Quelle: Boxofficemojo
Es war kein sonderlich erfolgreiches Wochenende für die Kinobetreiber in den USA und in Kanada. Trotz vier breit gestarteter Filme und der Hilfe, die diverse Filme durch die Oscars vom vorangegangenen Wochenende erhielten, stieg das Einspiel der Top 12 gegenüber der Vorwoche lediglich um 5,1%, während es verglichen zum Vorjahr, als Der Lorax und Project X gemeinsam mehr als $90 Mio am Wochenende erwirtschaftet hatten, um gewaltige 39,1% runter ging. Damit liegt das Gesamt-Box-Office von 2013 nach neun Wochenenden bereits 12,8% hinter 2012 und das noch bevor letztes Jahr Mitte März mit Die Tribute von Panem – The Hunger Games ein $400+ Mio-Hit startete, für den es dieses Jahr keinen Ausgleich geben wird. So muss man davon ausgehen, dass 2013 vorerst noch weiter hinter 2012 zurückfallen wird.
Platz 1 ging an den einzigen Film, der mehr als $10 Mio am Wochenende einbrachte. Bryan Singers 3D-Actionmärchen Jack and the Giants spielte von Freitag bis Sonntag $27,2 Mio von 3525 Kinos ein und legte damit einen unbeeindruckenden Schnitt von $7717 pro Kino hin. Etwa 58% davon kamen von 3D-Vorstellungen (einschließlich der 12%, die auf IMAX zurückzuverfolgen sind). Was sich schon so bestenfalls als mäßiger Start anhört, wirkt noch deutlich schlechter, wenn man das $195 Mio-Produktionsbudget des Streifens bedenkt. Singer und Warner Bros. haben hier richtig geklotzt, nicht gekleckert, doch die Rechnung ging nicht auf. Das Marketing konnte sich nie wirklich entscheiden, ob hier ein Familienfilm oder eher ernsthaftes Fantasy verkauft wird und letztlich hat man keine der beiden Gruppen richtig abgegriffen. Obwohl der Makt für Familienfilme immer noch offen st, gelang es Jack and the Giants nicht, diese für sich zu begeistern. Knapp 56% der Zuschauer am Startwochenende waren älter als 25 und 55% waren männlich. Damit sprach der Film erwachsene Männer an – eben genau die Gruppe, die mit Filmangeboten in den letzten beiden Monaten nur so überschüttet wurde. Der Film kam dabei bei den Zuschauern solide an. Insgesamt vergaben die Zuschauer am Startwochenende dem Film im Schnitt einen "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+"), doch diejenigen unter 18 waren deutlich zufriedener und bewerteten den Film mit einer glatten "A". Da jedoch das Zielpublikum ein anderes zu sein scheint, wird dies wohl nicht sonderlich helfen.
Was noch weniger hilfreich ist, ist, dass kommendes Wochenende Die fantastische Welt von Oz starten wird und dem Film mit Sicherheit eine Menge Zuschauer kosten wird. Insbesondere das Familienpublikum wird sich auf den deutlich familienfreundlicheren Film stürzen (schließlich trägt Jack and the Giants das gar nicht so milde PG-13-Rating als Altersfreigabe). Dank Oz werden Jack and the Giants die Flügel schnell gestutzt. Auch mit guter Mundpropaganda hat er keine Chance auf ein langes Leben in den Kinos. Bestenfalls sind für den Film $65-75 Mio drin. Es wäre also fair, Jack and the Giants als diesjährigen John Carter zu bezeichnen, an dem Disney letztes Jahr einen Batzen Geld verloren hatte ($73 Mio US-Einspiel bei einem Budget von $250 Mio). Nur noch ein phänomenales Übersee-Ergebnis könnte den Film davor bewahren, der zweite finanzielle Flop zu sein, den Bryan Singer für Warner Bros. produziert hat.
Weit abgeschlagen auf Platz 2 machte es sich am Wochenende mit $9,7 Mio (-30,8%) Voll abgezockt bequem. Die Komödie mit Melissa McCarthy und Jason Bateman wurde mit $107,4 Mio zum ersten $100 Mio-Hit von 2013. Für Universal, das Studio des Films, könnte es zur Zeit nicht besser laufen. Erst letztes Jahr hat das Studio das beste Box-Office-Jahr in der Studiogeschichte hinter sich gebracht. Dieses Jahr sind mit Voll abgezockt und Mama ($70,9 Mio) die zwei bisherigen Top-Filme des Jahres ebenfalls von Universal. Nach vier Wochen liegt Voll abgezockt gut $11 Mio vor Kill the Boss vom gleichen Regisseur und sollte dessen Gesamteinspiel ($117,5 Mio) innerhalb der nächsten zwei Wochen toppen. Dass der Film sich letztes Wochenende so gut hielt ist besonders bemerkenswert, da ein andere R-rated Komödie den Markt betrat – 21 and Over. Diese hatte jedoch eher jüngere College-Zuschauer als das Zielpublikum, weshalb er nicht so sehr im Weg stand. Für Voll abgezockt sind mittlerweile mindestens $130 Mio garantiert und er sollte irgendwo im Bereich von $130-135 Mio sein Ende finden.
