Bachelorette, USA 2012 • 87 Min • Regie: Leslye Headland • Mit: Kirsten Dunst, Lizzy Caplan, Isla Fisher, Rebel Wilson, James Marsden, Adam Scott • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 25.10.2012 • Deutsche Website
Handlung
Regan (Kirsten Dunst) sieht gut aus, ist beruflich erfolgreich und ihr Leben verläuft augenscheinlich nach Plan. Als jedoch ihre körperlich eher üppige High School-Freundin Becky (Rebel Wilson) ihr bei einem Lunch verkündet, dass sie sich mit ihrem attraktiven Freund Dale verlobt hat, fällt Regan aus allen Wolken. Ausgerechnet „Schweinebacke“ Becky soll vor ihr vor den Traualtar geführt werden, wo es doch immer klar war, dass Regan als Anführerin ihrer B-Faces-Clique als erste heiraten würde. Doch nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit überwindet Regan (zumindest nach außen) ihren Groll und übernimmt als Brautjungfer auch die Hochzeitsplanung. Auch die anderen beiden Mitglieder ihrer Mädels-Clique werden von Regan reaktiviert. Gena (Lizzy Caplan) und Katie (Isla Fisher) führen beide ein ziel- und planloses Leben, bewegen sich von einem One-Night-Stand zum anderen und sind ständig unter Alkohol- oder Kokaineinfluss. Die beiden sehen den anstehenden Junggesellinnenabschied lediglich als eine weitere Gelegenheit, mit ihren alten Freundinnen richtig Party zu machen. Doch Becky entpuppt sich als bei weitem weniger partyfreudig als erwartet und nachdem ein Stripper-Auftritt gehörig in die Hose geht und Beckys maßgeschneidertes XXL-Hochzeitskleid ruiniert wird, müssen die drei Mädels sich zusammenreißen, um die Hochzeit ihrer eigentlich gar nicht sonderlich geliebten Freundin zu retten.
Kritik
Hangover und Brautalarm gehören zu den erfolgreichsten Komödien der letzten Jahre, da ist es natürlich kein Wunder, dass andere Produzenten auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollen und deshalb Komödien nach dem bewährten Rezept backen. Was ist also naheliegender, als die Hochzeits- und Brautjungfern-Thematik von Brautalarm mit dem derben Humor und dem Szenario von Hangover zu verbinden? Wäre es nicht einfach das Beste aus beiden Welten und ein leichtes Erfolgsrezept, mit dem man sowohl Männer als auch Frauen in die Kinos locken könnte? Das haben sich mit Sicherheit die Produzenten hinter Die Hochzeit unserer dicksten Freundin, im Original deutlich knapper Bachelorette betitelt, gedacht, als der Film grünes Licht bekam. Auch wenn jetzt jemand einwendet, dass das Stück von Leslye Headland (die hier auch auf dem Regiestuhl sitzt) bereits 2007 entstand, also deutlich vor Hangover und Brautalarm, so kann auch diese Person den Einfluss der beiden Hit-Komödien trotzdem nicht verleugnen. Zugegeben, der Autor dieser Kritik hat Headlands Stück nicht gesehen. Allerdings spielt dieses vollständig in einem Raum und bietet wohl vorranging Raum zur Charakterentfaltung und scharfzüngigen Dialogen. Kaum vorzustellen, dass im Originalstück auch eine Szene enthalten ist, in der eine der Freundinnen der anderen Finger in den Hals schiebt, um sie zum Erbrechen zu bringen und dabei noch beiläufig einen Bulimie-Witz macht. Da wäre auch eine Szene, in der eine Stripperin ihre Vagina mit dem besagten Hochzeitskleid abwischt. Auch das ist im Originalstück wohl nicht vorzufinden. Headland gab in einem Interview zu, die Szene sei ihr selbst zu viel des Gutes gewesen, doch nach positiven Publikumsreaktionen beschloss sie, diese im Film zu behalten. Wer also immer noch behauptet, der Film sei nicht entstanden, um sich lediglich am momentanen Geschmack des Publikums, was Komödien betrifft, zu orientieren und somit leichte Knete zu machen, belügt sich selbst.
