Fantasy Filmfest 2014 Tagebuch – Tag 9

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Fantasy Filmfest 2014 Tagebuch Tag 9

Nach vier Filmen am Vortag, gönnte ich mir am Tag 9 der Fantasy Filmfests 2014 in Köln etwas Ruhe und besuchte lediglich zwei Filme. Zum Glück hatten diese es in sich und machten den Trip nach Köln auf jeden Fall lohnenswert. Während Housebound vielleicht nicht so gut war, wie sein Ruf, war es dennoch eine ordentliche Horrorkomödie, die mit einem großen Publikum gesehen werden muss. Cold in July ist dafür ein harter Südstaaten-Thriller mit einem grandiosen Hauptdarsteller-Trio. Beide Filme sind zwar nicht unter meinen bisherigen Top 3, gehören aber auf jeden Fall zu den besseren Streifen, die ich seit Festivalbeginn gesehen habe. Mehr gibt es unten  zu lesen.

 

TAG 9

Cold in July

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Fantasy Filmfest 2014 Tagebuch Tag 9 Cold in JulyWenn der sanftmütige Richard (Michael C. Hall) einen Einbrecher in seinem Haus erschießt (weniger aus Heldenmut und Entschlossenheit und mehr, weil sein Finger am Abzug zitterte), ahnt er noch nicht, dass sein Leben sich dadurch grundlegend verändern wird und viele seiner Überzeugungen in ihren Grundfesten erschüttert werden. Die Tat wird von der Polizei nur zu gerne als Notwehr zugunsten des braven Bürgers ausgelegt, doch einen kümmert das wenig – den frisch aus dem Knast entlassenen Russel (Sam Shepard), den Vater des Toten. Er sucht Richard bald auf und terrorisiert ihn und seine Familie. Doch schon bald ändert sich die Situation für alle Beteiligten und Richard findet sich in einem Spiral aus Lügen und Gewalt wieder. Mehr sollte man eigentlich zu dem knackigen Südstaaten-Thriller auch nicht verraten, denn seine große Wirkung bezieht er aus der wendungsreichen Geschichte. Ähnlich wie einst Martyrs (inhaltlich auf keiner Weise vergleichbar!), wechselt Cold in July mehrmals abrupt seine Fahrtrichtung und am Ende ist der Zuschauer weit ab von dem gelandet, wo er sich anfangs noch vermutete. Die Grundthemen bleiben aber gleich und die Entwicklung der Figuren sehr stringent. Richard muss seine Männlichkeit unter Beweis stellen, um sich neben Russel und dem gewitzten und abgebrühten Privatdetektiv Jim Bob Luke (ein herrlicher Don Johnson mit einem richtig geilen Charakternamen) zu behaupten, die mit jedem Atemzug Maskulinität ausstrahlen, welche Richard zu fehlen scheint. Nur so lässt sich erklären (wenn auch nicht zur Befriedigung aller Zuschauer), weshalb Richard immer weiter in die gefährliche Welt dieser Männer einsteigt, auch wenn er zahlreiche Möglichkeiten dazu hat, sie zu verlassen. Michael C. Hall, hier ganz anders als in der souveräne Dexter Morgan, verkörpert die Wandlung der Figur nachvollziehbar, was für die Glaubwürdigkeit des Films entscheidend ist.

Nichtsdestotrotz stehlen ihm Shepard und v. a. Johnson hier die Show. Johnsons coole Sprüche mögen manchmal in dem sonst sehr harten Thriller fehl am Platze wirken, lockern die Stimmung aber angenehm auf. Sehr gelungen ist auch das Setting des Films im Jahre 1989. Das Highlight daran ist die zweifellos von John Carpenter beeinflusste Synthesizer-Filmmusik, die auch lange nach der Sichtung des Films in Erinnerung bleibt. Auch die Kamera fängt die Südstaaten-Atmosphäre der Zeitperiode fantastisch ein. Man fühlt sofort, dass diese Geschichte nur in dieser speziellen Zeitperiode und nur in dieser Gegend ihren Platz hat.

