Quelle: Boxofficemojo
Freitag-Update
Es ist schon seltsam, dass diesen Oktober lediglich ein einziger Horrorfilm in die US-Kinos kommt – gerade zu Halloween bietet der Markt genug Raum für mehrere Horrorerfolge. Als jedoch Paranormal Activity 5 um ein Jahr verschoben wurde, hat kein anderer Gruselstreifen seine Stelle eingenommen und so ist die neue Adaption von Stephen Kings Carrie der einzige Horrorfilm, der seinen Weg in die US-Kinos diesen Oktober fand. Noch seltsamer ist jedoch, dass trotz dieser absoluten Alleinstellung auf dem Markt, der Film scheinbar dennoch nicht genug Interesse für sich wecken konnte. Dass der Start des Films dennoch besser aussieht, als er sollte, liegt daran, dass am Freitag die zwei anderen breiten Neustarts noch deutlich schlechter abgeschnitten haben.
Alfonso Cuaróns Filmphänomen Gravity konnte problemlos am dritten Freitag in Folge Platz 1 der US-Kinocharts für sich beanspruchen. Mt knapp $9,1 Mio lag der Freitag auch nur 28% unter seinem letzten, was auf einen weiteren Rückgang von weniger als 30% für das Gesamtwochenende hindeutet. Nach 15 Tagen steht der 3D-Film bei $148,6 Mio an den nordamerikanischen Kinokassen. Am Sonntag wird er bereits zum erfolgreichsten Film aller Zeiten werden, der in den USA jemals im Oktober gestartet wurde – einem Monat, der nicht gerade für große Blockbuster bekannt ist. Auch wird Gravity nach dem Wochenende schon den anderen Hit überholen, den Sandra Bullock dieses Jahr hatte – Taffe Mädels ($159,3 Mio) – und damit in die Top 10 von 2013 aufsteigen. Spätestens nach dem nächsten Wochenende wird auch die $200-Mio-Grenze fallen. Für den $80 Mio teuren Film ist das eine unglaubliche Performance, die dank herausragender Mundpropaganda zustande kommt. Im Januar wird Gravity seine IMAX-Leinwände an Ender’s Game – Das große Spiel und Die Tribute von Panem – Catching Fire verlieren, was den Erfolgszug des Films sicherlich verlangsamen sollte. Allerdings gehe ich auch davon aus, dass mit dem Oscar-Hype der Film im Januar oder Februar in vielen IMAX-Kinos wiederaufgeführt werden wird.
Interessanterweise verhält sich Gravity bislang Argo (ebenfalls von Warner Bros.) nicht unähnlich, was die Box-Office-Performance angeht. Gravity fiel am zweiten Wochenende um 22,6% und wird am dritten wahrscheinlich etwa 28-30% abbauen. Argo verlor an seinem zweiten Wochenende 15,5% und am dritten 26,5%. Offensichtlich war Argo etwas weniger frontlastig und hat noch mehr vom Oscar-Hype profitiert als Gravity es tun wird, doch zieht man Argo als Vergleich für Gravity heran, so steuert Gravity auf ein Endergebnis von $390 Mio zu. Da er letztlich sehr von den 3D- und IMAX-Leinwänden abhängt, wird Gravity es zwar vielleicht nicht ganz so weit bringen, jedoch sehe ich momentan $275 Mio als das absolute Minimum an. Sollte Gravity bei den Oscars als "Bester Film" nominiert werden (wovon ich fest ausgehe), so wird er auch $300 Mio packen und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als einer der fünf erfolgreichsten Filme des Jahres in Nordamerika enden.
