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Quelle: Boxofficemojo
Marvel eilt wieder zur Rettung herbei. Nach mehreren Wochenenden in Folge, an denen die Einspielergebnisse an den nordamerikanischen Kinokassen unter der Vorwoche lagen, hat der Start des neuen Comic-Blockbusters Black Panther für einen kräftigen Zuwachs der Umsätze gesorgt. Am Wochenende vor dem nationalen Feiertag Presidents Day erzielte die Top 12 insgesamt satte $271 Mio. Es war der dritthöchste Gesamtumsatz der Top 12 an einem Wochenende in der nordamerikanischen Box-Office-Geschichte und mit Abstand ein neuer Rekord für ein Februar-Wochenende. Dieser gehörte zuvor dem Wochenende, an dem Deadpool vor zwei Jahren gestartet ist, mit $221,2 Mio. Zudem wurde das Wochenende zum umsatzstärksten überhaupt außerhalb der Weihnachtszeit. Der Rekord gehörte zuletzt dem Wochenende vom 17. bis 19. März letzten Jahres, an dem Die Schöne und das Biest gestartet ist. Der Top-12-Umsatz lag stolze 127% über dem vorigen und 100% über dem gleichen Wochenende aus dem letzten Jahr, als The LEGO Batman Movie an seinem zweiten Wochenende die Charts anführte.
Black Panther eroberte die Chartspitze mit einem der beeindruckendsten Starts in der gesamten Box-Office-Geschichte. Von Freitag bis Sonntag spielte die Comicverfilmung $102 Mio von 4020 Kinos in den USA und in Kanada ein und erzielte einen phänomenalen Schnitt von $50250 pro Spielstätte. Am Freitag erzielte Black Panther mit $75,9 Mio (davon $25,2 Mio in Donnerstagspreviews) den achtbesten Starttag aller Zeiten, woraufhin mit $66 Mio sogar der viertgrößte Samstag überhaupt folgte, noch vor Die letzten Jedi, und der zweitbeste Sonntag ($60,1 Mio), lediglich hinter Das Erwachen der Macht. Insgesamt gelang Black Panther das fünfthöchste Startwochenende aller Zeiten in Nordamerika, sogar vor Marvels Ensemble-Blockbustern Avengers: Age of Ultron ($191,3 Mio) und The First Avenger: Civil War ($179,1 Mio). Die einzigen Filme, die in Vergangenheit noch erfolgreicher angelaufen sind, waren Star Wars – Das Erwachen der Macht ($248 Mio), Star Wars – Die letzten Jedi ($220 Mio), Jurassic World ($208,8 Mio) und Marvel’s The Avengers ($207,4 Mio). Es ist wirklich erstaunlich, dass Black Panther, der Solo-Einstand des titelgebenden Superhelden, es geschafft hat, sich in diesen elitären Kreis von Megablockbustern vorzuarbeiten. Disney gehören jetzt übrigens acht der zehn erfolgreichsten Startwochenenden in Nordamerika.
Natürlich schlug Black Panther auch den bisherigen Februar-Startrekord um 45%, der zuvor Deadpool mit $132,4 Mio gehörte. Kaum zu glauben, dass Die Passion Christi den Rekord bis 2015 elf Jahre lang mit $83,8 Mio hielt. Die Riesenstarts von Black Panther und Deadpool sollten den Studios das Vertrauen geben, mehr potenzielle Tophits in dem lange Zeit als "ruhig" bekannten Monat zu starten. Wenn ein Film wirklich interessant aussieht, dann kommen auch die Zuschauer, egal welcher Monat es ist.
Auch wenn beide Filme kaum weiter auseinanderliegen könnten, erinnert mich der Überraschungserfolg von Black Panther an Es vom letzten September. In beiden Fällen braute sich schon im Vorfeld zum Start der perfekte Sturm aus zahlreichen begünstigenden Faktoren zusammen, der sich in einem gigantischen Startwochenende entlud. Im Falle von Es waren es $123,4 Mio für einen R-rated Horrorfilm im September, ebenfalls eine davor kaum vorstellbare Zahl für einen solchen Film. Dass Black Panther sehr erfolgreich anlaufen würde, hat sich schon vor Monaten abgezeichnet, als die Reaktionen auf Marvels Marketingkampagne extrem positiv ausgefallen sind und der Film angefangen hat, erste Vorverkaufsrekorde zu brechen. Dass er jedoch so gigantisch werden könnte, wurde erst unmittelbar vor dem Start klar.
