Quelle: Fantasy Filmfest
So schnell vergeht die Zeit. Es ist wieder so weit. Das Fantasy Filmfest, das größte deutsche Filmfestival für Genrefilme, tourt bald zum 28. Mal durch Deutschland und bringt wieder eine ganze Palette an vielversprechenden Filmen auf die Leinwände. Viele von ihnen haben immer noch keinen deutschen Verleih, weshalb das FFF die einzige Möglichkeit sein wird (vom Auslands-Import mal abgesehen), diese in nächster Zukunft hierzulande zu sehen. Bei den meisten wird es die einzige Möglichkeit sein, sie überhaupt auf der Leinwand zu sehen.
Für mich wird die diesjährige Ausgabe des Festivals, das nur ein Jahr jünger ist als ich, die 11. sein, die ich besuchen werde. Wir auch schon in vergangenen Jahren, planen wir, Euch mittels eines FFF-Tagebuchs von den Highlights (und den Lowlights) des Festivals zu berichten (hier geht es lang zu unseren populären FFF-Tagebüchern).
Neben einem spannenden Programm, das für mich im Vorfeld als eins der interessantesten der letzten Jahre aussieht, bringt das Fantasy Filmfest diesmal auch eine große Veränderung mit sich mit. Das Festival dauert nicht länger acht Tage, sondern 12 – eine Änderung, die die Fans spaltete. Einerseits ermöglicht das neue Konzept, nun alle Filme, die auf dem FFF laufen, zu sehen, da es keine Parallelvorstellungen geben soll. Andererseits könnten 12 Tage für einige zu viel des Guten sein, was Urlaub und Durchhaltevermögen betrifft. Auch ging die Änderung mit einer Erhöhung des Dauerkartenpreises auf €250 einher (bzw. €220 in Nürnberg). Was man aber nicht abstreiten kann, ist, dass wenn man die Zeit und die Lust mitbringt, man diesmal auch deutlich mehr für das Geld bekommt. Und wer hat sich nicht schon in der Vergangenheit geärgert, weil zwei tolle Filme parallel liefen und man eine schmerzhafte Entscheidung zugunsten von einem davon treffen musste? Ich kann mich da jedenfalls an einige Situationen erinnern. Die Änderung im Format kommt auch nicht von ungefähr. Notgedrungen musste dieser Ansatz letztes Jahr in München umgesetzt werden und kam dort blendend an, was die Veranstalter dazu bewegte, es nun in allen Städten auszuprobieren. Ich bin der Idee völlig offen gegenüber. Schließlich schadet es ja nicht, nach vielen Jahren der Festival-Existenz, auch neue Dinge auszuprobieren. Es werden aber auf jeden Fall anstrengende 12 Tage sein, denn angesichts des tollen Programms, möchte ich nicht viel verpassen.
Nachdem das Fantasy Filmfest die Gemüter der Fans letztes Jahr mit der halbanimierten psychedelischen Stanislaw-Lem-Adaption Der Kongress deutlich spaltete, geht es dieses Jahr etwas traditioneller los, und zwar mit einem harten Stück an trostloser postapokalyptischer Filmkunst. The Rover (Bild links) vom Australier David Michôd wird der Eröffnungsfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests sein. Neben dem stets zuverlässigen (und leider im Kino nur selten zu sehenden) Guy Pearce, spielt in The Rover auch Robert Pattinson mit, der erneut beweisen möchte, dass er mehr als nur glitzernde Vampire drauf hat. Eine Spaßgranate à la Doomsday wird The Rover nicht sein, aber das muss er ja auch nicht. In Cannes feierte der Streifen Weltpremiere und wurde positiv aufgenommen. Für das Fantasy Filmfest scheint der Film wie maßgeschneidert zu sein. Deutlich lustiger wird es dafür im diesjährigen Centerpiece zugehen. Mit What We Do in the Shadows erwartet uns eine Vampir-Mockumentary par excellence mit dem brillanten neuseeländischen Comedian Jermaine Clement. Einziger Wermutstropfen – der deutsche Filmtitel 5 Zimmer Küche Sarg. Ernsthaft? Hat man lange überlegt und dachte am Ende dies sei der lustigste Titel dafür? Okay…
Auch der Abschlussfilm fällt dieses Jahr sehr interessant aus, gehört er doch einem der beliebtesten Horror-Subgenres des Fantasy Filmfests an – dem Zombiefilm. Doch Life After Beth (Bild rechts) ist kein Splatter-Vergnügen, auch wenn es etwas Splatter darin geben wird. Es ist eine Zombie-Romcom und wird hoffentlich deutlich weniger glatt daherkommen als Warm Bodies letztes Jahr. Allein die Schauspieler lassen auf Großes hoffen. Der Shooting Star Dane DeHaan (The Place Beyond the Pines) spielt Zach, dessen Freundin Beth stirbt, was ihn in endlose Trauer stürzen lässt. Doch sie bleibt nicht lange tot und ist schon bald als putzmunterer Zombie wieder da. Eine Gelegenheit für Zach, die Probleme, die ihre Beziehung zuvor hatte, auszubügeln. In der Rolle von Beth ist die charmante Komikerin Aubrey Plaza ("Parks and Recreation") zu sehen, die ein weiterer Grund sein sollte, dem Film einen Besuch abzustatten.
