Box-Office USA: Tom Hanks und Clint Eastwood stürmen die Spitze

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Sully Box Office

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Das erste Wochenende nach dem offiziellen Ende der Sommer-Saison, also das Wochenende nach dem Labor Day, galt traditionell lange als ein sehr ruhiges Wochenende an den US-Kinokassen, doch das ändert sich in den letzten Jahren immer mehr. Letztes Jahr sorgte das starke Duo The Visit und The Perfect Guy an dem Wochenende für volle Säle und dieses Jahr gelang dem neuen Film von Clint Eastwood sogar eins der besten September-Startwochenenden überhaupt. Dadurch stieg der Umsatz der Top 12 um 13% gegenüber der Vorwoche auf $84,5 Mio. Weil der zweite große breite Neustart aber enttäuschte, schnitt das Wochenende dennoch um 1% schwächer als im Vorjahr ab. Wie üblich, fielen die meisten älteren Filme nach dem Feiertagswochenende besonders hart. Keinem einzigen Film in der Top 12 gelang ein Drop von weniger als 40%. Dazu hat sicherlich auch die Konkurrenz der vier breiten Neustarts beigetragen – eine ungewöhnlich hohe Anzahl für das post-Labor-Day-Wochenende.

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Wenn zwei absolute Legenden des Filmgeschäfts erstmals miteinander zusammenarbeiten, dann wird auch ein Drama, das unter anderen Umständen vielleicht nicht für großes Aufsehen gesorgt hätte, zu einem großen Kino-Event. Sully, die Geschichte des heldenhaften Piloten Chelsey "Sully" Sullenberger, der 2009 eine Notlandung auf dem Hudson River vollbrachte und alle Insassen seines Airbus A-320 rettete, spielte am Wochenende gewaltige $35 Mio von 3525 Kinos ein und erzielte einen Schnitt von $9937. Es war das fünftbeste September-Startwochenende aller Zeiten und der beste Start, den ein Film direkt nach dem Labor-Day-Wochenende jemals erzielen konnte. Der einzige weitere Film, der am gleichen Wochenende mehr als $30 Mio einspielte, war Der Exorzismus von Emily Rose ($30,1 Mio) vor 11 Jahren. Für Regisseur Clint Eastwood war es das zweitbeste Startwochenende seiner langen Karriere, nach American Sniper. Auch für Hauptdarsteller Tom Hanks, der zu den erfolgreichsten Schauspielern Hollywoods gehört, war es der drittbeste Start eines Realfilms nach den beiden Dan-Brown-Verfilmungen The Da Vinci Code – Sakrileg ($77,1 Mio) und Illuminati ($46,2 Mio). Eastwood ist als zweifach oscarprämierter Regisseur und legendärer Darsteller eine wahre Ikone des US-amerikanischen Kinos, doch lange Zeit waren seine Regiearbeiten keine Garanten für großen Kassenerfolg. Natürlich hatte er früher auch schon Hits mit Erbarmungslos ($101,1 Mio), Mystic River ($90,1 Mio), Million Dollar Baby ($100,5 Mio) und Gran Torino ($148,1 Mio), doch dazwischen gab es auch nicht wenige Box-Office-Enttäuschungen wie Hereafter ($32,7 Mio), J. Edgar ($37,3 Mio) oder Flags of Our Fathers ($33,6 Mio). American Sniper brachte ihn jedoch auf ein neues Level als Nummer-1-Patriot unter den amerikanischen Filmemachern. Mit einem gigantischen Einspiel von $350,1 Mio wurde American Sniper zum erfolgreichsten Film von 2014 in Nordamerika, erhielt sechs Oscarnominierungen und zementierte endgültig den Status von Eastwood als Regielegende, deren Name alleine als Qualitätsgarant für volle Kassen sorgt.

Doch es war die Zusammenarbeit mit Tom Hanks, der in den Augen vieler Kinogänger ebenfalls für hochwertige Dramen steht, die Sully zu einem Ereignis machte, das die Zuschauer nicht verpassen wollten. Mit insgesamt 18 Filmen, die in Nordamerika mehr als $100 Mio eingenommen haben, kann Hanks auf eine der erfolgreichsten Karrieren überhaupt in Hollywood zurückblicken. Vor einigen Jahren schien es noch so, als hätte Hanks seinen Touch verloren. Der Krieg des Charlie Wilson, Larry Crowne und Cloud Atlas liefen alle unter den üblichen Standards von Hanks und auch bei den Oscars erhielten seine Filme kaum Aufmerksamkeit. Dann zeigte Captain Phillips vor drei Jahren, dass Hanks es  immer noch drauf hat, die Zuschauer in die Kinos zu locken und zu begeistern. Captain Phillips spielte $107,1 Mio in Nordamerika ein und wurde für sechs Oscars nominiert. Im gleichen Jahr nahm Saving Mr. Banks, in dem Hanks Walt Disney spielte, $83,3 Mio in Nordamerika ein, bei einem Budget von nur $35 Mio. Letztes Jahr arbeitete Hanks nach langer Pause wieder mit Steven Spielberg zusammen. Deren Bridge of Spies – Der Unterhändler spielte ordentliche $72,3 Mio ein und erhielt auch sechs Oscarnominierungen. Hanks ist auf jeden Fall wieder auf dem Radar der nordamerikanischen Kinogänger und Sully sollte sein größter Realfilm-Hit seit The Da Vinci Code vor zehn Jahren werden.

