Grave Encounters, CDN 2011 • 92 Min • Regie & Drehbuch: The Vicious Brothers • Mit: Ben Wilkinson, Sean Rogerson, Ashleigh Gryzko, Merwin Mondesir, Juan Riedinger • Kamera: Tony Mirza • Musik: Quynne Alana Paxa • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Ascot Elite • Heimkino-Start: 03.09.2012
Auch in Deutschland gab es vor nicht allzu langer Zeit eine Phase, in der sich Pseudo-Geisterjäger im deutschen Fernsehen größter Beliebtheit erfreuten. Schauspieler wurden durch unheimliche Locations gescheucht und vollführten dort Möchtegern-Geisterjagden oder Exorzismen. Nun wagt sich ein kleiner Film namens „Grave Encounters“, als Nachzügler der Found-Footage Welle, an diese Thematik heran – mit großem Erfolg. Ein kleines Kamerateam arbeitet an einer neuen Geisterjäger-Fernsehsendung namens „Grave Encounters“. Folge 6 soll in einer alten Irrenanstalt spielen, in der angeblich ein Doktor vor vielen Jahren zweifelhafte Experimente an seinen Insassen durchgeführt hat. Die Gruppe lässt sich dafür eine Nacht in diesem Gebäude einschließen. Als das Team allerdings beginnt, mit bezahlten Schauspielern eine kleine selbsterfundene Gruselgeschichte in den Hallen der Anstalt für ihre Sendung aufzuführen, stellen sie fest, dass etwas Unheimliches in dem Gebäude umherwandert, das es offenbar auf alle Besucher abgesehen hat, die sich dort länger als nötig aufhalten.
„Grave Encounters“ beginnt unscheinbar: Man sieht das Fersehteam, allen voran Moderator und Chefgeisterjäger Lance Preston (Sean Rogerson), wie sie die Aufnahmen für Folge 6 ihrer Geistersendung vorbereiten. Dabei setzt das Regieduo The Vicious Brothers (bestehend aus Colin Minihan und Stuart Ortiz) auf viel Witz und Sympathie in Bezug auf die fünf Teammitglieder. Hier bemerkt der Zuschauer bereits sehr schnell, wo der große Vorteil des Films liegt: Man interessiert sich tatsächlich für die Charaktere. Wirken sie zu Beginn allesamt noch etwas falsch und berechnend (etwa dadurch, dass sie ihre Sendung durch gekaufte Gruselgeschichten versuchen, interessant zu gestalten), so lösen sich diese Vorhaben immer wieder sehr lustig auf. Sei es, dass der bestochene Gärtner in schlechtem Englisch von seiner „Geistersichtung“ erzählt, oder dass ein untalentierter Schauspieler in herbstem Overacting das übernatürliche Medium mimt.
Wenn dann der Spuk in der Anstalt richtig losgeht, trifft es den Zuschauer wie einen Holzschlaghammer, und die lockere Atmosphäre des Films schlägt urplötzlich ins Bedrohliche um. Dabei sind die Schreckeffekte hervorragend umgesetzt und technisch durchaus gut realisiert. Türen fallen plötzlich zu, es fliegen Möbelstücke durch die Räume und merkwürdige Gestalten erscheinen in finsteren Ecken. Dabei verzichtet der Film größtenteils auf grobe Gewaltdarstellungen und gewinnt seine Spannung aus den Schockeffekte, welche zum Ende hin immer heftiger und zahlreicher werden. Auch storytechnisch bietet der Film einige Kniffe, die ihn aus dem Found Footage-Einheitsbrei deutlich hervorheben. Diese sind zwar nicht besonders zahlreich, aber inhaltlich sehr groß ausgelegt, sodass sie den Film und die Situation der Protagonisten vollends auf den Kopf stellen. Schauspielerisch fällt der Film aus keinem Rahmen, aber alle Charaktere werden glaubwürdig verkörpert und wirken niemals aufgesetzt. Vor allem Sean Rogerson als Chef des Teams, welcher die meiste Zeit vor der Kamera vertreten ist, macht seine Sache außerordentlich gut.
Das Werk erschien hierzulande leider ausschließlich als Heimkinoveröffentlichung auf DVD und BluRay-Disc, während es beispielsweise in Italien sehr erfolgreich im Kino lief. Warum hierzulande nie eine Kinoauswertung angestrebt wurde, bleibt leider unklar. „Grave Encounters“ ist Hochspannung pur. Wer dachte, im Found Footage Bereich wäre bereits alles Erzählbare dargestellt worden, der täuscht sich gewaltig: Fans und Interessenten des Genres bekommen eine spannende Story, viele funktionierende Schockeffekte und massig Gruselspaß geboten.
Trailer
Ich fand den Film völlig bescheuert.
Er gewinnt dem Found Footage keine neuen Facetten ab, versagt durch unglaubwürdige Darsteller wo Blar Witch Project noch packen konnte und ist langatmig, inhaltsleer und reichlich plump.
(1 Stern)
Aber er hat weltweit gute Kritiken bekommen 🙂 Ich fand ihn super spannend!
Ich habe so gespaltene Meinungen zu dem Film bis jetzt gehört. Als er beim Fantasy Filmfest 2011 lief, meinte einer der Veransalter selbst zu mir, der Film sei seiner Meinung nach die einzige "Gurke" des Fests in dem Jahr. Zwei Freunde von mir fanden den allerdings echt gut und anscheinend mochten genug Leute ihn, dass er eine Fortsetzung bekam. Ich hab mir jedenfalls den ersten Film jetzt blind zugelegt und schaue den demnächst.