Evolution
Auf einer einsamen Insel, die nur von jungen Müttern und ihren Söhnen bevölkert ist, lebt auch Nicolas. Als er beim Schwimmen eine Leiche am Meeresgrund findet, fängt seine Welt langsam an, zu bröckeln. Nicolas stellt Fragen, merkt, dass etwas in seinem Leben seltsam ist. Daraufhin werden er und andere Jungen in ein Krankenhaus eingeliefert und müssen sich medizinische Prozeduren unterziehen lassen, obwohl mit ihnen eigentlich alles in Ordnung zu sein scheint… Evolution ist definitiv der Mindfuck-Kandidat unter den Filmen der White Nights 2015 und wird vermutlich auch der Film sein, der die Zuschauer am meisten spalten wird. Bei solchen Filmen besteht natürlich immer die Gefahr, dass man mit ihnen gar nichts anfangen kann, aber zugleich sind es gerade solche Beiträge, die sich als unerwartete Perle herausstellen können und von denen das Fantasy Filmfest auch lebt.
February
Glaubt man den bisherigen Rezensionen, so gehört February, der beim Toronto International Film Festival seine Premiere feierte, zu den Filmen, über die man im Vorfeld am besten möglichst wenig weiß, also halten auch wir uns kurz. Auf einer Eliteschule für Mädchen bleiben über die Winterferien nur zwei Mädchen zurück, die von ihren Eltern, die mysteriöserweise nicht zu erreichen sind, nicht abgeholt werden. Während sich eine von ihnen in der leeren Schule wohl fühlt, scheint die andere langsam dem Wahnsinn zu verfallen. Parallel dazu spielt sich eine andere Geschichte ab, die von einem zermürbten Mädchen handelt, das auf die besagte Schule zusteuert. Nur ganz langsam erfahren wir, wie diese Geschichten miteinander verbunden sind. Für Regie des Films war übrigens Osgood Perkins verantwortlich, der Sohn des Psycho-Darstellers Anthony Perkins. Zum Cast gehören die mittlerweile sehr genreaffine Emma Roberts ("Scream Queens", "American Horror Story", Scream 4) und das junge Talent Kiernan Shipka (die im Sommer bereits beim FFF in One and Two zu sehen war).
Lavalantula
Während die letzten beiden beschriebenen Filmen durchaus die grauen Zellen der Zuschauer fordern sollen und nicht gerade als leichte Unterhaltung abgestempelt werden können, heißt es bei der SyFy-Produktion Lavalantula: Hirn aus und Bier in die Hand! Regisseur Mike Mendez, der bereits in Big Ass Spider! eine Riesenspinne auf dem Fantasy Filmfest entfesselte, lässt schon wieder überdimensionale Achtbeiner auf Los Angeles los, die diesmal vom Police-Academy-Alstar Steve Guttenberg bekämpft werden sollen. Diese Lavalantulas sind vielleicht nicht ganz so groß wie der Big Ass Spider, sind dafür aber zahlreich und können Feuer spucken. Falls es nicht bereits beim Filmtitel klar war – wir befinden uns hier voll und ganz auf Sharknado-Territorium, diesem relativ neuen und in bestimmten Kreisen sehr beliebten Subgenre von sehr bewusst sehr schlechtem Tierhorror, bei dem jeder Film die Absurdität des letzten zu übertreffen versucht. Beim Genuss solcher Filme scheiden sich die Geister. Manchen Trashliebhabern sind sie zu gewollt, andere können von Ghost Sharks, Dinocrocs, Sharknados, Pteracudas und Arachnoquakes nicht genug kriegen. In Lavalantula ist in dieser Hinsicht wohl business as usual, wobei mit Mike Mendez ein durchaus erfahrener Genreprofi am Ruder sitzt, sodass man vielleicht noch auf einen Tick Extraspaß hoffen kann. Lavalantula spielt übrigens im gleichen Universum wie die Sharknado-Filme, wie ein bestimmter Gastauftritt verrät. Erwartet uns hier etwas demnächst das Shared Monstertrash Universe? Und muss man sich vor dieser Vorstellung gruseln oder sich darauf freuen?
