© Walt Disney Pictures
Quelle: Boxofficemojo
An den Kinokassen kann Disney aktuell niemand etwas vormachen und davon profitierten am Wochenende die nordamerikanischen Kinobetreiber. Dank einem überwältigenden Start der neusten Märchen-Realverfilmung des Studios legte der Gesamtumsatz der Top 12 um 67% gegenüber der Vorwoche auf $253,5 Mio zu und lag unglaubliche 115% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Zoomania zum dritten Mal in Folge die Charts anführte. Solche Zahlen sind an einem Wochenende außerhalb des Sommers oder der Feiertage im Dezember bislang unvorstellbar gewesen und nur an fünf anderen Wochenenden in der gesamten Box-Office-Geschichte hat die Top 12 noch höhere Einnahmen erzielt. Alle diese fünf Wochenenden lagen jedoch im Juni, Juli oder Dezember. Beeindruckend ist auch, dass bereits am dritten Wochenende in Folge ein Film mit mehr als $60 Mio eröffnete. Das konnte man zuletzt im Mai 2014 beobachten. Ironischerweise waren die drei Filmen damals ein X-Men-Sequel, ein Monster-Film aus dem Godzilla-Universum und eine Realverfilmung von Disney – also genau die gleiche Kombination wie diesen Monat.
Was sich bereits lange im Vorfeld abgezeichnet hat, hat sich vergangenes Wochenende nicht nur bestätigt, sondern sogar alle Erwartungen übertroffen. Disneys Die Schöne und das Biest eröffnete mit bombastischen $174,8 Mio von 4210 Kinos, mit einem Schnitt von $41508 pro Spielstätte, und schaffte so nicht nur das beste März-Startwochenende aller Zeiten (der Rekord wurde erst letztes Jahr von Batman v Superman: Dawn of Justice mit $166 Mio aufgestellt), sondern gleich den sechstbesten Start überhaupt. Nur Star Wars – Das Erwachen der Macht ($248 Mio), Jurassic World ($208,8 Mio), Marvel’s The Avengers ($207,4 Mio), Avengers: Age of Ultron ($191,3 Mio) und The First Avenger: Civil War ($179,1 Mio) kamen noch erfolgreicher aus den Startlöchern. Es fällt übrigens auf, dass damit fünf der sechs besten Startwochenenden aller Zeiten in Nordamerika Disney gehören (Jurassic World ist die einzige Ausnahme). Außerdem gelang Die Schöne und das Biest locker der beste Start eines Films, der nicht Teil eines bereits bestehenden Franchises ist (wobei man bei diesem Film durchaus von einem Remake sprechen kann). Der Rekord gehörte bis dato Die Tribute von Panem – The Hunger Games mit $152,5 Mio und wird vermutlich nicht sehr bald wieder fallen. Hauptdarstellerin Emma Watson ist dank dem Harry-Potter-Franchise an Blockbuster-Starts ihrer Filme gewohnt, dennoch hat Die Schöne und das Biest die Startwochenenden aller Filme über den Zauberlehrling mühelos übertroffen.
Obwohl die höheren Eintrittspreise für 3D-Vorstellungen sicherlich geholfen haben, waren sie nur für 26% der Einnahmen am Startwochenende verantwortlich. Die überwiegende Mehrheit der Zuschauer zog 2D-Vorführungen vor. IMAX-Leinwände steuerten $12,5 Mio zum Start des Films bei. Nachdem Logan – The Wolverine und Kong: Skull Island, die Spitzenreiter der letzten beiden Wochen, hauptsächlich männliche Zuschauer in die Kinos lockten, profitierte Die Schöne und das Biest von der Angebotslücke für Frauen. Etwa 60% der Zuschauer des Films am Startwochenende waren weiblich. Wie bei allen anderen Märchen-Realverfilmungen von Disney aus den letzten Jahren, kam auch Die Schöne und das Biest bei den Kinogängern sehr gut an und erzielte im Schnitt einen "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1").
