Fack Ju Göhte 2, D 2015 • 115 Min • Regie: Bora Dagtekin • Mit: Elyas M’Barek, Jella Haase, Karoline Herfurth, Volker Bruch, Katja Riemann, Max von der Groeben, Anna Lena Klenke, Gizem Emre • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 10.09.2015 • Deutsche Website
Handlung
Der Lehrerjob ist kein Zuckerschlecken, stellt Ex-Knacki Zeki Müller (Elyas M’Barek) schnell fest. Jeden Morgen klingelt einen der Wecker früh aus dem Bett, man muss tatsächlich Lernstoff vorbereiten, seine Problemfälle aus der 10b rauben ihm den letzten Nerv und obendrein gibt es dafür auch nur wenig Kohle. Wer will das schon freiwillig ein Leben lang machen? Zeki träumt davon, eine Bar zu eröffnen und plötzlich bietet sich ihm auch ein Ausweg – Diamanten aus seiner alten Beute tauchen auf, die er prompt in einem Stofftier versteckt, damit seine Freundin und Kollegin Lisi (Karoline Herfurth) ihm nicht auf die Schliche kommt. Zu blöd, dass eben dieses Stofftier als Spende nach Thailand geht. Also meldet sich Zeki gemeinsam mit Lisi freiwillig zur Klassenfahrt in ein thailändisches Dorf, um den Diamanten hinterherzujagen. Die Schulleiterin Frau Gerster (Katja Riemann) verfolgt durch die Klassenfahrt auch eigene Absichten: Zeki soll dem konkurrierenden Schillergymnasium die dortige Partnerschule vor der Nase wegschnappen und so der Goethe-Gesamtschule die Werbekampagne des Bildungsministeriums sichern. Als Lisi durch einen Streich von Zekis Schülern die Reise nicht antreten kann, muss er sich in Thailand nicht nur alleine mit der Rasselbande herumplagen, sondern auch mit dem elitären, übermotivierten Lehrer Hauke Wölki (Volker Bruch) vom Schillergymnasium. Kann er die Diamanten finden und den verhassten Lehrerjob an den Nagel hängen?
Kritik
Offenbar ist Thailand der Ort, an dem mittelprächtige Comedy-Fortsetzungen landen. Wie die Produktionsnotizen zu Fack Ju Göhte 2 erklären, wurde der Film nicht nur im gleichen Gebiet gedreht, wie Hangover 2, sondern zeigt in einer Szene sogar die Luftaufnahme von der gleichen Straße, die so auch im Hollywood-Komödienhit zu sehen ist. Der Drehort ist jedoch nicht die einzige Gemeinsamkeit, die Fack Ju Göhte 2 und Hangover 2 verbindet. Beide sind Fortsetzungen zu Riesenhits, mit denen niemand gerechnet hat, und beide versuchen die Erfolgsformel des jeweiligen Vorgängers in einem neuen Setting haargenau anzuwenden, nach dem Motto „man soll nicht reparieren, was nicht kaputt ist“. In beiden Fällen entstand dabei eine akzeptable Zeitvertreib-Komödie, die jedoch nur wenig vom Esprit des ersten Teils hat. Filmfortsetzungen wandeln meist auf einem schmalen Grat. Einerseits wollen die Zuschauer ein Erlebnis, wie sie es schon beim ersten Film hatten, doch andererseits will man auch nicht eine Kopie sehen. Das gilt umso mehr für Komödien, denn gerade Gags funktionieren weniger gut, wenn man sie einfach in abgewandelter Form wiederholt. Daran litt das Hangover-Sequel und auch Fack Ju Göhte 2 entkommt dem Fluch von Comedy-Sequels nicht.
