Auch der zweitplatzierte Film an den nordamerikanischen Kinokassen stammte aus Disneys Hit-Schmiede. Der Animationsstreifen Vaiana verließ die Chartspitze in seiner vierten Woche, hielt sich aber besser als alle anderen Filme (die nicht zahlreiche zusätzliche Kinos erhielten) im Angesicht der übermächtigen Konkurrenz. Der Film gab um 37,1% nach und spielte von Freitag bis Sonntag $12,7 Mio ein. Insgesamt hat Vaiana $162,9 Mio nach vier Wochen in den Kinos eingenommen und wird dank den kommenden Feiertagen schon bald als 12. und vermutlich letzter Film von 2016 $200 Mio erreichen. Vaiana liegt aktuell 27% vor Disneys Rapunzel – Neu verföhnt und 4% vor Toy Story 2 im selben Zeitraum, jedoch 15% hinter Die Eiskönigin. Alle drei liefen ebenfalls am Thanksgiving-Wochenende in Nordamerika an. Der Rückstand auf Die Eiskönigin wird sich in den nächsten Wochen noch vergrößern, denn Vaiana wurde einfach nicht zu einem so großen Popkultur-Phänomen und hat auch keine Single, die so erfolgreich ist wie "Let It Go". Nichtsdestotrotz wird Vaiana enorm davon profitieren, dass vor Februar keine neuen Animationsfilme in den USA und in Kanada starten werden und er somit lange Zeit fast ohne Konkurrenz laufen wird. Das sollte ihm ein Gesamteinspiel von etwa $240-250 Mio ermöglichen und den 10. Platz der Jahres-Charts.
Die derbe Weihnachtskomödie Office Christmas Party stieß zwar auf eher gemischte Resonanz bei den Zuschauern, profitiert aber schlicht und ergreifend von der Tatsache, dass sie im Moment einer der wenigen weihnachtlichen Filme in den US-Kinos ist. Allein schon das Wort "Christmas" in einen Filmtitel um diese Jahreszeit zu klatschen, fördert automatisch die Einnahmen. An seinem zweiten Wochenende fiel Office Christmas Party um 49,2% und setzte weitere $8,6 Mio um. Der $45 Mio teure Ensemblefilm hat bis dato $31,7 Mio eingenommen, hat aber seine besten Tage dank Weihnachten noch vor sich und wird die Kinos voraussichtlich mit etwa $63 Mio auf der Bank verlassen. Paramount kann mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Keine Chance hatte am Wochenende Will Smiths neustes Dezember-Drama (nach Das Streben nach Glück, Sieben Leben und Erschütternde Wahrheit) Verborgene Schönheit, das trotz eines breiten Starts in 3028 Kinos und einer Nebenbesetzung aus Edward Norton, Helen Mirren, Keira Knightley und Kate Winslet lediglich $7,1 Mio einspielte (im Schnitt $2345 pro Kino). Es ist das mit Abstand schwächste Startwochenende überhaupt in Will Smiths Kariere. Diesen Negativrekord stellte Erschütternde Wahrheit erst letztes Jahr auf. Immerhin erhielt jener Film aber eine Golden-Globe-Nominierung für Smiths Performance, während Verborgene Schönheit von der Kritik gnadenlos verrissen wurde. Die Zuschauer reagierten deutlich aufgeschlossener und vergaben im Schnitt einen "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-"), doch der Film wird seine Leinwände zu schnell verlieren, um von der guten Mundpropaganda wirklich Nutzen zu haben. Ich erwarte nicht mehr als $25-30 Mio insgesamt. Noch vor zehn Jahren wäre eine solche Box-Office-Blamage für einen Film mit Will Smith nicht vorstellbar gewesen. Immerhin hatte er aber mit Suicide Squad auch den größten US-Hit seiner Karriere dieses Jahr.
Rang 5 der nordamerikanischen Wochenendcharts ging an Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, der um 51,3% auf $5,1 Mio fiel und sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $207,7 Mio nach sechs Wochen brachte. Die direkte Konkurrenz von Rogue One setzte dem Harry-Potter-Prequel ganz schön zu, doch auch dieser Film wird sich über die Weihnachtszeit noch gut erholen und seine Laufzeit in den USA und in Kanada mit etwa $236 Mio beenden.
