Quelle: Boxofficemojo
Es musste ja kommen. Ausgerechnet kurz bevor der Hurricane Sandy seine Naturgewalt über der Ostküste niederkommen ließ, brach der Erfolgslauf des US-Box-Office vom Oktober 2012 abrupt ab. Die vier breiten Neustarts konnten zusammengenommen nicht einmal jämmerliche $25 Mio erreichen. Nur ein einziger Film brachte es auf mehr als $10 Mio am Wochenende – und zwar keiner von den Neuankömmlingen! Die gesamte Top 12 brach um 32,9% verglichen zur Vorwoche ein und spielte etwa $81,2 Mio ein. Auch im Vergleich zum Vorjahr ging es um 13,2% runter. Wenn der Hurricane einen großen Schaden an der Ostküste anrichtet und die Infrastruktur stark beschädigt, könnten die Auswirkungen auf das Box-Office noch einige Zeit bemerkbar sein.
Ben Afflecks Argo konnte das schwache Wochenende für sich nutzen und stieg nach einem erneuten minimalen Drop von nur 26,5% problemlos auf die Spitze der Charts auf. Mit etwa $12,1 Mio am Wochenende brachte Argo sein Gesamteinspiel auf beeindruckende $60,5 Mio nach nur 17 Tagen in den Kinos. Mittlerweile liegt Argo lediglich $3,5 Mio hinter Afflecks letztem Film, The Town – Stadt ohne Gnade, nach demselben Zeitraum und er holt schnell auf. Das größte Problem, das vor dem Film liegt, ist die Herausforderung, genug Kinos und Leinwände zu behalten, damit er seine Langlebigkeit komplett entfalten kann. Es steht außer Frage, dass das Publikum den Film liebt, doch die kommenden neuen Filme werden schlicht und ergreifend viele Leinwände in den Kinos benötigen und leider ist Argos Schnitt pro Kino auch nicht hervorragend. So wird er wahrscheinlich bald auch härtere Rückgänge hinnehmen müssen, was mit dem Abbau der Kinozahl zusammenhängen wird. Allerdings erwarte ich für den Film auch ein zweites Leben zur Zeit des Höhepunktes der Oscar-Saison, wahrscheinlich im Januar. Ich erwarte, dass der Film dann wieder in vielen Kinos eingesetzt werden wird. So oder so, $100 Mio hat Argo so gut wie in der Tasche und $110-120 Mio könnte er insgesamt erreichen. Sollte er aber sogar den großen Preis bei den Oscars für den besten Film abräumen, dann werden’s sicherlich noch deutlich mehr.
Die Monumentalproduktion Cloud Atlas, von den Wachowski-Geschwistern und Tom Tykwer, enttäuschte sehr mit lediglich $9,6 Mio von 2008 Kinos, auch wenn dem Film knapp der besten Schnitt in der Top 12 gelang. Für das $102 Mio teure Epos ist dieser Start einfach nur eine Blamage, insbesondere angesichts des immensen Staraufgebots (Hugh Grant, Tom Hanks, Halle Berry und viele andere). Die Wachowskis konnten nach den Matrix-Sequels (die ihren Ruf stark geschädigt haben) keinen weiteren Hit landen. Deren Speed Racer spielte in den USA auch nur knapp $44 Mio bei einem Budget von $120 Mio ein. Cloud Atlas wurde sogar in mehr als 100 IMAX-Kinos gestartet, was das Startwochenende in ein noch schlechteres Licht rückt. Der Film wurde mit gemischten Rezensionen und ebensolcher Resonanz vom Publikum empfangen, das ihm die Durchschnittswertung "C+"-CinemaScore vergab (in etwa eine deutsche 3+). Das spricht nicht unbedingt für Langlebigkeit und direkte Konkurrenz von Flight nächstes Wohenende wird dem Film auch zu schaffen machen. Ich denke es werden etwa $23-25 Mio insgesamt für den Film werden.
Der größte Überraschungshit der Saison ist und bleibt Hotel Transsilvanien. Der Sony Animation-Film, dem viele anfangs nicht einmal $100 Mio zugetraut haben, erreichte am Wochenende weitere $9,4 Mio (-27,4%) und stieg damit auf Platz 3 der Charts auf. Insgesamt spielte der Film in den USA bislang $130,4 Mio ein und wurde somit zum erfolgreichsten von Sony produzierten Animationsfilm aller Zeiten. Ralph reicht’s! wird es Hotel Transsilvanien bald sehr schwer machen und wahrscheinlich eigenhändig dafür sorgen, dass der Film $150 Mio in Nordamerika verfehlen wird. Dennoch, auch ein Endergebnis von etwa $146-148 Mio ist absolut hervorragend. Schließlich handelt es sich dabei um den erfolgreichsten Film seit The Dark Knight Rises.