Wie bereits erwähnt, hat das Horror-Remake Carrie zum Start eindeutig enttäuscht. Zwar hat kaum jemand erwartet, dass der Film Gravity den Spitzenplatz über das Gesamtwochenende wegschnappen kann, jedoch haben viele damit gerechnet, dass er zumindest am Starttag Platz 1 der Charts belegen könnte. Dazu kam es jedoch nicht und Carrie kam mit $6,6 Mio gestern deutlich abgeschlagen auf Platz 2. Natürlich ist das bei einem Budget von $30 Mio nicht gerade ein großer Flop (der Status gilt hingegen bei den anderen beiden Neustarts), bedenkt man jedoch, dass der letzte Horrorfilm (Insidious: Chapter 2) vor fünf Wochen in die Kinos kam und somit kurz vor Halloween Carrie als einziger Horrorfilm in die US-Kinos kam, ist es definitiv ein schwacher Start. Auch gemessen an anderen erfolgreichen Horror-Remakes schneidet Carrie nicht besonders gut ab. So hat Evil Dead dieses Jahr $11,9 Mio am Starttag eingespielt. Vor genau zehn Jahren hat Texas Chainsaw Massacre am ersten Tag $10,6 Mio eingenommen und sogar Remakes von weniger populären Filmen, wie Prom Night oder My Bloody Valentine, hatten einen besseren Starttag. Ich schätze die Altersfreigabe ab 17 (R-Rating) hat Carrie geschadet. Über das Wochenende sollte der Film auf maximal $17-18 Mio kommen und sich mit weniger als $45 Mio aus den Kinos verabschieden. Da hat sich Sony bestimmt Besseres erhofft.
Captain Phillips gab gegenüber dem letzten Freitag um 39,3% nach und kam mit $5,15 Mio auf Platz 3 am Freitag. Insgesamt hat der Film nach acht Tagen solide $41,2 Mio eingespielt. Natürlich verblasst der Film im Vergleich mit großen Oktober-Hits wie Argo oder Departed – Unter Feinden, sollte jedoch auch auf lange Sicht $100 Mio knacken – und zwar als erster Realfilm mit Tom Hanks, abgesehen von den Dan-Brown-Verfilmungen, seit Catch Me If You Can vor 11 Jahren! Am Wochenende könnte Captain Phillips mit etwas Glück sogar noch knapp an Carrie vorbeiziehen und wieder den zweiten Rang der Charts belegen. Der Film ist nach langer Zeit wieder ein eindeutiger Beweis für Tom Hanks' Zugkraft an den Kinokassen.
Escape Plan kam am Freitag auf Platz 3 mit $3,36 Mio. Vor einem Jahr wäre das noch eine schockierend enttäuschende Zahl gewesen, angesichts der Stars des Films (Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger). Allerdings hatten die beiden dieses Jahr bereits ihre Solo-Flops mit The Last Stand ($12,1 Mio) und Shootout – Keine Gnade ($9,5 Mio). Diese Riesenflops haben einen mehr oder weniger darauf vorbereitet, dass die Namen "Stallone" und "Schwarzenegger" nicht die Kassenmagnete sind, die sie einst waren. Escape Plan sollte auf $9-10 Mio am Wochenende kommen und immerhin innerhalb von einer Woche die beiden vorhin genannten Filme mit Sly und Arnie übertreffen. Dennoch sehe ich nicht mehr als $25-30 Mio insgesamt hier und angesichts des $70-Mio-Produktionsbudgets ist und bleibt auch Escape Plan ein Flop.
Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 rundete mit $2,55 Mio die Top 5 ab und lag etwa 28,2% unter seinem letzten Freitag. Nach 22 Tagen steht das Animationssequel bei etwa $85,6 Mio – knapp $2 Mio hinter dem ersten Film im selben Zeitraum. Der Streifen kann enorm vom Mangel an Familienkonkurrenz profitieren und wird am Ende, wie schon sein Vorgänger, mehr als $120 Mio einnehmen. Ein solider Erfolg für einen Film, den sich eigentlich kaum jemand wirklich gewünscht hat.
Noch viel peinlicher als der Start von Escape Plan war der von Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt. Der Film über den Aufstieg und Fall von Julian Assange startete mit weniger als $600,000 von 1769 Kinos auf Platz 6 und wird am Wochenende kaum $2 Mio erreichen. Für den $26-Mio-Film, der nach seinen mittelmäßigen Kritiken auf keine Aufmerksamkeit seitens der Oscars hoffen kann, ist das sehr schlecht.
Dafür lief der Oscarkandidat 12 Years a Slave mit $275,000 von 19 Kinos am ersten Tag sehr vielversprechend an. Davon werden wir in den nächsten Wochen noch viel mehr hören.