Links: Godzilla: King of the Monsters © 2019 Warner Bros. Pictures
Rechts: Aladdin © 2019 Walt Disney Pictures
Quelle: Boxofficemojo
Obwohl sich gleich drei verhältnismäßig starke Neustarts in der Top 5 der nordamerikanischen Kinocharts am vergangenen Wochenende platzieren konnten, konnte der Umsatz vom Memorial-Day-Wochenende eine Woche zuvor nicht ganz gehalten werden. Die Top 12 sank um knapp 3% auf $169,5 Mio. Verglichen zum selben Wochenende im Vorjahr, als Solo: A Star Wars Story mit einem schwachen zweiten Wochenende führte, ging es jedoch um satte 69% nach oben.
Godzilla war am Wochenende nicht nur der König der Monster, sondern auch des Box-Office. Genau genommen war er das nur am Freitag, während Aladdin sowohl Samstag als auch Sonntag für sich beanspruchen konnte. Am Gesamtwochenende reichte es jedoch gerade so aus, um an Disneys Märchen-Musical vorbeizuziehen und eine komplette Blamage zu vermeiden. Godzilla II: King of the Monsters spielte zum Start $47,8 Mio von 4108 Kinos ein und erzielte damit einen Schnitt von $11630 pro Spielstätte. Erwartungsgemäß waren die Zuschauer vor allem männlich (67%) und älter (59% waren 25 oder älter). Obwohl ein Nummer-1-Start zunächst einmal immer gut aussieht, ist dieses Startwochenende in vielerlei Hinsicht sehr enttäuschend. Im Folgenden gehen wir auch detailliert darauf ein weshalb, und was den Film in den kommenden Wochen erwartet.
Zunächst einmal das Offensichtliche: Godzilla II spielte nur etwa die Hälfte des Startwochenendes seines Vorgängers von 2014 ein. Gareth Edwards' Godzilla lief vor fünf Jahren mit mächtigen $93,2 Mio an, auch wenn der Film danach schnell in sich zusammengebrochen und nur knapp an der $200-Mio-Marke vorbeigezogen ist. King of the Monsters kann davon nur träumen. Doch auch der zweite Film in Warners MonsterVerse, Kong: Skull Island, trotzte vorletztes Jahr den gedämpften Erwartungen und startete mit $61 Mio 28% über Godzilla II. Besorgniserregend ist auch die Frontlastigkeit des Sequels. Der Film erzielte in den Donnerstagspreviews $6,3 Mio. Das war deutlich mehr als nei Kong: Skull Island ($3,7 Mio) und nur $3 Mio weniger als beim ersten Godzilla. Am gesamten Starttag lag er jedoch erheblich unter beiden Filmen und spielte lediglich $19,8 Mio ein, während Kong $20,1 Mio und Godzilla $38,4 Mio schafften. Die Frontlastigkeit bezeichnet den Andrang der Zuschauer zum Filmstart und das schlechte Durchhaltevermögen in den Tagen danach. Bei Godzilla II: King of the Monsters machten die Previews ganze 32% des gesamten Starttags aus. Beim ersten Godzilla waren es noch 24%, und bei Kong nur 18%.
Der Trend setzte sich auch am Samstag fort. King of the Monsters sank gegenüber dem Starttag um 17,2%. Beim letzten Godzilla betrug der Rückgang 16,3% und Kong: Skull Island legte sogar um 18,9% zu. Was diese Zahlen verdeutlichen, ist, dass die Godzilla-Filme zum Start von einer großen Fangemeinde gepusht werden. Kong erwies sich wiederum als ein Crowd Pleaser, ein richtiger Unterhaltungsfilm, weshalb er sich auch viel besser halten konnte im Vergleich zu Godzilla (2014).
Roland Emmerichs Godzilla startete vor 22 Jahren mit $44 Mio, nur knapp weniger als King of the Monsters. Inflationsbereinigt wären das heutzutage fast $85 Mio. Und man sollte bedenken, dass der Film damals, kurz nach Independence Day, von vielen als eine kleine Box-Office-Enttäuschung gesehen wurde. Das rückt die Performance von Godzilla II: King of the Monsters in Perspektive. Doch wie kommt es, dass der letzte Film so viel besser gestartet ist? Das hat er zwei Faktoren zu verdanken. Einerseits war es eben der erste große Godzilla-Film seit Emmerichs vor 17 Jahren, andererseits hat Warners Marketing wirklich Neugier geweckt, da es den Titanen nicht besonders viel zeigte. Doch der Film enttäuschte damals sehr viele Kinogänger eben mit geringem Godzilla-Screentime, und sie kehrten für Teil 2 nicht zurück. Pacific Rim 2 zeigte letztes Jahr, dass Riesenmonster kein Argument mehr für Leute sind, um in die Kinos zu gehen.
