Quelle: Boxofficemojo
Wie üblich bedeutete das Wochenende nach Thanksgiving, das üblicherweise als Puffer zwischen den großen Dezember-Filmen und den November-Blockbustern dient, einen steilen Einnahmenrückgang an den US-Kinokassen. Nichtsdestotrotz war es dank dem stärksten Post-Thanksgiving-Start seit zehn Jahren ein deutlich besseres Wochenende nach Thanksgiving an den Kinokassen als in den letzten fünf Jahren. Gegenüber dem Thanksgiving-Wochenende gab der Gesamtumsatz der Top 12 um 48% auf $89,9 Mio nach, doch verglichen mit dem Vorjahr ging es um satte 28% rauf.
Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 verteidigte den Spitzenplatz der Charts mit $18,9 Mio und baute dabei 63,7% gegenüber dem letzten Wochenende ab. Wie schon sein Vorgänger hat Mockingjay Teil 2 jetzt schon drei Wochen auf Platz 1 der Charts verbracht und es gibt sogar eine kleine Chance, dass er auch ein weiteres Wochenende für sich entscheiden kann. Sollte es ihm gelingen, dann wäre es der erste Panem-Film seit The Hunger Games, der sich vier Wochen auf Platz1 halten kann. Doch hier hören die positiven Meldungen auch schon wieder auf. Mockingjay 2 hielt sich schlechter als sein Vorgänger nach Thanksgiving, der um 61,3% fiel und schrieb das schwächste dritte Wochenende der Reihe. Nach 18 Tagen hat das Sequel $227,4 Mio ereicht, genug um an Der Marsianer vorbeizuziehen und Platz 6 der bisherigen Jahres-Charts in Nordamerika zu belegen, liegt aber dennoch 12% hinter Mockingjay Teil 1, 25% hinter The Hunger Games und 32% hinter Catching Fire im selben Zeitraum. Der starke Rückgang wird wohl die letzte Chance des Films zerstört haben, $300 Mio in den USA zu erreichen, da mit Star Wars: Das Erwachen der Macht übermächtige Konkurrenz diesen Monat ins Haus steht. Lionsgate wird sich höchstwahrscheinlich mit einem Gesamteinspiel von $280-290 Mio begnügen müssen.
Die Weihnachts-Horrorkomödie Krampus war der eigentliche Gewinner am Wochenende und ein weiterer Triumph für Universal, für das 2015 das beste Jahr in der Studio-Geschichte ist. Am Freitag eroberte Krampus zum Start mit $6 Mio sogar die Chartspitze, am Gesamtwochenende spielte er $16,3 Mio ein und belegte Rang 2. Von 2902 Kinos bedeutete das einen Schnitt von $5615 pro Kino – der beste Schnitt der gesamten Top 20. Es war außerdem das beste Startwochenende eines Films an einem Post-Thanksgiving-Wochenende seit Last Samurai vor 12 Jahren. Das beweist wieder einmal, dass es keine "schlechten" Wochenenden gibt, um einen Film zu starten. Sollte das Marketing interessant wirken, werden die Zuschauer auch kommen. Universals starker Vermarktung ist der Erfolg des Films auch zu verdanken, ebenso der Tatsache, dass Weihnachts-Horrorfilme im Kino ein seltenes Ereignis geworden sind. Krampus hat jetzt schon mehr an den US-Kassen eingenommen, als der letzte größere Weihnachts-Horrorfilm, das Black-Christmas-Remake von 2006, das insgesamt knapp weniger als $16,3 Mio eingenommen hat. Zu Krampus' Vorteil wirkte sich natürlich auch die PG-13-Freigabe aus, die den Film auch für jüngere Zuschauer zugänglich machte.
