Quelle: Boxofficemojo
Nach einem Wochenende über dem Vorjahr musste das US-Box-Office von 2013 wieder eine Niederlage gegenüber dem Vorjahr einstecken. Obwohl die Nummer 1 der Charts mit Die fantastische Welt von Oz weiterhin sehr stark blieb und ein Newcomer positiv überraschte, mangelte es an guten Zahlen unter den älteren Filmen, sodass die Gesamtsumme der Top 12 um 25% vom vorherigen Wochenende zurückging, und zwar auf $96,2 Mio. Damit lag die Top 12 1,6% unter dem gleichen Wochenende 2012 als 21 Jump Street auf Platz 1 eröffnete. Dennoch konnte 2013 den Abstand zu 2012 dank der starken Performance der Filme an den Wochentagen auf 12% verringtern. Dieser Abstand wird jedoch kommendes Wochenende wieder explosionsartig zunehmen, denn an jenem Wochenende startete in Nordamerika letztes Jahr Die Tribute von Panem – The Hunger Games mit mehr als $150 Mio in den ersten drei Tagen.
Wie schon erwähnt sicherte sich Die fantastische Welt von Oz an seinem zweiten Wochenende problemlos die Spitze. Das 3D-Spektakel ließ um 47,9% nach und nahm von Freitag bis Sonntag $41,3 Mio ein, womit er sein Gesamteinspiel auf $144,1 Mio nach 10 Tagen brachte. Damit wurde Die fantastische Welt von Oz bereits zum erfolgreichsten Film von 2013 am nordamerikanischen Box-Office und erst zum zweiten Film dieses Jahr, der die $100 Mio-Marke überqueren konnte (nach Voll abgezockt). Der Rückgang entspricht dabei mehr oder weniger dem 46%-Drop von Alice im Wunderland am zweiten Wochenende, ist aber im Falle von Oz etwas enttäuschender, da Alice ein deutlich größeres Startwochenende hatte und da man wegen Tim Burton eine höhere Frontlastigkeit bei Alice im Wunderland vermutet hätte. Trotz keiner neuer direkter Konkurrenz, entging Oz aber nur ganz knapp einem Rückgang von 50%. Dennoch kann man sich schwer über einen Film beschweren, der in 10 Tagen an der $150 Mio-Marke kratzt und dabei noch nicht einmal ein Sequel ist. Der wahre Test steht erst kommendes Wochenende an. Mit Die Croods bringen Fox und DreamWorks Animation den erst dritten familientauglichen Film von 2013 auf den Markt und stellen ihn somit in direkte Konkurrenz mit Die fanastische Welt von Oz. Ironischerweise traf Alice im Wunderland an seinem vierten Wochenende in den Kinos ebenfalls auf Konkurrenz aus dem Hause DreamWorks (Drachenzähmen leicht gemacht) und fiel dabei um 48,2%. Sollte Die fantastische Welt von Oz es schaffen, sich noch besser zu halten, wäre das toll. Unmöglich ist es nicht. Der Markt ist ausgehungert bezüglich familienfreundlicher Filme, denn dieses Jahr gab es davon nicht viele. Es könnte also genug Platz für beide Hits geben. Da im April zudem keine sonderlich familienfreundliche Releases in den USA anstehen (kein Film mit einer Altersfreigabe unter PG-13) und überhaupt nur sieben Filme breit in die Kinos gebracht werden (mal wieder eine große Fehlkalkulation seitens der Studios), sollten Die Croods und Die fantastische Welt von Oz von den Umständen enorm profitieren. Folgt Oz ab jetzt dem Verlauf von Alice im Wunderland, so wird er am Ende etwa $230 Mio zusammenkriegen. Da jedoch die Lage günstiger erscheint, könnte es auch mehr werden. Die Chancen auf $250 Mio stehen eher schlecht, doch irgendetwas im Bereich von $230-245 Mio traue ich dem Film durchaus zu. Dabei muss man aber auch das exzessive Budget von $215 Mio bedenken.