Mit Sicherheit profitierte Black Panther vom guten Willen gegenüber der Marke Marvel. Mit Guardians of the Galaxy Vol. 2, Spider-Man: Homecoming und Thor – Tag der Entscheidung produzierte Marvel letztes Jahr gleich drei vom Publikum und den Kritikern geliebte Kinohits, die jeweils mehr als $310 Mio in den USA und in Kanada eingespielt haben. Inzwischen wissen die Kinogänger, dass auf Disney/Marvel Verlass ist, wenn sie gute Kinounterhaltung suchen. Auch der erste Auftritt von Black Panther in The First Avemger: Civil War hat einen guten Eindruck hinterlassen. Doch das erklärt den Riesenerfolg nur zum Teil. Der andere wichtige Aspekt ist ein perfektes Timing, das den Zeitgeist erwischte, der letztes Jahr zur gleichen Zeit auch Get Out zum unerwarteten Erfolg verholfen hat. Zu lange vernachlässigten große Hollywood-Filme das afroamerikanische Publikum und ein Film wie Black Panther hat dieses angesprochen wie kein anderer Blockbuster jemals zuvor, wobei er gleichzeitig auch die Probleme der Ausgrenzung und Unterdrückung adressierte. Ein schwarzer Regisseur und ein nahezu komplett schwarzer Cast ist etwas, was bei einem Big-Budget-Blockbuster immer noch sehr ungewohnt ist, sorgten dafür, dass Black Panther sich nicht einfach nur wie der 18. Film aus dem Marvel Cinematic Universe anfühlte, sondern wie eine frische Brise in der Blockbuster-Flut. Es ist ein ähnlicher Effekt wie bei Wonder Woman letztes Jahr, der ersten großen modernen Comicadaption mit einer weiblichen Heldin, jedoch auf einem deutlich größeren Level.
Dass dies keine bloße Vermutung ist, zeigt die demografische Verteilung der Zuschauer am Startwochenende. Von diesen waren 37% Afroamerikaner, ein weitaus größerer Anteil als bei jeder bisherigen Marvel-Verfilmung. Das ist besonders beeindruckend, wenn man sich vor Augen führt, dass nur 12,3% der US-Bevölkerung Afroamerikaner sind. Weitere 35% am Startwochenende waren Weiße und 18% waren Hispanoamerikaner. Es war also ein sehr vielfältiges Publikum, das Black Panther in die Kinos gelockt hat. Die Geschlechterverteilung waren relativ ausgeglichen, mit 55% Männern und 45% Frauen. Knapp 61% der Zuschauer waren älter als 25.
Zu diesen fördernden Umständen gesellten sich die positivsten Kritiken für eine Comicverfilmung seit Christopher Nolans The Dark Knight, eine brillante und intensive Marketing-Kampagne und die Verpflichtung des ultraerfolgreichen Musikers Kendrick Lamar für die Zusammenstellung des Soundtracks. All das ließ den Hype exponentiell anwachsen und in einem überwältigenden Startwochenende resultieren. Wie es nun weitergehen wird, lässt sich bei einem solchen Riesestart schwer abschätzen. Die Kritiken sprechen für sich und die Mundpropaganda sollte sich angesichts des sehr seltenen "A+"-CinemaScores (äquivalent einer "1+") wie ein Lauffeuer verbreiten. Black Panther ist erst der zweite Film des MCU, nach The Avengers, der diese Höchstwertung der Zuschauer erhalten hat. Natürlich wird es auch einen gewissen Grad der Frontlastigkeit geben, insofern als dass viele Interessierte bereits am Startwochenende in die Kinos geströmt sind. Doch sogar im schlechtesten Szenario ist es kaum vorstellbar, dass Black Panther $500 Mio in Nordamerika verfehlen wird. Das alleine würde ihn schon in die All-Time Top 10 bringen und zum zweiterfolgreichsten MCU-Film nach The Avengers ($623,4 Mio) machen. Sollte er einem ähnlichen Verlauf folgen wie der am gleichen Wochenende gestartete Deadpool, wird er $553 Mio in Nordamerika einnehmen. Ein ähnliches Ergebnis winkt ihm auch, wenn er in die Fußstapfen des ebenfalls vor dem Sommer gestarteten, positiv aufgenommenen The Return of the First Avenger folgt. Allerdings ist Black Panther ein kulturelles Phänomen und die Schlagzeilen zu seinem Sensationsstart könnten sogar Kinogänger anlocken, die ansonsten an dem Film wenig interessiert gewesen wären. Deshalb gehe ich momentan von einem Gesamteinspiel in Höhe von $550-575 Mio aus, würde aber auch $600 Mio noch nicht ausschließen.
Auch international schlug Black Panther ein wie eine Bombe und nahm $169 Mio von 48 Ländern außerhalb von Nordamerika ein. Die ertragreichsten Märkte waren dabei Südkorea mit $25,3 Mio und Großbritannien mit $24,8 Mio. Starts in China, Japan und Russland stehen dem Film noch bevor, der weltweit die Milliardenmarke knacken könnte.
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