Jung waren die meisten Besucher des Films auch. Etwa 51% der Zuschauer zum Start waren unter 21. Die Kinogänger waren vom Film nur mäßig beeindruckt und bewerteten ihn mit einem "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"). Für einen Horrorfilm ist eine solche mittelmäßige Wertung allerdings nicht unüblich und muss nicht bedeuten, dass der Film schnell vom Antlitz der Erde verschwinden wird. Gerade das weihnachtliche Thema sollte zumindest dafür sorgen, dass Krampus vor Weihnachten noch gut läuft. Danach wird er vermutlich schnell fallen und bereits Anfang Januar keine Rolle mehr spielen. Insgesamt sollte er jedoch etwa $40-45 Mio erreichen, was bei seinem Produktionsbudget von nur $15 Mio wirklich stark ist. Für Universal ist es schon der zweite Horrorhit dieses Jahr nach The Visit, der mit $65 Mio ebenfalls über den Erwartungen lief. Crimson Peak hatte beim Studio wiederum weniger Glück und erreichte lediglich $31 Mio bei einem Budget von $55 Mio.
Platz 3 der US-Kinocharts ging an Pixars Arlo & Spot, der an seinem zweiten Wochenende eine peinliche Vorstellung hinlegte. Der Animationsfilm fiel um steile 60,9% auf nur $15,3 Mio und steht nach 12 Tagen bei lediglich $75,8 Mio, was immer noch weniger ist, als das Startwochenende von Alles steht Kopf im Juni. Es war zudem das mit Abstand schwächste zweite Wochenendergebnis eines Pixar-Films. Besonders negativ ist aber auch zu erwähnen, wie schlecht sich der Film nach dem Start gehalten hat. So hatten Animationsfilme wie Die Pinguine aus Madagascar, Rapunzel und Die Eiskönigin, die ebenfalls am Thanksgiving gestartet sind, bessere Holds an ihrem zweiten Wochenende. Keiner fiel um 60% oder mehr. Mit diesem Rückgang hat Arlo & Spot sichergestellt, dass er der umsatzschwächste Pixar-Film überhaupt in den USA werden wird. Auch mit Weihnachten im Rücken wird er nicht mehr als $125-135 Mio erreichen und damit nicht einmal in der Top 20 des Jahres landen. Auch wenn schon vor dem Start klar war, dass Arlo & Spot nicht einer von Piars großen Hits wie Findet Nemo, Oben oder Alles steht Kopf werden würde, hat doch niemand eine so schwache Performance erwartet.
Wirklich gut hielt sich hingegen Creed – Rocky’s Legacy, was angesichts sehr positiver Mundpropaganda und sich langsam aufbauenden Oscar-Hypes für Sylvester Stallone nicht überrascht. Das Spin-Off verlor 49,4% seiner Zuschauer vom Start und spielte $64,6 Mio in 12 Tagen ein. Dabei fiel der Film um einen Platz auf Rang 4. Es ist immer ein sehr gutes Zeichen, wenn ein Film am Wochenende nach Thanksgiving weniger als 50% verliert und so sind die Aussichten von Creed sehr gut. Noch im Laufe der Woche wird Creed das Gesamteinspiel von Rocky Balboa ($70,3 Mio) in den USA hinter sich lassen. Außerdem wird Creed im Laufe des Monats attraktives Alternativprogramm zu Star Wars darstellen und je nachdem, wie die Oscarnominierungen ausfallen, könnte er auch noch im Januar und Februar gut laufen. Ein Gesamteinspiel von mehr als $100 Mio ist mittlerweile garantiert. Es wird der siebte Stallone-Film (und der vierte Rocky), der in den USA die $100-Mio-Marke überqueren wird. Ich erwarte ein Gesamtergebnis von etwa $120-130 Mio in den USA. Es besteht also sogar die Chance, dass Creed Arlo & Spot an den Kinokassen in Nordamerika toppen wird und damit hat wirklich niemand gerechnet. Bei einem Budget von $37 Mio ist Creed ein sehr großer Hit für Warner und wird auch sicherlich nicht das letzte Mal sein, dass wir Michael B. Jordan als Adonis Creed auf der Leinwand sehen werden.
Auf Seite 2 gibt es u. a. Box-Office-Updates zu Spectre und zwei Oscarkandidaten.