Quelle: Boxofficemojo
Diesen Herbst jagt am US Box-office ein Höhepunkt den nächsten. Nachdem das letzte Wochenende dank einem starken Start des letzten Twilight-Films zum sechststärksten Box-Office-Wochenende aller Zeiten geworden war, erwies am letzten Wochenende das Thanksgiving-Fest als sehr großzügig gegenüber allen Filmen. Drei mehr oder minder erfolgreiche Neustarts betraten die Bühne, die Top 3 blieb jedoch gleich mit der Vorwoche. Obgleich das Gesamteinspiel der Top 12 um 17,3% verglichen zur Vorwoche nachgab, ging es um 29% herauf gegenüber dem Thanksgiving-Wochenende vom Vorjahr. Die Top 12-Filme erreichten dabei insgesamt $200,4 Mio und schlugen mit Leichtigkeit den bisherigen Thanksgiving-Rekord von 2009 ($175,2 Mio). Es war auch das erste Mal seit Dezember 2009, dass die Top 12 an zwei Wochenenden in Folge $200 Mio in Summe überschritten hat. Ferner erreichten zum ersten Mal seit 2004 (!) fünf Filme am 3-Tages-Wochenende mehr als $20 Mio. Obwohl die Neuankömmlinge sich relativ gut geschlagen haben, beeindruckten vor allem die älteren Filme mit hervorragenden Holds.
Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht Teil 2 führte dabei erneut die Charts an. Wie gewohnt baute der Film dabei sehr stark ab gegenüber seinem Startwochenende. Der Film, verlor etwa 69,1% seiner Zuschauer von der Vorwoche, sammelte aber immer noch beeindruckende $43,6 Mio ein. So brachte er sein Gesamteinspiel auf $227,4 Mio nach lediglich zehn Tagen. Auch wenn es ein ähnlicher Verlauf war bislang, wie bei den anderen Twilight-Sequels, so fielen New Moon und Breaking Dawn I dennoch etwas stärker ab. Am zweiten Wochenende ging es für die beiden jeweils um 70% und 69,8% runter. Dank diesem marginal besseren Hold gelang es Breaking Dawn II aber auch, das beste zweite Wochenende der Reihe abzuliefern. Nach zehn Tagen liegt der Film etwa $6,5 Mio vor dem ersten Teil des Finales, aber immer noch um die $3,5 Mio hinter New Moon. Sein 10-Tage-Einspiel ist das 11.-größte aller Zeiten, knapp vor Toy Story 3, aber hinter New Moon. Insgesamt verläuft bislang alles genau nach Plan. Es ist einfach erstaunlich, wie stabil diese Filme an den Kinokassen sind. Neue Fans kommen kaum noch dazu, doch die alten bleiben der Serie sehr treu. Breaking Dawn II wird seinen Lauf in den USA mit $285-295 Mio beenden. Ich glaube nicht mehr daran, dass er die $300 Mio noch packen wird.
Der zweite Platz der Charts gehörte erneut Skyfall, der am dritten Wochenende lediglich 13,6% verglichen zur Vorwoche verlor und das trotz starker Konkurrenz. Damit erzielte er einen besseren Rückgang am Thanksgiving-Wochenende als Casino Royale oder Ein Quantum Trost es vor ihm taten. Von Freitag bis Sonntag nahm der Film $35,5 Mio ein und erreichte damit das siebtbeste dritte Wochenendergebnis aller Zeiten, nur ganz knapp hinter The Dark Knight Rises ($35,7 Mio). Nach 17 Tagen hat Skyfall unglaubliche $221,7 Mio in Nordamerika eingenommen und somit sogar schon inflationsbereinigt alle anderen James Bond-Filme überholt bis auf drei – Feuerball, Goldfinger und Man lebt nur zweimal. Den letzteren solle er im Laufe der nächsten Wochen auch noch überholen und wird schlussendlich sogar nach Besuchern zum dritteerfolgreichsten Bond aller Zeiten in den USA werden und zum erfolgreichsten seit den Sechszigern. Nach seinem dritten Wochenende steht Skyfall knappe $80 Mio vor Ein Quantum Trost, wobei sich dieser Abstand schnell vergrößert. Mittlerweile ist hier eher ein Vergleich mit anderen Überraschungsblockbustern angebracht. Skyfall hat etwa $28 Mio mehr als Inception und $36,5 Mio mehr als Star Trek im gleichen Zeitraum eingespielt. Gegenüber dem ersten Iron Man-Film liegt er $2 Mio hinten. Alle diese Filme haben die $250 Mio-Marke deutlich überschritten und Skyfall wird dies in den kommenden Wochen auch schaffen. Die nächsten zwei Wochenenden werden für den Film größtenteils kokurrenzfrei bleiben. Sobald aber Der Hobbit: Eine unerwartete Reise eintrifft, wird’s etwas enger für Skyfall. Dennoch bin ich mittlerweile fest davon überzeugt, das wir mit Skyfall einen $300 Mio-Film haben. Es wird bloß eine ganze Weile dauern, bis er es dorthin schafft.
