den Erwartungen zurück. Obwohl kein neuer Film einen großen Start geschafft hat, wurden alle älteren Filme dennoch hart getroffen. Nur zwei Filmen unter den ersten zwölf gelang ein Rückgang von weniger als 50%.
Die Pole Position ging an The Expendables 2, der $28,6 Mio von 3316 Kinos einnehmen konnte (zweitbreitester Start für den Verleiher Lionsgate). Es war ein solider Start für seine Stars. Schließlich konnten Sylvester Stallone und Jason Statham nur mit dem ersten The Expendables einen besseren Start in ihrer jeweiligen Karriere verbuchen. Auch für den Rest der Besetzung, mit der Ausnahme von Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger, war dies einer der erfolgreichsten Starts ihrer Laufbahn. Wie erwartet war das Publikum eher männlich (63%) und noch älter als beim Vorgänger (65% über dem Alter von 25, während es beim ersten 60% waren). Ferner ist The Expendables 2 ein weiterer Beweis für die Stärke der Filme mit der R-Freigabe (ab 17 Jahren) in den USA dieses Jahr. Als 13. R-rated Film von 2012 schaffte The Expendables 2 einen Start von mehr als $20 Mio und wird zum 15. R-rated Film, der $50 Mio Gesamteinspiel toppen wird.
Und dennoch ist der Start alles andere als ein bemerkenswerter Erfolg. Schließlich eröffnete der erste Film vor zwei Jahren mit $34,8 Mio noch deutlich besser, und das, obwohl die Voraussetzungen für den Nachfolger perfekt schienen. Der erste Film überraschte alle nicht nur mit seinem Start, sondern auch mit der Langlebigkeit, obwohl die meisten Experten anfangs eine kurze Verweilzeit in den Kinos vermuteten. Er schaffte beinahe einen Multiplikator von 3 nach seinem Startwochenende und verließ die Kinos mit etwa $103 Mio. Bis heute ist der erste Expendables der dritterfolgreichste Film von Lionsgate. Doch der Erfolg konnte nicht wiederholt werden. Dafür gibt es wahrscheinlich diverse kleine Gründe, die sich einfach aufsummiert haben. Zunächst sind es immer noch die Nachwirkungen des Amoklaufs von Aurora. Laut einer neuen Umfrage sind noch etwa 17% der US-Bevölkerung abgeneigt, ins Kino zu gehen. Betroffen sind vor allem Frauen und Teenager, sodass dies keine so großen Auswirkungen auf The Expendables 2 haben sollte. Dennoch könnte ein Film, in dem Waffen und Gewalt so eine große Rolle spielen, auch auf unbewusste Ebene zu einer Abneigung führen. Zweitens wurden Actionfans in den letzten Wochen gut bedient. Total Recall und Das Bourne Vermächtnis haben vielleicht kein großes Feuer entfacht, aber sie beide zusammen sorgten dafür, dass die Nachfrage nach Action befriedigt wurde. Insbesondere Das Bourne Vermächtnis wird wohl eine Rolle gespielt haben, denn der Großteil der Zuschauer dieses Films ist ebenfalls von der älteren Generation. Schließlich fehlte beim neuen Film einfach der Neuheitsfaktor, dessen Abwesenheit auch die größeren Rollen für Willis und Schwarzenegger und die Neuzugänge van Damme und Norris nicht ausgleichen konnten.
Doch noch ist nicht alles verloren. Die Resonanz gegenüber dem Film ist durchaus positiv und besser als gegenüber dem Vorgänger. Am Wochenende zeigte er sich auch etwas weniger frontgeladen als der erste Film. Schließlich gibt es in den kommenden Wochen kaum direkte Konkurrenz, wovon The Expendables 2 sicher profitieren wird. Alles in allem erwarte ich keine mit dem ersten Streifen vergleichbare Langlebigkeit hier, doch $70-80 Mio sind trotzdem wahrscheinlich. Zusammen mit soldien Ergebnissen außerhalb von Nordamerika sollte genug zusammenkommen, damit die $90 Mio-Produktion ein weiteres Sequel erhält.
Das Bourne Vermächtnis musste den ersten Platz an The Expendables 2 abgeben und erfuhr einen ähnlichen Rückgang wie Die Bourne Verschwörung und Das Bourne Ultimatum. Für den Film ging es um 55,3% herab auf Platz 2 und $17,1 Mio. Insgesamt sind es schon $69,6 Mio. Damit liegt der Film gute $29 Mio hinter Verschwörung und $62 Mio hinter Ultimatum. Trotz unterschiedlicher Altersfreigaben hatte die Ankunft von The Expendables 2 sichtlich einen Effekt auf den Erfolg des Films. Noch besteht eine Chance, das Gesamteinspiel des ersten Bourne-Films ($121,7 Mio) zu toppen, doch das ist nicht sehr wahrscheinlich. Für viel realistischer halte ich ein Endergebnis von $110-120 Mio.
