Furious 7, USA 2015 • 137 Min • Regie: James Wan • Mit: Vin Diesel, Paul Walker, Jason Statham, Michelle Rodriguez, Jordana Brewster, Dwayne Johnson, Kurt Russell, Tyrese Gibson, Ronda Rousey • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 1.04.2015 • Deutsche Website
Nachdem Justin Lin der Fast-&-Furious-Reihe mit Fast & Furious Five und Fast & Furious 6 neue Facetten verlieh und das sonst als plumpe Autorenn-Action abgestempelte Franchise für viele Skeptiker auf einmal interessant machte, inszeniert nun James Wan, der u. a. schon für den ersten Teil der Folter-Thriller-Reihe Saw und den Horror-Megahit Conjuring verantwortlich war, den siebten Fast-&-Furious-Film.
Auch wenn die letzten beiden Filme nicht schlecht waren und actiontechnisch einiges zu bieten hatten, merkt man doch, dass James Wan inszenatorisch mehr auf dem Kasten hat als sein direkter Vorgänger. Denn wo Justin Lin seine Arbeit eher zielgruppenorientiert verrichtete und beide Filme an der ganz engen FSK-Leine ließ, damit auch ja genug Kinder ins Kino gehen (dürfen), um danach bei ihren Eltern um Fast & Furious-Spielzeugautos betteln, fährt man in Fast & Furious 7 nun in die etwas härtere Spur.
Dafür sorgt vor allem der in der Post-Credit-Szene von Teil 6 eingeführte Bösewicht Deckard Shaw, der nach dem Tod seines Bruders Owen Shaw (Luke Evans) nach Rache dürstet. Saumäßig cool gespielt von Action-Star Jason Statham, bringt dieser ordentlich Wind und neuen Elan in die Kämpfe. Diese wirken hier nicht nur wie nettes Gekloppe, sondern sind äußerst gut choreographiert und dynamisch gefilmt. Statham liegt mit seiner Performance noch mal einen Hauch über Evans und etabliert sich kurzum als bester Bösewicht des gesamten Franchises.
Umso bedauerlicher ist es, dass die simple, aber dennoch gut funktionierende „Gut gegen Böse“-Prämisse nach nur kurzer Zeit zum Subplot degradiert wird, und Kurt Russell den zum Kernpunkt des Plots mutierenden Handlungsstrang einführt. Statham schleicht sich trotzdem immer wieder ins Geschehen ein und wirkt dann trotz guter Szenen fehl am Platz. Mit zunehmender Laufzeit wird er aber immer weiter herausgedrängt und bekommt, genau wie Publikumsliebling Dwayne „The Rock“ Johnson, viel zu wenig Screentime.
Kurt Russells Figur ist dabei genau so banal wie der riesige Umweg, den man hier geht, und am Ende eigentlich nur für eine kleine Corona-Werbung gut ist. Um die Geschichte auf eine epische Lauflänge von 137 Minuten zu strecken, wird Vieles unnötig verkompliziert und wirkt dadurch sehr aufgezwungen. Zusätzlich hat man kaum eine ruhige Minute, in der man einmal durchatmen kann. Schuld daran ist vor allem der stets präsente, auf Dauer dezent penetrante Soundtrack.
An erster Stelle möchte Fast & Furious 7 aber natürlich mit Action und Humor unterhalten. Und auch wenn die meisten Witze eher für peinliche Stille im Kino sorgen dürften, die gewohnt dick aufgetragenen One-Liner und fantastisch abgehobenen Actionszenen entschädigen das gleich doppelt und dreifach. Jeder Schlag ist schmerzhaft und obwohl kein Blut fließt, ist die Gewalt viel heftiger als bei den Vorgängern. Vom Macho-Charme ist nichts verloren gegangen: Starke Männer, schöne Frauen und schnelle Autos, inmitten von Actionszenen, die so over-the-top sind, dass man am liebsten vom Kinositz aufspringen und applaudieren möchte. Auch wenn die ganz großen Highlights schon im Trailer vorweggenommen wurden, ist es immer noch ein Genuss, sie auf der großen Leinwand voll und ganz auszukosten. Der Lautstärkeregler wird dabei aufs Maximum gedreht, sodass selbst das Aufschlagen einer Handgranate in den Ohren schmerzt.
Bei schnellen Verfolgungsjagden und gefährlichen Stunts sorgt James Wans starke Inszenierung in Kombination mit der sehr guten Kameraarbeit hin und wieder für Spannung und das wiedervereinte Paar Dom und Letty für eine gehörige Portion Kitsch. Durch die vielen Ortswechsel ist zudem für genügend visuelle Abwechslung und sogar ein Wiedersehen mit alten Bekannten gesorgt.
Wenn man über Fast & Furious 7 spricht, kommt man einfach nicht drumherum, die Tragödie um den während des Drehs verstorbenen Hauptdarsteller Paul Walker miteinzubeziehen. Neben dem herausragenden Einsatz neuester Technik, durch die man denken könnte, Walker hätte das Set nie verlassen, ist es vor allem beeindruckend, unter welch emotionalem Stress das ganze Team weiter an der Fertigstellung des Films gearbeitet hat. Den Spaß und Zusammenhalt dieser kleinen „Familie“ und vor allem die enge Freundschaft zwischen Vin Diesel und Paul Walker war schon immer spürbar, doch noch nie so sehr wie in den letzten, unfassbar berührenden Minuten dieses Films. Ein sehr würdevoller und gefühlvoller Abschluss, der einen mit hochgezogenem Mundwinkel und feuchten Augen zurücklässt und vergeblich auf eine Post-Credit-Szene warten lässt.
Fazit
Fast & Furious 7 koppelt sich endgültig vom Genre-Rahmen des Autorennens ab und unterhält über (etwas lange) 137 Minuten mit selbstironischer Action und tollem Cast – wobei Jason Statham und Dwayne „The Rock“ Johnson etwas verschenkt werden. Auch wenn noch mehr drin gewesen wäre, funktioniert der Film größtenteils als das, was er sein will, und setzt eine würdevolle Schlussnote für Paul Walker.