Der Thriller The Call gewann überraschenderweise das Duell der beiden breit gestarteten Neuzugänge und lief mit tollen $17,1 Mio von 2507 Kinos auf Platz 2 an. Dabei schrieb er einen respektablen Schnitt von $6828 pro Location. Die $13 Mio teure Produktion ist also bereits ein sicherer Hit für Sony. Obwohl die Kinos dieses Jahr mit nicht-jugendfreien Filmen (also die ein R-rating trugen) überlaufen war, gelang The Call dennoch ein sehr guter Start. Das ist auch insofern überraschend, als dass der Star des Films, Halle Berry, schon lange keinen Hit mit ihr in der Hauptrolle landen konnte. Man muss schon fast zehn Jahre zurückgehen, um einen Film mit ihr in der Hauptrolle zu finden, der an den Kinokassen gut abgeschnitten hat (Gothika mit fast $60 Mio). Ebenfalls interessant anzumerken ist, dass obwohl der Regisseur des Films, Brad Anderson (Der Maschinist), seit 15 Jahren Filme dreht, es sein erster breiter Start ist. In seinen ersten drei Tagen spielte The Call mehr als das Doppelte von dem ein, was Andersons sechs bisherigen Filme zusammengenommen als Gesamteinspiel vorweisen können. Es war die Mischung aus einer sehr effektiven und breit angelegten Marketingkampagne von Sony und der Tatsache, dass dieser Film, im Gegensatz zu dem meisten anderen R-rated Streifen dieses Jahr, das ältere weibliche Publikum ansprach und nicht das männliche, die The Call zu einem solch erfolgreichen Start verhalf. Etwa 60% der Zuschauer am Wochenende waren weiblich und 53% über dem Alter von 30. Außerdem kam der Film trotz gemischter Kritiken beim Publikum gut an. Dieses zeichnete den Film mit einem Durchschnitts-CinemaScore von "B+" aus (äquivalent einer 2+). Das wird dem Thriller in den kommenden Wochen helfen, auch wenn er deutliche Konkurrenz von Olympus Has Fallen und Evil Dead erhalten wird. Ein Gesamteinspiel von annähernd $50 Mio ist für den Thriller durchaus möglich.
Unglaublich enttäuschend startete hingegen auf Rang 3 Der unglaubliche Burt Wonderstone. Trotz der großen Comedy-Stars Steve Carell und Jim Carrey in den Hauptrollen, wollten nicht viele Kinogänger den Film am Wochenende sehen und so spielte er in den ersten drei Tagen nur $10,2 Mio von 3160 Kinos ein und legte dabei einen erbärmlichen Schnitt von $3221 pro Kino hin. Angesichts der Starpower ist es ein sehr schwacher Start und die "C+"-CinemaScore-Bewertung (äquivalent einer 3+) macht die Situation nicht viel besser. Die letzten drei großen Komödien mit Steve Carell in der Hauptrolle, Crazy Stupid, Love, Dinner für Spinner und Date Night starteten mit jeweils $19,1 Mio, $23,5 Mio und $25,2 Mio. Auch Jim Carrey ist an größere Erfolge gewohnt. Obwohl sich der Star mittlerweile nicht mehr auf dem Zenit seines Erfolgs befindet, starteten seine letzten drei Komödien im Schnitt mit $17 Mio. Hinzu kommt noch, dass Burt Wonderstone das schlechteste Startwochenende für einen Film in mehr als 3000 Kinos seit dem letztjährigen Fun Size – Süßes oder Saures hatte. Doch woran liegt es, dass der Film trotz geballter Starpower und großer Marketingkampagne von Warner Bros. so schlecht abschnitt? Ganz einfach. Die Trailer und die Fernsehspots hatten einfach nicht genug Lacher, der Film verließ sich hauptsächlich auf seine großen Namen und man vergass, dass auch die Story die Zuschauer interessieren muss. Der einzige Trost bei der ganzen Sache ist, dass der Film mit $30 Mio für vergleichsweise wenig Geld produziert wurde und deshalb das Studio auch keine großen Verluste einstecken muss. Mehr als $25-30 Mio wird die Komödie in den USA nämlich nicht einspielen.