Der Sieger der Vorwoche, Paranormal Activity 4, brach völlig ein und verlor grauenhafte 70,7% in der zweiten Woche. Mit $8,5 Mio konnte der Horrorfilm sich auf Rang 4 platzieren und erreichte bislang $42,5 Mio. Hier handelt es sich um einen klassichen Unterschied zwischen einem Flop und einer Box-Office-Enttäuschung. Bei einem Budget von $5 Mio ist Paranormal Activity 4 natürlich bereits ein Hit. Doch erwartet wurde viel mehr. Der direkte Vorgänger nahm im gleichen Zeitraum (zehn Tage) knappe $42,5 Mio mehr ein! Es ist zu erwarten, dass nachdem Halloween vorbei sein wird, Paranormal Activity 4 sehr schnell von der Bildfläche verschwinden wird. Wie frontlastig der Film ist, besagt alleine die Tatsache, dass er am zweiten Wochenende nur etwa halb so viel einspielen konnte wie an seinem ersten Tag. Paranormal Activity 4 könnte sogar insgesamt weniger Geld in den USA einspielen als das, was Paranormal Activity 3 am Startwochenende ($52,6 Mio) letztes Jahr erwirtschaftet hat. Das wäre dann ein Szenario wie bei Saw V und Saw VI.
Der fünfte Platz ging an den von den Kritikern verrissenen Silent Hill: Revelation 3D. Obwohl der Film am Freitag noch den zweiten Platz der Charts für sich beanspruchen konnte, ging es bereits am Samstag um ganze 22,1% herab! Insgesamt wurden es am Wochenende erbärmliche $8 Mio von 2993 Kinos. Der Vorgänger hat 2006 (noch ohne 3D-Bonus!) in einer fast identischen Anzahl an Kinos $20,2 Mio zum Start eingespielt. Dabei kamen bei Revelation etwa 74% des Einspiels von 3D-Leinwänden, was dem Film aber nicht sonderlich half. Die Resonanz der Zuschauer ist annähernd so schlecht wie die Kritiken, sodass hier nicht mit mehr als $17-19 Mio zu rechnen ist. Das ist sogar bei einem recht sparsamen Budget von $20 Mio einfach nur schlecht.
Der 6. Platz der Charts ging an 96 Hours – Taken 2, der mit $7,7 Mio (-41,8%) sein Gesamteinspiel auf $117,1 Mio gebracht hat und somit immer noch etwa $22 Mio vor dem ersten Teil nach dem gleichen Zeitraum liegt, auch wenn dieser sehr schnell aufholt. Da Taken 2 nächstes Wochenende womöglich der einzige PG-13-Film in der Top 10 sein wird, wird ihm wohl ein weiteres gutes Wochenende in den Kinocharts vergönnt sein. Danach wird allerdings Skyfall dem Actionsequel den Garaus machen. Ich erwarte ein Endergebnis von etwa $130-135 Mio und somit etwa 90% des Einspiels des Originals, was an sich sehr beachtlich ist, insbesondere bei dem Produktionsbudget von $45 Mio.
Das Schwergewicht konnte sich auf dem 7.Platz halten, nachdem der Film 38% verloren hat. Knappe $5,2 Mio brachten den Film oberhalb der $30 Mio Marke. Ein Mangel an Konkurrenz hilft dem Film sehr, doch an der Enttäuschung wird er dennoch nichts ändern.
Alex Cross konnte nicht einmal von mangelnder Konkurrenz profitieren und stürtzte um 55% auf Platz 8. Nach $5,1 Mio liegt der Film bei $19,5 Mio und wird sich mit insgesamt etwa $26 Mio zufrieden geben müssen.
Nach dem Versagen von Silent Hill: Revelation 3D und der Enttäuschung von Paranormal Activity 4 mausert sich Sinister langsam aber sicher zum Horrorhit von Oktober 2012. Der mit nur $3 Mio budgetierte Streifen spielte am dritten Wochenende knapp $5 MKio (-43,3%) ein und belegte den 9. Platz der Charts. Insgesamt liegt der Film bei etwa $39,4 Mio und mit Halloween noch vor sich könnten es sogar $50 Mio werden.
Die Halloween-Teenie-Komödie Fun Size eröffnete mit $4,1 Mio von 3014 Kinos auf Platz 10 und legte somit den drittschlechtesten Start aller Zeiten für einen Film in mehr als 3000 Kinos hin. Mit mehr als $10 Mio ist nicht zu rechnen. Noch schlimmer erging es aber Chasing Mavericks. Das Surfer-Drama spielte $2,3 Mio (!) von 2002 Kinos ein.
Außerhalb der Top 10 hat Pitch Perfect endlich die $50 Mio-Marke überquert und wird es wahrscheinlich noch bis $60 Mio schaffen. Paul T. Andersons Oscar-Kandidat The Master hat endlich $15 Mio erreicht. Dieses schwer verdauliche Drama gehört dennoch zu den am wenigsten erfolgreichen Filmen des Regisseurs.