Quelle: Boxofficemojo
Weil keiner der drei Neustarts über den Erwartungen eröffnete, stieg der Gesamtumsatz der Top 12 der US-Kinocharts am Wochenende nur um 3% gegenüber dem vorangegangenen Wochenende, obwohl die Sonntags-Rückgänge am Wochenende durch den landesweiten Feiertag am Montag (Martin Luther King Day) deutlich abgemildert waren. Insgesamt spülten die zwölf erfolgreichsten Filme am Wochenende $145,1 Mio in nordamerikanische Kinokassen. Der Wert lag zudem 18% unter dem Martin-Luther-King-Wochenende vom Vorjahr, was aber wenig überraschend ist, da 2015 an jenem Wochenende American Sniper mit fast $90 Mio in drei Tagen breit startete und alle Erwartungen übertraf.
Nach vier Wochen Herrschaft der Sternenkrieger, gab es einen Wachwechsel an der Spitze der US-Charts. Mit Ride Along 2: Next Level Miami bewies Comedian Kevin Hart, dass er immer noch einer der zuverlässigsten Kassenmagnete des US-Kinos ist und legte einen $35,2-Mio-Start in 3175 Kinos hin, mit einem Schnitt von $11100 pro Kino. Es ist der sechste Nummer-1-Start in Harts Karriere und außerdem auch sein siebten Startwochenende oberhalb von $20 Mio seit 2012! Kaum ein anderer Comedy-Darsteller kann momentan eine solche Konsistenz vorweisen. Allein letztes Jahr verbuchte Hart mit Der Knastcoach ($90 Mio) und Die Trauzeugen AG ($60,5 Mio) zwei ordentliche Erfolge an den Kinokassen. Seit bislang größter Hit ist der erste Ride Along, der vor fast genau zwei Jahren mit $41,5 Mio startete und dank toller Mundpropaganda insgesamt $135 Mio einspielte. Nicht zu unterschätzen ist dabei natürlich auch die Zugkraft seines Co-Stars Ice Cube, für den Ride Along 2 bereits seine neunte Nummer 1 der Charts ist.
Ride Along 2: Next Level Miami startete etwa 15% unter seinem Vorgänger, doch ein solcher Rückgang ist für ein Comedy-Sequel nicht unüblich oder gar besorgniserregend. Ted 2 lief letztes Jahr beispielsweise 38% unter dem ersten Teil an und Kill the Boss 2 startete sogar 45% unter Teil 1. Gerade bei Komödien ist es schwierig, den Erfolg eines Originalfilms zu wiederholen. Megahits wie 22 Jump Street und American Pie 2 sind nicht die Regel, sondern Ausnahmeerscheinungen. Angesichts eines Produktionsbudgets von $40 Mio, ist Ride Along 2 bereits auf bestem Wege, für Universal profitabel zu werden und es würde mich nicht wundern, wenn das Studio die Buddys Cube und Hart demnächst auf eine dritte gemeinsame Tour schicken würde. Die Resonanz der Zuschauer ist zwar nicht ganz so positiv, wie beim ersten Film, der einen CinemaScore von "A" erhielt (äquialent einer "1"), während der neue Film mit einer "B+" (äquivalent einer "2+") bewertet wurde, doch als leichter Crowd Pleaser für ein anspruchsloses Publikum sollte er noch eine Weile lang gut laufen und insgesamt $95-110 Mio in Nordamerika einspielen. Dirty Grandpa und Fifty Shades of Black werden zwar als Komödien mit dem Film in den nächsten Wochen konkurrieren, doch da beide mit einem R-Rating im Gegensatz zu Ride Along 2 nicht-jugendfrei sind, wird die Überschneidung nicht sehr groß sein. Interessant ist, wie das Zielpublikum des Films sich diversifiziert hat zwischen Teil1 und Teil 2. Waren knapp 50% der Zuschauer des ersten Films zum Start Afroamerikaner – die größte Quelle von Kevin Harts Erfolg – machten sie bei Ride Along 2 "nur" 34% des Startpublikums aus.