Trotz dieser Bemühungen, mit den Vorbildern mitzuhalten, macht Die Hochzeit unserer dicksten Freundin umso deutlicher, dass Brautalarm und Hangover vielleicht keine perfekten, aber dennoch um Lichtjahre besseren Filme waren. Der Ekelhumor von Die Hochzeit unserer dicksten Freundin passt einfach nicht zu dem angeblichen Vorhaben, den Film als eine interessante Charakterstudie moderner Frauen zu gestalten. Das größte Problem des Films beginnt und endet jedoch mit seinen drei Hauptcharakteren. Ziemlich schnell wird in der durchaus erfrischenden ersten halben Stunde klargestellt, wie kaputt Gena und Katie sind und auch bei Regan beschleicht einen sehr schnell der Verdacht, dass auch bei ihr nicht alles so rund läuft, wie sie gerne vorgibt. Koksende Brautjungfern, denen es absolut egal ist, wer ihr nächster One-Night-Stand ist und wie er heißt, sind kaum politisch korrekt und eine interessante Abwechslung innerhalb der üblichen Hochzeitsfilm-Vorgaben. Doch nach dieser Einführung, die Neugier weckt, bietet der Film neben redundanten Dialogen und Ekeleinlagen nichts mehr Neues. Anscheinend ist der Gedanke hier, dass alleine zu zeigen, wie kaputt die Leben dieser Frauen sind, schon ausreicht, sie zu interessanten Persönlichkeiten zu machen. Das tut es nicht. Immerhin wird Lizzy Caplans Gena etwas Charakterentwicklung und ein interessanter Subplot zugestanden (welcher leider gegen Ende mit einer der peinlichsten Hochzeitsreden aller Zeiten beinahe ruiniert wird). Regan und Katie bleiben aber, trotz der besten Bemühungen seitens Kirsten Dunst und Isla Fisher, einfach blass und langweilig.
Nach einer Aussage der Autorin/Regisseurin des Films soll der Streifen die Ambivalenz und die Widersprüchlichkeit der modernen jungen amerikanischen Frauen beispielhaft darstellen. Bedenkt man aber wie eindimensional das im Vordergrund stehende Trio ist, ist diese Rechnung wohl nicht aufgegangen. Gena, Regan und Katie sind allesamt unangenehme, unsympathische, böse Zeitgenossinnen, die der Film in den Mittelpunkt stellt und tatsächlich versucht, im Verlauf des Geschehens, Sympathie bei den Zuschauern für sie zu erzeugen. Doch woher soll diese kommen? Nichts spricht gegen böse Charaktere an sich. Doch wenn ein Film diese zunächst als äußerst fragwürdig, unsympathisch und moralisch verwerflich einführt und dann versucht das Ruder umzudrehen und zu zeigen, dass sie ja doch nur arme Opfer der Umstände sind, dann sollte dies auch überzeugen und das schafft der Film nicht. Zu platt ist die Charakterentiwcklung, die banal deren Probleme und zu oberflächlich die Dialoge. Die größte Frage, die der Streifen aufwirft, ist wie diese Frauen überhaupt Freundinnen sein konnten, wo sie sich doch gegenseitig nicht ausstehen können. Zu keinem Zeitpunkt bekommt man das Gefühl einer tief verwurzelten Freundschaft und das macht letztlich die immer verzweifelter werdenden Bemühungen, die Hochzeit doch noch zu retten, einfach unglaubwürdig.
Ich war selbst kein Riesenfan von Brautalarm und konnte den überwältigenden Erfolg und den Lob für den Film nicht völlig nachvollziehen, doch Die Hochzeit unserer dicksten Freundin bringt mich dazu, Brautalarm doch mehr zu schätzen. Denn jetzt sehe ich die vielen Dinge, die der Film richtig gemacht hat, die auch hätten völlig in die Hose gehen können. Dazu gehören die gelungene Mischung aus Herz und bösem Humor und das großartige Zusammenspiel der Besetzung, welcher man ihre Charaktere und deren Beziehungen untereinander sofort abnimmt. Dass Kristen Wiigs und Maya Rudoplhs Charaktere in Brautalarm langjährige Freundinnen sind, bezweifelt man an keiner Stelle. Auch wenn die Charaktere in Hangover nicht sonderlich vielschichtig sind, so passt einfach die Chemie unter ihnen und der Ekelhumor wird mit einer stimmigen Handlung gut balanciert. All das erreicht Die Hochzeit unserer dicksten Freundin leider nicht. Das Ziel, eine pointierte, bissige Komödie als ein Abgesang auf Hochzeitsfilme zu sein, wird deutlich verfehlt. Ein Schenkelklopfer ist der Film aber auch nicht, dazu ist er stellenweise einfach zu ernst und unangenehm. Abtreibungen, Sex- und Drogensucht sind nun einmal nicht die witzigsten Themen. Richtig zynisch ist der Film angesichts seiner verzweifelten Versuche, Sympathie für seine gebrochenen Figuren zu erwecken, aber auch nicht. Das vielleicht größte Verbrechen dieses Films ist aber, der talentierten Rebel Wilson (die schon in Brautalarm zu sehen war), eine kurze, eindimensionale und fast völlig humorfreie Rolle zu verpassen.
Fazit
Die Hochzeit unserer dicksten Freundin will eine böse Komödie sein. Leider bekommt der Film nur den „böse“-Aspekt hin, während die Komödie nach der vielversprechenden ersten halben Stunde auf der Strecke bleibt.