Neben dem Duo Eastwood/Hanks wirkten sich auch ein absolut leerer Markt und sehr positive Rezensionen zum Vorteil des Films aus, ebenso wie dessen großer Appeal auf ältere Kinogänger. Tatsächlich waren 90% der Zuschauer vom Startwochenende älter als 25 und 63% waren sogar über 50. Es ist genau die Zielgruppe von Eastwood und Hanks und diese war mit dem Film auch sehr zufrieden. Sully erhielt von den Zuschauern einen sehr positiven "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"), die gleiche Wertung, die auch Captain Phillips und Bridge of Spies zuteil wurde. Wenn ein Film so gut ankommt und hauptsächlich ältere Zuschauer anspricht, die nicht unbedingt am ersten Wochenende in die Kinos rennen, dann spricht das für eine sehr aussichtsreiche, lange Laufzeit. Captain Phillips und Bridge of Spies spielten beide insgesamt jeweils mehr als das Vierfache von ihren Startwochenenden ein. Wenn Sully sich so hält wie Captain Phillips, sollte er $146 Mio erreichen, läuft er so wie Bridge of Spies, dann sind sogar $165 Mio drin. Auf jeden Fall ist die nur $60 Mio teuere Produktion ein sicherer Riesenhit für Warner Bros. und alle Beteiligten.  Der einzige nennenswerte Stolperstein in seinem Weg wird das Remake von Die glorreichen Sieben in zwei Wochen sein. Als Western mit Denzel Washington in der Hauptrolle wird der Film ebenfalls großes Interesse unter älteren Kinogängern wecken, die das Publikum von Sully ausmachen. Das wird den Film vielleicht daran hindern, sein volles Potenzial zu erreichen. Ein Gesamteinspiel von $130-150 Mio sollte ihm dennoch sicher sein.

Als Kontrastprogramm ins Rennen geschickt, konnte der Thriller When the Bough Breaks nicht überzeugen und spielte nur $14,2 Mio von 2246 Lichtspielhäusern ein. Dabei erreichte der Film einen Schnitt von $6323 pro Kino. Es hat sich bereits eine September-Tradition von Sony-Thrillern etabliert, die hauptsächlich ein afroamerikanisches Publikum ansprechen. Mit Keine gute Tat ($52,5 Mio) und The Perfect Guy ($57 Mio) konnte Sony damit in den letzten Jahren Erfolge feiern, doch When the Bough Breaks konnte an diese nicht anknüpfen, was ich zumindest teilweise dem unglücklich gewählten Filmtitel zuschreibe, aber auch der Tatsache, dass Sully großes Interesse beim weiblichen Publikum weckte (56% von dessen Zuschauern waren Frauen), das auch die Haupt-Zielgruppe von When the Bough Breaks ausmachte. Außerdem waren die Kritiken für den Film diesmal arg negativ. Zwar wurden auch Keine gute Tat und The Perfect Guy von der Kritik verrissen, doch When the Bough Breaks konnte bislang keine einzige positive Rezension auf dem Aggregationsportal RottenTomatoes verbuchen. Das spiegelte sich auch im CinemaScore des Films wider. Wurde The Perfect Guy letztes Jahr noch im Schnitt mit einer "A-" (äquivalent einer "1-") bewertet, kam When the Bough Breaks lediglich auf eine "B" (äquivalent einer "2"). Keine gute Tat und The Perfect Guy hatten beide eine relativ kurze Laufzeit in den Kinos und das wird bei When the Bough Breaks nicht anders sein, sodass ein Gesamteinspiel in Höhe von $30-32 Mio wahrscheinlich ist. Bei nur $10 Mio Budget wird der Film vermutlich letzten Endes doch noch irgendwann Profit für Sony abwerfen, auch wenn nicht so viel, wie vom Studio vermutlich erhofft.

Der Gewinner der letzten beiden Wochenenden, Don’t Breathe, musste die Spitze abtreten und fiel um 47,9% und zwei Plätze auf $8,3 Mio und Rang 3 der Wochenendcharts. Nach 17 Tagen hat der Horrorthriller bereits sehr starke $66,9 Mio eingenommen und ist bei $9,9 Mio Produktionskosten ein wahrer Triumph für Sony. Don’t Breathe hat bereits den Horrorhit Lights Out ($66,8 Mio) überholt und ist auf bestem Weg, der erfolgreichste Original-Horrorfilm seit Conjuring – Die Heimsuchung vor drei Jahren zu werden. Die Versuchung, grünes Licht für ein Sequel zu erteilen, muss bei Sony sehr groß sein. Kommendes Wochenende bekommt Don’t Breathe durch die Ankunft von Blair Witch unmittelbare Konkurrenz und könnte mehr als die Hälfte seiner Zuschauer verlieren, doch auch wenn der Film ab jetzt schnell sinkt, wird er dennoch insgesamt etwa $81 Mio in Nordamerika erreichen, also mehr als das Dreifache von seinem Startwochenende, was für einen Genrefilm ebenfalls fabelhaft ist.

Auf Seite 2 verraten wir Euch unter anderem, wie gut es aktuell für die Comicverfilmung Suicide Squad läuft, welchem Meilenstein sich Sausage Party nähert und wie das spanischsprachige Remake von Fack Ju Göhte bislang abgeschnitten hat.

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