Box-Office USA – Zombieromanze trotzt dem Super Bowl

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Box-Office USA - 1.-3.02.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Boxofficemojo

Etwa 108 Mio Zuschauer verfolgten letzten Sonntag im US-Fernsehen die Übertragung des jährlichen Super Bowl-Spiels. Das waren zwar etwa 3 Mio weniger als in den letzten beiden Jahren, doch immerhin knapp ein Drittel der Bevölkerung der USA. Dass sich das negativ auf die Besucherzahlen in den Kinos ausgewirkt hat, ist selbstverständlich. Obwohl die Studios in den USA den Jahresanfang terminlich komplett fehlgeplant haben (Überangebot an nicht-jugendfreien Filmen, keine neuen Familienfilme bis Mitte Februar), hat sich 2013 bis jetzt ganz gut geschlagen – was nach dem Rekordjahr 2012 durchaus Beachtung verdient. Doch irgendwann musste es kommen – das Box-Office musste dem unglücklich geratenen Startplan Rechnung tragen. Zu viele Filme auf dem Markt richten sich an ein erwachsenes, männliches Publikum und lassen dabei einander nicht ihr volles Potenzial an den Kinokassen entfalten. Nur so ist es zu erklären, dass trotz acht R-rated Kinostarts im Januar, maximal einer davon $50 Mio (knapp) erreichen wird. Die immense Konkurrenz unter den meisten Filmen ließ letztlich fast alle Filme leiden. Die komplizierte Situation der Filme und die zusätzliche Belastung durch den Super Bowl führten zu einem Rückgang der Top 12 um 22,1% auf $68,9 Mio und somit zum schwächsten Box-Office-Wochenende an den US-Kinokassen seit dem Wochenende nach dem Labor Day letzten September. Außerdem lag die Top 12 Einspielsumme 26,8% unter dem letzten Jahr als Chronicle und Die Frau in Schwarz beide mit soliden Zahlen starteten. Somit handelte es sich um die schlechtesten Zahlen eines Super Bowl-Wochenendes seit 2000! Dies ist wiederum wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die meisten Filme, die momentan in den nordamerikanischen Kinos spielen als Zielgruppe erwachsene Männer haben – eben dieselbe Zielgruppe wie der Super Bowl!

Platz 1 ging deshalb relativ konkurrenzlos an Warm Bodies. Die mit der milden PG-13-Freigabe versehene Zombieromanze schloss gekonnt die Marktlücke, indem sie sich an junge Frauen richtete. In den ersten drei Tagen spielte der $30 Mio teure Film $20,4 Mio von 3009 Kinos ein und erreichte damit einen Schnitt von $6764 pro Kino. Mit diesem Start liegt Warm Bodies in derselben Liga wie Die Frau in Schwarz ($20,9 Mio) und Chronicle ($22 Mio) und bezeugt, dass übernatürlich angehauchte Stoffe am Super Bowl-Wochenende gut funktionieren. Insgesamt war es das siebtbeste Startwochenende für einen Film, der am Super Bowl-Wochenende gestartet ist. Für Summit Entertainment bedeutet dies den drittbesten Start eines Films abseits der Twilight-Serie und den besten seit Red im Jahre 2010. Jetzt da die Twilight-Serie vorüber ist, muss Summit beweisen können, dass das Studio auch ohne sein Zugpferd erfolgreiche Filme abliefern kann. Warm Bodies ist sicherlich ein guter Anfang. Der Film versucht zwar an eine ähnliche Zielgruppe wie Twilight zu appellieren, spricht dabei aber durch die Zombie-Thematik mehr männiche Zuschauer an. So waren zwar die meisten Zuschauer von Warm Bodies am Wochenende zwar weiblich, jedoch lag ihr relativer Anteil mit 60% deutlich unter dem weiblichen Anteil der Twilight-Filme. Außerdem wurden im Besonderen junge Zuschauer angesprochen (65% unter dem Alter von 25). Einer der Hauptgründe (neben gutem Marketing), warum Warm Bodies so erfolreich gestartet ist, ist einfach durch den absoluten Mangel an jugendfreien PG-13-Filme auf dem Markt zu erklären. Neben Warm Bodies fanden nur drei weitere PG-13-Filme ihren Weg in die Top 10 – Mama, Lincoln und Les Misérables, wobei die letzten beiden Filme vor allem das erwachsene Publikum ansprechen. Damit kam Warm Bodies genau zum richtigen Zeitpunkt in die Kinos. Bei den Kritikern und den Zuschauern kam der Film gut an und erhielt bei der Umfrage der Zuschauer vom Starttag einen "B+"-CinemaScore (äquivalent einer 2+). In zwei Wochen wird Warm Bodies harte Konkurrenz durch Safe Haven und Beautiful Creatures erfahren, die es ebenfalls auf das weibliche Publikum abzielen. Doch so oder so wird der Film mit $60-65 Mio zu einem respektablen Erfolg und zu Summits dritterfolgreichsten Film, in dem keine glitzernden Vampire vorkommen.

