Quelle: Boxofficemojo
Nachdem am vorletzten Wochenende das Kinogeschäft in den USA unter der Ankunft von Hurricane Sandy gelitten hatte, erholte sich das Box-Office am lezten Wochenende. Dies geschah nicht zuletzt dank den drei Neustarts, die insgesamt mehr als $80 Mio einnahmen und so das Geschäft an den Kinokassen wiederbelebt haben. Um ganze 53,4% im Vergleich zur Vorwoche stiegen die Zahlen der Top 12. Im Vergleich zum letzten Jahr, als Der gestiefelte Kater zum zweiten Mal in Folge die Charts angeführt hat, ging es immerhin um 20,3% aufwärts. Dieser starke Rebound nach einem schwachen Wochenende führte dazu, dass der Abstand zwischen 2012 und 2011 auf ganze 5,1% ausgebaut werden konnte und es im Moment ganz danach aussieht, als würde 2012 mit großer Wahrscheinlichkeit das Box-Office-mäßig erfolgreichste Kinojahr aller Zeiten in den USA werden.
Die Spitze gehörte Ralph reicht’s mit $49 Mio von 3752 Kinos. Das macht Ralph reicht’s zum sechsten Animationsfilm von 2012, der auf Platz 1 eröffnet hat. Nur drei davon starteten besser als Ralph (Madagascar 3, Der Lorax und Merida – Legende der Highlands). Dieser Start bedeutet auch das beste Startwochenende aller Zeiten für einen Disney-Animationsfilm, der nicht aus der Pixar-Schmiede stammt. Auch wenn die einen oder anderen überhöhten Erwartungen nicht erreicht wurden, so gibt es dennoch kaum etwas, worüber man sich bei einem solchen Start beschweren könnte. Immerhin stehen noch diverse Feiertage bevor und die Resonanz seitens des Publikums und der Kritiker ist enorm positiv. Das wird dafür sorgen, dass Ralph reicht’s nicht bald aus den Kinos verschwinden wird.
Das erste Wochenende von November ist traditionell ein Startdatum, an dem große Studios ihre Animationsfilme ins Rennen schicken. Die Tradition wurde mit Die Monster AG im Jahre 2002 begründet. Der vierte Film von Pixar eröffnete dsamals mit enormen $62,6 Mio und schaffte es sogar, die Konkurrenz vom ersen Harry Potter-Film später abzuwehren. Er beendete seinen Run mit fast $256 Mio (eine 3D-Wiederaufführung steht in den Staaten nächsten Monat bevor). Seitdem wurde das erste Wochenende von November mit der Ausnahme von 2003 und 2011 (wobei da Der gestiefelte Kater lediglich eine Woche früher startete) jedes Jahr gleichermaßen von Disney/Pixar und DreamWorks Animation genutzt. Filme wie Die Unglaublichen ($261,4 Mio), Bee Movie ($126,6 Mio) und Himmel und Huhn ($135,4 Mio) starteten an diesem Wochenende. Es ist nicht schwer zu verstehen, wieso gerade dieser Zeitpunkt bei den Studios so beliebt ist. Der Markt ist zu der Zeit in der Regel offen für neue Famlienfilme, da im Oktober vor allem Horrorfilme und die ersten potenziellen Oscar-Kandidaten zum Zuge kommen. Außerdem stehen danach noch Thanksgiving und Weihnachten bevor, was eine lange Laufzeit in den Kinos garantiert. So wird es auch Ralph reicht’s ergehen, dessen Hauptkonkurrenz mit Hüter des Lichts (OT: Rise of the Guardians) in drei Wochen eintreffen wird. Ralph sollte insgesamt irgendwo im Bereich von $170-190 Mio landen, wobei auch $200 Mio nicht auszuschließen sind.
Doch so erfolgreich Ralph reicht’s auch sein mag, die wahre Erfolgsgeschichte vom letzten Wochenende ist die Rückkehr von Robert Zemeckis zu Realfilmen, Flight. Das R-rated (ab 17 freigegeben) Drama mit Denzel Washington wurde von Paramount nicht in den für einen Film solchen Kalibers 3000+ Kinos herausgebracht, sondern lediglich in 1884. Nichtsdestotrotz gelang es Flight nicht nur, den zweiten Platz der Kinocharts zu erobern, sondern er sicherte sich mit einem Einspiel von $24,9 Mio den besten Schnitt in der Top 12, noch knapp vor Ralph reicht’s. Es ist ein besonders beeindruckendes Ergebnis, bedenkt man doch, dass die Zielgruppe der erwachsenen Kinogänger momentan schon mit Argo recht gut bedient wird. Etwa 89% der Besucher vom Startwochenende waren älter als 25. Die Resonanz ist überwiegend positiv, denn die Zuschauer vergaben dem Film die CinemaScore-Wertung "A-" (äquivalent der deutschen 1-).
