Quelle: Boxofficemojo
Dem Kinogeschäft in Nordamerika könnte es momentan kaum besser gehen. Nach zwei bereits starken Wochenenden, erlebte das Box-Office einen weiteren Aufschwung und die Top 12 legte dank dem gigantischen Start des neuen Twilight-Streifens um weitere 48,7% zu. Verglichen zum Vorjahr, als noch Teil des des großen Twilight-Finales die Charts angeführt hatte, ging es immerhin um 12,8% nach oben. Insgesamt brachte die Top 12 es auf unglaubliche $242,4 Mio – das sechststärkste Wochenende aller Zeiten und das zweitstärkste von 2012 (nach dem ersten Wochenende von Mai als Marvel’s The Avengers gestartet ist). Zu 2011 konnte dieses Jahr nun den Vorsprung auf 6,5% ausweiten. Sollten noch einige Filme über den Erwartungen laufen, so könnten zum ersten Mal $11 Mrd im Gesamtjahr erreicht werden. Außerdem war es das erste Wochenende seit Dezember 2009, an dem jeder der drei Top-Filme einen Schnitt von mehr als $10000 pro Kino vorweisen konnte.
Erwartungsgemäß führte Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht Teil 2 die Charts an. Das von den Fans heißerwartete Finale der enorm erfolgreichen Vampirromanzen-Serie spielte von Freitag bis Sonntag $141,1 Mio ein von 4070 Kinos. Etwa $30,4 Mio davon kamen alleine von den Mitternachtsvorstellungen von Donnerstag auf Freitag. Lediglich Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 ($43,5 Mio) und The Dark Knight Rises ($30,6 Mio) haben mehr durch die Mitternachtsvorstellungen eingenommen. Am gesamten Freitag wurden es dann $71,2 Mio – genug für den sechsterfolgreichsten Starttag aller Zeiten, aber dennoch knapp hinter New Moon und dem ersten Teil des Finales. Am Samstag folgte dann der gewohnte Absturz um 41,8%, wobei sich der Film dennoch besser hielt als sein Vorgänger und ihn dank diesem Hold am Gesamtwochenende doch übertrumpfen konnte. Das Startwochenende von Breaking Dawn Teil 2 ist das achterfolgreichste aller Zeiten und nur knapp hinter New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde ($142,8 Mio), der seinerzeit den drittbesten Start aller Zeiten hingelegt hat. Allerdings starteten auch drei Filme dieses Jahr besser als der letzte Twilight-Film. Marvel’s The Avengers ($207,4 Mio), The Dark Knight Rises ($160,9 Mio) und Die Tribute von Panem – The Hunger Games ($152,5 Mio) kamen besser aus den Startlöchern. Das schmälert kaum den Erfolg von Breaking Dawn Teil 2, sondern zeigt lediglich, wie stark die Starts 2012 waren. Vier der acht besten Startwochenenden aller Zeiten wurden dieses Jahr aufgestellt.
