Desaster, D 2015 • 90 Min. • Regie: Justus von Dohnányi • Mit: Jan Josef Liefers, Justus von Dohnányi, Stefan Kurt, Milan Peschel, Anna Loos, Maximilian Simonischek, Angela Winkler, Oscar Ortega Sánchez • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 16.07.2015 • Deutsche Website
Frankreich. Die Sonne scheint und „das Wasser ist hier blauer als an der Adria.“ Im Gegensatz dazu steht die düstere Gangster-Story mit skurill-komödiantischem Einfluss, wie Regisseur und Hauptdarsteller Justus von Dohnányi (Männerherzen) über sein zweites Regiewerk nach Bis zum Ellenbogen sagt. Wie auch bei seinem Debüt inszeniert Dohnányi sich selbst an der Seite von Tatort-Ermittler Jan Josef Liefers. Er, Mace (Jan Josef Liefers) ist eher der ruhige, überlegte Typ. Fast schon ein Sherlock Holmes im Gegensatz zum dusseligen Ed (Justus von Dohnányi), der diese schon seit Ewigkeiten ausgelutschte Partner-Konstellation komplettiert. Angeheuert von Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt), der auf Einladung von Gangsterboss Mischa (Milan Peschel) in dessen Ferienhaus zu Gast ist, sollen die beiden „Profis“ dem Anwalt beim Raub von Mischas Vermögen helfen.
Mit Bis zum Ellenbogen bewies Dohnányi 2007, dass er inszenatorisch nicht untalentiert ist und durfte danach sogar mal beim Tatort auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Sein zweiter Anlauf mit einer deutschen Gangster-Komödie erweist sich aber als genau so desaströs wie der Titel vermuten lässt. Mit peinlich geschriebenen Dialogen, die steif und offensichtlich auswendig gelernt runtergerattert werden, versucht Dohnányi sich daran, sich selbst als deutsches Tarantino-Pendant zu etablieren. Auf die nicht ein einziges Mal zündenden Witze wird gnadenlos draufzukonstruiert. Dabei geht vor allem die Lockerheit der Sprüche ununterbrochen in peinlichem Schweigen unter. Und auch sonst wühlt man penetrant in der Fremdschäm-Kiste, für ach-so-groteseke Comic-Reliefs, die oft als Kontrast zum etwas ernsteren Gangster-Plot herhalten sollen. Dieses oft eingesetze und in Hollywood (z.B. bei Tarantino) meist auch gut funktionierende Konzept führt in Desaster jedoch nur zu ungläubigem Kopfschütteln. Der Film ist auf der Comedy-Seite nicht lustig und auf der Gangster-Seite nicht annähernd ernst zu nehmen.
Durch gänzlich fehlenden dramaturgischen Aufbau ohne wirklich erkennbaren roten Faden, ist Desaster nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die man fast nicht einmal als Plot Points bezeichnen kann. Dahinter steckt vielleicht ein Plan. Aber der Plan war kacke. Da hilft auch kein schönes Frankreich, das wie alles andere auch in Hollywood-Filme imitierenden Kameraeinstellungen eingefangen ist und mehr ein kläglicher Versuch ist, als dem Film wirklich einen hochwertigen Touch zu verleihen.
Kann den wenigstens der Liefers was? Der Tatort-Liebling ist hier das schauspielerische Highlight auf unterstem Niveau, ist er doch der Inbegriff der Coolness, die der Film immer wieder anstrebt. Der in die Jahre gekommene Dresdner ist aber nunmal genauso wenig lässig, cool oder hipp wie der Rest des Hipster-Projekts, mit dem man subversiv aus der Masse herausbrechen will. Deutsche Kinokomödien werden ja nicht selten von der Kritik schlecht aufgenommen und so reiht sich Justus von Dohnányis Desaster schlussendlich doch in diese Kategorie ein.
Fazit
Justus von Dohnányis zweite Regiearbeit ist wahrhaftig ein Desaster geworden. An diesem peinlichen Chaos gibt es, bis auf die zum Glück kurz geratene Laufzeit von 90 Minuten, nichts Positives zu vermerken.
[…] Filmfutter 0,5/5 […]