Wie schon in der Vorwoche war der wahre Sieger vom Wochenende der drittplatzierte Lincoln. Steven Spielbergs Film über die letzten Monate des 16. US-Präsidenten stockte seine Kinozahl um 243 auf 2018 auf und nahm am Wochenende 22% mehr ein als in der Woche davor. Besonders beeindruckend ist dabei, dass trotz der zusätzlichen Kinos, der Schnitt pro Kino gar angestiegen ist! Nach $25,7 Mio am Wochenende steht der Film nun bei etwa $62,8 Mio und damit nur $17 Mio von Spielbergs letztjährigem Gefährten entfernt. Dieser Film ist der "perfekte Sturm". Das Publikum liebt ihn, die Kritiker ebenfalls, das Thema ist in den US sehr leicht zu vermarkten und an Oscars und den anderen Filmpreisen wird es für Lincoln wahrlich nicht mangeln in den kommenden Monaten. Auch ohne den großen Sieg bei den Oscars sind Lincoln mehr als $150 Mio bereits garantiert. Sollte er aber, wie ich glaube, den Oscar für Besten Film gewinnen, so wird er es auf $175-185 Mio bringen.
Die einzige richtige Entäuschung am Wochenende kam seitens Die Hüter des Lichts. Als großer Weihnachts-Animationsfilm vom DreamWorks strategisch klug am Thanksgiving-Wochenende positioniert und mit guten Kritiken empfangen, nahm die $145 Mio-Produktion am Wochenende lediglich $23,8 Mio von 3653 Kinos ein. Seit seinem Mitwochstart hat der Film $32,3 Mio erwirtschaftet. Das ist der drittschwächste Star aller Zeiten für einen computeranimierten Film von DreamWorks (hinter Antz und Flutsch und Weg). Scheinbar wurde das Weihnachts-Element nicht stark im Marketing betont. Das Publikum mag den Film allerdings. Die Zuschauer vergaben ihm im Schnitt ein "A"-CinemaScore (äquivalent einer 1). Alerdings wollten die meisten den Film nicht in 3D sehen. Nur 35% seines Wochenendeinspiels kam von 3D-Vorstellungen. Mit Weihnachten und gutem Mundpropaganda im Rücken sollte der Film es dennoch auf $100 Mio bringen, aber nicht weit darüber hinaus.
Ang Lees Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger überraschte hingegen mit einem sehr starken Start auf Platz 5 und spielte am Wochenende $22,5 Mio ein ($30,6 Mio seit Mittwoch). Natürlich hat der $120 Mio teure Film noch einen langen Weg vor sich, um schwarze Zahlen zu schreiben, doch der Start ist schon vielversprechend. Im Gegensatz zu Die Hüter des Lichts suchten hier viele Zuschauer die stark beworbene 3D-Fassung des Films auf. Etwa 68% der Besucher haben den Film in 3D am Wochenende gesehen. Der Film kam generell auch sehr gut an und ergatterte ein "A-"-CinemaScore von den Kinogängern. Interessanterweise wurde Life of Pi vor allem von erwachsenen Zuschauer gesehen – 60% der Zuschauer waren 25 oder älter. Letztes Jahr startete am Thanksgiving-Wochenende ein vergleichbarerer Film. Martin Scorsese Hugo Cabret war ein ernsthafter Film in Familienfilm-Verpackung und hatte ebenfalls erstaunliches 3D zu bieten. Hugo Cabret startete mit nur $11,4 Mio, allerdings wurde er auch in weniger als halb so vielen Kinos zum Start gezeigt wie Life of Pi. Mit Hugo Cabrets Durchhalevermögen würde Life of Pi annähernd $150 Mio einnehmen. Allerdings glaub ich nicht, dass er sich so gut halten kann, insbesondere, da Hugo Cabret noch an Kinos in den Wochen darauf zulegte, wofür Life of Pi nur wenig Raum hat. Starker Oscarhype wird dem Film dennoch auf lange Sicht helfen, sodass etwa $115-125 Mio für ihn zusammenkommen dürften.
