Godzilla x Kong: The New Empire, USA 2024 • 115 Min • Regie: Adam Wingard • Mit: Rebecca Hall, Dan Stevens, Kaylee Hottle, Brian Tyree Henry, Fala Chen, Alex Ferns • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 04.04.2024 • Deutsche Website
Handlung
Drei Jahre nach ihrem zerstörerischen Zusammenprall in Hongkong und ihrem gemeinsamen Sieg über Mechagodzilla gehen sich die Alphatiere Godzilla und Kong aus dem Weg. Während Kong einsam über die Hohlerde herrscht und vergeblich nach weiteren Vertretern seiner Art sucht, hält Godzilla an der Erdoberfläche die fragile Balance zwischen riesenhaften Titanen und der Menschheit aufrecht. Diese Balance gerät in Gefahr, als Kong auf einem seiner Streifzüge in einen verborgenen und unerforschten Bereich der Hohlerde vorstößt, wo er auf viele andere Mitglieder seiner Spezies trifft, die jedoch unter der Fuchtel des tyrannischen Skar King stehen. Skar King versuchte schon vor Jahrtausenden, die Erdoberfläche zu erobern und konnte lediglich von Godzilla aufgehalten werden. Alleine hat Kong gegen den Skar King und den von ihm kontrollierten Titanen Shimo keine Chance. Der Schlüssel zur Rettung der Welt könnte ausgerechnet die junge gehörlose Jia (Kaylee Hottle) sein, die letzte Überlebende ihres Stammes von Skull Island, die eine besondere Verbindung zu Kong aufweist. Sie spürt ein mysteriöses Notruf-Signal aus den Tiefen der Hohlerde, das auch Godzilla erreicht. Gemeinsam mit ihrer Adoptivmutter, der Wissenschaftlerin Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall), dem Verschwörungstheoretiker Bernie (Brian Tyree Henry) und dem Titanen-Veterinär Trapper (Dan Stevens) macht sie sich auf eine gefährliche Reise in die Hohlerde auf, wo sie eine gewaltige Überraschung erwartet…
Kritik
Das berühmteste Monster der Filmgeschichte feiert dieses Jahr sein Jubiläum: Godzilla wird 70! Trotz ihres fortgeschrittenen Alters ist die Riesenechse mit Nuklearatem in letzter Zeit fleißiger denn je, sowohl im Kino als auch im Fernsehen. Während Apple-Serie "Monarch: Legacy of Monsters" Teil des MonsterVerse war, dessen Grundstein vor zehn Jahren mit Gareth Edwards' Godzilla im Kino gelegt wurde, und die Lücke zwischen jenem Film und Godzilla II: King of the Monsters füllte, zeigte Godzilla Minus One aus Godzillas japanischer Geburtsstätte Toho, dass das Franchise auch nach sieben Jahrzehnten und mehr als 30 Filmen erfrischend wirken und positiv überraschen kann. Godzilla Minus One verzichtete auf die Darstellung Godzillas als großer Beschützer, kehrte stattdessen zu den Ursprüngen der Reihe als Verarbeitung des japanischen Nachkriegstraumas zurück und rückte erstmals menschliche Schicksale in den Vordergrund. Damit hat er geschafft, was keinem anderen Godzilla-Film zuvor gelungen ist: Menschliche Charaktere, die den Film bereichern statt Lückenfüller zwischen den Monsterszenen zu sein. Zudem war Godzilla als unaufhaltsame Naturgewalt noch nie furchteinflößender als in dem Film.
Lange müssen Godzilla-Fans nicht auf dem Trockenen sitzen. Weniger als einen Monat nach dem historischen Sieg von Godzilla Minus One bei den Oscars kommt mit Godzilla x Kong: The New Empire Nachschub aus Hollywood in die Kinos. Was nach einer seltsamen mathematischen Gleichung aussieht, ist der fünfte Kinofilm aus dem MonsterVerse und der unmittelbare Nachfolger von Godzilla vs. Kong. Bevor Ihr Euch übrigens den Kopf darüber zerbrecht, wie Ihr den Filmtitel an der Kinokasse richtig aussprecht: Laut Adam Wingard ist das "x" stumm.
