Negativen Kritiken trotzend startete die Komödie Daddy’s Home mit Mark Wahlberg und Will Ferrell in den Hauptrollen auf Platz 2 am Freitag mit großartigen $15,7 Mio von 3271 Kinos. Es war der zweitbeste Starttag in der gesamten Karriere von Will Ferrell, der viertbeste von Mark Wahlberg und das drittbeste Startergebnis am 1. Weihnachtstag aller Zeiten (nach Sherlock Holmes und Les Misérables). Ferrell landete erst kürzlich unverständlicherweise auf der Liste der überbezahltesten Schauspieler Hollywoods, doch spätestens der Erfolg von Daddy’s Home sollte ihn von der Liste holen. Es ist letztlich einzig und alleine der Starpower von ihm und Mark Wahlberg zu verdanken, dass die ansonsten recht generisch wirkende Komödie so gut aus den Startlöchern kam. Am Gesamtwochenende sollte der Film etwa $40-45 Mio einspielen und sich in den nächsten Wochen vermutlich auch ganz gut halten. Die Zuschauern mochten den Film und bewerteten ihn im Schnitt mit einem "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+"). Wahlberg und Ferrell spielten bereits gemeinsam in der Komödie Die etwas anderen Cops die Hauptrollen, die in den USA $119 Mio eingenommen hat. In einem ähnlichen Bereich, wenn nicht sogar etwas höher wird auch Daddy’s Home landen. Ein Gesamtergebnis von etwa $120-140 Mio halte ich für möglich. Im Gegensatz zu ihrer letzten Zusammenarbeit kostete der neue Film allerdings nur $50 Mio anstatt $100 Mio, was einen wirklich großen Hit für beide Beteiligten bedeutet. Für Will Ferrell könnte Daddy’s Home sogar mit etwas Glück der dritterfolgreichste Film seiner Karriere in den USA werden, nach Elf ($173 Mio) und Ricky Bobby – König der Rennfahrer ($148 Mio). Dafür müsste er in den USA $128 Mio erreichen.
Doch auch Jennifer Lawrence zeigte, dass sie mittlerweile ein klarer Kassenmagnet ist, auch wenn sie außerhalb der Panem-Reihe agiert. Die Tragikomödie Joy – Alles außer gewöhnlich, in der sie nach Silver Linings und American Hustle zum dritten Mal unter David O. Russells Regie spielte und zum vierten Mal an der Seite von Bradley Cooper (der hier allerdings nur eine Nebenrolle hat), spielte am ersten Tag $6,9 Mio von 2896 Lichtspielhäusern ein. Am gesamten Wochenende sieht es nach $20-22 Mio aus. Insbesondere angesichts eher mittelmäßiger Kritiken im Gegensatz zu den letzten beiden David-O.-Russell-Filmen und deshalb auch deutlich schlechterer Oscarchancen ist das Startergebnis sehr gut und vermutlich auch auf die Beliebtheit von Silver Linings und American Hustle zurückzuführen, die in den USA jeweils $132 Mio und $150 Mio eingespielt haben. Joy wird zwar mit Sicherheit nicht so weit kommen, weil der Film eben nicht vom Oscar-Hype profitieren wird, doch die Mundpropaganda ist positiv, wenn man nach dem "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+") urteilt und sollte zu einem ordentlichen Einspiel von $70-80 Mio führen, auch wenn das Budget mit $60 Mio nicht gerade niedrig ausgefallen ist.
Universals Komödie Sisters mit Tona Fey und Amy Poehler ließ sich von der Konkurrenz nicht beeindrucken und landete mit $4,6 Mio auf Rang 4. Gegenüber seinem Starttag vor einer Woche gab der Film lediglich um 6% nach und wird sich am gesamten Wochenende mit einem Einspiel von mehr als $14 Mio höchstwahrscheinlich sogar verbessern. Nach acht Tagen steht der Film bei $27,9 Mio und hat sich im Schatten von Star Wars bislang sehr gut geschlagen. Auf jeden Fall wird er die erste Zusammenarbeit von Fey und Poehler, Baby Mama ($60,5 Mio), toppen und aller Voraussicht nach in den USA $75-85 Mio einnehmen.
Das NFL-Drama Erschütternde Wahrheit platzierte sich am Starttag auf #5 mit $4,3 Mio von 2841 Kinos. Der Film wird für Will Smith offenbar keine Rückkehr zu seiner Zeit als Box-Office-König bedeuten, doch die Golden-Globe-Nominierung für den Star ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Angesichts eines Budgets von nur $35 Mio könnte der Film auf lange Sicht sogar Profit machen. Die Zuschauer waren jedenfalls begeistert und vergaben im Schnitt einen "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Kein anderer Neustart kam am Freitag so gut bei den Kinogängern an. Mit $12-13 Mio am Startwochenende ist ein Endergebnis von $45-55 Mio möglich.
