HappyThankYouMorePlease, USA 2010 • 92 Minuten • Regie: Josh Radnor • Mit: Josh Radnor, Michael Algieri, Kate Mara, Malin Åkerman, Zoe Kazan, Tony Hale • FSK: ab 12 Jahren • DVD-Start: 20.10.2010 • Verleih: dtp Entertainment AG • Englische Website
Es ist doch so: irgendwann gehen die Ideen aus, macht sich Stagnation breit, ist die Flasche leer. Wie viele Filme es bereits über das Thema Liebe gibt, so als Beispiel – man könnte eine Bibliothek mit den DVDs füllen. Mit Keller. Mindestens. So überrascht es nicht, wenn HappyThankYouMorePlease ein ähnliches Schicksal widerfährt, wenn man ihn schaut: man kennt das alles. Irgendwie. Dieses Hin und Her, das ewig gleiche Spiel um verlieben, lieben, geliebt werden. Ja, HappyThankYouMorePlease steht da in der Bibliothek der Liebesfilme neben den üblichen Vertretern, ohne groß aufzufallen. Dabei ist seine Geschichte so herrlich sympathisch!
Alles beginnt, wie es beginnen muss, in so einem üblichen Liebesfilm: Sam (Josh Radnor) arbeitet mäßig erfolgreich als Autor und mag sein Dasein als Frauenheld. Als er im Zug sitzt und beobachtet, wie der kleine Junge Rasheen (Michael Algieri) von seiner Familie getrennt wird, nimmt er ihn unter seine Fittiche und will ihn zurück bringen. So recht klappt das nicht, weil Rasheen wenig erzählt. So kommt es, wie es kommen muss, in so einem üblichen Liebesfilm: der kleine Bengel verändert Sams Leben, allein durch seine Gegenwart, ohne viele Worte. Sam fragt sich: bin ich bereit, Vater zu sein? Er übernimmt Verantwortung, zumindest so lange, bis er Mississippi (Kate Mara) kennenlernt – bildhübsch, alleinstehend, witzig. Man kennt das.
Klingt bis hierhin wenig innovativ: der sich umhertreibende Kerl, der plötzlich die große Liebe findet und sein Leben verändern will. Dass das nicht reicht, wussten wohl auch die Filmemacher und bieten zwei weitere Geschichten; die Geschichte um die Liebe für Menschen, die nicht den Idealen von Mann und Frau entsprechen; die Geschichte um die Angst einer gefestigten Beziehung, die durch plötzliche Ereignisse zu zerbrechen droht.
Zwei zusätzliche Handlungen erfrischen HappyThankYouMorePlease dennoch nicht, obwohl vermutlich genau das gewollt war. Zwar kennen sich alle Beteiligten untereinander, aber harmonisch fusioniert all das nicht. Zu abrupt wechseln sich die Geschehnisse ab: im einen Moment entdeckt Sam den Fehler, den er mit Rasheen macht, zwei Sekunden später wechselt der Fokus auf Mary (zuckersüß gespielt von Zoe Kazan), die ihren Freund überreden will, nicht wegzuziehen. Das fühlt sich lose an – zu lose. Zwar begegnen sich Mary, Sam und die an Haarausfall leidende Annie (Malin Åkerman), doch führt das nicht zu einem harmonischen Ganzen.
Dennoch muss ich sagen: HappyThankYouMorePlease bildet viele Seiten der Liebe ab, ohne zu sehr auf Klischees herumzureiten oder sich auf Körperliches zu reduzieren. Man schaue sich Like Crazy an: ein völlig überladenes Drehbuch schickt die beiden Liebenden minutenlang ins Bett zum kuscheln, während nur frisch getrennte Frauen das superschön finden. Josh Radnor, bekannt als Ted aus How I Met Your Mother, schafft es gekonnt, sowohl als Hauptdarsteller als auch Regisseur dem Thema Liebe und Verantwortung mehr abzuverlangen als üblich. Liebe bedeutet nicht: ein Mann, eine Frau, Friede-Freude-Streuselkuchen-mit-Sahne. Liebe bedeutet: Chaos, Emotionen, Vertrauen, Einigkeit. Eine Symbiose aus all dem entsteht hier, etwas wirr zusammengefügt zwar, aber dennoch sympathisch. Da ist es wieder, dieses Stichwort, das diesen üblichen Liebesfilm anders macht: Sympathie. Ja, verdammt, man sympathisiert mit jedem der drei Protagonisten, weil sie eine Gefühlswelt durchstreifen, die abseits der ewig gleichen Klischees existiert.
Wirklich deutlich wird das bei Annie, der durch eine Krankheit keine Haare mehr wachsen. Viele Männer würden bei ihr sagen: nicht mein Fall. Gerade eine lange Mähne macht ein Großteil der Weiblichkeit aus, ist anziehend, kann Sex und Anmut versprühen. Annie jedoch bleibt das verwehrt. Mit Glatze und ohne Augenbrauen, weit weg, perfekt zu sein, ganz weit weg von der durch Medien gestreuten perfekten Wahrnehmung von Frauen, findet sie dennoch Liebe. Echte Liebe? Sie zweifelt. Wer findet sie denn hübsch? Welcher normale Mann? Und da sieht man wieder: Liebe ist selten normal. Liebe ist verrückt, ein bisschen, manchmal. Genau das bringt HappyThankYouMorePlease mit einigen Lachern schön zur Geltung, fernab von Pseudo-Romanzen wie Like Crazy oder den ekelhaft klebrigen Verfilmungen der Romane von Nicholas Sparks wie Safe Haven oder Für immer der Deine.
HappyThankYouMorePlease ist authentisch, ehrlich, nicht gänzlich frei von Fehlern, irgendwie süß. Doch vielleicht ist es wie mit der Liebe: man findet jemanden ganz niedlich, eben süß, doch später ist da viel mehr als das. Vielleicht ergeht mir das irgendwann genau so mit diesem Film. Ich glaube nämlich schon.
Ted Mosby Architekt