Road Games
Frankreich schlägt wieder zu und zeigt, weshalb in puncto Horror und Thriller kein anderes europäisches Land den Galliern etwas vormachen kann. In Road Games zeigt sich wieder einmal, dass per Anhalter fahren keine ungefährliche Sache ist und dass ein Engländer es in Frankreich ohne Sprachkenntnisse wirklich nicht einfach hat. Jack (Andrew Simpsons) und seine Zufallsbekanntschaft Véronique (Joséphine de La Baume) werden von einem netten Mittfünfziger im Auto mitgenommen, der sich möglicherweise als gar nicht so nett erweist. Doch bis zum Finale erwarten den Zuschauer noch so einige Wendungen. Als besonderes Schmankerl für Genrefans hat der Film Re-Animator– und From-Beyond-Star Barbara Crampton in einer Nebenrolle zu bieten.
Southbound
Kein Fantasy Filmfest ohne einen Episodenfilm, oder? Diese stehen spätestens seit V/H/S im Horrorgenre wieder hoch im Kurs und tatsächlich waren drei der vier Regisseure von Southbound auch an V/H/S beteiligt. Während David Bruckner und Radio Silence jeweils ein Segment des ersten V/H/S-Films inszeniert haben, hat Roxanne Benjamin alle Filme der Reihe produziert und feiert mit Southbound ihr Debüt als Autorin und Regisseurin. Der vierte im Bunde ist Patrick Horvath, der zuletzt das Sequel zum FFF-Film The Pact inszenierte. Mit Southbound haben sie gemeinsam einen klassischen Episoden-Horrorfilm erschaffen, mit einem Setting in der kargen Mojave-Wüste. Im Gegensatz zu vielen neueren Horror-Anthologien, sind die Episoden hier handlungstechnisch klar miteinander verbunden, sodass der ganze Film letztlich wie aus einem Guss wirken soll. Mal schauen, ob dies gelingen wird, denn häufig schwankt die Qualität der einzelnen Episoden in solchen Filmen erheblich.
Summer Camp
Neben der Episodenfilm-Quote muss beim Fantasy Filmfest auch die Zombiefilm-Quote erfüllt werden. Okay, der klassische Zombiefilm ist Summer Camp wohl eher nicht, die Infizierten hier entsprechen eher den "Rage"-Virus-Opfern aus 28 Days Later, jedoch mit einem neuen Twist. Die Handlung ist schnell erzählt. Vier Amerikaner – darunter Jocelin Donahue aus The House of the Devil – wollen einen entspannten Sommer als Betreuer in einem andalusischen Ferienlager verbringen. Die besagte Epidemie durchkreuzt ihre Pläne, sodass die Freunde plötzlich von blutrünstigen Horden umzingelt sind – und auch voneinander geht Gefahr aus. Als Produzent der [REC]-Reihe hat Regisseur Alberto Marini reichlich Erfahrungen mit ungewöhnlichen Zombies gesammelt. Auch als Drehbuchautor des perfiden Psychothrillers Sleep Tight war er bei den Fantasy Filmfest Nights bereits vertreten. Mit Summer Camp feiert er sein Regiedebüt und ich hoffe, dass inmitten einer Flut von modernen Filmen über Zombies und zombieartige Infizierte, Summer Camp eine kleine eigene Nische finden kann.
https://youtu.be/2w8jEGJjbEY
Tag
Japanische Schulmädchen in kurzen Röcken, brutale Massaker, ein Wind, der die besagten Schulmädchen buchstäblich halbiert und eine der schrägsten Versionen von "Alice im Wunderland", die je auf Film gebannt wurden. Jep, da ist man auf dem Fantasy Filmfest ganz richtig. Der neue Film von Sion Sono, dem Macher hinter Cold Fish und Suicide Club, bietet all das und viel mehr, doch vor allem geht es um Emanzipation und Girl-Power. Und sehr sehr viel Blut.
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Termine der Fantasy Filmfest White Nights 2015:
Frankfurt – 5.-6. Dezember
Berlin – 5.-6. Dezember
Köln – 5.-6. Dezember
Nürnberg – 12.-13. Dezember
München – 12.-13. Dezember
Stuttgart – 12.-13. Dezember
Weitere Informationen zu den Infos, den Tickets und den Spielzeiten in Eurer Stadt findet Ihr hier, auf der offiziellen Website des Fantasy Filmfests.