Der Flop der Woche ist das Action-Remake Point Break. Die Neuverfilmung des Kultfilms Gefährliche Brandung spülte trotz 3D-Bonus und eines breiten Starts in 2910 Kinos lediglich $4,1 Mio auf #6 der Freitags-Charts in US-Kinos und kam bei den Zuschauern auch nicht übermäßig gut an, die ihn mit einem "B"-CinemaScore bewerteten (äquivalent einer "2"). Am Wochenende werden es nicht mehr als $11-12 Mio sein, was zu einem Gesamtergebnis von maximal $30-35 Mio in den USA führen wird. Dabei kostete das Remake Warner Bros. satte $105 Mio, sodass das Studio jetzt alle Hoffnungen auf starke Ergebnisse aus der Übersee setzen muss. Das Einspiel ist insbesondere schlecht, wenn man es mit dem Originalfilm vergleicht. Dieser schaffte 1991 $43 Mio in US-Kinos, inflationsbereinigt sind es knapp $85 Mio. Das Remake wird nicht einmal die Hälfte dessen einspielen. Manche Filme lässt mal wohl lieber in Ruhe.
Mit sehr soliden $3,8 Mio von nur 1585 Kinos belegte der Ensemblefilm The Big Short Platz 7 am Freitag, war aber dennoch einer der großen Gewinner am Box-Office. Trotz der gigantischen Starbesetzung aus Brad Pitt, Steve Carell, Ryan Gosling und Chrstian Bale kostete der Streifen Paramount nur $28 Mio und steht jetzt schon (nach erfolgreichem limitierten Verleih) bei $9,3 Mio. Mit vier Golden-Globe-Nominierungen in der Tasche und guten Chancen auf mehrere Nennungen bei den kommenden Oscars, steht The Big Short noch eine sehr vielversprechende Zukunft an den Kinokassen bevor. An dem Wochenende sieht es nach etwa $12 Mio für den Film aus, insgesamt könnte er in den USA bis zu $60-80 Mio einspielen. Die Mundpropaganda ist auf seiner Seite, den die Zuschauer vergaben dem Film einen "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "A-"). Ich erwarte eine gute Laufzeit über den gesamten Januar hinweg.
Alvin und die Chipunks: Road Chip spielte am Freitag weitere $3,6 Mio ein und steht jetzt bei $30,3 Mio nach acht Tagen. Als Alternativprogramm zu Star Wars hält sich der Familienfilm ganz ordentlich, auch wenn er die Einspielzahlen seiner drei Vorgänger deutlich verfehlen wird. Doch auch $80-90 Mio an US-Kinokassen sind nicht gerade schlecht.
Quentin Tarantinos Western The Hateful 8 startete in lediglich 100 Kinos am Freitag (hauptsächlich 70mm-Projektion), schlug in diesen jedoch ein wie eine Bombe und spielte $1,9 Mio zum Start ein (im Schnitt also $19,181 pro Kino!!). Das ist insbesondere beeindruckend, wenn man bedenkt, dass der Film im Gegensatz zu Inglourious Basterds und Django Unchained keine Hollywood-Megastars à la Brad Pitt oder Leonardo DiCaprio im Cast hat. Mittlerweile ist Quentin Tarantinos Name selbst zur Marke geworden (ein Status, der nur wenigen Regisseuren zuteil wird) und zum größten Zugpferd bei seinen Filmen. Wenn The Hateful 8 am 31. Dezember in den USA breit startet, können wir große Dinge von seinem Einspiel erwarten. Ich glaube zwar nicht, dass er $163 Mio von Django Unchained erreichen wird, doch er hat durchaus Chancen, das Einspiel von Inglourious Basterds ($120,5 Mio) einzuholen.
Eine extrem beeindruckende Vorstellung legte der Oscarkandidat The Revenant – Der Rückkehrer mit Leonardo DiCaprio am Starttag hin. Von nur vier Kinos spielte das Survivaldrama $172,000 ein und erreichte einen Schnitt von $42,940 pro Kino. Am gesamten Wochenende könnte der Film bis zu einer halben Million US-Dollar nur von den vier Kinos einnehmen. Alejandro González Iñárritus letzter Film, der Oscargewinner Birdman, lief letztes Jahr mit $424,000 von vier Kinos an. Im breiten Verleih sollte The Revenant Mainstream-tauglicher sein als Birdman und dessen $42,3 Mio in den USA locker übertreffen.