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Game of Werewolves ist ein klassischer FFF-Film. Es ist die Art Film, den kaum jemand für das große Meisterwerk des Jahres halten wird, wobei es zugleich auch schwer ist, den Film nicht zu mögen. Hier wurden von den Filmemachern keine hohen Ansprüche gesetzt, sondern nur ein einziges Ziel – den Zuschauer möglichst gut zu unterhalten. Ebendies ist dem Regisseur gut gelungen, Game of Werewolves ist ein Crowd Pleaser, der mit viel Applaus empfangen wurde.
Originell oder überraschend ist die Story von einem Großstädter, der ins Dorf seiner Kindheit zurückkehrt und dort mit einem jahrhundertalten Fluch konfrontiert wird, nicht. Dafür wird man über die 100-minütige Laufzeit (die tatsächlich ein klein wenig zu lang geraten ist) gut unteralten, und zwar auf eine ganz altmodische Art und Weise. Hier erinnert fast alles an den leicht trashigen und dafür schon fast kultigen Horror der Achtziger. Von CGI-Effekten ist (fast) keine Spur, die Werwölfe sind allesamt handgemacht und sehen auf eine nostalgische Weise absolut unbedrohlich aus. Einige blutige Einlagen gibt es auch, wobei der Film es nie mit dem Gore übertreibt. Der Humor ist leicht makaber, die Hauptdarsteller sympathisch und die Atmosphäre für einen eingefleischten Horrorfan geradezu behaglich. Man wird sich nicht lange an den Film erinnern, denn herausragend ist daran auch wenig. Aber für einen unterhaltsamen (wenn auch relativ harmlosen) Horrorabend wird der spanische Streifen immer wieder gut sein. 3,5/5
Cold Rock, Washington ist eine ehemalige Bergarbeiter-Stadt. Mit der Schließung der Mine vor sechs Jahren wurde die Hauptschlagader der Stadt durchtrennt. Nun sind die Stadt und ihre Einwohner arm und ohne großartige Zukunfstperspektiven. Wer kann, geht weg, die anderen sind einem weiteren Problem ausgesetzt. Denn in Cold Rock werden seit Jahren Kinder entführt, angeblich von einer dunklen Gestalt, die jeder nur The Tall Man nennt. Julia (Jessica Biel) ist eine Krankenschwester in Cold Rock, die nach dem Tod ihres Ehemannes nun die einzige Person mit medizinischem Fachwissen in Cold Rock ist. Enes nachts holt The Tall Man ihren kleinen Sohn, doch Julia ist nicht bereit aufzugeben…
Bei kaum einem Genre-Regisseur war man so sehr auf die neuste Arbeit gespannt, wie bei Pascal Laugier. Sein letztes Werk, Martyrs, war einer der kontroversesten Horrorfilme des letzten Jahrzehnts und spaltete die Genre-fans wie kaum ein anderer. Wer einen weiteren film erwartet, der in diese Richtung geht, wird bei The Tall Man bitter enttäuscht. Mit Martyrs hat The Tall Man nur zwei Dinge gemeinsam. Zunächst ist es der wendungsreiche Aufbau, sodass The Tall Man ebenso wie Martyrs mehrmals die Richtung wechselt. Außerdem wird The Tall Man die Fans ebenso spalten wie Martyrs, wenn auch aus völlig anderen Gründen. Was hier als Mystery-Horror beworben wird, ist ein reines Drama. Atmosphärisch ist er in der Darstellung der Misere einer verarmten Gegend stark an Winter’s Bone angelehnt, während die Pointe des Films und sein Schluss extrem an einen anderen Film erinnert, der vor einigen Jahren in die Kinos kam. Den Titel zu verraten würde allerdings auch stark den Inhalt von The Tall Man spoilern. Wer es dennoch wissen will, sollte den Text unten markieren:
Gone Baby Gone