Wenn Breaking Dawn Teil 2 irgendetwas wirklich beweist, dann ist es, wie unglaublich stabil und beliebt das Twilight-Franchise ist in seiner Zielgruppe ist. Drei der Twilight-Filme belegen Plätze in der Top 10 der besten Startwochenenden aller Zeiten. Kein anderes Franchise ist auf dieser Liste so häufig vertreten. Der Anfang war noch etwas bescheidener. Der erste Twilight startete im November 2008 mit $69,6 Mio und spielte insgesamt $192,8 Mio ein. Doch bereits das erste Sequel, New Moon, übertraf alle Erwartungen. Nach knapp $143 Mio zum Start, spielte der Film insgesamt $296,6 Mio ein. Etwa ein halbes Jahr später kam der dritte Film in die Kinos, der einzige Twilight-Film, der im Sommer herausgebracht wurde. Er durchbrach als bislang einziger Teil der Serie die $300 Mio-Marke. Breaking Dawn Teil 1 erging es ein wenig schlechter letztes Jahr. Er nahm "nur" $281,3 Mio ein. Es sieht aber ganz so aus, als würde es mit dem letzten Filme der Reihe wieder etwas aufwärts gehen, wenn auch der Anstieg nich so bedeutsam sein wird, wie bei anderen finalen Filmen wie Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith oder dem letzten Harry Potter-Film. Bei den Fans kam der neue Twilight am Startwochenende gut an. Bei der CinemaScore-Umfrage erntete er eine "A", unter jüngeren Zuschauern (unter 25), gar eine "A+". Etwas anderes war jedoch kaum zu erwarten. Die Fans der Serie wissen, was sie erwartet und werden in der Regel bestens bedient. Alle anderen haben bereits vor langer Zeit sich entschieden, den Filmen einfach fernzubleiben. Langes Leben in den Kinos dürfte man also sogar nach dieser positiven Resonanz nicht erwarten. Der letzte Harry Potter erntete sehr viel Lob seitens der Kritiker und der Zuschauer, hat sein Startwochenende aber kaum mehr als verdoppelt. Es sieht so aus, als würde Breaking Dawn Teil 2 irgendwo zwischen seinem Vorgänger und dem dritten Teil der Reihe, Eclipse, landen. Ich erwarte etwa $285-300 Mio. Sollte der Film nah genug an $300 Mio herankommen, wird das Studio wohl dafür sorgen, dass er diesen Meilenstein auch tatsählich erreicht, wenn auch alleine aus werbetechnischen Gründen. Auf jeden Fall wird es ein knappes Rennen geben zwischen Skyfall und Breaking Dawn um die Silbermedaille der Wintersaison (Der Hobbit sollte beide mit Leichtigkeit übertreffen).
Skyfall konnte sich trotz sehr positiven Mundpropagandas in der zweiten Woche nicht so gut halten, wie manche gehofft hatten. Für das 23. James Bond-Abenteuer ging es um 53,5% abwärts auf $41,1 Mio. Insgesamt hat der Film nach zehn Tagen (und einem Tag exklusiver IMAX-Vorführungen) $160,9 Mio eingenommen. Damit handelt es sich dabei bereits um den vierterfolgreichsten Bond-Film aller Zeiten, wobei er keine $1000 von Stirb an einem anderen Tag entfernt ist. Auch wenn der Rückgang erheblich war, so hielt sich der Film dennoch deutlich besser als Ein Quantum Trost, der in der zweiten Woche um 60,4% nachgab. Diesem Film ist Skyfall übrigens fast $52 Mio voraus nach dem gleichen Zeitraum. Casino Royale hat nach zehn Tagen gar $67 Mio weniger eingespielt. In der Tat ist das zweite Wochenende von Skyfall höher als die Startwochenenden aller Bond-Filme mit der Ausnahme von Ein Quantum Trost ($67,5 Mio) und Stirb an einem anderen Tag ($47,1 Mio). Die bevorstehende Thanksgiving-Woche, die traditionell zu sehr starken Box-Office-Zahlen bei allen Filmen führt, wird dafür sorgen, dass Skyfall nach seinem dritten Wochenende deutlich mehr als $200 Mio vorweisen wird. Momentan halte ich alles unter $250 Mio als Gesamteinspiel für ausgeschlossen. Zu gering ist die Konkurrenz in den zwei Wochen nach Thanksgiving und zu beliebt ist der Film bei den Zuschauern. Twilight mag sehr erfolgreich sein, doch er zieht kaum Zuschauer außerhalb der (beträchtlichen) Masse eingefleischter Fans der Reihe, während Skyfall tatsächlich Zuschauer in die Kinos lockt, die sehr lange keinen James Bond-Film mehr im Kino gesehen haben. Insofern halte ich $300 Mio immer noch für möglich, wenn er sich weiterhin deutlich besser als Ein Quantum Trost hält. Eine realistische Vorhersage wäre momentan aber $280-290 Mio.