Dr eben erwähnte 21 and Over eröffnete mit $8,8 Mio von 2772 Kinos und einem Schnitt von $3159/Kino auf Rang 3. Bei Produktionskosten von $13 Mio wird die Komödie mit Sicherheit kein Flop sein, doch bei direktem Vergleich mit dem gar nicht unähnlichen Project X verblasst diese Performance. Project X hat es letztes Jahr noch am gleichen Wochenende auf $21,1 Mio gebracht und erreichte insgesamt mehr als $50 Mio. 21 and Over wird womöglich insgesamt weniger einspielen als Project X an seinem Startwochenende. Die zwei großen Vorteile, die Projext X gegenüber 21 and Over hatte, war erstens, dass es sich hierbei um die erste große "found footage"-Komödie handelte und zweitens, dass Todd Phillips, der Regisseur der beiden Hangover-Filme, im Marketing als der Produzent immer wieder betont wurde. Die Zuschauer von 21 and Over sind relativ jung ausgefallen. Etwa 73% waren jünger als 25. Ein so junges Publikum bedeutet in der Regel ein kurzes Leben in den Charts. Die Resonanz unter den Besuchern war zwar ordentlich, aber auch nicht herausragend. Im Schnitt wurde der Film mit einem "B"-CinemaScore (äquialent einer "2") bewertet. Ich erwarte ein Gesamtergebnis von etwa $20-22 Mio.
Um zwei Plätze runter auf Rang 4 fiel in der zweiten Woche Snitch mit Dwayne "The Rock" Johnson, der 41% abbaute und mit $7,8 Mo sein vorläufiges Ergebnis auf $24,5 Mio nach 10 Tagen brachte. Für die ca. $20-22 Mio teure Produktion ist es eine solide Zahl. Auch wenn der Film kein Überflieger ist, so zeigt er dennoch die Zugkraft seines Hauptdarstellers, da er deutlich besser als die Filme seiner Actionkollegen wie Arnie (The Last Stand), Stallone (Shootout) oder Statham (Parker) abgeschnitten hat und bereits deren Gesamteinspielergebnisse überholt hat. Snitch wird noch seinen Weg zu $40 Mio finden.
Der letzte Exorzismus 2 eröffnete zwar letzten Freitag mit $3,3 Mio auf Platz 3, am Gesamtwochenende reichte es jedoch mit $7,7 Mio nur für den 5. Rang der Charts. Das zeigt deutliche Frontlastigkeit und ein wenig positive Mundpropaganda. Letzteres lässt sich auch an dem "C-"-CinemaScore erkennen (äquivalent einer "3-"). Das Sequel zu Der letzte Exorzismus spielte an seinem Startwochenende weniger ein als der erste Film an seinem Starttag ($9.4 Mio). Der erste Film wurde von den Zuschauern gehasst, die ihm einen "D"-CinemaScore vergaben, mauserte sich aber mit $41 Mio Einspiel gegenüber einem Budget von $1,8 Mio zu einem sehr profitablen Hit. Daher überrascht das Sequel wohl niemanden. Auch dieser wird bei einem Budget von nur $5 Mio letztlich profitabel sein, doch große Wellen wird er am Box-Office auch nicht schlagen. Insgesamt sollte er etwa $15 Mio einnehmen.
Escape from Planet Earth fiel um drei Plätze und 38% auf #6 und nahm von Freitag bis Sonntag weitere $6,6 Mio ein. Damit steht der Film nach 17 Tagen bei $43,1 Mio und profitiert weiterhin von einem relativen Mangel an familienorientierter Konkurrenz. Das wird sich kommendes Wochenende mit der Ankunft von Die fantastische Welt von Oz schlagartig ändern. Dennoch sollte er es noch über $50 Mio hinaus schaffen.
Platz 7 belegte mit $6,3 Mio (-39,9%) Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht. Die erfolgreiche Nicholas-Sparks-Verfilmung brachte bislang $57,1 Mio ein. Nach 18 Tagen steht der Film etwa $9 Mio vor der letztjährigen Sparks-Verfilmung The Lucky One – Für immer der Deine, die letztlich $60,5 Mio eingespielt hat. Safe Haven wird diese Zahl schon kommendes Wochenende überholen und am Ende seiner Laufzeit rund $69 Mio auf dem Konto haben. Besonders beeindruckend ist dabei, dass nun keine Zweifel darüber bestehen, dass Safe Haven Stirb langsam 5 mit Leichtigkeit überholen wird.