An diese beiden Filme kommt The Tall Man leider nicht heran, alleine schon, weil er zu dem interessanten Thema nichts Neues beiträgt und die Schlussfrage, die unmittelbar ans Publikum gestellt wird, genau so schon abgehandelt wurde. Uninteressant ist er trotzdem nicht, bloß stark redundant. Obwohl die Wendungen zahlreich sind, sind alle davon auch arg vorhersehbar. Auch filmtechnisch ist The Tall Man weit von seinen oben erwähnten Vorbildern entfernt. Vom viszeralen, schockierenden Ton von Martyrs ist hier auch nichts geblieben. Was den Film dennoch vor absolutem Mittelmaß rettet, ist Jessica Biel, die hier beweist, dass in ihr eine echt gute Schauspielerin steckt, wenn die Rolle es verlangt. Man kann nur hoffen, dass sie ab jetzt bessere Rollenangebote bekommt. 3/5
Kurz nach dem Unfalltod ihrer jungen Tochter verschlägt es die Familie Hughes in ihr abgeschiedenes Landhaus, irgendwo in den Bergen. Mary (Selma Blair), Mark (Joshua Close) und ihr Sohn Brendon (Quinn Lord) wollen dort Abstand von dem traumatischen Ereignis finden – doch die Drei erhalten bald Gesellschaft von einer reichlich eigentümlichen, benachbarten Familie, die offensichtlich nichts Gutes im Schilde führt und in der Nacht schließlich zum großen Angriff bläst …
Newcomer Jeremy Power Regimbal gelingt mit seinem Spielfilmdebüt nichts, was Michael Haneke mit seinem beklemmenden „Funny Games“ nicht besser geglückt wäre. Das Drama der Familie bleibt an der Oberfläche, ebenso die Hintergründe der Täter. Und mit einbinden in sein Geschehen tut Replicas sein Publikum auch nicht gerade. Was bleibt, ist ein solide umgesetzter Home Invasion-Thriller, dem etwas mehr Nervenkitzel und ein frischer Ansatz gut zu Gesicht gestanden hätten. Die Location um das Anwesen könnte nicht atmosphärischer gewählt sein, allerdings verlässt der Regisseur leider die Räumlichkeiten nach Anbruch des Terrors nicht mehr. Verschenktes Potenzial. Echte Spannung will nur in jenen intensiven Momenten aufkommen, in denen Kinder Gewalt an Kindern anwenden. Die schauspielerischen Leistungen in dieser Standardware lassen sich dennoch sehen. 2,5/5 (Bastian G.)
Chained ist das neue Werk von Jennifer Lynch, der Tochter von David Lynch. Wie schon ihr vorletzter Film, Unter Kontrolle (OT: Surveillance), handelt Chained von einem Serienkiller. Nur hier ist seine Identität vom Anfang an bekannt. In den ersten Filmminuten entführt Bob, der als Taxifahrer arbeitet, den neunjährigen Tim und seine Mutter. Die letztere wird im Haus des Serienmörders schnell getötet, Tim darf leben und sich fortan als Diener um das Haus des Killers kümmern, wozu auch das Verscharren von Leichen und Säuberung von blutbefleckten Matratzen gehört.
Chained wird mit Sicherheit als einer der kontroversesten Filme vom diesjährigen Fantasy Filmfest in Erinnerung bleiben. Man merkt, dass Lynch sich seit Unter Kontrolle deutlich weiterentwickelt hat (ihr letzter Film, Hisss, bleibt aufgrund von einem nicht vorhandenen Release ohne weitere Erwähnung) und ihre Figuren vielschichtiger gestaltet. Vincent D’Onofrio, der bereits in The Cell einen Serienkiller gespielt hat, agiert sehr intensiv und überzeugend unangenehm. Der relative Newcomer Eamon Farren gibt einen guten Gegenspieler als der mittlerweile ältere Tim. Die Opfer- und Komplizen-Rollen werden hier gekonnt vermischt und es wird in die Psyche der beiden Charaktere eingetaucht (wenn auch zuweilen nicht tief genug). Die Flashbacks, die als Erklärung von Bobs Motivation dienen, erscheinen zunächst überflüssig und erzwungen, ergeben aber am Ende deutlich mehr Sinn. Wenn man glaubt, alles zu wissen, zieht Lynch den Zuschauern erneut den Teppich unter den Füßen weg. Um die Notwendigkeit und Logik des Endes kann man sicherlich streiten, für mich hat es gut funktioniert, wenn auch etwas übereilt und deswegen holprig. Alles in allem ist Chained durchaus empfehlenswert, aber nur für starke Nerven. 4/5
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