Der Exorzist: Bekenntnis (2023) Kritik

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The Exorcist: Believer, USA 2023 • 121 Min • Regie: David Gordon Green • Drehbuch: Peter Sattler, David Gordon Green • Mit: Leslie Odom Jr., Lidya Jewett, Olivia Marcum, Ann Dowd, Jennifer Nettles, Norbert Leo Butz, Ellen Burstyn • Kamera: Michael Simmonds • Musik: David Wingo, Amman Abbasi • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 05.10.2023 • Deutsche Website

Als 2018 David Gordon Greens Legacy Sequel zu John Carpenters Grusel-Meisterwerk „Halloween“ auf dem Release-Plan stand, war man zumindest noch gespannt auf die Back-to-the-Roots-Vision, die uns der „Ananas Express“-Regisseur auftischen wollte. Zwei Sequels nach dem bereits nicht geglückten Auftakt, blickt man nun deutlich ernüchtert auf eine Pseudo-Trilogie zurück, die sich trotz eines interessanten Ansatzes (in „Halloween Kills“) letztlich nicht von den schwachen Einzel-Vertretern der Reihe abhob.

Der Exorzist Bekenntnis (2023) Filmbild 1

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Da sich die genannten Werke unterm Strich dennoch als sehr profitabel herausgestellt haben und Geld bekanntlich die Welt regiert, haben Green und sein Kreativpartner Danny McBride unmittelbar das Angebot bekommen, das Publikum mit der Rückkalibrierung eines weiteren Horror-Meilensteins zu beglücken: Mit „Der Exorzist: Bekenntnis“ nehmen sich die beiden den ultimativen Klassiker des in diesem Jahr verstorbenen Oscar-Preisträgers William Friedkin zur Brust. Was der streitbare Friedkin zu dem Resultat gesagt hätte, lässt sich jetzt nur noch mutmaßen. Glücklich wäre er mit Greens Hokuspokus-Gottesdienst ganz sicher nicht gewesen. Dabei steigt der Film eigentlich unerwartet packend, gestalterisch solide und schauspielerisch ambitioniert in seine Story ein.

Diese entführt die Zuschauer nach einem auditiven Schock-Start zunächst nach Haiti, wo sich der Fotograf Victor (Leslie Odom Jr.) mit seiner hochschwangeren Frau aufhält. Ein verheerendes Erdbeben stellt ihn urplötzlich vor die bittere Entscheidung, ob er seine schwerverletzte Frau oder seine noch ungeborene Tochter retten will. Er entscheidet sich für das Kind, was uns dann in eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Georgia dreizehn Jahre später leitet. Auch dorthin soll den Protagonisten das Unglück – oder womöglich eine dämonische Macht – verfolgen, denn eines Tages verschwindet sein inzwischen im Teenager-Alter angekommener Nachwuchs Angela (Lidya Jewett) zusammen mit der Klassenkameradin Katherine (Olivia Marcum) in den Wäldern.

Der Exorzist Bekenntnis (2023) Filmbild 2

Erst drei Tage später werden die Mädchen mit Amnesie und Verbrennungen aufgefunden. Außerdem scheint etwas Unerklärliches von den beiden Besitz ergriffen zu haben, das sie zu abscheulichen Taten zwingt und nicht durch medizinische Eingriffe zu behandeln ist. Zusammen mit Katherines streng religiösen Eltern (Jennifer Nettles, Norbert Leo Butz) und einigen übereifrigen Nachbarn sieht sich der Atheist Victor plötzlich ungewöhnliche Hilfe bei der Bestsellerautorin Chris MacNeil (Ellen Burstyn) suchen, die eine verdächtig ähnliche Geschichte mit ihrer Tochter Regan durchlebt hat und diese erst durch einen Exorzismus retten konnte …

„Der Exorzist: Bekenntnis“ ist ein Film, der – soweit man den übermächtigen Schatten des Originals ausblenden kann – in der ersten Hälfte wie eine zwar nicht wirklich eigenständige aber brauchbare Mixtur moderner Ableger von Friedkins Werk funktioniert. Am ehesten erinnert die Arbeit mit ihrem anfangs ruhigen Aufbau und Fokus auf Drama- und Mystery-Elemente (abgesehen von einer recht nervigen Jump-Scare-Frequenz) vielleicht an Scott Derricksons „Der Exorzismus von Emily Rose“ von 2005. Spätestens wenn dann allerdings der schrille Dämonen-Terror einsetzt und Ellen Burstyn in einem lächerlichen Redeschwall von dem Bösen schwadroniert und für die große Zusammenkunft der guten Menschen trommelt, entgleist Greens eigentlich stimmig komponiertes Schauderstück unnötig und rast mit voller Wucht gegen die Wand.

Der Exorzist Bekenntnis (2023) Filmbild 3

Wie schon in seinen „Halloween“-Filmen, möchte der Regisseur und Co-Autor hier von der Gemeinschaft erzählen, die vielleicht nicht immer harmonisch gelingt („Halloween Kills“), aber zum Triumph über den Schrecken doch noch feierlich zusammenfindet („Halloween Ends“). Während das in den angeführten Arbeiten allerdings lediglich dösig-naiv angemutet hat, enthält „Der Exorzist: Bekenntnis“ eine unangehme und aufdringliche pro-religiöse bis gar pro-kirchliche Note. Die Mittel der Wissenschaft werden – im Gegensatz zur Friedkins Werk – peinlich kurz abgefrühstückt, ganz so als ob nur der Weg zurück ins Mittelalter und zu Praktiken weit davor die Lösung bietet. Nach M. Night Shyamalans zugegeben weit schlimmerem „Knock at the Cabin“ ist „Der Exorzist: Bekenntnis“ nun schon das zweite Stück religiösen Schwurbel-Kinos von 2023, und nimmt man noch Julius Averys sympathisch trashigen, aber auch bedenklich unkritischen „The Pope’s Exorcist“ dazu, lässt sich vielleicht eine ungute Tendenz erkennen.

Sehr viel mehr Interessantes lässt sich über dieses zitatreiche (das Unheil startet hier in Haiti anstelle von Irak und die unangenehme Angiographie-Szene aus dem Ursprungsfilm wird durch eine gynäkologische Untersuchung der Mädchen ersetzt), aber abermals gänzlich überflüssige Requel kaum sagen. Ein trauriger Blick streift den Cast (allen voran Leslie Odom Jr. sowie Lidya Jewett und Olivia Marcum), dem man in Anbetracht der Leistungen einen besseren Film auch nach der Halbzeit gegönnt hätte. Abgesehen davon gibt es ab einem gewissen Punkt dann nur noch den erwartbaren und reichlich öden Budenzauber aus dämonischen Fratzen, blutigen Botschaften auf der Haut, Kotze (diesmal wird offenbar gar ins Weltall gegöbelt) und beschwörerischem Getummel (Ann Dowd sorgt für einen femininen Twist). Für Fans gibt es odendrauf Mike Oldfields „Tubular Bells“ und womöglich Linda Blair.

Der Exorzist Bekenntnis (2023) Filmbild 4

Irgendwie soll „Der Exorzist: Bekenntnis“ dann auf bedrückende Weise enden und zu den bereits angekündigen Sequels leiten. Mich hat das alles leider nicht mehr erreicht und ehrlich gesagt lobe ich mir da eher John Boormans trippigen „Exorzist II – Der Ketzer“. Da gab’s zumindest James Earl Jones im Heuschrecken-Kostüm zu bewundern.


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