Das Produktionsbudget (ohne Marketing) von Godzilla II wird offiziell mit $170 Mio angegeben, $10 Mio mehr als beim Vorgänger. Laut Insider-Quellen von Deadline soll es jedoch näher an $185 Mio liegen. So oder so wird er in Nordamerika nur einen kleinen Teil seiner Ausgaben wieder einspielen, denn nur 55% des US-Einspiels gehen an das Studio zurück. In den nächsten Wochen erwartet Godzilla II mit X-Men: Dark Phoenix und Men in Black: International viel Blockbusterkonkurrenz. Unter den Zuschauern erzielte der Film einen soliden "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+"), doch auch der erste hatte die gleiche Wertung, jedoch schwache Mundpropaganda. Wenn er sich so hält, wie sein Vorgänger, wird er nur $103 Mio in den USA und in Kanada einspielen. Wenn es wie bei Kong: Skull Island läuft, erwarten ihn $132 Mio. Das finale Ergebnis wird vermutlich irgendwo dazwischen liegen, jedoch aufgrund der bisherigen Frontlastigkeit eher am unteren Rand des Spektrums. Ich gehe von $105-120 Mio aus. Entscheidend werden für den Film Umsätze von internationalen Märkten sein. Dort lief King of the Monsters mit $130 Mio ordentlich an, doch auch da wird sich noch zeigen, wie er sich in den nächsten Wochen hält. Der letzte Godzilla spielte außerhalb von USA und Kanada $328 Mio ein. Das Sequel braucht mindestens $400 Mio, um die Enttäuschung in Nordamerika auszugleichen.
Disneys Aladdin belegte mit $42,8 Mio den zweiten Rang der Charts und verlor 53,2% gegenüber seinem starken Startwochenende. Nach zehn Tagen steht der $183 Mio teure Film bei $185,5 Mio und belegt Platz 3 der erfolgreichsten Filme des Jahres in den USA, hinter Avengers: Endgame und Captain Marvel. Und, ja, alle drei gehören Disney, aber an dieses Bild wird man sich in den nächsten Jahrne gewöhnen müssen. Aladdin hielt sich an seinem zweiten Wochenende schlechter als Disneys Realverfilmungen Alice im Wunderland, The Jungle Book, Cinderella und Die Schöne und das Biest. Alle vier bauten in Woche 2 weniger als die Hälfte ab. Allerdings war Aladdins Startwochenende durch den Feiertag am Montag auch besonders stark. Angesichts weitgehend positiver Reaktionen und der Tatsache, dass der Film wirklich alle Zuschauersegmente querbeet anspricht, wird er sich in den kommenden Wochen stabilisieren und eine lange Laufzeit im Sommer haben.
Der Streifen liegt momentan 42% hinter Die Schöne und das Biest und 3% hinter The Jungle Book im selben Zeitraum, jedoch 45% vor Maleficent. Letzterer spielte am Ende $241,4 Mio ein, sodass Aladdin problemlos über die $250-Mio-Marke hinauskommen sollte und aktuell auch Chancen auf $300 Mio hat. Alles hängt davon ab, wie hart ihn die Familienkonkurrenz von Pets 2 und A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando diesen Monat treffen wird. Aladdin sollte die Kinos mit $285-300 Mio verlassen.
Rang 3 ging an das fantasievolle Musical-Biopic Rocketman über Elton John. Trotz seines R-Ratings spielte der Film in den ersten drei Tagen fabelhafte $25,7 Mio von 3610 Kinos ein (im Schnitt $7126 pro Kino). Natürlich verblasst der Kinostart im direkten Vergleich zu den $51 Mio von Bohemian Rhapsody letztes Jahr, doch das Freddie-Mercury-Biopic hatte eine niedrigere Altersfreigabe, war viel traditioneller und verzichtete auch auf besonders offene Darstellung von Mercurys Homosexualität. Rocketman ist deutlich weniger scheu, womit in den USA schon große potenzielle Zuschauerschichten entfallen. Daher ist der Start wirklich sehr gut, insbesondere im Hinblick auf das $40-Mio-Produktionsbudget. Die Zuschauer waren natürlich überwiegend älter, mit 55% über 30. Wie auch in der Kritik, kam der Film bei den Kinogängern sehr gut an und erzielte einen "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-"). Das deutet auf gutes Stehvermögen in den nächsten Wochen hin. Außerdem ist der Film das perfekte Kontrastprogramm zu effektreichem Actionkino und den Familienfilmen, die in den nächsten Wochen in die Kinos kommen. Bohemian Rhapsody spielte mehr als das Vierfache von seinem Startwochenende insgesamt ein. Ähnlich könnte es auch bei Rocketman verlaufen, dem ich ein Gesamteinspiel von etwa $90-105 Mio prophezeie.
Auf Seite gibt es Updates zu den starken Einspielergebnissen von Avengers: Endgame und John Wick: Kapitel 3. Außerdem verraten wir, wie erfolgreich der neuste Psychothriller aus dem Hause Blumhouse gestartet ist.