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Platz 2 ging an den Spitzenreiter der Vorwoche, Hänsel und Gretel – Hexenjäger. Der spaßige Fantasy-Horror-Actioner fiel um erwartete 52,1% auf $9,4 Mio und brachte sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $34,7 Mio nach zehn Tagen. Natürlich ist dies bei einem Budget von $50 Mio eigentlich kein Grund für Freudenschreie, doch ein Film, der lange auf den Start warten musste und es mit so viel Konkurrenz zu tun bekam, ist es ein durchaus solides Ergebnis. Hänsel und Gretel ist auf gutem Wege, zum erfolgreichsten R-rated Film zu werden, der diesen Januar in die US-Kinos kam. Bedenkt man außerdem seine beachtenswerten Erfolge im Übersee, wird’s für Paramount schließlich ein großer Erfolg mit mehr als $200 Mio weltweitem Einspiel. In den USA sind, trotz komender Konkurrenz von Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, etwa $50-55 Mio so gut wie sicher.

Auf Platz 3 machte es sich einer der größten Oscarkandidaten dieses Jahres, Silver Linings, bequem. Mit einem Rückgang von lediglich 18,1% auf $7,7 Mio bewies der Film von David O. Russell enorme Stehqualitäten und lieferte den besten Hold in der Top 10 ab. Dabei stieg er sogar um einen Rang gegenüber der Vorwoche auf. Nach insgesamt 12 Wochen im Verleih hat der Film großartige $80 Mio erwirtschaftet und ist bereits der fünfterfolgreichste Film von The Weinstein Company. Damit dürfte sich auch die Skepsis bezüglich der Strategie der Weinsteins, den Film erst nach sehr langer Zeit endlich breit zu starten, verflüchtigt haben. Diese zunächst seltsam erscheinende Strategie ist scheinbar voll aufgegangen. In einem Markt, in dem es sehr wenige Filme für das weibliche Publikum gibt, kann Silver Linings aufblühen. Dabei sind die Oscars noch einige Wochen entfernt und bis dahin wird der Film weiterhin hervorragenedes Durchhaltevermögen genießen. Neben dem tollen Mundpropaganda und großen Oscar-Hype wird der Film auch vom kommenden Valentinstag höchstwahrscheinlich enorm profitieren. Problemlos wird Silver Linings noch vor der Oscarverleihung $100 Mio knacken und sich insgesamt bei $115-125 Mio einpendeln. Das, vorausgesetzt, er gewinnt nicht den Oscar als "Bester Film". Sollte dies aber dennoch eintreten, dann traue ich der Dramödie auch mehr als $140 Mio zu.

Um zwei Plätze runter auf #4 ging es in der dritten Woche für den PG-13-Horrorstreifen Mama. Der Film verlor 49,6% und spielte von Freitag bis Sonntag $6,6 Mio ein. Sein  Gesamteinspiel brachte der Film auf $58,1 Mo nach 17 Tagen. Damit ist Mama bereits erfolgreicher als jeder Horrorfilm von 2012 und ist der erfolgreichste Horrostreifen seit Paranormal Activity 3.  Lässt man Sequels außer Acht, so ist Mama auf gutem Wege, zum erfolgreichsten Original-Horrorfilm seit Paranormal Activity 2009 zu werden. Ich erwarte ein Endergebnis von etwa $71 Mio.