Ralph reicht’s ließ sich nicht sonderlich von Konkurrenz durch Die Hüter des Lichts oder Life of Pi beeindrucken und spielte am vierten Wochenende $16,6 Mio (-10,8%) ein, sodass er nun insgesamt bei $149,3 Mio steht. Es reichte diesmal für den 6. Rang der Charts. Damit ist er bereits auf Platz 2 der erfolgreichsten computeranimierten Filme von Disney, die nicht von Pixar stammen, vorgerückt. Nur noch Rapunzel – Neu verföhnt liegt vor ihm. Allerdings liegt Ralph momentan $28 Mio vor Rapunzel im gleichen Zeitraum. Sollte die Konkurrenz von Der Hobbit ihn nicht zu hart treffen, könnte er auch Rapunzel überholen und so mehr als $200 Mio einspielen. Momentan sehe ich jedoch etwa $190-195 Mio als Gesamteinspiel.
Das lange verschobene Remake von Red Dawn erreichte letztes Wochenende endlich die US-Kinosäle. Von den Kritikern verrissen und vom Publikum mit einem soliden "B"-CinemsaScore belegt, spielte der Film am Wochenende $14,3 Mio und $21,7 Mio in seinen ersten fünf Tagen ein. Immerhin war es der bislang beste Start für den jungen Verlieher FilmDistrict. Weit wird der Film allerdings nicht kommen. Jedes Ergebnis höher als $45 Mio wäre überraschend.
Flight fiel auf Platz 8 am Wochenende ging aber nur um 4% auf $8,5 Mio zurück. Der Film mit Denzel Washington hat in den USA bereits $74,7 Mio eingespielt und liegt damit etwa $6 Mio vor Washingtons letztem November-Hit, Unstoppable. Dieser hat insgesamt $81,6 Mio eingesackt, sodass alles unter $90 Mio für Flight unwahrscheinlich erscheint. Dank einer sehr wahrscheinlichen Oscar-Nominierung für Washington wird der Film eine längere Laufzeit genießen und eventuell $100 Mio an den Kinokassen erreichen.
The Weinstein Company spendierte Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir 351 Kinos a seinem zweiten Wochenende. Die Ausweitung gelang sehr gut. Der Flm spielte $4,4 Mio in 367 Kinos ein und etwa $6,2 Mio seit seinem Start .Ein Endergsbnis ist hier sehr schwer abzuschätzen, doch man kann annehmen, dass der Film bis zum Ende als starker Kandidat im Oscar-Rennen bleiben wird. Deshalb würde mich alles unter $50 Mio überraschen.
Ben Afflecks Argo musste am Wochenende etwas Federn lassen und verlor mehr als 950 Kinos. Nichtsdestotrotz ging es für den zehntplatzierten Film nur um 4,5% herab auf $3,9 Mio. Insgesamt hat der Film schon $98,1 Mio eingespielt. Der Film hat bereits einen Multiplikator von 5 erreicht und liegt $10,5 Mio vor The Town – Stadt ohne Gnade im gleichen Zeitraum. Mithilfe der Oscarnominierungen wird Argo auf etwa $115-120 Mio kommen.
Außerhalb der Top 10 legte Anna Karenina um 50 Kinos zu und platzierte sich prompt auf Rang 12 der Charts mit fast $0,9 Mio von 66 Kinos. Die Tolstoi-Verfilmung wird seinen Run mit mindestens $20 Mio beenden.
Sehr schwach startete Hitchcock. Trotz des interessanten Themas und einer starken Besetzung (Anthony Hopkins, Helen Miren, Jessica Biel, Scarlett Johansson), spielte der Film lediglich 288,000 von 17 Kinos ein. Der Schnitt pro Kino war kaum eine Erwähnung wert.
Ferner hat am Wochenende der Trash-Eastern The Man with the Iron Fists endlich die $15 Mio-Marke geknackt. Das Blockbustersequel The Dark Knight Rises läuft übrigens weiterhin in einigen Kinos in den USA und hat letztes Wochenende $448 Mio erreicht. Ob es auch $450 Mio werden, ist noch ungewiss.