Quelle: Boxofficemojo
Am dritten Wochenende in Folge lagen die US-Box-Office Zahlen deutlich über dem Vorjahr. Nach dem bombastischen Start von 96 Hours – Taken 2 letztes Wochenende ging es für die Top 12 dieses Wochenende dank zwei starken Neustarts nur um 9,1% herab auf $120,7 Mio. Verglichen zum gleichen Wochenende letztes Jahr, als Real Steel zum zweiten Mal in Folge die Charts angeführt hat, lagen die Zahlen letztes Wochenende allerdings ganze 56,7% höher. Damit konnte 2012 seinen Vorsprung gegenüber 2012 auf 4,3% ausweiten und ist auf gutem Kurs, das erfolgreichste Kinojahr aller Zeiten an den US-Kinokassen zu werden. Dazu dürften natürlich noch die kommenden sicheren Blockbuster wie Der Hobbit, Skyfall und The Twilight Saga: Breaking Dawn II beisteuern.
Als ein interessantes Ereignis ist dieses Wochenende noch anzumerken, dass an jedem Wochenendtag ein anderer Film den ersten Platz belegt hat. So schaffte es am Freitag Sinister mit knapp $7,4 Mio auf Platz 1, rutschte aber am Samstag auf Platz 4 ab und wurde an der Spitze von Taken 2 abgelöst. Hotel Transsilvanien holte sich in einem knappen Kampf den Spitzenplatz am Sonntag.
Obwohl die zwei stärksten Neustarts sehr solide aus den Startlöchern kamen, gehörte die Spitze erneut Liam Neeson in 96 Hours – Taken 2. Nach dem grandiosen $49,5 Mio Start (immerhin das drittbeste Oktober-Startwochenende aller Zeiten) ging es am zweiten Wochenende um 55,8% herab auf $21,9 Mio, sodass das Sequel nach nur zehn Tagen bei $86,1 Mio steht und somit knapp $32,5 Mio vor dem ersten Film nach dem gleichen Zeitraum. Taken 2 ist wohl das perfekte Beispiel für die Diskrepanz der Meinung zwischen den Kritikern und den Kinogängern. Während der Film bei der Filmpresse fast durchgehend schlecht angekommen ist, konnte er bei der Zuschauerumfrage am Startwochenende ein solides "B+"-CinemaScore für sich verbuchen (in deutschen oten wäre das etwa eine 2+). Auch der Rückgang am zweiten Wochenende spricht zwar von typischer Sequel-Frontlastigkeit, aber weniger von schlechter Resonanz. Dass der Film nach zehn Tagen schon fast 60% des Gesamteeinspiels des Originals erreicht hat, ist natürlich beeindruckend. Es wird sicherlich nicht so großartig weitergehen, denn der erste 96 Hours glänzte vor allem später in seinem Run mit hervorragenden Drops (am dritten Wochenende verlor er nur 7,6% und spielte $19 Mio ein). Das kann man beim zweiten Film aussschließen. Doch der Film wird sicher von mangelnder PG-13-Konkurrenz profitieren können. In der Tat gibt es außer Alex Cross kommendes Wochenende bis Skyfall zwei Wochen später keinen einzigen neuen PG-13-Film in den US-Kinos. Außerdem dürfte es eine nicht zu unterschätzende Anzahl junger Kinogänger geben, die nächstes Wochenende ein Ticket für Taken 2 kaufen werden, um sich in den R-rated (ab 17 freigegebenen) Paranormal Activity 4 reinzuschleichen. Spätestens nächsten Sonntag wird dann die $100 Mio-Barriere durchbrochen werden – zum 20. Mal dieses Jahr. Insgesamt darf sich Taken 2 auf ein Einspiel von etwa $130-140 Mio freuen. Bedenkt man noch den tollen Run außerhalb von Nordamerika (bislang über $130 Mio), so ist es wahrscheinlich, dass Liam Neeson die Rolle von Bryan Mills spielen wird, bis er 75 ist.
Ben Afflecks dritte Regiearbeit Argo belegte den zweiten Rang mit $19,5 Mio von 3232 Kinos. Damit startete der von Kritikern umjubelte Film zwar etwas schwächer als The Town – Stadt ohne Gnade ($23,8 Mio), zugleich spielte er aber auch in den ersten Tagen fast so viel ein, wie Afflecks erster Film, Gone Baby Gone, während seiner gesamten Laufzeit ($20,3 Mio). Auch wenn angesichts der noch deutlich besseren Kritiken dem einen oder anderen dieser Start leicht enttäuschend vorkommen mag, der sei entwarnt. Zunächst war The Town als ein Heat-ähnlicher Bankräuber-Film sicherlich deutlich kommerzieller als Argo, ein Film über eine geheime CIA Operation im Iran in 1979. Außerdem deuten die ersten Anzeichen darauf hin, dass wir es hier mit einem Dauerbrenner zu tun haben. Während der Film noch etwas enttäuschende $5,9 Mio am Freitag einnahm, konnte er sich um ganze 46,9% am Samstag verbessern. Für einen Neustart ist das unglaublich gut. Außerdem kam der Film nicht nur bei der Presse gut an, sondern scheinbar auch bei den Zuschauern, die dem Film die seltene CinemaScore-Wertung "A+" (1+) vergaben. Andere Filme, die in Vergangenheit eine solche Wertung bekamen, sind The Blind Side, The Help und The King’s Speech. Zu guter Letzt ist es auch eine sichere Sache, dass Argo ein ernsthafter Kandidat bei der nächsten Oscarverleihung sein wird und demnach noch eine lange Zeit im Spiel bleiben wird. Mit einem Multiplikator wie The Town wären für Argo etwa $75 Mio drin, doch ich erwarte einen deutlich besseren Lauf und ein Endergebnis von $80-90 Mio.