Wer sich in vergangenen Jahren über einen Mangel an reinrassigen Horrorfilmen beim Fantasy Filmfest beschwert hat, wird dieses Jahr auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Mit The Babadook wird beispielsweise in der "Fresh Blood"-Sparte ein Film gezeigt, der die Zuschauer beim Sundance Filmfestival reihenweise begeisterte, schockierte und das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der zutiefst verstörende Trailer (ganz unten) lässt einen mit einer anhaltenden Gänsehaut zurück. Mit Oculus wird ein weiterer Film geboten, der bei seinem Release im Frühjahr in den USA die Kritiker begeisterte. Ich sage nur – Stichwort: bösartige Spiegel. Damit hat jeder Horrorfan bereits Erfahrungen gesammelt.
Besonders vielversprechend ist dieses Jahr auch die "Midnight Madness"-Sparte. Mit Wolfcop wird darin der beste Film aller Zeiten über einen Werwolf-Polizisten geboten! Der Film kam so gut ein, dass eine Fortsetzung bereits in Arbeit ist! Bereits berichtet haben wir über Let Us Prey, einen britischen Horrorstreifen, der dem Trailer nach zu urteilen das Prädikat "fucked up" sich redlich verdient und der FSK wahrscheinlich keine große Freude bereiten wird. Wer es sexy mag, wird bei Nurse 3D (Bild links), dem einzigen 3D-Beitrag des diesjährigen Fantasy Filmfests, gut bedient werden, denn dieser bietet mit Paz de la Huerta (Enter the Void) und Katrina Bowden (Tucker & Dale vs. Evil) viel leicht (oder gar nicht) bekleideten Augenschmaus. Dazu gibt es auch eine trashige Geschichte über eine (buchstäblich) männermordende Krankenschwester, die der "Midnight Madness" würdig ist. Wer es lieber schräg mag, kann es mit dem blutigen Horror-Musical Stage Fright (unsere Kritik) versuchen. Auch der häufige FFF-Gast Lucky McKee ist mit seiner Horrorkomödie All Cheerleaders Must Die vertreten.
Auch weit abseits des Mainstreams wird einiges geboten. Allen voran ist hier Jonathan Glazers Under the Skin anzumerken, in dem Scarlett Johansson als ein Alien auf der Erde Jagd auf Männer macht. Doch von Species ist der Film so weit entfernt wie Drive von Fast & Furious 6. Eine ultimative Übung in Stil über Substanz mit einer Scarlett Johansson, wie man sie noch nie gesehen hat (und ich meine damit nicht nur die Nacktszenen!). Außerdem präsentieren die Macher von Amer, deren neustes Werk The Strange Color of Your Body’s Tears, während der Stakeland-Regisseur Jim Mickle mit Cold in July einen vernichtenden Einblick in die Abgründe menschlicher Seele gewährt.
Ein ganz besonderes und ungewöhnliches Highlight ist dieses Jahr die Aufführung des französischen Stummfilmklassikers The Fall of the House of Usher von Jean Epstein aus dem Jahre 1928. Die komplett restaurierte Fassung wird von DJ Shahaf Thalers Set (Deep House, Nu Disco) musikalisch begleitet und könnte ein Event werden, an das sich die FFF-Besucher noch lange erinnern werden.
Die Termine des Fantasy Filmfests 2014 sind:
Berlin – 27.08.-7.09.
Frankfurt – 28.08-8.09.
Stuttgart – 3.-14.09.
Nürnberg – 3.-14.09.
München – 8.-19.09.
Hamburg – 8.-19.09.
Köln – 10.-21.09.
Mehr Infos zu dem Programm des Fantasy Filmfests erfahrt Ihr hier. Los geht’s am 27. August in Berlin. Wir werden, wie üblich, von der Kölner Ausgabe des Fantasy Filmfests berichten.
Zu guter Letzt habe ich noch fünf Trailer angefügt, von den Filmen, auf die ich mich besonders freue.
Life after Beth
The Babadook
What We Do in the Shadows
Let Us Prey
https://youtu.be/k2fnLntATUo
Under the Skin
https://youtu.be/NoSWbyvdhHw