Silver Linings hatte in der Vorwoche zwar nur einen Oscar gewonnen (Beste Hauptdarstellerin), konnte aber dank der Publicity scheinbar doch profitieren. Der Film fiel um einen Rang auf #8 und verlor dabei nur winzige 0,5%, sodass er an seinem 16. (!) Wochenende $5,7 Mio einspielte und sein vorläufiges Einspiel auf $115,3 Mio brachte. Da der Film noch mehr als einen Monat lang nicht auf dem Heimmarkt verfügbar sein wird, erwarte ich ab jetzt noch einen guten Run und ein finales Ergebnis jenseits von $130 Mio.
Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben hatte an seinem dritten Wochenende Platz 9 inne. Das Action-Sequel verlor mehr als ein Viertel seiner Kinos und fiel im Zuge dessen um 55% auf $4,6 Mio. Insgesamt kann der Film nach 18 Tagen $59,7 Mio vorweisen und damit etwa $40 Mio weniger als Stirb langsam 4.0. Bei ca. $67 Mio wird für ihn Schluss sein.
Auf Platz 10 fiel in der zweite Woche Dark Skies, der 57,6% abbaute und am Wochenende $3,5 Mio einnahm. Nach 10 Tagen steht der Sci-Fi-Horrorfilm bei $13,4 Mio. Mehr als $17 Mio ist für ihn nicht drin, doch bei einem Budget von $3,5 Mio ist auch das schon gut.
Warm Bodies verließ in der 5. Woche die Top 10 und landete mit $2,6 Mio (-46,6%) auf Platz 11. Der Film quetschte sich an $60 Mio vorbei und steht nun bei $61,9 Mio. Er wird seine Laufzeit mit $66 Mio beenden.
Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger konnte von den Oscars enorm profitieren. Mit vier Oscars und dem Überraschungssieg in der Kategorie "Beste Regie" wurde Life of Pi neben Argo zu einem der größten Sieger der Oscarnacht. Das ging an den Zuschauern nicht vorüber. Obwohl der Film lediglich 54 zusätzliche Kinos spendiert bekam, sprang er um 48% nach oben und nahm $2,4 Mio ein. Dabei legte er einen besseren Schnitt hin als jeder andere Film in mehr als 600 Kinos mit der Ausnahme von Jack and the Giants. Insgesamt steht der Film von Ang Lee bei $117 Mio und wird mit Sicherheit kommendes Wochenende noch etwas weiter expandieren. Deshalb erwarte ich ein Gesamteinspiel von $123-125 Mio.
Auch Argo genoss Erfolg dank seiner Auszeichnung als Bester Film. Obwohl der Thriller bereits auf DVD/BluRay in Nordamerika verfügbar ist, erhielt er dennoch 183 zusätzliche Kinos und wurde am Woochenende an 985 Locations gespielt. Dabei legte er um 15,1% zu und nahm $2,1 Mio ein. Nach insgesamt 21 Wochen in den Kinos spielte Argo bislang $132,7 Mio ein und überholte damit offiziell das Gesamteinspiel von The Departed – Unter Feinden. Hier sind insgesamt etwa $137 Mio zu erwarten.
Quartett erhielt letztes Wochenende endlich die lange verdiente Expansion und verdoppelte seine Kinozahl von 356 auf 725. Dadurch schoss der Film um 58,2% nach oben und spielte am Wochenende $1,8 Mio ein. Insgesamt hat der Film bisher $11,2 Mio eingenommen. Ich erwarte nun eine solide Mundpropaganda auf dem Weg zu einem Endergebis von etwa $20 Mio.
Lincoln konte von seinen zwei Oscarsiegen nicht sonderlich profitieren und fiel am Wochenende um 22,2%. Er überquerte dabei die $180 Mio-Grenze, womit er immer noch deutlich der erfolgreichste aller Bester-Film-Nominiees vom letzten Jahr ist.
Zero Dark Thirty erreichte derweil $93,6 Mio, doch fehlende große Oscarsiege werden dafür sorgen, dass er die $100 Mio-Marke denkbar knapp verfehlen wird. Ich sehe momentan maximal $97 Mio für den Film.
Django Unchained bekam 324 neue Kinos am Wochenende spendiert und legte immerhin um 0,5% zu. Dabei brache er sein vorläufiges US-Einspiel auf $160,3 Mio – eine unglaubliche Zahl für einen Western mit dem R-Rating. Hier sind insgesamt etwa $164 Mio drin.
Der letzte breite Neustart vom Wochenende war Phantom. Der U-Boot-Thriller legte mit etwa $508,000 von 1118 Kinos den siebtschlechtesten Start aller Zeiten für einen Film it mehr als 1000 Kinos hin. Respekt!
Ghost Movie knackte nach acht Wochen $40 Mio und erreichtdamit ein besseres Ergebnis hin als vergleichbare Parodien wie Fantastic Movie oder Meine Frau, die Spartaner und ich.