Doch nicht nur diese positive Resonanz ist ein Zeichen dafür, dass sich Die Schöne und das Biest nach dem monumentalen Start in den nächsten Wochen gut halten sollte. Am Wochenende zeigte der Film kaum Anzeichen für Frontlastigkeit, wie sie bei Riesenblockbustern häufig zu beobachten sind. War der Starttag des Films mit $63,8 Mio lediglich der 19.-größte Freitag aller Zeiten, gab der Film am Samstag kaum nach und erzielte mit $62,7 Mio den viertbesten Samstag aller Zeiten in Nordamerika (nur Jurassic World, Das Erwachen der Macht und The Avengers hatten einen erfolgreicheren ersten Samstag). Der Sonntag belegte mit $48,3 Mio Platz 5 unter den umsatzstärksten aller Zeiten. Für sein Zielpublikum wird Die Schöne und das Biest bis Mai nur minimale Konkurrenz haben, sodass aktuell alles auf ein Gesamteinspiel von mehr als $500 Mio hindeutet. Diese Barriere knackten bislang lediglich sieben weitere Filme, zuletzt Disneys Rogue One: A Star Wars Story. Ich erwarte ein Gesamteinspiel in Höhe von $520-550 Mio. Mit etwas Glück könnte Die Schöne und das Biest sogar auf Platz 6 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA und in Kanada aufsteigen. Man kann sich nur ausmalen, wie gigantisch die "Realverfilmung" von Der König der Löwen werden wird…
Auch außerhalb von Nordamerika lief es für Die Schöne und das Biest blendend mit $180 Mio von 44 Ländern. In 41 davon belegte er den ersten Platz der Kinocharts. Die besten Zahlen stammen aus China mit $44,8 Mio (mehr als Maleficent insgesamt in dem Land einspielte) und aus Großbritannien ($22,8 Mio). Weltweit wird der Film langfristig weit mehr als $1 Milliarde einnehmen und sich vermutlich als einer der zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten positionieren.
Angesichts solch übermächtiger Konkurrenz hielt sich Kong: Skull Island an seinem zweiten Wochenende verhältnismäßig solide und fiel um 54,4% auf $27,8 Mio und Platz 2 der Wochenendcharts. Der Rückgang spricht für positive Mundpropaganda, was bei diesem Crowd Pleaser keine Überraschung ist. Zum Vergleich: Godzilla fiel vor drei Jahren an seinem zweiten Wochenende um 66,8%. Da jener Film jedoch deutlich besser gestartet ist, liegt Kong: Skull Island aktuell mit $109,1 Mio nach zehn Tagen 26% hinter ihm im selben Zeitraum, wird aber diesen Abstand in den nächsten Wochen zumindest etwas verkleinern. Sein komplettes Potenzial wird der Film jedoch vermutlich nicht entfalten können, da Power Rangers, Ghost in the Shell und Fast & Furious 8 in den kommenden Wochen ein ähnliches, Blockbuster-affines Publikum in die Kinos ziehen werden. Deshalb wird Kong seine Laufzeit in den nordamerikanischen Lichtspielhäusern mit etwa $160-170 Mio beenden und erst in der Übersee seine hohen Produktionskosten ($185 Mio ohne Marketing) wieder einspielen.
Logan – The Wolverine fiel ebenfalls um einen Platz und spielte an seinem dritten Wochenende $17,8 Mio (-53,3%) ein. Mit $184,3 Mio auf der Bank nach 17 Tagen hat Logan bereits X-Men Origins: Wolverine überholt und liegt nur noch hinter X-Men – Der letzte Widerstand ($234,4 Mio), X-Men – Zukunft ist Vergangenheit ($233,9 Mio) und X-Men 2 (214,9 Mio) aus der Hauptreihe. An die ersten beiden wird er nun doch nicht mehr herankommen, was an der heftigen Konkurrenz diesen Monat liegt, doch X-Men 2 ist definitiv in seiner Reichweite. Bereits kommendes Wochenende wird Logan als zweiter Film dieses Jahr (nach Die Schöne und das Biest) die $200-Mio-Marke knacken sowie erst als 14. R-rated-Film überhaupt. Die Kinos wird die Comicverfilmung mit etwa $220-225 Mio verlassen – genug, um sich unter die zehn erfolgreichsten Filme mit einem R-Rating zu platzieren.
Auf Seite 2 verraten wir Euch die neusten Einspielergebnisse des Horror-Phänomens Get Out und der Oscarkandidaten Hidden Figures, Lion und La La Land.