© 2017 Warner Bros. Pictures
Quelle: Boxofficemojo
Der US-Box-Office-Sommer hat endlich wieder einen großen Hit hervorgebracht. Nach drei verhältnismäßig ruhigen Wochen an den Kinokassen, in denen King Arthur: Legend of the Sword, Alien: Covenant, Baywatch und Pirates of the Caribbean: Salazars Rache nacheinander enttäuschten, hat Wonder Woman den Betrieb in den US-amerikanischen und kanadischen Kinos wieder in Schwung gebracht. Der Riesenstart der DC-Comicverfilmung ließ den Gesamtumsatz der Top 12 am Wochenende um 32% gegenüber der Vorwoche auf $180,3 Mo steigen sowie um 41% verglichen zum entsprechenden Wochenende aus dem Vorjahr, als Teenage Mutant Ninja Turtles 2 auf Platz 1 floppte.
In Burbank, Kalifornien, dem Standort des Hauptquartiers von Warner Bros. Pictures, darf man heute ruhig die Sektkorken knallen lassen. Als erster Studio überhaupt hat Warner Bros. eine erfolgreiche Comicadaption mit einer weiblichen Hauptfigur produziert. Und nicht einfach nur erfolgreich, sondern wirklich sehr erfolgreich. Nachdem der Film mit $11 Mio in den Previews am Donnerstag schon gut aus den Startlöchern kam, hielt er sich am Gesamtwochenende deutlich besser als seine DC-Vorgänger Batman v Superman: Dawn of Justice oder Suicide Squad und erzielte insgesamt $103,3 Mio von 4165 Kinos, was einen Schnitt von $24790 pro Spielstätte bedeutet. Es ist das drittbeste Startwochenende des Jahres, nach Die Schöne und das Biest ($174,8 Mio) und Guardians of the Galaxy Vol. 2 ($146,5 Mio) und der 45. Start mit mehr als $100 Mio in der nordamerikanischen Box-Office-Geschichte. Zwar wird immer wieder (und häufig nicht zu Unrecht) gesagt, dass die bisherigen Filme des DC Extended Universe aufgrund von Qualitätsmängel nicht ihr vollständiges Potenzial an den Kinokassen entfalten konnte, allerdings lässt sich auch schwer gegen die Tatsache argumentieren, dass alle vier Filme des DC-Kinouniversums bislang mit mehr als $100 Mio am Startwochenende eröffneten. Drei davon waren keine Sequels. Das einzige Nicht-Sequel des Marvel Cinematic Universe, dem ein Startwochenende von mehr als $100 Mio gelang, war The Avengers und man kann sich auch bei dem Film darüber streiten, ob er nicht gewissermaßen ein Sequel seiner Vorgänger Iron Man, Thor, Captain America und Der unglaubliche Hulk war. Ansonsten gehört das erfolgreichste Startwochenende eines Originalfilms von MCU dem ersten Iron Man mit $98,6 Mio. Insgesamt starteten bislang sechs der fünfzehn MCU-Filme mit mehr als 100 Mio in Nordamerika. Natürlich muss man dazu aber auch sagen, dass Marvel dabei im Mainstream deutlich obskureren Charakteren zum Erfolg verhalf, während sich DC auf Popkultur-Ikonen wie Superman, Batman, Wonder Woman und den Joker verlassen konnte.
So oder so ist der Start von Wonder Woman ein phänomenaler Erfolg auf ganzer Linie und ein Triumph für Filmemacherinnen (bester Start aller Zeiten für einen von einer Frau inszenierten Film!), auch wenn er unter den Startwochenenden der anderen drei DC-Filme liegt, die zwischen $116 Mio und $166 Mio eröffneten. Wonder Woman kostete mit $149 Mio Produktionsbudget weniger als Batman v Superman ($250 Mio), Suicide Squad ($175 Mio) oder Man of Steel ($225 Mio) und wird von den Zuschauern und Kritikern weit positiver aufgenommen als diese drei Filme. Das sieht man alleine schon an dem Anteil, den der Starttag des Films an seinem Startwochenende hat. Bei Wonder Woman beträgt dieser 37%, bei Suicide Squad belief er sich auf 48,5%. Anders ausgedrückt: am Starttag lag Wonder Woman noch 40% unter Suicide Squad, am gesamten Wochenende nur noch 23% darunter, was für deutlich größere Frontlastigkeit und negativere Resonanz von Squad spricht. Der Abstand wird sich in den nächsten Wochen noch weiter verringern, denn der Streifen mit Gal Gadot wurde von den Kinogängern mit einem "A"-CinemaScore bewertet (äquivalent einer "1"), der besten Wertung für eine DC-Verfilmung seit The Dark Knight Rises. Im schlimmsten Fall wird sich der Film im weiteren Verlauf so halten wie der thematisch vergleichbare erste Captain-America-Film von Marvel und knapp $273 Mio erreichen. Ich traue ihm jedoch größeren Event-Status in den Medien und besseres Stehvermögen zu, sodass er $285-300 Mio erreichen sollte. Außerhalb von Nordamerika ist Wonder Woman übrigens auch großartig angelaufen und hat bereits $122,5 Mio eingespielt. Das beste Ergebnis kam mit $38 Mio aus China.
Platz 2 der Kinocharts ging am Wochenende an die animierte Kinderbuchadaption Captain Underpants von DreamWorks, die $23,9 Mio von 3434 Lichtspielhäusern erreichte ($6946 pro Kino im Schnitt). Der nur $38 Mio teure Film profitierte davon, der erste nennenswerte Animationsfilm seit dem Start von The Boss Baby Ende März zu sein, legte aber auch für einen Kinderfilm überraschende Frontlastigkeit am Wochenende an den Tag, denn er nahm knapp mehr als ein Drittel seines Wochenendumsatzes bereits am Starttag ein. Captain Underpants wurde von den Zuschauern, die zu 50% unter 18 Jahre alt waren, mit einem soliden, jedoch unspektakulären "B"+CinemaScore bewertet (äquivalent einer "2+") und wird diesen Monat gewaltige Konkurrenz seitens Cars 3 und Ich – Einfach unverbesserlich 3 bekommen, sodass er keine Chance auf $100 Mio hat. Bestenfalls wird der Film $80-90 Mio erreichen, was angesichts des geringen Budgets ein gutes Ergebnis wäre.
Nach einem eher verhaltenen Start am Memorial-Day-Wochenende brach Pirates of the Caribbean: Salazars Rache in der zweiten Woche gänzlich ein und fiel um 64,9% auf $22,1 Mio und Rang 3 der Charts. Nach zehn Tagen hat das fünfte Piraten-Abenteuer mit Johnny Depp $115,1 Mio in Nordamerika eingenommen, 25% weniger als Fremde Gezeiten im selben Zeitraum und weniger als der zweite und der dritte Film alleine an ihren Startwochenenden umsetzten. Insgesamt wird er nicht mehr als $160-170 Mio einspielen. Der rasante Abstieg der Franchise-Umsätze in Nordamerika dürfte Disney jedoch keine großen Sorgen bereiten, denn weltweit hat Salazars Rache nach zwei Wochen schon mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar eingenommen und hat noch Japan als Markt vor sich, wo die Reihe traditionell immer sehr erfolgreich war. Einem sechsten Film steht nichts im Wege.
Auf Seite 2 verraten wir Euch, welchen Meilenstein Guardians of the Galaxy Vol. 2 am Wochenende erreichte und wie böse Baywatch und Alien: Covenant in Nordamerika floppen.