Wie schon eingangs erwähnt, konnte Sinister am Freitag kurz den ersten Platz für sich beanspruchen. Am Gesamtwochenende musste er sich jedoch mit $18 Mio und Platz 3 begüngen. Doch auch das ist ganz ansehnlich angesichts des winzigen $3 Mio-Budgets. Sicher, Scott Derrickson konnte hier nicht an den Erfolg seines Erstlings Der Exorzismus von Emily Rose anknüpfen, der seinerzeit mit $30,1 Mio im September 2005 eröffnete. Zugleich ist Sinister aber auch das beste Startwochenende für einen reinrassigen Horrorfilm seit Die Frau in Schwarz im Februar ($20,9 Mio) gelungen. Die Zukunftsperspektive ist dabei aber nicht so gut. Obwohl der Film bei den Kritikern (für einen Horrorfilm) ziemlich gut ankam, sind die Reaktionen unter den Zuschauern gemischt. Angesichts harter Horrorkonkurrenz von Paranormal Activity 4 kommendes Wochenende und Silent Hill: Revelation 3D das Wochenende darauf wird Sinister wohl ziemlich schnell von der Bildfläche verschwinden. Da wird auch der Halloween-Bonus kaum weiterhelfen.
Der vierte Platz der Charts ging letztes Wochenende an den animierten Überraschungserfolg Hotel Transsilvanien. Der Film, dem es letzten Monat gelang, den seit zehn Jahren bestehenden September-Startrekord von Sweet Home Alabama zu knacken, verlor etwa 36,3% verglichen zur Vorwoche und nahm weitere $17,2 Mio ein. Somit überschritt er am Sonntag als 19. Film des Jahres die $100 Mio-Make in den USA. Insgesamt hat die $85-Mio-Produktion $102,1 Mio in 17 Tagen eingenommen. Die nächsten zwei Wochenenden dürften für den Film relativ konkurrenzfrei bleiben, bis dann am ersten November-Wochenende Ralph Reicht’s ihm einen Schlag verpassen wird. Mit etwas Glück könnten es für den Film $150 Mio werden, doch wahrscheinlicher sind $140-145 Mio. So oder so wird das der erfolgreichste Animationsfilm, den Sony jemals produziert hat.
Die vielleicht größte Enttäuschung letztes Wochenende war Das Schwergewicht. Die $42 Mio-teure Komödie mit Kevin James als ein Lehrer, der um Geld für die Schule zu sammeln zum MMA-Kämpfer wird, spielte von Freitag bis Sonntag lediglich $11,8 Mio in über 3000 Kinos ein. Nachdem Kevin James im Zeitraum von 2007-2010bmit Chuck und Larry ($120,1 Mio), Der Kaufhaus-Cop ($146,3 Mio) und Kindsköpfe ($162 Mio) die Vermutung nahe legte, dass er ein wahrer Kassenmagnet sei, konnten die enttäuschenden Performances von Der Zoowärter, Dickste Feunde und nun Das Schwergewicht dies nicht bestätigen. Das Schwergewicht wird wahrscheinlich nur knapp $40 Mio an den US-Kinokassen einnehmen und somit der am wenigsten erfolgreiche Kevin James-Film werden. Kein Disaster angesichts des Budgets, aber eine deutliche Enttäuschung.
Der Musik-Komödienhit Pitch Perfect fiel um drei Plätze auf den 6. Rang, verlor aber dabei nur 37,6% und spielte weitere $9,3 Mio ein. Nach drei Wochen nahm der Streifen bereits $36 Mio ein und nimmt nun Kurs auf mehr als $60 Mio. Das sollte Anna Kendrick endgültig als eine Hauptdarstellerin etablieren.
Der Sci-Fi Film Looper konnte die Konkurrenz seitens Argo und Sinister nicht gut verkraften und baute um 48,8% ab auf $6,2 Mio und Platz 8 des Box-Office. Insgesamt steht der Film bei $51,3 Mio nach 17 Tagen. Ein solides Ergebnis angesichts des $30 Mio-Produktionsbudgets, doch bei den Lobeshymnen auf den Film hätte man doch mehr erwartet und erhofft. Auch hier herrscht wenig Stimmigkeit zwischen den Kritikern und den durchschnittlichen Kinogängern. Looper wird seinen Run mit etwa $65 Mio abschließen.
Auf Platz 9 eröffnete der langersehnte zweite Film vom Brügge sehen und sterben-Regisseur Martin McDonagh. Seven Psychopaths spielte am ersten Wochenende etwa $4,2 Mio ein und wird sehr bald Brügges Gesamtergebnis ($7,8 Mio) toppen. Aber ob es nicht vielleicht ein Fehler von CBS Films war, den Film direkt breit zu starten. Lange in den Kinos wird er sich wohl nicht halten und auf mehr als $13-15 Mio kann man nicht hoffen.
Außerhalb der Top 10 überholte Resident Evil: Retribution mit mittlerweile knapp $41,8 Mio den ersten Film der Serie. Bedenkt man aber die Inflation und den 3D-Aufschlag, so ist diese Performance doch sehr enttäuschend und erinnert an Final Destination 5, der ebenfalls als zweiter 3D-Film des Franchises einen herben Rückgang einstecken musste. Derweil passierte die 3D-Wiederaufführung von Findet Nemo $40 Mio in den USA. Insgesamt steht der Animationshit bei fast $380 Mio in den Staaten.