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Quelle: Boxofficemojo
Obwohl in Vergangenheit schon Kinoerfolge wie Last Samurai, Im Fadenkreuz und Krampus am Wochenende nach Thanksgiving starteten, machten Hollywood-Studios dieses Jahr wieder einmal den Fehler, das Wochenende zu meiden, und schickten keinen Hitkandidaten ins Rennen. Als Ergebnis was es vergangenes Wochenende besonders ruhig in den nordamerikanischen Kinos und es gab wenig Bewegung in der Top 10. Der Gesamtumsatz der Top 12 halbierte sich im Vergleich zur Vorwoche und erreichte $87,6 Mio. Auch lag er 3% unter dem post-Thanksgiving-Wochenende im Vorjahr, als Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 zum dritten Mal in Folge die Charts anführte.
Platz 1 ging an Disneys neusten Streich Vaiana. Der Animationsfilm hielt sich angesichts der Umstände recht gut und gab nur um 50,1% gegenüber seinem Startwochenende nach. Damit spielte der Film $28,3 Mio an seinem zweiten Wochenende ein und steht bei insgesamt $119,8 Mio nach 12 Tagen in den Kinos. Obwohl der Drop auf den ersten Blick für einen Animationsfilm recht heftig aussieht, ist es normal, dass Familienfilme am Wochenende nach Thanksgiving stark nachgeben. Genau genommen hielt sich Vaiana sogar besser als Die Eiskönigin, Rapunzel und Toy Story 2, die nach Thanksgiving um jeweils 53,1%, 55,7% und 51,6% fielen. Der solide Rückgang spricht für sehr positive Mundpropaganda, was angesichts des zum Start vergebenen "A"-CinemaScores (äquivalent einer "1") nicht überraschen sollte. Disney hat einen weiteren Hit abgeliefert.
Vaiana liegt aktuell 24% vor Rapunzel, 3% vor Toy Story 2 und 11% hinter Die Eiskönigin im selben Zeitraum. Die ertragreiche Weihnachtszeit wird dafür sorgen, dass der Film locker über die $200-Mio-Grenze hinausgehen wird. Allerdings wird die Konkurrenz im Dezember hart sein. Diese wird einerseits mit Rogue One: A Star Wars Story aus eigenem Hause kommen und andererseits von Universals/Illuminations Animationsfilm Sing kurz vor Weihnachten ausgehen. Beide werden an den Kinokassen gut abräumen und Vaiana mit Sicherheit einige Zuschauer kosten. Zum Glück gehen sehr viele Menschen über die Weihnachtstage in die Kinos, sodass mehrere erfolgreiche Familienfilme in der Zeit co-existieren können. Deshalb sollte Vaiana auf insgesamt $235-255 Mio kommen. Es wird ein knapper Dreikampf zwischen Vaiana, Doctor Strange und Phantastische Tierwesen um den 10. Platz der Jahres-Charts in den USA werden (die ersten neun Plätze werden von Filmen mit jeweils mehr als $300 Mio Einspiel belegt werden).
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind belegte auch in der dritten Woche Rang 2 und spielte $18,1 Mio von Freitag bis Sonntag ein. Damit brachte das Harry-Potter-Prequel sein vorläufiges Gesamtergebnis auf $183,1 Mio nach 17 Tagen und liegt nur noch 4% hinter dem bislang umsatzschwächsten Harry-Potter-Streifen (Harry Potter und der Gefangene von Askaban). Dabei startete Phantastische Tierwesen noch deutlich unter allen Harry-Potter-Filmen, hielt sich aber gerade an seinem zweiten Wochenende außerordentlich gut und hat jetzt schon einen höheren Multiplikator zwischen seinem Start- und seinem Gesamtergebnis erreicht als die letzten beiden Harry-Potter-Filme. Mit etwas Glück könnte Phantastische Tierwesen bereits kommendes Wochenende als 11. Film von 2016 die $200-Mio-Marke in Nordamerika erreichen. Wie weit er danach kommen wird, hängt davon ab, wie lange er seine Kinos und Leinwände behalten kann. Kommendes Wochenende hat er mit dem Start der R-rated-Komödie Office Christmas Party noch freie Bahn, doch mit Rogue One, Assassin’s Creed, Passengers und Sing erwartet ihn im Dezember viel Konkurrenz. Er wird die Kinos vermutlich mit etwa $240-250 Mio verlassen, was ein besseres Durchhaltevermögen bedeuten würde als bei jedem Harry-Potter-Film, mit der Ausnahme des ersten. Das wiederum spricht für gute Mundpropaganda und legt nahe, dass der nächste Teil noch besser abschneiden könnte. Insgesamt kann Warner Bros. mit der $180-Mio-Investition zufrieden sein, insbesondere da der Film weltweit auf mehr als $750 Mio zusteuert.
Um zwei Plätze nach oben, auf Rang 3, ging es für den von der Kritik gefeierten Science-Fiction-Film Arrival mit Amy Adams. Paramount spendierte dem Film 473 zusätzliche Kinos, was seine Kinozahl auf insgesamt 2915 brachte. Das half vermutlich dabei, den mildesten Rückgang in der gesamten Top 10 zu erzielen. Arrival sank lediglich um 36,6% auf $7,3 Mio und brachte sein vorläufiges Einspiel auf $73 Mio nach vier Wochen. Angesichts des $47-Mio-Produktionsbudgets ist Arrival ein Erfolg und hat noch viel Potenzial, wenn er im Oscar-Rennen eine größere Rolle spielen wird, was aktuell wahrscheinlich erscheint. Mit Passengers erwartet ihn im Dezember natürlich direkte Science-Ficiton-Konkurrenz, doch Golden-Globe- und Oscarnominierungen sollten das Stehvermögen des Films fördern, sodass er nun doch $100 Mio erreichen und sich bei $105-110 Mio einpendeln sollte.
Robert Zemeckis' Spionagedrama Allied – Vertraue Fremde hielt sich nach einem etwas enttäuschendem Start ganz gut und gab um 44,4% auf $7 Mio nach. Damit belegte Allied wieder den 4. Platz der US-Charts und steht nach 12 Tagen bei $28,9 Mio. Doch auch ein guter Rückgang ändert nichts daran, dass das Zwischenergebnis für einen Film von Zemeckis, mit der Starpower von Brad Pitt und einem Budget von $85 Mio sehr zu wünschen übrig lässt. Allied richtet sich an ein erwachsenes Publikum und wird sich vermutlich in den nächsten Wochen auch gut halten (solange er seine Kinos nicht zu schnell verliert), doch sogar dann wird er maximal $53 Mio in Nordamerika einspielen und muss sich auf ein viel besseres Einspielergebnis aus dem Ausland verlassen, um überhaupt seine Kosten wieder einzunehmen.
Marvels Doctor Strange fiel um 51,3% und zwei Plätze auf $6,8 Mio und Rang 5 der Wochenendcharts. Mit $215,5 Mio ist die Comicverfilmung bereits an dem etwas besser gestarteten Thor – The Dark Kingdom vorbeigezogen und schielt jetzt auf ein Gesamteinspiel von etwa $240 Mio, vorausgesetzt Rogue One wird den Film zum Start nicht komplett vernichten. So oder so bleibt Doctor Strange ein absoluter Box-Office-Volltreffer für Disneys Marvel Cinematic Universe, der weltweit an der $700-Mio-Marke kratzen wird.
Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie sich Bad Santa 2, Mel Gibsons Hacksaw Ridge und die Oscarkandidaten Manchester by the Sea und Jackie am Wochenende schlugen.