Die wohl größte Überraschung am Wochenende war die überaus erfolgreiche Ausweitung von Steven Spielbergs Lincoln in mehr Kinos. Er belegte letztes Wochenende Platz 3 der Charts. Nach einem starken Start in 11 Locations vorletzte Woche, bekam er von Disney letztes Wochenende weitere 1764 Kinos spendiert und nahm in drei Tagen etwa $21 Mio ein. Einschließlich seines limitierten Laufs in 11 Kinos, steht der Film mittlerweile bei $22,5 Mio. Angesichts der 145-minütigen Laufzeit dieses eher dialoglastigen Films, ist er ein hervorragendes Ergebnis. Was Besseres hätten sich Spielberg und Disney kaum erhoffen können. Bei den Zuschauer kam der Film scheinbar auch exzellent an. Sie vergaben ihm eine "A" bei der CinemaScore-Umfrage (äquivalent zu unserer 1). Das ist ein sehr gutes Zeichen hinsichtlich des weiteren Verlaufs. Walk the Line startete 2005 zur ähnlichen Zeit mit $22,5 Mio, spielte allerdings in über 1000 Kinos mehr. Er erreichte insgesamt $115,9 Mio. Ein weiterer möglicher Vergleich ist The Social Network, der im Oktober 2010 mit $22,5 Mio eröffnete und insgesamt $97 Mio einnehmen konnte. Allerdings profitierte der Film aufgrund seines früheren Starts nicht so sehr von den Feiertagen im November und Dezember. Lincoln steht eine sehr lange Laufzeit bevor, insbesondere, da er einer der größten Oscarkandidaten des Jahres sein wird und somit wohl bis in den Februar hinein gut laufen sollte. Er wird zu Spielbergs 15. Film, der mehr als $100 Mio an den US-Kinokassen einspielen wird und sein erster außerhalb der Indiana Jones-Reihe, nach Krieg der Welten. Mindestens $125-140 Mio sollte Lincoln erreichen. Falls er den Oscar für den Besten Film gewinnt, so sind ihm auch $150 Mio sicher.
Ralph reicht’s musste sich in der dritten Woche mit Platz 4 begnügen und verbuchte einen Rückgang von 43,7% auf $18,6 Mio. Nach 17 Tagen steht der Animationshit bei $121,6 Mio. Damit liegt er etwa $17,5 Mio vor Rapunzel – Neu verföhnt und ganze $23 Mio vor Himmel und Huhn nach dem gleichen Zeitraum. Dass er allerdings der erfolgreichste CGI-animierte Film von Disney werden wird, der nicht von Pixar stammt, bezweifle ich allerdings mittlerweile. Er hielt sich bislang nicht so gut, wie man erwartet hätte und wird ab Mittwoch heftige Konkurrenz durch DreamWorks' Die Hüter des Lichts erfahren. Mit $180-190 Mio wird er dennoch unter den erfolgreichsten Filmen des Jahres landen, doch $200 Mio werden ihm wohl verwehrt bleiben.