Die zahlreichen Wendungen der Geschichte machen aus Jim Mickles Film (der hier erstmals außerhalb des Horrorgenres arbeitete) einen ganz besonderen Film, doch andererseits sorgen sie leider auch dafür, dass einige Handlungsstränge einfach unabgeschlossen bleiben und es am Ende ein paar lose Fäden mehr gibt, als es mir lieb wäre. Das gehört wahrscheinlich dazu, denn auch im echten Leben wird nicht alles bis ins letzte Detail aufgeklärt und abgeschlossen und doch hinterlässt das den Eindruck eines nicht ganz abgeschlossenen Films zurück. Ein kleiner Makel eines ansonsten durchweg spannenden und regietechnisch toll inszenierten Films. 4/5

 

Housebound

Fantasy Filmfest 2014 Tagebuch Tag 9 HouseboundErwartungen sind schon eine fiese Sache. Eigentlich ist Housebound ein guter Film und dennoch habe ich das Screening leicht enttäuscht verlassen und das, obwohl ich vor dem Fantasy Filmfest von dem Film noch nie gehört habe. Wie das zustandekam? Da Köln dieses Jahr das Schlusslicht unter den FFF-Städten darstellt, wusste ich bereits vor der Vorstellung, dass Housebound zuvor in jeder einzelnen Stadt den ersten Platz des Publikumswettbewerbs "Fresh Blood" für Erstlings- und Zweitlingswerke belegt hatte. Immerhin haben in vergangenen Jahren Filme wie Beasts of the Southern Wild, Brick, District 9 und Four Lions den Wettbewerb auch gewonnen. Leider kann Housebound mit diesen Filmen aber nicht mithalten, denn es ist "nur" eine grundsolide, schräge Horrorkomödie. Deren Hauptfigur ist Kylie Bucknell (Morgana O’Reilly), die nach einem missglückten Diebstahl, vom Gericht zu acht Monaten Hausarrest im Haus ihrer Mutter (Rima Te Wiata) verdonnert wird, mit der sie sich nicht sonderlich gut versteht. Und dass ihre Mutter glaubt, im Haus würde es spuken, ist ja oberpeinlich! Doch schon bald hört auch Kylie Stimmen und Geflüster…

Neuseeland und Horrorkomödien – das hat Tradition. Natürlich denkt man da automatisch an Peter Jacksons Frühwerke Bad Taste und Braindead, aber auch in den letzten Jahren gab es immer wieder humorvolle, blutgetränkte Beiträge aus dem Land der Mittelerde-Kulisse. Manche davon waren eher mäßig (wie der einstige FFF-Opener Black Sheep), andere überraschend unterhaltsam (wie Fresh Meat letztes Jahr). Housebound liegt auf jeden Fall in den höheren Sphären der Skala, doch an Jacksons Filme kommt der Streifen nie heran. Das größte Problem ist, dass der Film sehr langsam in die Gänge kommt. In der ersten Stunde passiert eigentlich wenig, was sonderlich lustig oder gruselig ist. Vielmehr wird der "Spukhaus-mit-düsterer-Vorgeschichte"-08/15-Plot serviert. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer fesselt in der Zeit eigentlich nur die Hauptdarstellerin mit ihrer herrlichen "Fuck Off"-Attitüde. Der Grund, weshalb der Film bei den Zuschauern aber letztlich doch so gut abschneidet, liegt darin, dass seine letzten Eindrücke sehr positiv sind und mit diesen entlässt er die Zuschauer aus dem Kino. In der letzten halben Stunde nimmt Housebound nämlich enorm an Fahrt auf, wirft eine interessante Wendung nach der anderen in den Raum und legt ein atemberaubendes Tempo vor, in dem sich die Ereignisse überschlagen und das Blut endlich fließen darf. Dass die Logik komplett über Bord geworfen wird, stört dann eigentlich auch wenig, angesichts des irrwitzigen Finales Hätte der gesamte Film die Energie seines dritten Akts, dann wäre es tatsächlich ein absolut würdiger "Fresh Blood"-Sieger gewesen. 3,5/5

 

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So langsam erreichen wir da letzte Viertel des Fantasy Filmfests 2014. In der nächsten Ausgabe dürft Ihr euch auf einen gruseligen Spiegel (Oculus), Horror-Flitterwochen (Honeymoon) und eine Maschine, die in die Zukunft blicken kann (Time Lapse), freuen. Zu diesen drei Filmen gibt es dann Kurzkritiken.

Bisherige Ausgaben:

Tag 1

Tag 2

Tag 3

Tag 4

Tag 5

Tag 6

Tag 7

Tag 8

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