Quelle: Boxofficemojo
Die US-Kinocharts waren ein wahrlich trauriger Anblick vergangenes Wochenende. Wie auch in Deutschland traute sich in den USA kein Studio, einen vielversprechenden Film eine Woche vor dem Kinostart von Spectre in die Kinos zu bringen, sodass nur Filme an den Start gingen, deren finanzielles Scheitern eigentlich vorprogrammiert war. Aber sogar nach diesen niedrigen Maßstäben versagten die neuen Filme trotz Hochkaräter wie Sandra Bullock und Bradley Cooper in den Hauptrollen auf ganzer Linie und keiner schaffte es in die Top 5 der US-Charts, obwohl dazu lediglich $5,2 Mio nötig gewesen wären. Hinderlich war natürlich auch die Tatsache, dass Halloween dieses Jahr am Samstag, dem in der Regel Box-Office-stärksten Tag der Woche fiel und viele potenzielle Kinogänger an Halloween mit ihren Kindern auf die Jagd nach Süßem oder Saurem gehen anstatt ins Kino. Das wirkt sich in der Regel deutlich negativ auf Kinoumsätze des Tages aus und dieses Jahr war keine Ausnahme. Das Resultat war das mit Abstand schwächste Box-Office-Wochenende des Jahres, an dem die gesamte Top 12 nur $62,7 Mio einnahm. Die Umsätze lagen 34% unter dem vorherigen Wochenende und 22% unter dem Halloween-Wochenende im Vorjahr, als Ouija die Charts zum zweiten Mal in Folge anführte.
Der Marsianer verteidigte problemlos die Spitze der Kinocharts mit $11,7 Mio und legte mit einem Rückgang von nur 25,5% auch den besten Drop in der gesamten Top 12 hin. Damit belegte Der Marsianer bereits zum vierten Mal Platz 1 der US-Charts. In den letzten drei Jahren schafften das nur noch Fast & Furious 7 und Guardians of the Galaxy, wobei nur Fast & Furious 7 das an vier Wochenenden in Folge gelang. An seinem dritten Wochenende zog Der Marsianer gegen Gänsehaut den Kürzeren, eroberte aber nur eine Woche später den Box-Office-Thron zurück, auf dem er sich nun behauptete. Nach fünf Wochen hat der Streifen bereits $183,1 Mio eingenommen und es fehlen weniger als $5 Mio, bis er Gladiator überholt und zum erfolgreichsten Film von Ridley Scott in den USA wird. Es sind auch nur noch knapp $5 Mio bis zum Gesamteinspiel von Interstellar, den er noch im Laufe dieser Woche übertreffen wird. Verglichen mit einem anderen Weltraum-Megahit, Gravity, liegt Der Marsianer um 16% hinten. Natürlich hat Gravity schon sehr früh vom Oscar-Hype profitiert sowie von der Mundpropaganda, die von bahnbrechenden Effekten und einem unglaublichen 3D sprach.
Auch Der Marsianer hat sehr gute Mundpropaganda und ist zum ultimativen Crowd Pleaser der Herbst-Saison geworden. Wie es aussieht, wird kein anderer Oktober-Start dieses Jahr in den USA die $100-Mio-Marke knacken, während Der Marsianer schon bald an $200 Mio vorbeirauschen wird. Angesichts des großen Publikumserfolgs und der blendenden Kritiken wird langsam klar, womit viele im Vorfeld nicht gerechnet haben – auch Der Marsianer wird vermutlich eine Rolle bei den Oscars spielen, wenn auch vor allem bei den Nominierungen. Dieser zusätzliche Hype wird ihn im Dezember und Januar über Wasser halten und die Laufzeit des Films in den Kinos verlängern, sodass ich momentan von einem Gesamteinspiel in Höhe von $225-235 Mio in den USA ausgehe. Es sind $227,5 Mio nötig, um Das Bourne Ultimatum als Matt Damons größten US-Erfolg abzulösen und wenn der Film tatsächlich wichtige Oscarnominierungen erhält, halte ich das für absolut möglich. Ich vermute, dass uns in den nächsten Jahren noch viele weitere Weltraum-Blockbuster erwarten, denn Gravity ($274 Mio), Interstellar ($188 Mio) und nun auch Der Marsianer haben mehr denn je deren Box-Office-Potenzial bewiesen.