Oscar-Hoffnungsträger Machester by the Sea, der zuletzt für fünf Golden Globes nominiert wurde, expandierte am Wochenende in 842 zusätzliche Kinos, kletterte um einen Platz nach oben auf #6 und legte um 33,8% auf $4,2 Mio zu. In 1208 Kinos erzielte er einen Schnitt von $3513. Insgesamt hat der bereits vielfach ausgezeichnete Film von Kenneth Lonergan $14,1 Mio in Nordamerika eingenommen. Es ist der erste Film des Verleihs Roadside Attractions, der in mehr als 1000 Kinos in den USA läuft, und wird auch mühelos zu dessen erfolgreichstem Film überhaupt werden. Dazu muss er lediglich $21,6 Mio von Mud – Kein Ausweg toppen, was ihm noch vor Jahresende gelingen wird. Manchester by the Sea wird mit Sicherheit bei der Bekanntgabe der Oscarnominierungen im Januar ordentlich absahnen und wird bis zur Verleihung zu den größten Favoriten im Rennen gehören, sodass er auf lange Sicht gute Chancen auf $50 Mio oder mehr hat.
Der größte Oscarfavorit dieses Jahr ist allerdings Damien Chazelles Musical La La Land, das vor einer Woche in fünf Kinos phänomenal gestartet ist. An seinem zweiten Wochenende spendierte Lionsgate dem Film 195 neue Kinos, sodass er mit $4,1 Mio (+365,6%) auf Rang 7 aufgestiegen ist und einen Schnitt von $20510 pro Kino in seinen 200 Lichtspielhäusern erzielte. La La Land wird mehr als jeder andere Film in dieser Oscar-Saison vom Oscar-Hype profitieren und als ein romantisches Feelgood-Musical wird er auch beim Mainstream-Publikum großen Anklang finden, sodass ich ihm ein Gesamtergebnis von mehr als $100 Mio zutraue.
Auch Rang 8 der US-Charts ging an einen potenziellen Oscaranwärter. Denis Villeneuves Sci-Fi-Drama Arrival fiel an seinem sechsten Wochenende um vier Plätze und 46,8% auf $3 Mio. Insgesamt hat der Film bislang $86,7 Mio eingenommen und wird mit Sicherheit $100 Mio in Nordamerika erreichen. Wie weit er tatsächlich kommen wird, wird sehr davon abhängen, wie zugeneigt Oscar-Wähler dem Film sein werden, doch man kann von einem Endergebnis im Bereich von $105-110 Mio ausgehen, was bei einem Produktionsbudget von nur $47 Mio sehr gut ist.
Auch Marvels Doctor Strange fiel um vier Plätze und belegte mit $2,2 Mio (-51,3%) Rang 9 der nordamerikanischen Kinocharts. Sein Gesamteinspiel hievte er damit auf $226,3 Mio und steuert auf insgesamt etwa $237 Mio zu, bevor er die Kinos verlassen wird.
Tom Fords zweite Regiearbeit Nocturnal Animals rundete die Top 10 ab und spielte $1,4 Mio ein, 55,5% weniger als in der Vorwoche. Hier zeigt sich vermutlich die Auswirkung einer irreführenden Marketing-Kampagne, die den Zuschauern einen knallharten Rachethriller anstelle eines komplexen Dramas vorgaukelte. Deshalb wird der Film auch in den nächsten Wochen steil fallen. Insgesamt hat Nocturnal Animals bislang $8,8 Mio in Nordamerika eingenommen und mehr als $15 Mio wird er nicht erreichen, es sei denn er erhält überraschend viele Oscarnominierungen im Januar.
DreamWorks' Trolls verlor am Wochenende über 1000 seiner Kinos und fiel in Folge um zwei Plätze und 54,6% auf #11 und $1,4 Mio. Insgesamt hat Trolls in den USA und in Kanada $147,4 Mio nach sechs Wochen eingenommen und steht kurz davor, den ähnlich gestarteten Megamind nach Gesamteinspiel ($148,4 Mio) zu toppen. Auch an DreamWorks' Der gestiefelte Kater wird Trolls ($149,3 Mio) vorbeiziehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird er die Kinos mit etwa $155 Mio in der Tasche verlassen.
Robert Zemeckis' Allied – Vertraute Fremde stürzte um sechs Plätze auf Rang 12 und spielte lediglich $1,3 Mio (-66,6%) am Wochenende ein. Nach vier Wochen steht der Kriegsthriller bei nur $38,5 Mio und wird maximal $43 Mio einspielen, was ihn bei einem Produktionsbudget von $85 Mio zu einem eindeutigen kommerziellen Flop macht. Auch die geballte Starpower von Brad Pitt und Marion Cotillard konnte dem Film nicht helfen.
Überraschend unspektakulär lief Denzel Washingtons dritte Regiearbeit Fences, ein weiterer Oscarkandidat, in vier Kinos an. In diesen erzielte die Theaterstück-Verfilmung nur $129,000 und damit einen Schnitt von $32366 pro Kino (zum Vergleich: Manchester by the Sea startete im November doppelt so gut in vier Kinos).