Links: Cars 3: Evolution © 2017 Walt Disney Pictures
Rechts: Wonder Woman © 2017 Warner Bros. Pictures
Quelle: Boxofficemojo
Vier breite Neustarts, von denen drei den Erwartungen gemäß gut anliefen oder diese gar übertrafen, sorgten für deutlich vollere Kinosäle in Nordamerika als vor einer Woche. Auch der Vatertag am Sonntag begünstigte das Geschäft für diverse Filme, insbesondere für actionreiche Produktionen und Filme mit einem männlichen Zielpublikum. Das Ergebnis war eine Steigerung der Top-12-Einnahmen um 32% gegenüber der Vorwoche auf $183,1 Mio. Dennoch konnte das Kinogeschäft nicht mit dem gleichen Wochenende aus dem Vorjahr mithalten, als Findet Dorie den besten Animations-Start aller Zeiten auf Platz 1 hinlegte. Im direkten Vergleich lag die diesjährige Top 12 19% tiefer.
In der Pixar-Zentrale in Emeryville gab es Grund zur Freude. Cars 3: Evolution wurde zum 16. (von 18) Pixar-Filmen, die zum breiten Start direkt auf Platz 1 der Kinocharts einsteigen konnten. Das zweite Sequel der Reihe, die vor elf Jahren begann, spielte $53,7 Mio von 4256 Kinos ein und erzielte einen Schnitt von $12615 pro Lichtspielhaus in Nordamerika. Es ist das bislang achtbeste Startwochenende des Jahres und der beste Start eines Animationsfilms 2017. Doch so gut wie dieser Start auch erscheint und die Marke Pixar als eigenes Box-Office-Magnet abermals bestätigt, sollte man ihn auch aus anderen Blickwinkeln betrachten. Cars 3 wurde in mehr Kinos gestartet als jeder Pixar-Film zuvor, mit der Ausnahme von Findet Dorie letzten Sommer, der in 4305 Spielstätten anlief. Nichtsdestotrotz startete der Film unter Cars ($60,1 Mio) und Cars 2 ($66,1 Mio) sowie unter jedem anderen Pixar-Film außer Ratatouille, Das große Krabbeln, Arlo & Spot und Toy Story. Gerade für ein Pixar-Sequel ist es ein recht verhaltener Start, insbesondere wenn man bedenkt, dass der letzte große Animationsfilm, The Boss Baby, fast drei Monate her ist und Cars 3 den Markt nahezu komplett für sich hatte. Bislang startete jede Fortsetzung eines Pixar-Films besser als ihr jeweiliger Vorgänger.
Der Grund für den Einnahmenrückgang liegt größtenteils beim direkten Vorgänger des Films. Cars 2 gilt als einer der schwächsten Pixar-Filme überhaupt und wurde 2011 zum ersten Pixar-Werk, dem die Kritik die kalte Schulter zeigte. Trotz eines größeren Starts als der erste Film, lag das Gesamteinspiel von Cars 2 mit $191,5 Mio deutlich hinter dem von Teil 1 ($244,1 Mio), was für mittelmäßige Mundpropaganda spricht. Die Begeisterung für Cars 3: Evolution hielt sich also sogar unter Pixar-Fans in Grenzen, insbesondere als es sich abzeichnete, dass der dritte Film ebenfalls zu den schwächeren Filmen der goldenen Animationsschmiede gehören würde. In Anbetracht dieser Umstände, ist es beeindruckend, dass Pixar immer noch einen $50-Mio-Start locker aus dem Ärmel schütteln kann.
Bei den Kinogängern kommt Cars 3 immerhin besser an als der zweite Film. Sie bewerteten Evolution mit einem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"), während Cars 2 einen "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-") erhielt. Etwa 75% der Zuschauer am Wochenende waren Familien und 35% des Publikums waren unter dem Alter von 13. Gerade dieses Zielpublikum wird Ich – Einfach unverbesserlich 3 in zwei Wochen hart treffen. Es ist wahrscheinlicher, dass das Box-Office des Films einen ähnlichen Verlauf nehmen wird wie bei Cars 2. Mit dem gleichen Multiplikator würde der Streifen auf $156 Mio kommen. Da die Zuschauerreaktionen positiver sind, gehe ich von $160-170 Mio als Gesamteinspiel aus. Mit einem $175-Mio-Produktionsbudget ist Cars 3 zwar günstiger als Cars 2, der $200 Mio verschlang, dennoch aber ein teueres Unterfangen, das sich erst mit dem internationalen Einspiel rentieren wird. Doch eigentlich sind diese Zahlen Disney und Pixar völlig egal, denn den wahren Profit bringt die Reihe mit ihrem Merchandise ein und dieser ist immens. Allein bis 2013 hat das Cars-Merchandise alleine Disney etwa $10 Milliarden (!!) eingebracht. Ein neuer Film bedeutet natürlich einen neuen Verkaufsschub und im Vergleich zu diesem ist das Kinokassengeschäft weitgehend irrelevant. Es würde mich also nicht wundern, wenn Cars 4 in absehbarer Zeit angekündigt werden würde.
