The Expendables 3, USA/FR 2014• 127 Min • Regie: Patrick Hughes • Mit: Sylvester Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren, Wesley Snipes, Antonio Banderas, Mel Gibson, Jet Li, Randy Couture, Harrison Ford, Arnold Schwarzenegger, Terry Crews • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 21.08.2014 • Deutsche Website
Schnappt Euch eine Packung „Werther’s Echte“, schlingt die alte Winnie-Pooh-Decke aus Kindheitstagen um Euch und schaut die staubige Kiste mit Polaroids durch. Tief drinnen breitet sich die wohlige Wärme der Nostalgieversessenheit aus. Zufriedenheit. Ein paar Reizworte aus vergangenen Tagen reichen oftmals völlig aus, um einen ad hoc in eine glorreiche Vergangenheit zu versetzen. Sylvester Stallone gab sich vielleicht ähnlichen Ideen hin, als er das „Expendables“-Franchise startete. Lundgren, Schwarzenegger, Van Damme sind neben jüngeren Actionstars wie Statham genau die Art reißerische Namensparade, um ein Nostalgiegefühl des 80er Jahre Action-Kinos herbeizuzaubern. Bei Teil 1 gelang dies, bei Teil 2 gelang es etwas weniger gut und bei Teil 3 –Trommelwirbel- gelingt es gar nicht. Nostalgie-Enthusiasten greifen dieses Mal besser zur Kiste schmucker Retro-Polaroids, um die Vergangenheit erfolgreich aufleben zu lassen. Vielleicht läuft dabei noch „Rocky“ im Hintergrund.
Zum Inhalt gibt es relativ wenig zu sagen. Bei einem guten Actionfilm ist das auch völlig in Ordnung, aber hier fällt es zusätzlich negativ auf. Zu Beginn wird Sanitäter und Messerspezialist Doctor Death (Wesley Snipes) in einer halsbrecherischen Aktion aus einem fahrenden Zug befreit. Das neue/alte (Gründungs-)Teammitglied der Expendables ist sofort beim nächsten Coup dabei, wo das Team um Barney Ross auf einen weiteren alten Weggefährten der Expendables stößt. Mel Gibson spielt die Rolle des abtrünnigen Mitglieds Stonebanks und dieser macht als Waffenhehler lukrative Geschäfte. Barney Ross war sich sicher, dass sein Ex-Partner und Mitbegründer der Expendables-Spitzensöldnertruppe tot sei und sinnt nun auf Rache, da ein Mitglied seiner Crew schwer verletzt wurde. Nachdem Barney nun auch von dem CIA-Beamten Drummer (Harrison Ford) den offiziellen Auftrag erhält, unterzieht er seiner Truppe einer Frischzellenkur, da er dem alten Team diesen Feldzug nicht mehr zumuten will. Er castet eine neue, jüngere und taufrische Crew zusammen. Mit knackfrischem Talent und Cyber-Know-How endet die neue Truppe trotzdem in Gefangenschaft bei Stonebanks. Nun ist es an Barney und seiner alten Crew, die Karre aus dem Dreck zu ziehen.
Wie selbstironisch Schwarzenegger in einer Szene sagt: „You should get out of business.“, so bierernst kann man diesen Satz auch dem Film zum Vorwurf machen. Viele der Schauspieler sind schließlich lange genug im Geschäft und kennen diese Witzeleien. Man ist sich nach Sichtung des Films nicht mehr so sicher, was eigentlich als Witz gemeint war, oder ob es nicht ein aufrichtiger, wohlgemeinter Ratschlag war. Teilweise haben die betagten Stars nicht mehr zu tun, als blankes Schaulaufen und werden somit völlig verschwendet, um die mit großen Namen inflationär überladenen Filmposter zu zieren. Ein Beispiel: Dolph Lundgrens Figur Gunnar war in Teil 1 noch echt witzig und in Teil 2 auch noch. Bei „The Expendables 3“ darf er grimmig gucken, einmal lachen und sein Höhepunkt ist das Tragen eines Shirts mit dem Aufdruck „Sore Loser“ – während er grimmig, knurrend dreinschaut. Mehr gibt es für einige andere große Namen auch nicht zu tun. Dies liegt vielleicht auch in der Natur der Sache, wenn zu viele Schauspieler ihre 2 Minuten bekommen sollen. Die beiden Neuzugänge Wesley Snipes und vor allem Antonio Banderas bieten da schon mehr. Snipes‘ Figur hat ein paar nette Parcours-Einlagen zu Beginn, um dann leider auch in der gesichtslosen Masse unterzugehen. Wirklich überzeugen kann Banderas als plappernde Nervensäge Galgo. Nicht nur das „Woody-Allen-mäßige-Dauergeschnatter-auf-Speed“, sondern sein dezentes Over-Acting machen seine Rolle zu einer Bereicherung. Die jüngeren Teammitglieder werden dahingegen mit einer Montage nach Maßgabe einer DIN zusammengetrommelt. Als da wären: Jugendlicher Muskelmann Kellan Lutz, bekannt aus der Twilight-Saga, „Generation Kill“ oder als Model, spielt hier einen Navy SEAL. Ronda Rousey aus der Kampfsportszene gibt eine prügelnde Amazone. Nachwuchsschauspieler Glen Powell macht den IT-Hacker und Boxtalent Victor Ortiz gibt den Scharfschützen mit Höhenangst. Der Gedanke, junge Schauspieler zu integrieren ist gut und nett, aber überlädt den Film zusätzlich. Die neuen Techniken und Charaktere fügen sich dennoch ganz brauchbar in das Expendables-Team ein, aber setzen auch keine wirklichen Akzente.
Gerade dieser Drang, etwas frischen Wind rein zu wirbeln, schlägt sich bedauerlicherweise ebenfalls in der einen oder anderen Actionsequenz nieder, wenn entgegen aller Beteuerungen „handgemachte 80er-Action“ zu feiern, die Actionszenen mit den Helikoptern total steril, unpassend und mies aussehend in den Film via CGI gepanscht werden. Dies kommt beinahe einem Verrat an der eigenen Sache gleich. Ebenso unaufrichtig ist es auf ein hartes Rating zu verzichten, um den Film einem jüngeren (Ziel-) Publikum zugänglich zu machen. Es lässt sich ein System erkennen, aber ob die Besetzung mit Twilight-Co-Star Kellan Lutz in dem Fall zieht? Vielleicht bringt „The Expendables 3“ die junge Twilight-Fanbase in die Kinos. Wer weiß? Man sei es im Endeffekt der nachwachsenden Genration schuldig, sagt Sly. Oder zumindest dem eigenen Geldbeutel, sagt die Filmkritik. Dralle Härte und flotte Sprüche haben in Kombination den Charme zu Beginn dieses Franchise ausgemacht; doch leider wirkt „The Expandables 3„ mittlerweile austauschbar. Ach ja, wo bleibt eigentlich Vin Diesel bei dieser Farce?
Fazit
Ohne FSK 18 – ohne mich. Die Selbstironie der 80er-Stars sorgt zwar immer noch für Schmunzeln, aber mehr ist hier nicht drin.