Flight bezeugt vor allem drei Dinge. Zunächst ist es die Stärke der R-rated-Filme an den US-Kinokassen dieses Jahr. Flight ist bereits der 17. Film von 2012 mit dieser Altersfreigabe, der mehr als $20 Mio am Startwochenende einspielen konnte (letztes Jahr waren es nur sechs insgesamt). Außerdem haben bereits 17 Filme mit dem R-Rating dieses Jahr mehr als $50 Mio in den USA eingenommen. Flight wird sich diesen bald anschließen. Zweitens ist Flight eine Rückkehr zur Form für Zemeckis, der neben Steven Spielberg, James Cameron und Michael Bay zweifelsohne einer der größten Regie-Erfolgsgaranten Hollywoods ist. Neun seiner Filme haben mehr als $100 Mio in den USA eingespielt, auch wenn seine letzten beiden Werke, Eine Weihnachtsgeschichte und Beowulf relativ zum Budget und den Erwartungen etwas enttäuscht haben. Mit den Produktionskosten von lediglich $31 Mio ist Flight ein großer Hit für ihn. Schließlich ist Flight einer von bereits unzähligen Beweisen von Denzel Washingtons Zugkraft an den Kinokassen. Er mag vielleicht nicht das größte Kassenmagnet Hollywoods sein, aber sicherlich das konsistenteste. Flight ist sein 13. Film, der zum Start mehr als $20 Mio einnehmen konnte. Der Unerschied ist hier nur, dass seine Filme in der Regel in viel mehr Kinos starten, was dieses Startergebnis noch beeindruckender macht. Allein dieses Jahr hatte Washington bereits Safe House ($126,2 Mio) zum großen Erfolg verholfen. Paramount plant gegewärtig, den Film in zwei Wochen, also nach Skyfalls Start, in mehr Kinos zu starten. Gutes Mundpropaganda und eine wahrscheinliche Oscar-Nominierung für Washington sollten dafür sorgen, dass Flight zu Washingtons 5. und Zemeckis' 10. Film mit mehr als $100 Mio Einspiel in den USA werden wird.
Argo fiel zwar um zwei Plätze auf Rang 3, zeigte sich aber insgesamt von der Konkurrenz durch Flight unbeeindruckt. Lediglich 15,5% der Zuschauer von der Vorwoche verlor der Thriller und nahm an seinem vierten Wochenende $10,2 Mio ein. Insgesamt konnte Ben Afflecks vierte Regiearbeit schon $75,9 Mio für sich verbuchen und somit bereits $2 Mio mehr als The Town – Stadt ohne Gnade nach dem gleichen Zeitraum. Der Lauf des Films war bislang phänomenal. In den letzten drei Wochen baute er am Wochenende im Schnitt nur um 19,2% ab, was sogar für einen Oscar-Kandidaten extrem beeindruckend ist. Vergleichbar zu Argo ist mittlerweile Martin Scorseses The Departed – Unter Feinden, der 2006 auch im Oktober in die Kinos kam und durch starkes Durchhaltevermögen beeindruckte. The Departed startete deutlich stärker als Argo, hatte aber nicht solch hervorragende Holds. Im vergleichbaren Zeitraum nahm The Departed etwa $15 Mio ein als Argo, doch Argo holt nach und nach auf. Mittlerweile sind nicht nur $100 Mio, sondern auch $110 Mio für den Film sicher. Wie weit er darüber hinaus gehen wird, wird stark davon abhängen, wie der Film bei den Oscars abschneiden wird. Momentan erwarte ich nicht den Hauptgewinn für den Film und somit etwa $125-135 Mio als Gesamteinspiel. Sollte Argo aber tatsächlich zum besten Film von 2012 gekürt werden, dann wird er wohl auch $150 Mio knacken.
Das Herzensprojekt von RZA, die Eastern-Hommage The Man with the Iron Fists eröffnete mit $7,9 Mio von 1868 Kinos. Bedenkt man das eingeschränkte Zielpublikum des Films und die mäßigen Kritiken ist der Start erwartungsgemäß verlaufen. Die Resonanz seitens der Zuschauer ist mit einem "C+"-CinemaScore eher gemischt und der Film wird kaum ein langes Leben an den Kinokassen genießen. Etwa $18-20 Mio wird er letztendlich erreichen. Nicht übel für die $15 Mio-Produktion.
96 Hours – Taken 2 konnte zweifelsohne davon profitieren, dass es der einzige Film mit der PG-13-Freigabe unter den ersten 12 Filmen war und stieg mit einem Rückgang von nur 23,3% wieder in die Top 5 ein. Nach zusätzlichen $5,9 Mio am Wochenende steht der Actionstreifen bei $125,6 Mio und damit immer noch $18 Mio vor dem ersten Film, der allerdings rasch aufholt. Der Erfolg der Taken-Reihe in den USA ist einfach nur großartig für geradlinige Actionfilme, die heutzutage nur selten solche Zahlen schreiben können. Sicherlich wird Skyfall nächstes Wochenende dem Film den Todesstoss verpassen, aber er sollte es trotzdem auf insgesamt $135 Mio bringen und somit mehr als 90% des Einspiels des ersten Films einnehmen. Das war nicht zwingend zu erwarten.
Cloud Atlas erging er derweil weniger gut. Die $102 Mio-Produktion fiel um vier Plätze auf den 6. Rang der Charts und baute dabei um 44% ab. Am Wochenende konnte das Epos $5,4 Mio einnehmen und steht somit bei insgesamt $18,4 Mio. Auch Cloud Atlas wird unter der Ankunft von James Bond leiden, denn Skyfall wird dem Film seine IMAX-Leinwände kosten.
Außerhalb der Top 10 konnte sich Pitch Perfect mit einem Rückgang von lediglich 22,4% gut auf dem 11. Platz der Charts halten. Mit $3,1 Mio an seinem 6. Wochenende brachte die Musikkomödie ihr Gesamteinspiel auf $55,6 Mio. Hier wird bald auch die $60 Mio-Marke fallen.
Sinister konnte sich sogar nach Halloween ganz solide behaupten und nahm letzten Wochenende $2,7 Mio (-45,3%) ein. Bislang hat der $3 Mio-teure Horrorfilm $44,3 Mio eingespielt. Leider wird er $50 Mio wohl knapp verfehlen.
Die Halloween-Komödie Fun Size steht nach zehn Tagen bei etwa $7,5 Mio. Ein schlechtes Ergebnis, doch angesichts des $14 Mio-Budgets wohl kein Desaster. Derweil hat ParaNorman in den USA mittlerweile mehr als $55 Mio eingenommen und sich somit nach einem schwachen Start ganz gut erholt.