Jackass Presents: Bad Grandpa, USA 2013 • 91 Min • Regie: Jeff Tremaine • Mit: Johnny Knoxville, Jackson Nicoll, Georgina Cates, Spike Jonze • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 24.10.2013 • Deutsche Website
Johnny Knoxville ist wieder da – in „Jackass: Bad Grandpa“! Dieses Mal aber nicht mit seiner Stamm-Kamikaze Truppe, sondern als sein Opa-Alter-Ego Irving Zisman zusammen mit dem achtjährigen Billy (cool gespielt von Jackson Nicoll). Der schmerzfreie Johnny Knoxville, Held unserer Jugendzeit, kommt auch einmal in die Jahre und so zeigt er uns als perfekt auf alt maskierten Schürzenjäger in dem neuen Jackass-Spin-Off keine weitere Ausschlachtung oder Maximierung des masochistischen Wahnsinns (nach „Jackass 3D“ wäre dies eh kaum denkbar), sondern schlägt gemächlichere Töne im Flair eines Road Movies an. Das funktioniert auch brauchbar, wenn man darüber hinwegsieht, dass Teile des Films von „Little Miss Sunshine“ schamlos geklaut worden sind.
Irving Zisman sitzt in dem Wartebereich eines Krankenhauses und blättert unbeschwert seinen sexuellen Fantasien hinterherhängend in Zeitschriften herum bis ihm mitgeteilt wird, dass seine Frau nun verstorben sei – ein Grund zum Feiern. Er ist wieder Single. Auf der Trauerfeier erscheint seine cracksüchtige Tochter und übergibt Sohn Billy in die Obhut seines Großvaters, da sie in den Knast einfährt. Der „Bad Grandpa“ ist vorerst gar nicht begeistert und schließlich bahnt sich ein Road Trip quer durch das Land an, um Billy bei seinem Proll-Vater abzuliefern.
Selbstredend werden wir Zeuge widerlicher, absurder, verstörender, aber zugleich witziger Situationen, wie sie nur in einem „Jackass“-Film zu sehen sind. Diese Höhepunkte der Abartigkeit sind jedoch im Vergleich zu früheren „Jackass“-Produktionen eher selten, sodass hier auf weitläufige Erläuterungen einzelner Szenen verzichtet wird. Die paar „mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Szenen sollten den Zuschauer unvorbereitet überraschen. Anstatt das Gaspedal der Selbstverstümmelung, wie in vorherigen Filmen der Reihe, durchzudrücken, wird hier ein ruhigeres Tempo gefahren. Der Fokus dreht sich dieses Mal wirklich um so etwas wie eine Story. Ja, wirklich: J“ackass“ mit Inhalt. Teilweise gibt es rührende Momente zu beobachten. Ein Beispiel: Billys Vater lamentiert in einer Bar der Bikergang „Bikers Against Child Abuse“ über die Verantwortung, seinen Sohn bei sich aufnehmen zu müssen, er sich letztlich und lediglich davon aber immerhin 600 Dollar Kindergeld verspricht. Die herzerwärmenden Reaktionen der bärtigen, tätowierten und muskelbepackten Biker sind einfach zu schön. Der restliche Inhalt ist im Endeffekt zu manchen Teilen aus „Little Miss Sunshine“ bekannt, da z.B. die Leiche von Grandpas Frau im Kofferraum eingepfercht geschmuggelt wird. Darüber hinaus ist das große Finale ebenfalls in Anlehnung an „Little Miss Sunshine“ angelegt, aber durch die Echtheit der versteckten Kamera werden dieses Mal die konservative, frömmlerische, amerikanische Prüderie und moralischer Hochmut mustergültig bloßgestellt.
Der Regisseur Jeff Tremaine („Jackass 3D“) schafft es diesmal besonders gut, die schockierten Gesichter unbeteiligter oder unfreiwillig beteiligter Passanten einzufangen. Es bleibt jedoch ein fraglicher Beigeschmack bei manchen Szenen zurück, ob nun adipöse Unter- bzw. Mittelschichten schamlos vorgeführt werden, oder man als Zuschauer anstelle von Fremdscham oder Mitgefühl einfach lachen sollte. Wer ohnehin an „Jackass“ bis dato keine Freude hatte, wird auch hier an einigen Stellen keine Unterhaltung für sich finden. Besonders zu erwähnen ist das funktionierende Gespann aus Johnny Knoxville und Jackson Nicoll (eine echte Entdeckung); letzterer stiehlt überdies dem Altmeister des Schmerz-Klamauk so manche Szene. Sollte man den Versuch, „Jackass“ eine neue Note durch eine Road-Trip Story zu geben, gutheißen oder verschmähen? Sicherlich war Knoxville immer dann am besten, wenn es wirklich kaum (k)einen noch tieferen Abgrund zum Hineinspringen gab. Bis auf „Jackass: Mit Krawall im Weltall“ wäre ein weiteres Übertreffen von Absurditäten à la „Jackass 3D“ nicht zu ersinnen. Daher war die Idee, „Jackass“ erstmal langsamer angehen zu lassen, gut, denn alles andere wäre vermutlich eine aufgewärmte Kopie des bereits Vorangegangen geworden. „Road Trip plus Jackass“ unterhält zwar nicht immer grandios, aber Fans der Truppe und Knoxville-Enthusiasten werden auf ihre Kosten kommen.
Ach der Film ist sehr gut zum Anschauen,
vorallem für JUNG und ALT XD