Auch Zero Dark Thirty verlor zwei Plätze und rutschte auf Rang 5 ab. Der Film wurde stärker vom Super Bowl betroffen als jeder andere und fiel am Sonntag um grauenhafte 76,7%. Insgesamt verbuchte er am Wochenende einen Rückgang von 46,6% auf $5,2 Mio und steht momentan bei $77,7 Mio Einspiel in Nordamerika. Da auch Side Effects ein ähnliches Publikum kommendes Wochenende für sich zu gewinnen versuchen wird, wird Zero Dark Thirty es trotz seiner fünf Oscarnominierungen schwer haben, sich noch vor der Verleihung wieder zu stabilisieren. Es erscheint momentan als eher unwahrscheinlich, dass der Film $100 Mio in den Kinos erreichen wird. Allerdings ist er bereits ein deutlich größerer Erfolg als viele es vor einem halben Jahr erwartet hätten. Kein Film, der sich in irgendeiner Weise mit dem modernen "Krieg gegen den Terror" auseinandergesetzt hat, hat solche Zahlen erreicht. Zero Dark Thirty wird schlussendlich bei etwa $95 Mio landen, außer es gelingen ihm überraschende Oscartriumphe.

Shootout – Keine Gnade ist der neuste Eintrag in der immer länger werdenden traurigen Liste von Action-Flops. Der etwa $40 Mio teure Film mit Sylvester Stallone spielte am Wochenende erbärmliche $4,5 Mio von 2404 Kinos ein und wies damit einen traurigen Schnitt von $1892 pro Location auf. Zudem wurde der Film von den Zuschauern des Starttags mit einem mittelmäßigen "B-"-CinemaScore bedacht. Die Zuschauer des Films waren hauptsächlich älter. Etwa 81% waren 25 Jahre alt oder älter. Nach The Last Stand ($11,7 Mio nach 17 Tagen) und Parker ($12,5 Mio nach 10 Tagen) ist Shootout bereits die dritte Enttäuschung in Folge for die Stars der Expendables-Filmreihe. Für Sylvester Stallone ist Shootout seine erste Hauptrolle außerhalb der Expendables-Filme oder seiner bekannten Rocky– und Rambo-Serien seit etwa zehn Jahren. Die Frage war, ob der Erfolg von The Expendables, Rambo und Rocky Balboa seinen Status als zugkräftiger Star wieder nach oben gebracht hat. Scheinbar muss man dies verneinen. Außer es wird den Zuschauern etwas Besonderes geboten, wie eben bei The Expendables, scheint die Zeit der muskelbepackten Stars aus alten Tagen vorbei zu sein. Shootout wird Probleme haben, gar $10 Mio in Nordamerika einzuspielen und wird somit als noch größerer Flop als The Last Stand und Parker enden.

Parker überraschte derweil mit einem besseren Hold als es angesichts des Super Bowls und der Konkurrenz durch Stallones Film zu erwarten wäre. Der Film gab an seinem zweiten Wochende um 52,9% auf $3,3 Mio nach und belegte Rang 7 der Charts. Insgesamt hat der Film in zehn Tagen $12,5 Mio eingebracht. Es zeigt sich, dass der Actionstreifen bei den Zuschauern gut ankam. Der Konkurrenz von Stirb langsam 5 wird er aber dennoch nicht trotzen können und in zwei Wochen wird er aus den meisten Kinos verschwunden sein. Wenn alles gesagt und getan ist, wird Parker mit etwa $17 Mio seine Laufzeit beenden.

Die letzten sdrei Plätze der Top 10 wurden durch Filme belegt, die als "Bester Film" bei den Oscars eine Nominierung erhielten.

Auf Platz 8 landete Quentin Tarantinos erfolgreicher Rache-Western Django Unchained, der in der 6. Woche um 39,3% nachgab und solide $3 Mio einnahm. Damit überschritt er spielend die $150 Mio-Grenze und steht momentan bei etwa $150,9 Mio. True Grit hat mittlerweile gut aufgeholt und Django liegt nur noch $2 Mio vor dem Western der Coen Brothers im gleichen Zeitraum. Wie bei Zero Dark Thirty erwarte ich keine große Hilfe seitens der Oscars, so dass der Film schon relativ bald sich dem Ende seiner Kinolaufzeit nähern wird und insgesamt etwa $163 Mio einnehmen wird. Das würde ihn immerhin auf Platz 20 der erfolgreichsten R-rated Filme aller Zeiten in Nordamerika aufsteigen lassen.

Les Misérables landete mit $2,4 Mio (-42,6%) auf Rang 9 und brachte sein vorläufiges Gesamteinspiel auf beeindruckende $141,5 Mio. Der Film hat nicht mehr viel übrig im Tank, doch die Kombination aus Oscar-Hype, einem wahrscheinlichen Sieg für Anne Hathaway und der niedrigen PG-13-Freigabe werden dafür sorgen, dass er zumindest ganz nah an $150 Mio herankommen wird.