Ist eine gleichwertige Komödien-Fortsetzung grundsätzlich unmöglich? Sicherlich nicht, wie diverse Beispiele in Vergangenheit schon gezeigt haben. Die meisten von ihnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich zwar auf die Stärken des Vorgängers besinnen, aber zugleich auch die Geschichte natürlich weiterentwickeln. Genau das geschieht in Fack Ju Göhte 2 aber nicht. Im Mittelpunkt stehen wieder der gleiche Aufbau und der gleiche Konflikt wie im ersten Film. Zeki spielt halbherzig den Lehrer vor, während er nach seiner Beute sucht und sich irgendwann der Entscheidung zwischen seinen Chaoten-Schülern, die ihm ans Herz gewachsen sind, und einem unbeschwerten Leben ohne Verantwortung stellen muss. Da er zwar ein Krimineller ist, aber unter seinem rüpelhaften Auftreten sich ein Herz aus Gold verbirgt, kennen wir wieder einmal seine Entscheidung, noch bevor seine Filmfigur sich dessen bewusst wird.
Natürlich ist es nicht die aus diesem Konflikt resultierende Spannung, die den ersten Film so reizvoll gemacht hat, sondern vielmehr der Weg zu der vorhersehbaren Entscheidung, der Spaß gemacht hat und dieser Weg kommt einem im zweiten Film allzu bekannt vor, nur eben ein wenig flacher und abgetretener. Zeki darf wieder einmal abgefuckt dreinschauen und mit einer Assi-Attitüde seine Schüler wüst beschimpfen. Jella Haase und Gizem Emre lassen die dumpfen Obertussen heraushängen und Lucas Reiber gibt wieder einmal der sozial inkompetente Obernerd. Die Gagdichte ist ähnlich hoch wie im Vorgänger, doch deren Erfolgsquote ist deutlich niedriger. Fack Ju Göhte war überraschend frech und pointiert, wie ein frischer Wind inmitten der recht biederen Schweiger/Schweighöfer-Komödien Deutschlands. Dieser Überraschungseffekt ist diesmal weg und was bleibt, ist eine passable Komödie, die aber weder die Frische noch den Wiederanschauungswert des Vorgängers hat.
An den Darstellern liegt es freilich nicht. Elyas M’Barek beweist wieder einmal, dass er Charisma und Leinwandpräsenz besitzt und obwohl er natürlich am Ende immer die richtige Entscheidung trifft, fühlt sich Zeki selten weichgespült an. Jella Haase, der nicht-so-heimliche Star des ersten Films, stiehlt wieder einmal die Show und wird zu Recht auf der Besetzungsliste mittlerweile direkt nach M’Barek. Sie spielt die prollige Chantal so erschreckend überzeugend, dass man sie sich kaum in einer anderen Rolle vorstellen kann. Auch der Rest der 10b-Schwachmaten schlägt sich gut und Volker Bruch als neuer Antagonist ist genau die Art überengagierter und vor Begeisterung überschäumender Lehrer, die einen in der Schulzeit reichlich genervt haben. Einige der lustigsten Momente gehören wieder einmal Katja Riemann in ihrer kurzen Rolle als leistungsmotivierte Schuldirektorin. Lediglich Karoline Herfurth als Herzblut-Lehrerin Lisi wird diesmal zugunsten von Zekis Klasse zur Nebenfigur degradiert und nach dem ersten Filmdrittel spielt nach dem ersten Drittel keine nennenswerte Rolle mehr. Das ist schade, denn die Chemie zwischen M’Barek und Herfurth stimmt immer noch.
Seinem Vorgänger entspricht Fack Ju Göhte 2 leider auch in einem weiteren, wenig glücklich geratenen Punkt – einer überlangen Laufzeit. Schon der erste Film zerrte gegen Ende ein wenig am Geduldsfaden, doch hier fühlt man die knapp zweistündige Laufzeit noch mehr, weil sie mit einem Subplot über verwilderte Waisenkinder von Tsumani-Opfern aufgepolstert wurde, der sich irgendwo zwischen überflüssig und leicht geschmacklos bewegt.
Fazit
Fack Ju Göhte 2 weist die üblichen Schwächen eines Comedy-Sequels auf. Was im ersten Teil gut funktionierte, wird noch einmal aufgewärmt, doch es gibt eben nur ein erstes Mal. Die Fortsetzung wirkt nicht mehr so erfrischend, frech und lustig wie der Vorgänger und leidet an unnötigen Subplots, doch Fans von Elyas M’Bareks Draufgänger-Charme und Jella Haases sympathisch-unterbelichteter Tussi werden immer noch auf ihre Kosten kommen.
[…] Filmfutter 2,5/5 […]