Mit drei Golden-Globe-Auszeichnungen und phänomenalen 12 Oscarnominierungen war es zu erwarten, dass Leonardo DiCaprios brutaler Survival-Western The Revenant – Der Rückkehrer sich an seinem zweiten breiten Wochenende gut hält und der Film hat in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Nur um 20,2% gab der wenig Mainstream-taugliche Streifen, der DiCaprio schon bald seinen langersehnten Goldjungen einbringen wird, nach und hielt sich mit sehr beeindruckenden $31,8 Mio auf Rang 2 der US-Charts. Bislang hat The Revenant in Nordamerika stolze $90 Mio eingespielt. Für einen Film, der nicht unbedingt den Massengeschmack trifft und stellenweise auch schwer anzusehen ist, ist es ein tolles Zwischenergebnis, doch bei einem Budget von $135 Mio (ohne Marketingkosten) hat The Revenant noch einen langen Weg vor sich, bis 20th Century Fox auf schwarze Zahlen kommt. Dass der Film überhaupt so gut läuft, ist neben dem Oscar-Hype hauptsächlich seinem Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio zu verdanken, den man spätestens jetzt zurecht als den größten Zuschauermagneten unter US-Filmstars bezeichnen kann. Schließlich war er es auch, der Filmen wie Shutter Island ($128 Mio), Django Unchained ($163 Mio) und Der große Gatsby ($145 Mio) zu ihren Einspielergebnissen verholfen hat. Wie weit The Revenant letztlich an US-Kinokassen noch gehen wird, wird davon abhängen, ob er neben dem Oscar für DiCaprio, wie bei den Globes auch den Hauptpreis gewinnen kann. Sollte das eintreffen, würde ich ein Gesamteinspiel von mehr als $200 Mio nicht ausschließen, doch momentan sieht es eher nach $175-190 Mio für den Film aus. Das reicht bereits aus, um zu DiCaprios dritterfolgeichstem Film in Nordamerika nach Titanic und Inception zu werden.
Jede Herrschaft hat ein Ende, doch noch nie wurde der Nummer-1-Film aller Zeiten in Nordamerika so schnell von der Spitze der Wochenendcharts verstoßen wie Star Wars: Das Erwachen der Macht. Die siebte Star-Wars-Episode verbrachte insgesamt vier Wochen auf Platz 1, während Avatar sich sieben Wochen lang an der Spitze hielt und Titanic sogar 15 Wochen. Das ist jedoch nebensächlich, wenn man sich anschaut, dass der Film einen weiteren unglaublichen Meilenstein am Wochenende erreichte – $850 Mio! Von Freitag bis Sonntag spielte Star Wars $26,3 Mio ein (-37,8%) und rutschte zwei Plätze runter auf Rang 3. Insgesamt hat der Film bis dato $852,3 Mio eingenommen. Es ist mittlerweile sehr unwahrscheinlich, dass der Streifen $1 Milliarde erreichen wird – es sei denn Disney lässt sich demnächst eine verlockende Special-Edition-Wiederaufführung einfallen – doch auch als erster Film $900 Mio zu erreichen (was weiterhin sicher ist) ist schlicht phänomenal. Ohne großartige Unterstützung seitens der Oscars, wird Star Wars: Das Erwachen der Macht seine Box-Office-Performance in den USA und in Kanada mit etwa $915-920 Mio beenden.
Inflationsbereinigt stieg Star Wars: Das Erwachen der Macht übrigens am Wochenende auf Rang 12 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA und toppte damit Das Imperium schlägt zurück. Einen neuen Meilenstein erreichte der Film außerhalb von Nordamerika, wo er erst zum fünften Film überhaupt wurde, der mehr als $1 Milliarde einnehmen konnte.
Auf Seite 2 geht es weiter mit den Einspielergebnissen von Michael Bays 13 Hours sowie den Oscarkandidaten Brooklyn, Spotlight, The Big Short und Raum.