Lincoln stieg in seiner 13. Woche wieder in die Top 10 auf Platz 10 auf und brachte am Wochenende $2,4 Mio (-37,8%) ein. Damit steht er schon bei $170,8 Mio und ist bereits einer der erfolgreichsten Filme, die je als "Bester Film" bei den Oscars nominiert wurden. Hits wie A Beautiful Mind, The Help und Chicago hat er bereits überholt und dabei ist die Oscarverleihung noch drei Wochen entfernt. Mittlerweile hat sich Argo als der Favorit im Rennen herauskristallisiert, doch Lincoln wird mit Sicherheit auch in einigen wichtigen Kategorien gewinnen. Es wird wohl nicht genug sein, um ihn jenseits der $200 Mio-Marke zu bringen, doch für $185 Mio sollte es reichen. Mit etwas Glück wird er noch vor der Oscarnacht $180 Mio erreichen.

Großartig lief es am Wochenende für Argo. In seiner 17. (!) Woche bekam der Film zusätzliche 300 Kinos spendiert und wurde am Wochenende in 935 Kinos gezeigt. Damit legte der Oscarfavorit um 12% auf $2 Mio zu und hat am Wochenende die $120 Mio-Marke überquert. Insgesamt hat der Politthriller von Ben Affleck bislang $120,4 Mio eingenommen. Obwohl der DVD-Start unmittelbar bevorsteht, erwarte ich, dass der Film bis hin zu den Oscars sehr gut laufen wird und bei einem (momentan sehr wahrscheinlichen) Oscarsieg es sogar auf mindestens $135 Mio bringen wird.

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise verbrachte eine weitere Woche auf Platz 12. Nach $1,9 Mio am Wochenende (-43,8%) brachte der Fantasystreifen sein Einspiel auf $296,2 Mio. Damit bleibt es weiterhin sicher, dass der Film $300 Mio erreichen wird.

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger konnte weiterhin von seinen 11 Oscarnominierungen profitieren und baute um lediglich 27,6% gegenüber der Vorwoche ab. Das führte zu einem Wochenendeinspiel von $1,9 Mio und einem Gesamteinspiel von $106,1 Mio nach 11 Wochen. Nachdem der Film anfangs kein so gutes Durchhaltevermögen wie erhofft gezeigt hat, scheint er nach den Oscarnominierungen frischen Wind in den Segeln bekommen zu haben. Ich erwarte nun etwa $115 Mio insgesamt. Ein großer Erfolg für Ang Lee!

Movie 43, der letztes Wochenende einen furchtbaren "D"-CinemaScore erhielt, stürtzte von Rang 7 auf Rang 15 ab und verlor dabei 65,8% seiner Zuschauer. Nach 10 Tagen steht der Film bei $7,7 Mio, was ihn bei einem Produktionsbudget von $6 Mio immerhin zu keinem Flop macht.

Die Komödie Stand Up Guys mit Christopher Walken, Al Pacino und Alan Arkin wurde von Lionsgate Films in lediglich 659 Kinos gestartet und nahm am Wochenende dementsprechend nur $1,5 Mio ein. Hier wollte man wohl kein großes Werbebudget für den Film einsetzen.

Das Tsunami-Drama The Impossible, für den Naomi Watts als Beste Hauptdarstellerin für den Oscar noniniert wurde, hat letztes Wochenende $15 Mio erreicht. Das ist gar nicht übel für einen Film, der es nie unter die ersten 12 an einem Wochenende geschafft hat. Früher oder später sind hier auch $20 Mio drin.

Dustin Hoffmans Regiedebüt Quartett hielt sich hervorragend und legte um 2,9% zu, nachdem er lediglich 39 neue Kinos erhalten hatte. Der Film mit Maggie Smith in der Hauptrolle spielte am Wochenende $1,2 Mio ein und erreichte insgesamt $3,5 Mio. Auch wenn hier kein zweites Best Exotic Marigold Hotel vorliegt, dürfte Quartett dennoch solide $8-10 Mio erreichen.

Skyfall ist derweil mit $302,8 Mio auf Platz 40 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA aufgestiegen. Dabei läuft es für den Film unterhalb der Top 12 noch ganz gut und er könnte insgesamt $305 Mio erreichen – ein unglaubliches Ergebnis.

Schließlich hat am Wochenende Kevin James' Das Schwergewicht nach 17 Wochen Laufzeit endlich $45 Mio erreicht. Es bleibt immer noch eine leichte Enttäuschung, doch gutes Durchhaltevermögen und eine lange Laufzeit haben einiges wettgemacht.

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