Ohne Konkurrenz von einem Box-Office-Riesen wie Die fantastische Welt von Oz hielt sich Jack and the Giants an seinem dritten Wochenende mit einem Rückgang von 35,8% mehr als solide und spielte $6,3 Mio ein. Nach 17 Tagen in den Kinos hat das Märchenabenteuer jedoch nur $54 Mio eingenommen und liegt damit sogar noch $8,5 Mio hinter dem letztjährigen März-Flop John Carter im gleichen Zeitraum. Es ist auch schon zu spät für den Film, sich noch zu stabilisieren. Kommendes Wochenende wird er viele seiner 3D-Leinwände an Die Croods verlieren, am Wochenende darauf wird G.I. Joe – Die Abrechnung ihm seine verbliebenen IMAX-Vorstellungen wegnehmen. Trotz der mangelnden Konkurrenz im April wird er sich daher nicht wieder fangen können. Bestenfalls kommen für den Film von Bryan Singer $65-70 Mio zusammen. Damit ist Jack and the Giants bereits die zweite finanzielle Enttäuschung, nach Superman Returns, die Singer für Warner produziert hat.
Hingegen bleibt Voll abgezockt ein absoluter Box-Office-Überflieger. Die Komödie mit Jason Bateman und Melissa McCarthy rutschte in der 6. Woche einen Platz runter auf #5 und verlor dabei lediglich 30,2% und das trotz Comedy-Konkurrenz von Burt Wonderstone. Der Streifen nahm $4,4 Mio am Wochenende ein und brachte sein vorläufiges Gesamtergebnis auf $123,6 Mio. Damit ist er jetzt schon der erfolgreichste Film des Regisseurs Seth Gordon und steht im gleichen Zeitraum gute $13,6 Mio vor seinem letzten Film, Kill the Boss. Da dieser mit insgesamt $117,5 Mio die Kinos verließ, kann man davon ausgehen, dass Voll abgezockt mit Leichtigkeit mehr als $130 Mio einspielen wird. Dank mangelnder Konkurrenz im April und eines scheinbar großartigen Mundpropagandas (trotz mieser Kritiken) wird Voll abgezockt noch etwas weiter gehen und seine Laufzeit in den nordamerikanischen Kinos mit rund $136 Mio beenden.
Auf Platz 6 fand sich an seinem 4. Wochenende Snitch mit Dwayne "The Rock" Johnson, der sich so langsam zu einem leisen Hit gemausert hat. Der Thriller verlor 31,3% und spielte von Freitag bis Sonntag $3,5 Mio ein. Insgesamt kann der Streifen $37,3 Mio vorweisen und sollte es bis $45 Mio schaffen. Das ist ein gutes Zeichen für G.I. Joe – Die Abrechnung, in dem Johnson ebenfalls die Hauptrolle spielt.
Ein weiteres tolles Wochenende hatte Silver Linings, der die dritte Woche in Folge auf Rang 8 der Charts verbracht hat. Nur 30,2% verlor die oscarprämierte Dramödie gegenüber der Vorwoche und spielte am Wochenende zusätzliche $2,5 Mio ein. Insgesamt konnte der Film bereits $124,6 Mio für sich verbuchen. Beeindruckend ist dabei, dass der Film bereits seit 18 Wochen raus ist, von welchen er insgesamt 12 (wenn auch nicht in Folge) in der Top 10 verbracht hat. Der letzte Film, der 12 oder mehr Wochen in der Top 10 verbringen konnte war Avatar. Um noch mehr zu verdeutlichen, wie bemerkenswert diese Leistung ist, sollte man betonen, dass seit 2000 lediglich acht weitere Filme 12 oder mehr Wochen in der US-Top-10 verbringen konnten: Tiger and Dragon, Traffic, A Beautiful Mind, My Big Fat Greek Wedding, Chicago, Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs, Slumdog Millionär und Avatar. Damit befindet sich Silver Linings in exzellenter Gesellschaft. Eine weitere Woche wird es wohl nicht mehr werden, da kommendes Wochenende vier breite Neustarts die Kinos stürmen werden, jedoch hat der Film bereits (nach der anfangs fragwürdigen Expansionsstrategie) das Maximum von seinem Potenzial an den Kinokassen in USA/Kanada herausgeholt und wird mit großartigen $132 Mio die Kinos verlassen. Damit wird der mit dem Oscar ausgezeichnete Star des Films, Jennifer Lawrence, in ihrem sehr jungen Alter bereits drei Filme mit einem Gesamteinspiel von mehr als $130 Mio vorweisen können.