Als Godzilla 2014 in die Kinos zurückkehrte, bestach der Film durch seine unheilvolle Atmosphäre und atemberaubende Aufnahmen. Es gab jedoch einen großen Kritikpunkt unter den Fans: Godzilla und Monster-Action kamen viel zu kurz. Diesen Vorwurf kann man Godzilla x Kong definitiv nicht machen. Adam Wingard (You’re Next), der nach dem großen Erfolg von Godzilla vs. Kong mitten während der Pandemie als erster MonsterVerse-Regisseur für einen zweiten Einsatz zurückkehren durfte, schraubt die Kaiju-Screentime diesmal noch höher. Es vergehen keine fünf Minuten nach Filmbeginn, bis sowohl Kong als auch Godzilla jeweils ihre ersten Gegner erledigt haben und mit Rom eine weitere (aber nicht die letzte) geplättet wurde. Die ewige Stadt, die auch in Fast & Furious 10 und Mission: Impossible – Dead Reckoning letztes Jahr eine große Rolle spielte, scheint es in letzter Zeit den Filmemachern als Schauplatz großer Actionsequenzen angetan zu haben. In Godzilla x Kong gibt es immerhin einen netten wiederkehrenden visueller Gag mit einer ikonischen Sehenswürdigkeit der Stadt.
Eins der größten Probleme der meisten bisherigen Godzilla-Filme waren die uninteressanten menschlichen Charaktere, die lediglich zur Überbrückung zwischen den Actionszenen dienten. Sich dessen bewusst, reduziert Wingard den menschlichen Cast und die Handlung auf das absolut Nötigste und lässt stattdessen seine Monster und deren Fäuste, Zähne, Klauen, Äxte und Knochenpeitschen sprechen. Über weite Strecken ist in Godzilla x Kong kein Mensch zu sehen und der Film hat mehr mit Disneys computeranimierter Neuverfilmung von Der König der Löwen gemeinsam als mit einem Realfilm. Das CGI ist zum Glück besser als der erste Trailer zum Film befürchten ließ, entfaltet aber durch den inflationären Einsatz nicht die gleiche Wirkung wie die oscarprämierten Effekte des zehnfach günstigeren Godzilla Minus One.
Auch wenn beide Kaijus Teil des Filmtitels sind, taucht Godzilla vor dem großen Finale nur sporadisch auf. Seine optische Generalüberholung mit magentafarbenen Stacheln, mit der die Trailer für Verwunderung sorgten, wird übrigens inhaltlich erklärt. Der eigentliche Star des Films ist zweifellos Kong, der deutlich größere Entwicklung durchmacht und mehr emotionale Bandbreite zeigt als alle menschlichen Figuren des Films. Von diesen ist die talentierte Rebecca Hall, die ihre Rolle aus Godzilla vs. Kong wieder verkörpert, besonders schmerzlich verschwendet. Ihre Rolle besteht hauptsächlich darin, sich um ihre Adoptivtochter Sorgen zu machen und die Zuschauer mit Expositionsmonologen durch die konfuse und letztlich irrelevante Handlung zu führen.
Alle Darsteller im Film scheinen ihre Rolle als Beiwerk in einem Monsterspektakel akzeptiert zu haben. Lediglich Neuzugang Dan Stevens versucht, mit derselben Energie und dem gleichen leicht irren Blick wie in Wingards Filmperle The Guest dagegen anzukämpfen und etwas Leben in die wenigen monsterfreien Szenen einzuhauchen. Doch auch er kommt nicht gegen das Drehbuch an, das die Menschen zu Gunsten von Monstern klar depriorisiert.
Noch mehr als sein Vorgänger will Godzilla x Kong: The New Empire nichts anderes sein als ein unprätentiöses Monster-B-Movie mit dem Budget eines Hollywood-Blockbusters, das sich nicht sonderlich ernst nimmt. Reicht es einem, zwei Stunden lang computeranimierten Monstern dabei zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig die Scheiße aus dem Leib prügeln, kommt man voll auf seine Kosten. Daran ist nichts prinzipiell verkehrt und insbesondere im IMAX (dieser Rezension liegt eine IMAX-Sichtung zugrunde) haben die minutenlangen Actionszenen ordentlich Wumms. Weil man jedoch weder um die beiden Titelmonster noch um die menschlichen Hauptfiguren jemals ernsthaft bangen muss und der Ausgang eines jeden Kampfes vorhersehbar ist, kommt keinerlei Spannung auf und das Gekloppe wirkt auf Dauer redundant und ermüdend.
Fazit
Godzilla x Kong: The New Empire ist das cineastische Äquivalent einer Freizeitpark-Attraktion. Der Film will nicht mehr sein als eine Aneinanderreihung minutenlanger, brachialer CGI-Monsterkämpfe, die lose durch eine nebensächliche Handlung miteinander verbunden sind. Wer keinen größeren Anspruch an den Film stellt, wird gut bedient. Allerdings wirkt das Gekloppe ohne jegliche Spannung oder nennenswerte Einsätze auf Dauer ermüdend und belanglos, insbesondere nachdem Godzilla Minus One gezeigt hat, dass im Franchise auch mehr geht.