Obwohl der Streifen nach zwei Wochen von der Chartspitze verstoßen wurde, war Wonder Woman wieder einmal die größte Erfolgsgeschichte am Wochenende. Mittlerweile ist die DC-Verfilmung ein waschechtes Box-Office-Phänomen, das weiterhin alle Erwartungen sprengt. Nach einem hervorragenden Drop am zweiten Wochenende (bester für eine große Comicverfilmung seit dem ersten Spider-Man), fiel Wonder Woman in der dritten Woche um unglaubliche 29,5% auf $41,3 Mio und brachte das nordamerikanische Gesamteinspiel des Films auf $275,1 Mio nach nur 17 Tagen. Wir erinnern uns: Wonder Woman startete deutlich unter den anderen drei Filmen des DC Extended Universe. Mittlerweile liegt der Film jedoch 11% vor Man of Steel, 5% vor Suicide Squad und nur noch 7% hinter Batman v Superman: Dawn of Justice im selben Zeitraum.
Um zu rekapitulieren, wie gut sich der Film bislang gehalten hat, schauen wir uns seine bisherigen drei Wochenendergebnisse an. Das Startwochenende des Films lag auf Platz 40 der umsatzstärksten aller Zeiten. Das zweite Wochenende war bereits das 24.-beste zweite Wochenendergebnis. Das dritte Wochenende ist nun das elftstärkste aller Zeiten und das zweitstärkste für Warner Bros., hinter The Dark Knight ($42,7 Mio). Es ist bemerkenswert, wie nah das dritte Wochenende von Wonder Woman und The Dark Knight beieinander liegen, nachdem The Dark Knight zum Start knapp $55 Mio mehr einspielte und ebenfalls sehr positive Mundpropaganda hatte. Neben dem großen Hype in den Medien, die den Film aufgrund seiner Zuschauer- und Kritikererfolgs und der Darstellung einer starken Frau in einem Blockbuster zum Popkultur-Phänomen des Sommers erhoben haben, hat auch der Vatertag seinen Teil zum tollen Rückgang am Wochenende beigetragen. Wonder Woman fiel lediglich um 4,7% von Samstag auf Sonntag. Nach dem Startwochenende des Films waren $300 Mio denkbar, nach dem zweiten Wochenende steuerte der Film auf $350 Mio zu, doch nach diesem grandiosen dritten Wochenende hat der Film sogar sehr gute Chancen auf $400 Mio. Sollte er diese Marke knacken, wäre Wonder Woman der Realfilm mit dem niedrigsten Startwochenende seit Avatar, der $400 Mio in Nordamerika erreichen konnte (unter Animationsfilmen gelang dies auch Die Eiskönigin). Nur sieben Comicbuchverfilmungen konnten bisher mehr als $400 Mio in den USA und in Kanada einspielen, den niedrigsten Start darunter hatte Spider-Man mit $114,8 Mio. Dass Wonder Woman nach einem $103,3-Mio-Startwochenende auf ein Gesamtergebnis von $405-415 Mio zusteuert, macht den Streifen zu einer der größten Box-Office-Überraschungen der letzten zehn Jahre und seine Mundpropaganda zu einer der besten für einen Blockbuster im selben Zeitraum. Wer weiß, wie weit Wonder Woman noch gehen könnte, nachdem der Film Woche für Woche alle Erwartungen übertroffen hat.
Auf Seite 2 könnt Ihr erfahren, wie die Tupac-Filmbiografie All Eyez on Me und der Haithriller 47 Meters Down angelaufen sind und wie schlimm die Scarlett-Johansson-Komödie Girls Night Out floppte. Außerdem gibt es Einspiel-Updates zu Guardians of the Galaxy Vol. 2 und Pirates of the Caribbean: Salazars Rache.