ParaNorman von Focus Features belegte den dritten Platz mit $14,1 Mio von 3429 Lichtspielhäusern. Das macht den Film nicht nur zum breitesten Start von Focus Features, aber auch zu deren ersten Film, der in über 3000 Kinos anlief. Doch es scheint als ob das Zombie-Thema viele Famlien verschreckt hat. Die direkte Konkurrenz von Das wundersame Leben des Timothy Green machte dem Film aber auch zu schaffen. In jedem Fall ist ein solcher Start eine Enttäuschung, insbesondere verglichen mit Coraline, einem ebenfalls düsteren 3D-Animationsfilm von der gleichen Produktionsfirma wie ParaNorman (Laika). Dieser hatte $16,8 Mio zum Start und das mit über 1000 Kinos weniger! ParaNorman wird von einem Mangel an Konkurrenz bis Mitte September gut profitieren können und insgesamt etwa $50-55 Mio einspielen, ein annehmbares Ergebnis bei einem vermuteten $50-60 Mio Budget, doch weit von Coralines $75 Mio entfernt.
Der vierte Platz der Charts ging an den Zweitwöchler Die Qual der Wahl. Die Polit-Kömodie von Jay Roach baute 50,6% ab und nahm am Wochenende weitere $13,1 Mio ein. Nach zehn Tagen hat der Film nun $51,4 Mio eingespielt. Der Rückgang ist mit denen von Will Ferrells Stiefbrüder (-51%) und Ricky Bobby – König der Rennfahrer (-53%) vergleichbar. Beide stablisierten sich nach dem zweiten Wochenende und erreichten mühelos den Multiplikator von 3. Das wird auch dem neusten Will Ferrell-Film gelingen. Das Labor Day-Wochenende liegt noch bevor, Konkurrenz wird es demnächst kaum geben und der Film sollte sich auch im September noch gut halten. Ob es letztlich $100 Mio werden ist noch unklar, doch weniger als $90 Mio scheint kaum möglich.
Auf Platz 5 eröffnete der letzte Leinwandauftritt der verstorbenen Sängerin und Schauspielerin Whitney Houston. Das Musikdrama Sparkle enttäuschte leicht zm Start und spielte lediglich $11,6 Mio am ersten Wochenende ein. Bedenkt man die kostenlose Medienpräsenz dank Houstons Rolle und die Tatsache, dass es sonst keine weiteren an das afroamerikanische Publikum ausgerichteten Filme im Moment auf dem Markt gibt, muss man sich wundern, wieso Sparkle nicht kräftiger aus den Startlöchern kam. Bei den Zuschauern kommt der Film gut an, dürfte aber den ersten Anzeichen nach eher frontgeladen sein. Mehr als $35-37 Mio wird er nicht einspielen.
The Dark Knight Rises rutschte auf den 6. Platz, schaffte aber den zweitbesten Hold unter den ersten zwölf Filmen. Ein Rückgang von 42% bescherte dem Mega-Blockbuster $11 Mio am Wochenende und $409,8 Mio nach fünf Wochen. Es wird immer schwieriger, sich bei solchen Zahlen zu beschweren, doch die Wahrheit ist, dass der Film etwas hinter den ursprünglichen Erwarungen läuft (mmerhin schon $61 Mio hiner The Dark Knight nach gleichem Zeitraum) und deutlich hinter den revidierten Erwartungen nach The Avengers' phänomenalen Start. Andererseits erreichte der Film bereits den 12. Platz der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Nordamerika. Darüber hinaus überholte er Die Tribute von Panem – The Hunger Games ($407,8 Mio) und machte 2012 zum ersten Jahr, in dem drei Filme die $400 Mio-Marke überschritten. Der erste Hobbit Film im Dezember könnte es aber auch noch schaffen! The Dark Knight Rises befindet sich noch auf Kurs zu $450 Mio und Platz 7 alles Zeiten.
Das wundersame Leben des Timothy Green machte es sich auf Platz 7 gemütlich. Als einziger Neuzugang enttäuschte er ncht, sondern eröffnete ganz knapp oberhalb der niedrigen Erwartungen. Am Wochenende wurden es $10,8 Mio, seit dem Mittwoch-Start schon $15,1 Mio. Mit Labor Day noch vor sich und mit guter Resonanz im Rücken, wird der es Film es auf $40-45 Mio bringen und mit seinem bescheidenen $25 Mio Budget für Disney schwarze Zahlen schreiben.
Wie beim ersten Mal verfehlte zwar $10 Mio am Wochenende, doch dem Meryl Streep-Streifen gelang mit einem Rückgang von nur 37,8% der beste Hold in der Top 12. In nur zwölf Tagen hat der Film $35,1 Mio erwirtschaftet und hat ein Endergebnis jenseits von $70 Mio vor den Augen.
Zu berichen gibt es noch, dass Ice Age 4 – Voll verschoben, zwar die Top 10 verließ, am Wochenende aber dennoch die $150 Mio-Marke knacken konnte.