Die Top 10 wurde abgerundet von Escape from Planet Earth. Der von The Weinstein Company herausgebrachte Animationsfilm knackte am Freitag die $50 Mio-Marke und wurde nach einem Wochenendeinspoiel von $2,3 Mio (-27,3%) mit $52,2 Mio zum sechsterfolgreichsten Film des Studios. Die Croods wird ihm jedoch kommendes Wochenende den Rest geben. Viel mehr als $55 Mio ist nicht mehr drin.
Der Actionthriller Dead Man Down mit Colin Farrell und Noomi Rapace fiel um 60,2% und ganze sieben Plätze runter von #4 auf #11 in der zweiten Woche. Knapp $2,1 Mio spielte der Film am Wochenende ein und steht nun bei $9,4 Mio. In den kommenden Wochen wird er sehr schnell seine Leinwände verlieren und deshalb seine Laufzeit bereits mit maximal $12 Mio beenden – ein Flop, bedenkt man das $30 Mio-Budget.
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger wies erneut einen exzellenten Hold auf, baute lediglich 22,5% ab und durchbrach an seinem 17. Wochenende die $120 Mio-Marke. Mit $1,2 Mio am Wochenende verpasste er auch nur ganz knapp eine weitere Woche in der Top 12 und musste sich mit Rang 13 begnügen. Insgesamt hat der Film bis dato $121,3 Mio eingespielt. Obwohl der Film bereits auf DVD und BluRay in den USA und in Kanada erhältich ist, besitzt er dank seinen umjubelten 3D-Effekten dennoch einen Vorteil und ist ein Must-See Kinoereignis. Deshalb sollte er auch noch $125 Mio erreichen.
Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben nähert sich dem Ende seiner Laufzeit. Nach fünf Wochen hat das Action-Sequel $65,5 Mio eingespielt und fiel nun schockierenderweise hinter die Nicholas-Sparks-Adaption Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht zurück. Der Film wird maximal $68 Mio einnehmen. Eine bittere Enttäuschung für Fox, doch bei der Qualität hat der Film es auch nicht anders verdient.
Der (angeblich) finale Film von Stephen Soderbergh, Side Effects, überquerte am Wochenende die $30 Mio-Marke. Bei einem Produktionsbudget von $30 Mio ist er zwar kein großer Hit, jedoch hätte er bei der schwierigen Thematik auch schlechter abschneiden können.
Argo erreichte am Wochenende $135 Mio, wird $140 Mio jedoch am Ende verfehlen. Dennoch ist dem Film mit einem Multiplikator von beinahe 7 eine Riesenüberraschung gelungen. Zero Dark Thirty knackte derweil $95 Mio, wird aber $100 Mio denkbar knapp verfehlen. Ich denke, dass hier $97 Mo drin sind.
Ein unglaublicher Start ist dem zumindest online stark gehypeten Spring Breakers gelungen. In nur drei Kinos (in New York und Los Angeles) spielte der Film $263,000 ein und legte einen hervorragenden Schnitt von $87,667 pro Kino hin. Bereits kommendes Wochenende folgt eine Expansion in mehr als 1000 Kinos. Dann wird sich zeigen, wie viele Massentauglichkeit der Film besitzt.
Anzumerken ist noch, dass der Tom-Cruise-Thriller Jack Reacher nach 13 Wochen in den Kinos endlich $80 Mio knacken konnte.