Robert Zemeckis' Rückkehr zu Realfilmen, Flight, fiel um 40,5% auf $8,8 Mio und den 5. Platz der Kinocharts. Das Drama mit Denzel Washington nahm bislang etwa $61,5 Mio ein und liegt etwa $1 Mio vor Unstoppable nach 17 Tagen. Die Strategie von Paramount, den Film zunächst in weniger Kinos als erwartet zu starten und dann in den daraufflgenden zwei Wochen zu expandieren, schlug hier fehl. Obwohl der Film dieses Wochenende noch weitere 565 Kinos bekam, litt er dennoch unter der starken Konkurrenz von Lincoln, der sich ebenfalls an ältere Zuschauer richtet. Hätte Paramount Flight direkt in 3000 Kinos gestartet, so wäre wahrscheinlich ein $30 Mio-Start sicher, denn Anfang November hatte der Film kaum noch Konkurrenz. Momentan aber stellen Skyfall und Lincoln weitaus attraktivere Optionen für das erwachsene Publikum dar, sodass auch die zusätzlichen Kinos für Flight wenig zum Erfolg beitragen. Erschien es vor einer Woche als sehr wahrscheinlich, so steht es jetzt in den Sternen, ob Flight tatsächlich $100 Mio in Nordamerika erreichen wird. Die Chancen sind momentan 50/50. Ich erwarte etwa $95-105 Mio. Bedenkt man das $31 Mio-Produktionsbudget, so ist der Film natürlich ein Riesenerfolg, doch hätte Paramount die Karten besser gespielt, wäre auch mehr drin gewesen.
Ben Afflecks Argo erweist sich weiterhin als der Dauerbrenner des Jahres. An senem 6. Wochenende legte er mit 38,9% den besten Rückgang unter den ersten zwölf Filmen hin und erwirtschaftete am Wochenende etwa $4 Mio. Insgesamt steht der Film momentan bei knapp $92 Mio und somit nur etwa $200,000 entfernt vom Gesamteinspiel von The Town – Stadt ohne Gnade. Noch vo Ende des Monats wird Argo die $100 Mio-Barriere überschreiten. Es würde mich kaum überraschen, wenn er nach der Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen in viele Kinos zurückkommen ein sein Gesamteinspiel auf etwa $125 Mio bringen wird.
96 Hours – Taken 2 sicherte sich am Wochenende Platz 7 mit $2,1 Mio (-47%) den 7. Platz und kann sich mittlerweile mit insgesamt etwa $134,7 Mio rühmen. Es ist unglaublich, wie nah der Film an das Gesamteinspiel des ersten Teils ($145 Mio) herankommen wird. Ich erwarte etwa $139 Mio.
Sehr gut aus den Startlöchern kam der indische Film Solang ich lebe, der sich mit $1,3 Mio Mio am Wochenende in der Top 10 auf Rang 8 platzieren konnte und etwa $1,9 Mio seit seinem Start am letzten Dienstag eingenommen hat. Die Musikkomödie Pitch Perfect befindet sich mit $1,3 Mio am Wochenende (-50,7%) und $61,1 Mio insgesamt immer noch auf Kurs auf etwa $64 Mio. Das Schwergewicht mit Kevin James rundete die Top 10 mit $1,2 Mio (-53,5%) ab und durchbrach nach einem schwachen Start endlich die $40 Mio-Marke.
Außerhalb der Top 12, legte The Sessions um etwa 66,9% auf knapp mehr als $0,9 Mio zu, nachdem die Anzahl der Kinos, die den Film spielen, von 128 auf 588 erhöht wurde. Der Film wird wegen der Darstellungen von John Hawkes und Helen Hunt für die Oscars im Gespräch sein und könnte trotz des schwachen Schnitts es dennoch auf $8-9 Mio bringen.
Der Oscar-Hoffungsträger der Weinsteins, Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir startete solide in 16 Kinos und spielte übers Wochenende etwa $443,000 ein. Der Streifen mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence wird ab Mittwoch in etwa 420 Kinos laufen. Anna Karenina kam etwas schwerfälliger aus den Startlöchern und erreichte in 16 Kinos $321,000. Angesichts des schwer verdaulichen Stoffes und der gemischten Kritiken ist es aber kaum eine Überraschung.
Der Science-Fiction-Hit Looper erreichte mittlerweile $65 Mio in den USA. Es gibt außerdem wieder etwas von The Expendables 2 zu vermelden. Nach einem langen und steinigen Weg erreichte der Film endlich $85 Mio an den US-Kinokassen und konnte insgesamt ein leicht besseres Durchhaltevermögen als sein Vorgänger vorweisen.