Hodejegerne, N 2011 • 98 Min • Regie: Morten Tyldum • Drehbuch: Lars Gudmestad & Ulf Ryberg • Mit: Aksel Hennie, Nikolaj Coster-Waldau, Synnøve Macody Lund, Eivind Sander • Kamera: John Andreas Andersen • Musik: Trond Bjerknes & Jeppe Kaas • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: NFP Marketing & Distribution • Kinostart: 15.03.2012
Ich kann mir vorstellen, dass Jo Nesbøs „Headhunter“ ein durchaus fesselnder, interessanter Roman ist. Selbst habe ich ihn nicht gelesen, aber mir ist vor Beginn der Vorstellung von Morten Tyldums Kino-Adaption von einer Kollegin glaubhaft versichert worden, dass die Werke des norwegischen Bestseller-Autoren äußerst empfehlenswert seien. Tyldums Film dagegen ist ein wahrer Reinfall. Ich weiss gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, um dieses Kraut-und-Rüben-Spektakel irgendwie sinnvoll zusammenzufassen. Da wäre zunächst der hochdekorierte Unternehmens-Headhunter Roger Brown (Aksel Hennie), der mit seiner attraktiven Frau Diana (Synnøve Macody Lund) ein Leben im Luxus führt. Was Diana nicht – und auch sonst kaum jemand – weiss, ist, dass ihr Mann trotz seines Jobs in einem Berg aus Schulden sitzt, und all die schöne Fassade erst aus dessen „Nebenbeschäftigung“ hervorgegangen ist: Roger ist ein gewiefter Gemäldedieb, der in geeigneten Momenten in die Häuser der Sammler einsteigt, um die wertvollen Originale gegen verblüffende Fälschungen auszutauschen. Er wartet noch immer auf die eine, große Möglichkeit – ein Bild, das es ihm ermöglicht, mit einem Schlag so viel abzukassieren, dass die finanziellen Sorgen ein für alle Mal ein Ende haben. Auf einer Kunst-Ausstellung Dianas lernt er den charismatischen Geschäftsmann Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau, „Nightwatch – Nachtwache“) kennen, dem er schließlich die Vermittlung einer lukrativen Führungsposition bei einem GPS-Unternehmen anbietet. In Wahrheit gilt Rogers Interesse einem Rubens-Gemälde, das Greve in seinem Besitz wähnt. Jetzt kommt es Schlag auf Schlag (und ich vergaß zu erwähnen, dass der kriminelle Held der Geschichte seiner Frau keine Kinder schenken möchte – ein Fehler, natürlich): Roger stiehlt das Bild zusammen mit seinem partner in crime Ove (Eivind Sander) und bekommt anschließend heraus, dass mit seinem jüngsten Opfer gar nicht gut Kirschen essen ist. Greve hat als Elite-Soldat gedient und außerdem einen gelartigen Peilsender entwickelt. Den Rest kann man sich denken – der Beklaute wird böse, ortet Roger und macht ihm die Hölle heiß. Ach ja: Und außerdem hat Roger in Greves Wohnung noch Dianas Handy gefunden. Die geht ihm wohl fremd…
Prinzipiell finde ich es ja ganz toll, wenn ein Film die Konfrontation seiner Protagonisten so unbeschwert herbeiführen kann, wie dieser. Greve hat sein Ortungsgel, schmiert es Roger in die Haare, fährt ihm hinterher und ab geht die Post. Allerdings erwarte ich dann auch irgendwo, dass es später richtig im Karton rappelt – oder besser: Mich der Zweikampf fesselt, ergreift, schockiert, schüttelt, fasziniert, interessiert…egal was. Irgendwas. „Headhunters“ ist, das muss man leider so sagen, in seinen besten Momenten zerfahren und ansonsten mächtig langweilig. Das, was in dem Buch scheinbar funktioniert hat, kommt hier nicht harmonisch zusammen. Ich glaube, der Film möchte gleichzeitig clever, witzig, spannend, actiongeladen, tiefgründig und cool sein. Unterm Strich ist er leider nichts davon, weil sich die verschiedenen Elemente gegenseitig auslöschen. Es kommen so viele Charaktere in der Geschichte vor, die allesamt einen gewissen Zweck erfüllen, aber nie wirklich mit Leben gefüllt werden. Leere Hülsen. Was ist zum Beispiel mit Greve, Rogers Gegner? Er taucht kurz auf, verführt die Frau des Helden und wird danach zum gemeinen Rache-Rambo. Wieso ist er überhaupt so extrem in Rage? Nur wegen seinem Bild? Wegen Rogers Frau? Oder weil er beim Militär gewesen ist, und Ex-Soldaten in Filmen gerne böse und psychotisch sind? Warum muss es ein so aufwendiger Feldzug sein, den er veranstaltet, warum überfällt er nicht einfach Roger im Schlaf? Damit es nicht langweilig ist? Bitte! Das ist es auch so. Greve jagt seine Beute mitsamt Flinte und Dogge durch die Pampa und mäht später noch einen Polizeiwagen mit einem Truck um. Krächz. Zäng. Boing. Klirrr. Dötsch. Ich muss mich für die Lautmalerei entschuldigen, aber so langsam verlässt mich wirklich die Lust, weitere Sätze über diese Räuberpistole zu verlieren.
Lösen wir das Problem doch diplomatisch: Vielleicht ist ein tiefsinniger Betrug/Rache/Ehrgeiz-Kontext einfach nicht zu mir durchgedrungen, weil mir die Figuren zu egal, zu comicartig und zu stumpf geraten sind. Vielleicht hat mich die Action nicht so mitgerissen, weil es für mich zu wenig Action zu bestaunen gab und diese – meiner Meinung nach – nicht sonderlich gut umgesetzt worden ist. Vielleicht habe ich die Coolness des Films nicht verstanden, weil ich zu uncool für in Plumpsklos tauchende Figuren und auf Traktoren gespießte Hunde bin. Vielleicht ist „Headhunters“ einfach nicht der richtige Film für mich. Vielleicht gefällt er anderen besser. Quentin Tarantino zum Beispiel.
Kritik im Original erschienen bei mannbeisstfilm.de
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