Der zweite Platz der Charts ging, wie in der Vorwoche, an den familientauglichen Gruselfilm Gänsehaut mit Jack Black. Diese baute um 36,4% auf $9,9 Mio ab und erreichte insgesamt $56,8 Mio nach 17 Tagen im Verleih. Angesichts der Popularität der "Gänsehaut"-Bücher und der großen Marketing-Kampagne, die Sony zum Film aufgezogen hat, hat das Studio vielleicht auf mehr gehofft, um ein neues Franchise zu starten, doch über das wahrscheinliche finale Ergebnis von $80 Mio kann sich Sony auch nicht beschweren. Ganz besonders freut es sicherlich Jack Black, für den Gänsehaut sein größter Realfilm-Hit seit Tropic Thunder vor sieben Jahren ist. Ob die Zahlen für den mit $58 Mio budgetierten Film ausreichen, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen, wird sich erst nach den Einnahmen aus der Übersee zeigen. In Deutschland müssen wir uns noch bis Februar gedulden.
Auch auf dem dritten Platz gab es keine Veränderung zur Vorwoche. Steven Spielbergs vierte Zusammenarbeit mit Tom Hanks, Bridge of Spies – Der Unterhändler, ging nur um 26,4% gegenüber der Vorwoche auf $8,4 Mio zurück und steht bei $45,5 Mio nach 17 Tagen. Der Start des Films war alles andere als spektakulär, aber dank glänzenden Rezensionen, positiver Resonanz der Zuschauer und der eher älteren Zielgruppe, die nicht sofort die Kinos stürmt, um Filme zu sehen, die sie interessieren, hat sich Bridge of Spies seitdem sehr gut gehalten und bereits nahezu das Dreifache von seinem Startwochenende eingenommen. Zwar erzielt Bridge of Spies keine hohen Ergebnisse von Woche zu Woche und fliegt ein wenig unter dem Radar, doch der Film sollte während der Oscar-Saison eine Renaissance erleben und leise aber gut in den Januar hinein laufen. Aktuell erwarte ich ein Gesamteinspiel von mindestens $80 Mio in den USA, doch sollte Bridge of Spies zu einem ernsthaften Oscarkandidaten werden, dann sind auch $90 Mio oder mehr möglich.
Hotel Transsilvanien 2 verbesserte sich um einen Platz gegenüber der Vorwoche und belegte an seinem sechsten Wochenende #4 der Charts. Der Film spielte $5,9 Mio von Freitag bis Sonntag ein und erreichte ein vorläufiges Gesamteinspiel von $156 Mio. Das Gesamtergebnis seines Vorgängers hat er bereits hinter sich gelassen und das alleine ist schon als großer Erfolg zu werten, wenn man bedenkt, dass Animations-Sequels wie Kung Fu Panda 2, Drachenzähmen leicht gemacht 2 und Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 in den USA allesamt weniger eingespielt haben als ihre Vorgänger. Mit direkter Konkurrenz von Die Peanuts im Anmarsch, wird Hotel Transsilvanien 2 recht bald von den Leinwänden verschwinden, doch davor sollte er noch $170 Mio erreichen.
Vin Diesel fiel mit The Last Witch Hunter um 52,6% und einen Platz auf Rang 5 und spülte weitere $5,2 Mio in die US-Kassen. Nach zehn Tagen hat der Horror-Actioner nur $19 Mio eingespielt, was angesichts der Produktionskosten von $90 Mio sehr schwach ist. Diesel bleibt also außerhalb von Fast & Furious kein Zugpferd. The Last Witch Hunter wird sich mit maximal $27 Mio aus den Kinos verabschieden und damit noch weniger einspielen als Riddick.
Im Rausch der Sterne mit Bradley Cooper war der erfolgreichste Neustart Wochenende, wobei es sehr weit hergeholt wäre, den Start als Erfolg zu bezeichnen. Von 3003 Kinos spielte der Film $5 Mio ein und erreichte einen schwachen Schnitt von $1666 pro Kino. Es war sogar der viertschlechteste Start eines Films in mehr als 3000 Kinos überhaupt. Nachdem das Jahr für Bradley Cooper mit dem Riesenerfolg von American Sniper sehr gut begonnen hatte, ist Im Rausch der Sterne nun sein zweiter Kino-Flop nach Aloha. Mehr als $12 Mio ist für den Streifen nämlich nicht drin und sogar bei seinem niedrigen $20-Mio-Budget wird er für das Studio Verluste einfahren.